... und Wiegeschritt - äh, ja, an dieser Stelle vielleicht zurück zum Notenlesen und so...
Es gibt beim Notenlesen meiner Ansicht nach mehrere Aspekte, die wichtig sind. Wenn ich es richtig verstehe, wird es überwiegend - und vielfach auch hier - mit dem Erlernen der Notennamen gleichgesetzt.
Auch ich habe als Kind Cello gelernt und kann die Erfahrungen von whitewater nur bestätigen: Man kann ohne harmonisches Verständnis und ohne die Notennamen zu kennen in der Klassik ziemlich weit kommen. Natürlich kann ich beim Cellospielen problemlos vom Blatt spielen, so hat man es mir beigebracht. Und ich bin bis zu zwei Hilfslinien im Bass- und Violinschlüssel firm.
Das hilft mir aber für den Bass nicht viel. Das Schlimmste für mich ist dann noch die D-Saite, die bei beiden Instrumenten vorhanden ist und bei der sich mir immer wieder die Fingersätze vom Cello aufdrängen, wenn ich sie wieder verlasse. Eine Musiklehrerin von früher, die ebenfalls Cellistin war, hat in der Folge den Bass in Quinten umgestimmt...
Will sagen: Für mich kommt der Aspekt der Automation auf dem Griffbrett etwas zu kurz. Man kann das ohne Instrument und ohne App üben, wenn man Noten vor sich hat und versucht, die Töne in Gedanken auf dem Griffbrett zu greifen. Virtuelles Training ohne Strom... das geht auch im Bus oder Zug.
Ein weiterer Aspekt ist "Chunken" . Man muss für das vom-Blatt-Spiel in der Lage sein, mehrere Noten mit einem Blick zu erfassen und voraus zu lesen. Man könnte das üben, in dem man einen Takt liest, dann die Augen schließt und es in Gedanken nachspielt.
Und noch ein Aspekt: Man muss rhythmische Figuren schnell und sicher erfassen. Wenigstens mal alle 16tel-Figuren, die man in einem Viertel unterbringen kann (einschließlich Pausen), sollte man erkennen und abrufen können. Und ne vorgezogene Achtel oder Sechzehntel sollte einen nicht völlig aus dem Groove bringen. Das og. Buch von Spreizer bietet dafür einige Übungen.
Sight-Reading Samurai von Marcus Monteiro hatte ich mal als Leseprobe angeschaut. Den Ansatz, sich selber Vorzeichen zu den Übungen dazu zu denken, finde ich genial, schließlich muss man am Ende immer zunächst schauen, in welcher Tonart ein Stück steht. Man kann das mit allem Material machen, das einem zur Verfügung steht und z.B. Noten, die man in C-Dur stehen hat, gedanklich einfach mal mit zwei oder drei Kreuzen versehen und drauf los spielen. Dadurch, dass es dann völlig anders klingt und evtl nicht immer in der gleichen Lage gespielt werden kann, hat man Übungsmaterial, das einem vom hörenden Erfassen zum Lesen bringt. Dazu sollte man dran denken, dass man beim 2. Durchgang schon weitgehend mit dem Gehör arbeitet, also wer Notenlesen lernen möchte und nicht Repertoire draufschaffen, sollte wohl keinen 3. Durchgang mehr machen, weil das zu viel Zeit für anderes als Notenlesen bedeutet (die Idee ist glaub auch aus dem "Samurai", vielleicht sollte ich es mir doch mal kaufen und durcharbeiten...).
Meines Wissens gibt es keine Abkürzungen, am Üben wird kein Weg vorbeiführen...
.
janekgwizdala.com
