Frust, Kein Bock und alles nur noch sch.......

[orgeloli]

Ich bin momentan völlig ausgebrannt. Musikalisch läuft es mit der Band super, wir verstehen uns alle klasse. Arbeiten auch gerade an der ersten CD, auch wenn dies mir ein wenig zu lange dauert (wie lange kann man eigentlich ein Schlagzeug mixen?!).
Abseits davon bin ich aber absolut frustriert. Ein Musiker bei uns hat kaum Zeit für Gigs, begründen kann er dies nicht, es ist einfach so. Es ist tatsächlich einfacher zu fragen wann im Jahr die Person Zeit hat als andersrum. Dadurch musste ich schon 2-3 Gigs abschreiben wo wir "spontan" (2-3 Wochen Vorlauf) hätten einspringen können.
Und selbst wenn man Zeiten hat wo Gigs passen würden, wir bekommen diese schlichtweg nicht. Die Veranstalter antworten nicht einmal bzw. sehe ich das die Soundcloud Sachen nicht gehört werden (ich bin inzwischen völlig paranoid was das angeht). Es spielen hier gefühlt immer die selben Bands an den gleichen Orten. Wir bekommen schlichtweg keinen Fuß in die Tür, einzige Gigmöglichkeiten sind Offene Bühnen wo jeder hindarf oder man kauf sich ein wie beim z.B. SPH.


Ich liebe es auf der Bühne zu stehen, aber seit Jahren klappt es einfach nicht. Ich mach seit knapp dreizehn Jahren Musik und ich stand vielleicht auf dreizehn Bühnen. Es kam immer irgendwas dazwischen (Wegzug durch Studium, neues Bandmitglied sprengt die Band, erfolglos bei der Musikersuche usw.). Trotz musikalisch höchst spaßiger Band bin ich gefrustet, einfach nur gefrustet. Hätte ich kein Pflichtgefühl meinen Bandmitgliedern gegenüber, ich würde wohl aktuell mein ganzes Equipment verkaufen und mir nen Urlaub damit finanzieren. Ich hänge ab und zu wie ein Schluck Wasser in meiner Wohnung rum und mache nix deswegen, andere Hobbys kommen völlig zu kurz.

...bei mir ist das ähnlich...allerdings isses begründet...Schlagzeuger und Sängerin haben kleinere Kinder....der Gittarist zahlreiche andere Verpflichtungen, und obwohl ich mich eher als die treibende Kraft sehe, habe auch ich meine Termine, wo ich ausfalle....große Kinder.....Geburtstag vom Vadder...meine Messetermine( endlich wieder).
Mir reicht das nicht nur 2 Mal im Jahr zu spielen........also hab ich mich umgesehen und einiges ausprobiert, aber mir wurde auch bewusst mit wem ich Musik machen möchte......ich spiele genau in der Band in der ich spielen will und die wenigen Gigs gehören dazu.

Nebenher hab ich mit der Sängerin und einem Trompeter ein Straßenmusiktrio auf die Beine gestellt und so haben wir immer wenn wir Lust haben einen Gig.....man braucht sich nur auf die Straße zu stellen und wenn man nicht gerade den neuen Song direkt auf der Straße probt, findet sich auch Publikum ein.
Ich kann auch, wenn man große Ambitionen hat und nicht mit Profis arbeitet, zu kleinen Besetzungen raten....da hat man weniger verschiedene Meinungen, weniger Termine die Konzerte verhindern usw.

 

[8Miles]

EADG schrob: "Ich würde in keiner Band spielen, in der jemand mitspielt, dem Auftritte egal sind."

Ich spiele seit 50 Jahren auf öffentlichen Bühnen (allerdings bisher keine 1000 Gigs). Ich mag Auftritte. Aber es werden immer weniger und die Publikumszahlen nehmen ab. Ein allgemeiner Trend.

Als Musik-Junkie kann ich gar nicht oft genug spielen. Ob vor Publikum, ist mir nicht mehr so wichtig, eher ein "Nice to have". Wenn die gute Fee vorbeikäme, würde ich sagen: Bitte dreimal in der Woche mit möglichst guten KollegInnen in drei verschiedenen Stilen intensiv proben/jammen – SPIELEN. Da die gute Fee sich rar macht, bin ich selbst dabei, diesen Traum real werden zu lassen. To be continued…

 

[EADG]

Da die gute Fee sich rar macht

Meine Erfahrung ist, dass je mehr ich öffentlich spiele, desto mehr werde ich als Musiker wahrgenommen und angefragt. Auch von guten Feen.

 

[8Miles]

Meine Erfahrung ist, dass je mehr ich öffentlich spiele, desto mehr werde ich als Musiker wahrgenommen und angefragt. Auch von guten Feen.

Da hast Du mich wohl falsch verstanden: Ich freue ich, wenn ich öffentlich auftrete – und tue viel dafür. Es hat für mich aber nicht mehr Priorität. Wenn ich wählen dürfte: Regelmäßger Jam/Probe mit guten (!) Musikern oder gelegentliche Auftritte, würde ich Ersteres wählen. Beides zusammen wäre natürlich noch besser. Anders gesagt: Die möglichst häufige kreative Interaktion mit möglichst guten Musikern (auch nur im Übungsraum/Studio) wäre mir inzwischen wichtiger als Auftritte vor einem meistens doch sehr überschaubaren Publikum.

 

[bluefunk]

Die Motivation und Lust auf Neues kommt bei mir mit der Bühne.

 

[Loki]

Solche Cracks kenne ich nicht, die als Musiker einen "Nine to Five" Job haben. Bei welchen Produktionen spielen die denn mit, dass sie sich das leisten können? Oder verdienen die ihr Geld anderswo und laufen als Amateure regelmäßig im Radio? Wie gesagt -ich kenne solche Cracks

Kate Bush zb. Oder Shawn Tubbs, der spielt seit 4 Jahren nicht mehr live sondern nur noch Studio. Wo der gespielt hat? Unter anderem Stone Temple Pilots. Sind allerdings weniger als Hobbymusiker zu sehen. In der Klassik kenne ich persönlich einen Geiger, der regelmäßig im Studio als Solist für Filmmusik gebucht wurde aber 50 Jahre kein Konzert gegeben hat

 

[gillento]

Da hast Du mich wohl falsch verstanden: Ich freue ich, wenn ich öffentlich auftrete – und tue viel dafür. Es hat für mich aber nicht mehr Priorität. Wenn ich wählen dürfte: Regelmäßger Jam/Probe mit guten (!) Musikern oder gelegentliche Auftritte, würde ich Ersteres wählen. Beides zusammen wäre natürlich noch besser. Anders gesagt: Die möglichst häufige kreative Interaktion mit möglichst guten Musikern (auch nur im Übungsraum/Studio) wäre mir inzwischen wichtiger als Auftritte vor einem meistens doch sehr überschaubaren Publikum.

gelegentliche Auftritte ohne Probe klingt für mich eher suboptimal

 

[DeusVult]

Der Studiomusiker (und Bassist) schlechthin war James Jamerson.
Der gute Mann soll wenig bis gar nicht auf der Bühne gestanden haben, hat aber nachweislich für etliche Motown Hits den Bass geschrieben und eingespielt.

 

[bluefunk]

Der Studiomusiker (und Bassist) schlechthin war James Jamerson.
Der gute Mann soll wenig bis gar nicht auf der Bühne gestanden haben, hat aber nachweislich für etliche Motown Hits den Bass geschrieben und eingespielt.

ja, aber gerade er hat sich ständig neuen Herausforderungen gestellt. Auch dies ist eine große Motivation.

 

[EADG]

Da hast Du mich wohl falsch verstanden: Ich freue ich, wenn ich öffentlich auftrete – und tue viel dafür. Es hat für mich aber nicht mehr Priorität. Wenn ich wählen dürfte: Regelmäßger Jam/Probe mit guten (!) Musikern oder gelegentliche Auftritte, würde ich Ersteres wählen.

Ich sehe das eher im Zusammenhang. Wer nur im stillen Kämmerlein für sich spielt, lernt niemanden zum Jammen und Spielen kennen. Die Wahl stellt sich so zumindest für mich nicht.

Kate Bush zb. Oder Shawn Tubbs

kenne ich nicht persönlich, aber es ist wohl ein Riesenunterschied, ob sich Musiker nach mehreren Welttourneen eine Auszeit nehmen, oder ob irgend jemand sagt "Ich möchte grundsätzlich öffentlich nicht auftreten". Ich möchte auch gar nicht bestreiten, dass es vielleicht hervorragende Musiker gibt, die nicht vor Publikum spielen wollen. Aber ich kenne keine -woher auch, wenn die nicht öffentlich spielen

Der gute Mann soll wenig bis gar nicht auf der Bühne gestanden haben

Der gute Mann war in den Fünfziger und Sechziger Jahren Berufsmusiker in den USA. Ich glaube, der hat viel mehr Bühnen gesehen als du und ich zusammen. Irgendwann wurde er bei Motown fest angestellt. Das sind alles Ausnahmen.

Aber wovon reden wir hier eigentlich? "Frust, kein Bock und alles nur noch Sch..." Es geht um Motivation. Meine Erfahrung ist, dass die Motivation wächst, wenn man mit anderen erfolgreich kommuniziert und kooperiert. Als Musiker findet das für mich im Proberaum und auf der Bühne statt. Der Proberaum dient -wie der Name schon sagt- der Probe für den Ernstfall, nämlich die Bühne. So sehe ich das.

Soundgetüftel vor dem Rechner finde ich weniger spannend. Den Rechner benutze ich nur, um Arrangements auszuprobieren, die ich dann aber irgendwann mit echten Musikerinnen und Musikern auf der Bühne spielen möchte.

 

[DeusVult]

Meine Erfahrung ist, dass die Motivation wächst, wenn man mit anderen erfolgreich kommuniziert und kooperiert.

Vom Zeitraum 2019 bis 2021, also wärend sich die Liveszene massiv einschränken musste, habe ich über Fiverr Dienstleistungen angeboten und geriet so in die Welt der Online-Collaborationen.
Da habe ich so Manchen kennengelernt und es fand eine ganze Menge Kommunikation und Kooperation statt.

 

[EADG]

die Welt der Online-Collaborationen

...scheint für dich eine gute Möglichkeit zu sein. Für mich wäre das auf Dauer unbefriedigend. Auf Dauer fände ich auch bassic unbefriedigend, wenn ich nicht ein paar Leute kennen würde -Ich glaube, junge Leute würden heutzutage schreiben "im real life kennen würde"

 

[fmm]

...scheint für dich eine gute Möglichkeit zu sein. Für mich wäre das auf Dauer unbefriedigend. Auf Dauer fände ich auch bassic unbefriedigend, wenn ich nicht ein paar Leute kennen würde -Ich glaube, junge Leute würden heutzutage schreiben "im real life kennen würde"

Aber ohne Bassic würde man auch kaum andere Basser-inen kennen lernen, weil man sich ohne die Treffen und Absprachen hier sonst "im real life" wohl kaum über den Weg laufen würde.

 

[Loki]

Meine Motivation ziehe ich aus komponieren und arrangieren, recorden und mixen. nur spielen langweilt mich ehrlich gesagt. Treffe mich ab und zu mit Kumpels und wir jammen ein wenig. Als Abwechslung ganz nett

 

[orgeloli]

Die Motivation und Lust auf Neues kommt bei mir mit der Bühne.

Ja...aber ein deiner Bühne findet ja auch die Interaktion mit neuen und guten Musikern statt......das hast du dir fein zusammengebastelt

 

[EADG]

Meine Motivation ziehe ich aus komponieren und arrangieren, recorden und mixen. nur spielen langweilt mich ehrlich gesagt. Treffe mich ab und zu mit Kumpels und wir jammen ein wenig. Als Abwechslung ganz nett

Komponieren und Arrangieren mache ich aber auch gerne. Recorden und vor Allem Mischen finde ich sterbenslangweilig und bin froh, dass es dafür extra Leute gibt. Spielen finde ich am spannendsten. Aber da sind die Interessen anscheinend unterschiedlich.

 

[bluefunk]

Ja...aber ein deiner Bühne findet ja auch die Interaktion mit neuen und guten Musikern statt......das hast du dir fein zusammengebastelt

macht aber auch extrem viel Arbeit. Aber noch mehr Freude

 

[orgeloli]

macht aber auch extrem viel Arbeit. Aber noch mehr Freude

Ja die Arbeit wird gerne unterschätzt....auch wenn man nur eine Band hat.
Du bist ja zusätzlich auch noch Veranstalter

 

[bluefunk]

Ja die Arbeit wird gerne unterschätzt....auch wenn man nur eine Band hat.
Du bist ja zusätzlich auch noch Veranstalter

ca. 45 - 55 Konzerte als Veranstalter, nur noch ca. 10 eigene als Musiker, dafür fast jedes mal mit anderer Band / Besetzung ...... Stilistisch von Benson bis Zappa gewürzt mit Südstaatenrock, Rock, R&B .....
Ich hätte dies nie für möglich gehalten oder mir zugetraut, da ich immer fest "in einer Band" - das längste Projekt 16 Jahre! - gespielt hatte. Vor 5 Jahren kam die Wende wie ein Blitz aus heiterem Himmel (das übliche - die Band hat sich aufgelöst) und hat mein ganzes Musikerleben positiv auf den Kopf gestellt. Wie auch immer: Wenn Frust droht macht nicht zu viele Kompromisse sondern seht es ggf. als neue Chance.
PS: ich bin jetzt nicht gerade ein herausragender Bassist, aber neugierig und lerne gerne dazu. (oder baut Orgeln und Bässe )