Ich würde nie einen Song spielen hinter dessen Text ich nicht stehe.
Und ich würde auch nie erwarten, dass das jemand tut. Dann lasse ich einen Text eher sausen - für mich immer 100% okay.
Aber ich würde nie einen Text singen (können), den ich nicht geschrieben habe. Einige wenige Ausnahmen bestätigen die Regel.
Sollten sie auch sein, schliesslich hast Du diese Ideen ja auch aus Begegnungserfahrungen mit anderen Menschen gesammelt und so als eigenen Erfahrungsschatz und Handlungsnormativ verinnerlicht, und bist nicht von alleine aus dem völligen Nichts drauf gekommen.
Diese Kausalität erschließt sich mir nicht. Es geht um Verarbeitung von Dingen. Woraus ergibt sich hier ein "sollte"?
" Deppen" die in DEINER Band spielen( dürfen)
Und warum steht dann auch noch meine Basslinie oder Gitarrenbegleitung zur Disposition, als wäre sie weniger wert als der Text?
Ich verstehe nicht, warum man hier Wertungen reinbringen muss. Es geht doch gar nicht darum, was oder wer mehr wert ist. Jeder gibt halt seinen Teil dazu: Ich meinen Text, meinen Gesang, meine Basslinien - der Gitarrist seinen Gitarrenkram und die Backing Vocals - und der Trommler sein Getrommels. Und jeder hat bei seinem Teil auch ein gewisses Vorrecht darauf, zu entscheiden, wo er in seinen Anteilen bereit ist, etwas zu verändern. Und natürlich dürfen alle zu allem eine Meinung haben und diese zur Disposition stellen. Ich würde aber nie verlangen, dass ein anderer seinen Teil so ändert, dass es für ihn nicht mehr okay ist. Und da sind dann halt die persönlichen Toleranzgrenzen verschieden. Mir darf z.B. jeder sehr gerne in meine Bassläufe und Gesangsmelodien reinreden, aber halt nicht in meine Texte.
Grundsätzlich sind meine Texte doch Verarbeitung und Statement zu den Dingen, die mir begegnen, und zu dem, was sie mit mir anstellen. Und das bringe ich in kreativer Form in die Welt. Und wenn die anderen sich dadurch inspiriert fühlen, einen eigenen Teil beizusteuern, finde ich das toll. Aber das ist immer noch eine Band, kein Debattierclub. Daher passiert die Kommunikation, die daraus entsteht, für mich hauptsächlich auf nonverbaler, musikalischer Ebene. Wenn ich mit meinen Texten und vielleicht drei hingeschissenen provisorischen Akkorden etwas auslösen kann, was zwei andere Leute inspiriert, musikalisch mit mir zu interagieren und kreativ zu sein, ist das für mich eine Form der Kommunikation, wie sie auf rein verbaler Ebene gar nicht stattfinden kann. Wenn ihr werten wollt: Das ist für mich der absolute
Mehr-Wert von Musik. Es gibt mich als Person, es gibt meine Texte als persönlichen Anschluss zur Welt (!) und es gibt die Musik, die darüber mit anderen entsteht, als ganzheitliche (ich weiß...
) Kommunikation. Und die Menschen, mit denen das funktioniert, sind mir wirklich nah. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich da niemand als "Depp" oder "weniger wert" fühlt, sondern dass wir alle dankbar sind, auf diese Weise zusammenfinden und etwas gemeinsames Erschaffen zu können.
Und weil's oben Thema war: Ich würde auch nie eine Band nach mir benennen ("Slidemaster Dee and the weniger werten Deppen" oder so), auch, wenn viele Songs in ihrem Ursprung aus meiner Feder stammen. Aber ohne die anderen beiden bin ich halt (musikalisch) nix. Ich hab mal Solo-Kram gemacht, war kacke. Ich erzähl mal, wie ich die Welt sehe... Braucht doch keine Sau.
