Raumklangverbesserung

[JimmyZee]

Oooops . . . . . wer lesen kann, ist doch klar im Vorteil! Das gilt insbesondere für Diagramme . . . Da hab ich wohl etwas zu flüchtig drüber gelesen und muss meine Aussage revidieren. <shame-mode on> Da steht auch noch ganz groß "Absorptionsfaktor" und nicht "Frequenzverlauf" . . . ts,ts,ts . . . Asche auf mein Haupt!!!

Natürlich ist der Helmholtz-Resonator in den meisten Fällen nicht der richtige Weg. Das war auch mehr als Beispiel gedacht, was man mit wenig Aufwand und Know-How alles machen kann, statt sich den Raum mit Eierpappen zu "verbiegen".

Der Effekt auf den Band-Sound ist aber der Gleiche. Wie viele mehr oder weniger talentierte Nachwuchsmusikanten hab ich schon vorm Mikro gehabt, deren Sounds aus den Multieffektbodentreterkisten dann auf der grooooßen Kirmes-Bühne einfach nur dünn und kreischend war. Und dann wird natürlich der Tontechniker beschimpft (meist von den Eltern und Freunden), der das nicht richtig mischen kann! Weil im Probenraum klang das ja sooo geil . . .

Teppich mit 10-15 Zentimeter Abstand zur Wand sind auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung. Und vereinzelte (darauf liegt die Betonung!) Eierpappen in Ohr-Höhe können hilfreich sein. Der Ansatz muss auf jeden Fall sein, den Raum nicht zu töten, sondern seine Probleme gezielt zu bearbeiten. Der Klang des Raumes sollte in Richtung Neutral = möglichst linear gehen. Gegen Probleme mit den Nachbarn hilft nur: Raum-in-Raum-Konstruktion (sehr teuer), Umziehen (meist nicht möglich, da es Probenräume nicht wie Sand am Meer gibt) oder leiser Proben (meist das effektivste Mittel).

Viele Grüße
Der Karsten

 

[JimmyZee]

Nachtrag:

Als sehr hilfreich hat sich erwiesen, das Schlagzeug auf ein kleines Holzpodest (10-15 Zentimeter reichen) zu stellen, und die Amps auf Ohr-Höhe zu bringen (erst dann hört man nämlich selbst richtig, was man seiner Umgebung zumutet . . . <grins-mode&gt
Glaubt mir: die Gitarristen werden leiser! Das funktioniert wirklich!

Edit: Eine alte Kuscheldecke über dem Schagzeug an die Decke gehängt absorbiert recht erfolgreich die schnellen und meist sehr lauten Transienten von Crash-Becken, die schon so manchem Mitmusiker die Trommelfelle lädiert haben.
Es ist grundsätzlich ein gutes Gefühl, wenn man sich im mittleren Alter noch ohne Hörgerät verständigen kann . . .

Grüße, Karsten

 

[TomM]

Einverstanden ! []

 

[insan0r]

Wow, das sind mal hilfreiche Ausführungen. Genau sowas hab ich gesucht... Trotzdem möchte ich gerne eure Meinung zu meinem (unserem) geplanten Vorhaben wissen.

Ausgangslage
Seit gestern Abend haben wir endlich einen neuen Proberaum (50m2 fast quadratisch, zum Preis von 300Fr.). Gleich gegenüber eines Viehstalls (der Pächter haltet dort so lustige hochland Kühe, auch bekannt als Yaks). Da können wir krachen und machen was und so lange wir wollen. Der Raum ist oberhalb einer Einstellhalle gebaut und wurde vormals als Partyraum gebraucht. Die Wände sind aus Holz und dazwischen mit Glaswolle isoliert (normale Wärmeisolierung halt). Der Raum ist direk unter dem Giebeldach... Und da ist auch schon das Problem, er hallt ganz ordentlich wenn nix im Raum steht.

Soll
Wir wollen einen ordentlichen Raumklang erreichen. Isolation nach aussen ist nicht notwendig, da das nächste Haus 400m Hangabwärts steht. Ich habe mir nun überlegt die Wände wie bereits beschrieben mit Spannteppich auszukleiden, jeweils mit einem Abstand von +/- 5cm zur Wand (das ganze mit Dübel). Das Giebeldach wollen wir mit Noppenschaumstoff (uiii das wird teuer) auskleiden und den Boden mit Spannteppichen versehen. Das Schlagzeug kommt auf ein Podest aus ausgedienten Paletten und Brettern, welches ebenfalls noch mit Teppichen bespannt wird...

Frage, denkt ihr das ist die richtige Vorgehensweise für diesen Raum oder wisst ihr noch eventuelle Ergänzungen?

 

[TomM]

Ich würde in den Giebel einfach Stoff aufhängen, vielleicht mehrere Lagen Bühnen-Molton übereinander, so als Baldachin. Dann reicht es wohl, wenn von den Wänden jeweils eine der beiden gegenüberliegenden mit Teppich im Abstand zu der Wand zugehängt wird. Auf den Boden gehört natürlich auch Teppich. Als billige Unterlage für das Schlagzeug gehen auch ganz gut die Platten aus Altgummi-Granulat, die man als Waschmaschinenunterlage im Baumarkt bekommt. Wenn der Boden massiv ist (Beton/Estrich) ist das aber auch nicht so wichtig.

Das alles kostet nicht viel und ich würde das Ergebnis erst einmal beurteilen. Der Raum soll immer noch einen gewissen Nachhall haben. Falls höhere Töne (z.B. Becken, Snare) immer noch zu laut sind bzw. nachhallen, kann man dann auf die freien Wände etwas Pyramidenschaumstoff bringen.

Bitte nicht vergessen: auch wenns gut klingt, ist der Bass immer noch ungedämpft. Also entweder mit weniger Bassanteil im EQ spielen und gute Position für die Box suchen, oder Bassabsorber verwenden. Das ist unabhängig von den anderen Maßnahmen. Ich hab keine Erfahrug mit selbstgebauten Bassabsorbern, aber ich würde es zunächst mit größerem Volumen an Steinwolle o.ä. in den Raumecken probieren. Fertige Elemente aus Spezialschaumstoff kosten halt.

 

[JimmyZee]

Fürs Dach gehe ich da mit. Den teuren Noppenschaumstoff kannst du dir sparen (im wahrsten Sinne des Wortes). Molton-Abhängung sollte es tun. Das mit dem Teppich und den Wänden macht auch Sinn. Nicht alles zuhängen! Zwei rechtwinklig zueinander stehende Wände abhängen (das meint das gleiche wie oben) sollte ausreichend sein, um "Stehenden Wellen" vorzubeugen. Ein Bassabsorber wird wahrscheinlich nicht nötig sein, mit 50qm leidet ihr ja nicht gerade an Platzmangel. Da kann man dann auch ein bisschen mit der Aufstellung des Bassamps 'rum experimentieren. Der hängende Teppich tut da schon Einiges.

Amps in Ohrhöhe - oder zumindest deutlich höher als auf dem Fußboden. Eine Bassbox gehört auf keinen Fall in eine der Ecken! Am besten vielleicht an die Längswand, genau gegenüber des Schlagzeugs, etwa einen bis anderthalb Meter weg von der Wand. Und hinter dem Schlagzeug eine der zwei abgehangenen Wände. Geht mit Sicherheit auch anders, ist ja nur ein Beispiel . . .

Wenn man das Schlagzeug auf einem etwas höheren Podest platzieren kann, hat man den Effekt, dass die lauten Becken weiter weg vom Ohr kommen (Gehörschutz) und dass man die Bass-drum - vorallendingen als Basser - im Bandgefüge besser hört. Natürlich darf man einen Schlagwerker auch nicht auf einen Elfenbeinturm verbannen . . . der bildet sich womöglich noch was drauf ein!

Soweit erstmal, probiert's aus.
Viele Grüße
Karsten

 

[TomM]

Karsten, wann schläfst Du eigentlich ?

 

[JimmyZee]

Wenn ich mit posten fertig bin.

Edit: []

 

[insan0r]

Wow cool, besten Dank für die Ausführlichen Tipps. Ich werds ausprobieren. Bin vor allem froh wenn wir keine Stein oder Glaswolle verwenden müssen, kann gut auf das Jucken verzichten ! Was sich einfach noch als Problem erweisen könnte sind die Molton Tücher beim Giebeldach, ich darf die Beleichtung die in der Mitte hängt nicht überdecken... werds schon schaffen !

 

[TomM]

Ja, das haben wir bei den ganzen Überlegungen nicht erwähnt. Es gibt Brandschutzvorschriften, aber unabhängig davon, häng bitte keinen Stoff direkt über den Lampen auf. Vielleicht kann der Baldachin in ausreichendem Abstand unter den Lampen hängen ? Licht bekommst du sicher auch noch anders. Ein einziger Deckenfluter als Stehlampe mit 300W gibt wunderbares indirektes Licht an einer hellen Decke.

 

[grand]

brandschutzvorschriften gibts für private sachen keine. allerdings hilft gesunder menschenverstand.

 

[insan0r]

Ich hab grad occassion 50m2 Molton schwarz für 90 Fr. gefunden, wenn das nicht n Schnäppchen ist. Das Zeug soll angeblich ziemlich Feuerfest sein. Werde es aber mit genügend Abstand zu den Lampen montieren, will schliesslich auch noch was sehen [^].

 

[JimmyZee]

Molton ist grundsätzlich aus 100% Baumwolle. Wenn das richtiger Bühnenmolton ist, ist er aber mit einem Brandhemmer imprägniert. das macht ihn nach DIN 4102 schwer entflammbar. Was allerdings nicht zu unterschätzen ist - das haben wir neulich bei uns im Theater wieder gesehen - ist der Staub, der sich im Laufe der Zeit auf der Oberfläche absetzt. Der brennt oft recht gut. Da kam der Hauptdarsteller mit einer kleinen, brennenden Silberfontäne hinterm Vorhang vor (so Dinger, die man auch auf Geburtstagstorten steckt), und - hui - wälzte sich eine große Flammenwalze über den Vorhang. Mehr ist nicht passiert, aber ich hab mir vor Schreck fast eingemacht. Man muss erwähnen, dass unser Theater fast gänzlich aus Holz gebaut ist! Seither nehmen wir so aller paar Monate mal den Staubsauger zur Hand . . .

Grüße, Karsten