No Fender? Das Kleine Gallische Dorf... oder: was stimmt mit mir eigentlich nicht?

bin ja bekennender freund des gepflegten vintage-preci-tons. aber jedesmal wenn ich hier superlative wie "der oder der bass ist der beste" usw. lese, kommen mir zweifel an der objektiven urteilsfähigkeit des verfassers solcher vermeindlich universellen "wahrheiten". mancher pflegt da offensichtlich seine leozentrische weltsicht (wobei es solche vertreter aber natürlich auch in anderen lagern gibt). auffällig ist allerdings, dass der anteil der der missionierenden im fenderlager doch erhöht scheint. begründen wir dies wohlwollend mit der statistik. es gibt und gab über die jahrzehnte einfach überproportional viele instrumente dieses herstellers auf dem markt. folglich sollte auch der anteil der markenfetischisten entsprechend höher ausfallen.

dazu kommt der verdacht auf, dass die meinungsbildung doch einer gewissen gruppendynamik unterliegt. möchte nicht wissen, wieviele rookies sich die "wahrheit" ihres vorbilds zu eigen machen, wenn xy das sagt, muss das ja stimmen. zumindest ist es eine wenig riskante möglichkeit eine "eigene" meinung zu äußern oder sich einer gruppe zugehörig zu fühlen, schlimmstenfalls anzubiedern. wir sind nunmal rudeltiere. möglich auch das tumbe denken, dass der erfolg der masse (dem preci und seinen fans) recht gibt. (demnach müsste ich modern talking, scooter oder helene fischer-fan sein. so viele fans können nicht irren ;-)). mancher möchte oder muss vieleicht sein lagerdenken vor sich selbst rechtfertigen und rezitiert daher sein credo gebetsmühlenartig. fast so, als müsse er sich immer wieder selbst überzeugen, um in der weiten, bunten basswelt nicht die orientierung zu verlieren. wieder andere wissen womöglich um des schwachsinns dogmatischen denkens und sind reine provokateure. ob aus psychopathologischen, marketingstrategischen oder ganz anderen gründen...? ich weiß es nicht...

zum te: ich kann absolut nachvollziehen, was er meint, wenn er bei den klassischen geräten eine gewisse "schlabberigkeit" im spielgefühl erkennt. wenn ich nach längerer preci-phase meinen schack 5er auspacke, bin ich jedesmal wieder von der leichtgängigkeit, schnellen ansprache, gleichmäßigkeit seines leicht komprimierten, breitbandigen tons begeistert. switche ich dann wieder auf den preci, haut mich dafür dessen hammer-vintage ton und andere haptik aus den socken. seine "behäbigere" ansprache, etwas höhere saitenlage, breite saitenabstände inspirieren mich aber und haben einen großen einfluß auf die spiel-/ausdrucksweise. und nehme ich dann meinen ibanez, treiben mir die handschmeichelnde haptik und die ausdrucksmöglichkeiten seines extrem leichtgängigen, epoxidlaminierten fretlessbretts pipi in die augen.

meine instrumente könnten also unterschiedlicher kaum sein, was sound, haptik, schwingverhalten angeht. die vermeintlichen stärken/schwächen eines instruments kann man aber eh immer nur im vergleichenden kontext erkennen. und bestimmte schwächen können in anderem kontext zur stärke werden. so, wie ein autist vielleicht in bestimmten bereichen "schwächen" haben mag, die aber andere hochbegabungen ermöglichen oder möglicherweise sogar bedingen. (man möge mir den vergleich mensch - musikinstrument verzeihen). am ende muss jeder für sich selber entscheiden, was er als schwäche oder stärke definiert, das hängt entscheidend von den individuellen anforderungen/ansprüchen ab. und ob, wie und warum ein instrument jemanden inspiriert (oder eben nicht) ist ebenso individuell.

gäbe es den universellen, besten bass, den bass ohne schwächen, alle welt wäre sich einig, man könnte ihn bauen und kaufen,...hätte er sich schon bald wieder selbst disqualifiziert. er würde langweilig, böte keine reibungspunkte mehr, man würde den vergleich und das neue, unbekannte suchen und finden. glück ist ein nunmal ein kontrasterlebnis.

ich gönne jedem seinen gral, wünsche aber auch jedem, dass seine neugier nicht einschläft und man offen für vielfältigkeit und veränderung bleibt.
 
Ich finde der Ansatz "Ich entscheide mich gegen einen Bass" irgendwie komisch. Eigentlich entscheidet man sich irgendwann für einen Bass. Das ist ein positiver Prozess. Klar - damit ist quasi auch eine Entscheidung gegen die anderen Basskandidaten (sofern man mehere Bässe probiert) gefallen - das steht aber im Hintergrund.

Es ist eben nicht so, dass man Bässe nach einem Ausschlussverfahren wählt. Quasi so lange testen bis alle weg sind und die übrig gebliebene Möhre muss es dann sein.

Bei Fender muss man sich halt auch immer wieder vor Augen halten, dass ein grosser Teil der stilbildenden bzw. klassischen Musikstücke der Rock- Funk-, Soul- und Popmusik mit Fender- oder fenderartigen Bässen eingespielt wurden. Ein stückweit sind unsere Ohren da quasi kalibriert. Der Sound dieser Bässe klingt vertraut und bildet hier und da Brücken zu emotionalen Anteilen von bestimmten Songs...

Das soll andere Bässe überhaupt nicht in Abrede stellen. Es beschreibt eben nur ein weiteres Merkmal der Stellung der Fender-Konzepte.

Basshole
 
Nö. Gerade, was anders ist, erregt Aufmerksamkeit und Interesse, wenn es zum persönlichen Schönheitsideal kompatibel ist.
Sonst würde man ja nur noch Oldiebands hören.
 
Ich sprach nicht von Aufmerksamkeit und Interesse. Ich sprach von Vertrautheit...
 
Ja, Vertrauen ins altbekannte Soundspektrum.
Ich denke, dass das bis zum 30sten Lebensjahr nicht funtioniert. Danach zieht man gewohntes vor.
 
Ich bin aber unabhängig davon der Meinung, dass der Bassist sowieso anders hört. Er muss, dort wo er steht, sein eigenes Instrument entweder aus dem Mix der Bandmitglieder heraushören, oder, bei anderen Konstellationen und Arrangements, sein Instrument eher verschmelzen wollen.

Beides wird von unterschiedlichen Bässen unterschiedlich geliefert. Entweder das Brummige oder das melodiös Singende halt. Oder Zwischenformen. Platten hören und dann so klingen wollen, hat bei mir noch nie funktioniert, weil ich nicht der Zuhörer bin, sondern der Musiker.
 
Sehr schön gesagt, Dumbopop.

Und Basshole, du nimmst mir die Worte aus dem Mund, man entscheidet sich seltenst "gegen" einen Bass, sondern immer "für" einen. Er muss doch zur Musikerpersönlichkeit passen. Niemand wird mit aller Gewalt Mitglied in einer Beatles-Tribute-Band, nur weil er unbedingt einen Höfner Violinbass spielen möchte.

Wenn Dir der Bass von der Haptik und vom Sound her passt, dann ist es Dein Bass. Marke: Egal. Headstock: Egal. Besaitung: Egal. Pickup-Bestückung: Egal. Man "braucht" eigentlich keinen Fender-Bass.

Der Einsatzzweck, der Sound, die Musik, die gemacht wird und am Ende natürlich der Musiker ist es, der den Bass "brauchbar" macht.
 
Nö. Gerade, was anders ist, erregt Aufmerksamkeit und Interesse, wenn es zum persönlichen Schönheitsideal kompatibel ist.
Sonst würde man ja nur noch Oldiebands hören.

das halte ich für nicht ganz durchdacht. Klar erregt etwas "anderes" und "neues" erstmal Aufmerksamkeit. Diese Aufmerksamkeit muss nicht zwangsläufig positiv sein[¦)] Ob aus etwas neuem und anderem eine Innovation wird hängt ja von der persönlichen Resonanz oder der Resonanz von Hörern, Kunden, Verkaufszahlen etc ab.

ich möchte dich außerdem dran erinnern, dass Oldiebands sich weiterentwickelt haben...teilweise zu Rockbands, Metalbands, Britpopbands etc. trotzdem wird dort sehr häufig Fender gespielt. In manchen eben nicht. Der Erfolg von Fender liegt auch einfach drin, dass die Instrumente fast immer passen und die Töne die man produziert sich in jeglichen Mix super einfügen, ohne dass man an 5 Reglern drehen muss. Edelbässe (ich mag Spector, MTD) sind interessant weil sie top verarbeitet teilweise schön anzusehen und naja einfach..edel sind. Was wirklich es neues und aufregendes ist das auch schon laaaange nicht mehr.
Ich sehe auf Basstheworld immer die Versuche Innovationen herzustellen, manche wirken ja interessant und witzig, aber man will kein Interessantes und witziges Instrument...man will spielen und ein zuverlässiges gut-klingendes Instrument. Zumindest ich. Für Schnickschnack habe viele nicht die Zeit und das Geld, was sich ja gegenseitig beeinflusst.
 
Ich mag hier und da falsch liegen, klar.
Jedenfalls ist die Häufigkeit eines Fabrikats oder sonstige marktbetrachtende Sichtweise mir bei der Auswahl meiner Instrumente immer völlig egal gewesen. Bei meiner Soundsuche bin ich mittlerweile sowieso bei ca. 85% Selbstbau angekommen, jüngst übrigens ein Singlecut-Preci (mit einem einzigen Regler und einem Microschalter).
 

Bei meiner Soundsuche bin ich mittlerweile sowieso bei ca. 85% Selbstbau angekommen, jüngst übrigens ein Singlecut-Preci (mit einem einzigen Regler und einem Microschalter).

Das macht dich sicher nicht unsympathisch. Allerdings hast du ja auch bei deinem Selbstbau was von Fender "erkauft";-)

Ich schreib das nicht um zu sagen, dass man Fender spielen soll/muss (halte ich für Quatsch), sondern um aufzuzeigen, dass eine Entwicklung mit diesen "alten" Instrumenten voll gut klappt:-)
 
Der Erfolg von Fender liegt auch einfach drin, dass die Instrumente fast immer passen und die Töne die man produziert sich in jeglichen Mix super einfügen, ohne dass man an 5 Reglern drehen muss. .

Naja, das kann (zumindest empfinde ich das so) mein bundloser Frosch auch und der hat mit Fender echt in jeder Hinsicht nicht viel zu tun ...
 
Ich finde der Ansatz "Ich entscheide mich gegen einen Bass" irgendwie komisch. Eigentlich entscheidet man sich irgendwann für einen Bass. Das ist ein positiver Prozess.
Exakt so sehe ich das auch. Ich bin für Fender (speziell Preci), das heißt aber nicht, dass ich explitzit gegen alles andere bin. Im Gegentum. Ich hab schon einiges gehabt: Status, Ibanez, Human Base, Dingwall, ... was kann ich denn dafür, dass mich das alles nur noch mehr in Richtung Fender P getrieben hat? ;-)
 
Der Erfolg von Fender liegt auch einfach drin, dass die Instrumente fast immer passen und die Töne die man produziert sich in jeglichen Mix super einfügen, ohne dass man an 5 Reglern drehen muss.

Auch wenn ein Bass 5 und mehr Regler hat, dann heisst das nicht, dass ich die verwende.
Aber ich kann (!) sie verwenden, wenn ich wieder mit einem halbdebilen Kiffer-Tontechniker konfrontiert bin.
Ein anderer hat zwischen seinem heiligen Passivbass und Röhrenamp einen externen Preamp hängen und verbiegt eben mit dem den Sound.
Viel Unterschied besteht da sonst nicht.
 
Da fällt mir das alte Sprichwort ein: "Getroffene Hunde bellen"...

nein. aber wenn ich so dünnschissiges gelaber höre:

Aber wenn ich immer dieses Gelabere höre, meine XY-Yokohama-Nagasaki-Fender-Kopie ist um Welten besser als jedes Original, kann ich nur müde lächeln. Leute, man kann sich auch vieles schönreden. Wir haben hier im Forum schon einige tolle Soundbeispiele präsentiert bekommen, vom originalen alten 60s Fender bis zum Custom-Shop-Palladino-Precision. Bauschis weißen 63er z.B. habe ich schon live gehört. Und ich wage zu bezweifeln, dass da irgendeine Kopie gegen anstinken kann. Glaubt mir Leute, bei einem A-B-Vergleich würdet ihr weinend nach Hause laufen...

dann bekomme ich schaum vor dem mund. denn das, was du da beschreist, ist: niemand kann einen fender-bass kopieren. und das ist groteskester bullshit, das ist markenfetischismus und wunschdenken. das ist genau so ein tünneff wie die mär vom trägen 15" speaker. vielleicht finde ich dafür auch noch passendere worte, die nicht beleidigend wären. es ist komplett lobotomierter schwachsinn und ich kann leute, die selbigen von sich geben, nicht ernst nehmen. vielleicht nehm ich mal ein paar soundfiles auf, wenn ich irgendwo einen fender-preci in die finger bekomme, dann darfst du zwischen meinen beiden nicht-fendern das original raushören.
 
Haben ist besser als brauchen! :D

Auch wenn über deine Vorstellungskraft geht, aber bei mir ist eigentlich immer alles flat, nur die Tonblende wird gelegentlich zugedreht. :D
Ich versuche die Potis aber trotzdem 1x im Monat ein paar Mal hin und her zu drehen, damit sie schön gängig bleiben.

Nur weil ich neugierig bin:
Wie viele EQ-artigen Treter (Preamps usw.) hängen zwischen deinem Bass und Amp?
 
@alice303 :
Ruhig Blut. Vor ein paar Jahren gab es doch den Precitest, bei dem ein Hohner beim Blindtest von einer Handvoll Preci-Aficionados als bestklingenster Preci hervorgegangen ist.
Soviel zu dem Thema. [¦)]
 

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