Mein zweiter Bass war, nach dem Höfner 182 Shorty, ein Kasuga Jazz, der aus den ganzen anderen Jazzbässen, die im Laden hingen, herausstach. In Punkto Verarbeitung und Sound, er war einfach der bessere Bass - für mich, vielleicht hätte ein anderer Basser sich einen anderen Bass gegriffen.
Aber dann wurde mir zugetragen, dass mein Traumbass, den ich zu dem Zeitpunkt schon bestimmt bei 30 oder 40 Konzerten gehört und auch schon ein paar mal in der Hand hatte, verkauft wird. Also Geld zusammengekratzt, und schon hatte ich meinen Precision. Den 1964er, von dem ich heute noch schwärme, der heute noch viel von mir gespielt wird und der für mich unbezahlbar ist, trotz der Frevel, die ihm durch die Schaller Massivbrücke und die Jazz-Bass-PU - Fräsung angetan worden waren. Denn, wie schon ein paar mal geschrieben, in 1980/81 war ein Fender von 1964 nichts mehr als ein alter, gebrauchter Bass. Der Hype war noch nicht abzusehen.
Und obwohl ich im Laufe der vielen Jahre schon viele andere Precis in der Hand hatte, der alte ist und bleibt mein Preci, für mich gibt es keinen, der auch nur annähernd so organisch und fett knurrt wie eben das alte Stück Holz.
Ab und zu lag er auch mal zwei, dann bestimmt mal für 5 Jahre, in seinem Koffer, ohne auch nur eines Blickes gewürdigt zu werden. Zuerst war es ein Warwick Streamer Stage I, dann ein Haeussel 6, dann ein Haeussel 5-String, der ihm den Rang abspenstig machte. Im Moment wird er mindestens ebenso viel gespielt wie all meine anderen "Lieblingsbässe", mindestens so oft wie der Stingray 4.
Denn am meissten benutze ich die Rays, die 5- wie den 4-Saiter. Aber der Preci hat einfach seine Einsatzgebiete, wo er mir besser passt als die Rays, der Warwick, der Haeussel und die anderen Bässe, die ich zum Vergleich hernehmen kann. Und das, obwohl ich schon seit geraumer Zeit versuche, einen guten, jüngeren Vertreter für den 1964er Preci zu finden. Nicht wegen dem Sammlerwert, der ihn trotz der Bastelarbeiten immer noch bedeutend wertvoller macht als all die neueren Precis, zumindest für mich, denn einen solchen muss man erst mal finden. Fräsung hin oder her. Zwei Kandidaten hatte ich, aus denen leider jeweils nichts wurde.
Der eine war ein Bastel - Preci, aus einem Rockinger-Hals und einem Haeussel-Body vom Händler meines Vertrauens zusammengesetzt ("...lag alles so in der Werkstatt herum..."), er ist mir buchstäblich vor der Nase weggekauft worden, leider, denn der hatte das Zeug dazu, meinen guten Alten zumindest live zu ersetzen.
Dann ist mir aufgrund Streitigkeiten mit der "guten Freundin der Familie" ein Erbstück vorenthalten worden. Nein, ich lasse mich nicht so weit herunter, um dort noch mal aufzutauchen und den Bass einzufordern, obwohl das der Wille des Besitzers war. Aber ich will sein Andenken nicht durch einen Streit mit seiner "besten Freundin" beschmutzen, das tut schon sie durch ihr Verhalten genug. Und von dem Bass steht eben nichts im Testament, nur die letzte, unbeliebte weil aus Kosovo stammende Lebensgefährtin des Verstorbenen weiss davon, und die ist hilflos im Angesicht der Buchhalterin, die ja "nur den Besitz des Verstorbenen" in sicheren Händen wissen will.... Oder so ähnlich.
Dabei handelt es sich um einen mit - 70er Preci mit Maple Neck, Skunk Stripe und trotzdem aufgeleimten Ahorngriffbrett. Die Farbe ist dieses helle Blau-Metallic, keine Ahnung, wie das in richtig heisst. Ein wunderschöner Bass, der zwar lange nicht so mächtig klingt wie mein guter Alter, aber trotzdem schön, Preci eben, ein Bass, den ich nicht nur aus persönlichen Gründen doch gerne besitzen würde. Aber ich lasse mir nicht noch einmal nachsagen, mich zusammen mit "dieser Albanerin" am Erbe bedienen zu wollen. Wenn das der Verstorbene erleben könnte...
Also bleibe ich ein "Suchender", der immer noch nach einem Nachfolger für seinen alten Preci sucht. So lange muss ich eben den alten Bass weiter mit auf die Bühne tragen. Doch, wie schon so oft, bin ich davon überzeugt, dass "mein Bass" mich finden wird. Irgendwann werde ich meinen zweiten Precision haben, einen würdigen Nachfolger für meinen guten Alten.
Mit meinem Beitrag wollte ich unter Anderem aufzeigen, dass es, obwohl ich mit Instrumenten im Fender-Style angefangen habe, mehrere lange Phasen gab, in denen ich andere Instrumente bevorzugt habe. Dass ich aber, trotz der anderen hochwertigen Instrumente immer noch einen Preci besitze, denn ohne Preci geht es einfach nicht, ob jetzt als einziges Instrument eines Amateurs, oder als Instrument mit dem wiedererkennbaren Sound, den man anbieten können muss, weil das in manchen Musikgenres einfach so gehört, für einen Berufsmusiker.
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