Der Autodidakten Thread

[Hozzy]

Hallo Markus,


ich denke, du hast den entscheidenen Teil hier genau beschrieben:

Ich hätte viel zu viele "Sachen" machen müssen, die mich damals schlicht nicht interessiert haben. Aber ich weiss mittlerweile, dass ich mir mit dem Wissen von heute, bei meinem eigenen Üben viele viele Stunden üben und auch des falschen Übens hätte sparen können.

Wenn man an einen Lehrer gerät, bei dem genau das im Fokus steht, dann hat man den richtigen gefunden und dann ergibt es auch durchaus Sinn, von jemandem der so unterrichtet zu profitieren. Der einem das an die Hand gibt, was man wirklich benötigt um dahin zu kommen, wo man hin will.

Leider ist es aber wohl so, dass das Primärziel des Gros an (teilweise selbsternannten) Bass-Lehrern das Hauptaugenmerk auf Handhaltung, Technik, merkwürdige Dinge wie Stimmen über Flageoletts usw legt, anstatt einem die Kniffe zu zeigen, die es braucht.

Ein gutes Beispiel hierfür, war - wenn ich mal vom Thema abschweifen darf - das letzte halbe Jahr der Berufsschule. Der Mathelehrer kam und sagte "Es geht auf die Prüfungen zu und jetzt zeige ich Euch, wie ihr viel einfacher rechnen könnt, als ihr es bisher immer lernen musstet"

Ich war nie schlecht aber auch nie der Beste in Mathe, aber da kamen einige Dinge auf den Tisch, die mir die Augen geöffnet haben, gleichzeitig aber auch die Frage aufkommen ließen: "Warum hat man es uns nicht gleich so beigebracht?"

 

[Mudskipper]

alte NLP-Weisheit

Ahh, bei NLP geht mir ja die Hutschnur...aber ganz anderes Thema.

 

[Detlev Gebers]

Naja, diesen Vorwurf kann man auch gut umdrehen und behaupten, daß Musikunterricht für viele in Bassic eine Glaubensfrage ist.
Aber die Zwischentöne interessieren mich.
Wer meine Beiträge zum Thema genauer gelesen hat, kann erkennen, daß ich Musikunterricht nicht pauschal ablehne.
Eine gewisse differenzierte Sowohl- als Auch Haltung würde ich mir von manchen Diskussionsteilnehmern wünschen.

Jeder von uns ist immer auch ein Autodidakt.
Es gibt kein richtig oder falsch.
Man lernt ein Leben lang.
Ob man will oder nicht.

Wollen ist das Schlüsselwort!
Wie weit, wie tief man in ein Thema eintauchen möchte,
entscheidet jeder für sich.

Es gibt Länder auf auf dieser Erde, da fahren die Leute im Straßenverkehr ohne jemals in einer Fahrschule gewesen zu sein.
Das klappt auch.
Fahrschulen scheinen demzufolge nicht zwingend notwendig.

Aber auch in den hintersten Ecken dieser Welt hat man entweder am Modell gelernt
oder jemand hat einem schlicht erzählt was wann wie zu beachten ist, wenn man mit dem Auto unterwegs ist.

Diese "Glaubensfrage" kommt vermutlich zustande, weil es nicht unüblich ist
in einem fortgeschrittenem Alter zum E- Bass zu greifen.
Teenager und Best- Ager sind nach meinem Eindruck die größten Gruppen der Anfänger.

Jeder entscheidet selbst wie weit er gehen will.
Was er lernen will.
Und wie.

Ich kann rückblickend und aktuell sagen, dass mein Kenntnisstand ein anderer wäre, wenn ich
keine Lehrer gehabt hätte und nicht immer noch fragen würde.

Deshalb ist mein Appell an alle die etwas über Musik/ Bass lernen möchten dieser:
Such dir möglichst viele Lehrer, Coaches, Mentoren, die dir die Fragen beantworten, die dich beschäftigen.

Frag einen Saxofonisten, wie er das mit dem Improvisieren über ein Song angeht, wenn es dich beschäftigt.
Lass dir von Orchestermusikern ein paar Kniffe zeigen, wenn dich das Notenlesen interessiert.
Gehe zu einem Slap- Workshop von Markus, wenn du so eine Technik lernen möchtest.
Es gibt unendlich viele Themen zu entdecken.
Wenn man möchte.
Und egal was dich interessiert.
Das Lernen/ Üben machst du ganz alleine.

 

[Basserismus]

Wenn man an einen Lehrer gerät, bei dem genau das im Fokus steht, dann hat man den richtigen gefunden und dann ergibt es auch durchaus Sinn, von jemandem der so unterrichtet zu profitieren. Der einem das an die Hand gibt, was man wirklich benötigt um dahin zu kommen, wo man hin will.

Heutzutage läuft doch vieles übers Netz.
Mit ein paar Klicks kann ich mir Leute anschauen, die interessante Dinge verkünden über die man zumindest mal nachdenkt.
Hier nur mal ein Beispiel.
Im folgenden Youtube Video erzählt Victor Wooten eine Menge über die Art und Weise, wie er an das Musikmachen herangeht.
Also zum Beispiel, daß er normalerweise nicht Musiktheorie im Kopf hat, wenn er spielt, sondern, daß es Ihm um den persönlichen Ausdruck, die Emotionen geht.
Außerdem, und hier wird es ganz lustig, deutet er daraufhin, wie wichtig "falsche" Töne sein können, um unsere Aufmerksamkeit zu bekommen.
Für mich sind solche Videos gute Anregungen und Bestätigungen für Gedankengänge, die man selbst vielleicht schon in Ansätzen gehabt hat.

 

[cwegy]

„ Du musst die Regeln kennen, bevor du sie brechen kannst!„ Miles Davis....oder einer der anderen ganz Großen hat das mal gesagt

 

[Basserismus]

Ah pros pos: Falsche Töne.
Ein befreundeter Jazz Saxophonist, Musiklehrer und "Neue Musik"- Musiker sagt, ein E- Major 7 Akkord ist für Ihn "Korruption".

 

[Basserismus]

„ Du musst die Regeln kennen, bevor du sie brechen kannst!„ Miles Davis....oder einer der anderen ganz Großen hat das mal gesagt

Ja, aber Miles Davis hat auch zu Stanley Clarke gesagt, er solle nicht immer so viele Töne spielen.

 

[cwegy]

Als ich in den Achtzigern mit Bass angefangen habe, hatte ich nie Unterricht und habe in mehreren Bands nur eigene Musik gespielt. Ich habe schon immer verschiedenste Musik gehört, Z. B. Punk, Rock, Jazz oder Reggae. Die Bücher die ich mir ZB zum Jazz gekauft habe, haben mich nie verstehen lassen, wie Jazz funktioniert.

Dann hatte ich nach zwei Jahren Saxophon autodidaktisch endlich mal Unterricht und habe in wenigen Unterrichtsstunden so viel über Jazz, Betonung, Inorovisation usw gelernt.Das war eine echte Erleuchtung.

 

[cwegy]

Ja, aber Miles Davis hat auch zu Stanley Clarke gesagt, er solle nicht immer so viele Töne spielen.

womit er ja auch recht hat!

 

[Jost Halenta]

Ja, aber Miles Davis hat auch zu Stanley Clarke gesagt, er solle nicht immer so viele Töne spielen.

Na ja, Miles hat aber auch unglaublich viel Drogen konsumiert, da bleibt immer ein bißchen was hängen....
Ich unterrichte seit über 20 Jahren und sehe mich hauptsächlich als Beschleuniger und Fehler-Vermeidungshelfer. Man kann im Prinzip nicht nur Musik sondern wirklich Alles im Leben allein lernen. Frage ist, ob und wann man auf alle wichtigen Bereiche drauf kommt. Im Prinzip verkaufe ich meinen Schülern Wissen, daß ich mir im Laufe der Jahrzehnte teils mühsam angeeignet habe und manches wofür ich teilweise sehr lange gebraucht habe, kann ich innerhalb einer oder ein paar Stunden weiter vermitteln. Ich habe auch regelmäßig Schüler, die z.T. seit Jahrzehnten spielen und die auf wichtige Dinge nie gekommen sind. Die meisten von uns kennen das doch, daß man das Gefühl hat zu stagnieren und sich seit geraumer Zeit im Kreis dreht und sich mit "langweiligen" Themen einfach nie beschäftigt hat, obwohl man ahnt, daß es wichtig sein könnte um besser voran zu kommen.

 

[cwegy]

Ich spiele jetzt nach über 20 Jahren Basspause seit Dezember in einer Coverband und allein durch das Lernen und Nachspielen hat sich mein ABC auf dem Bass deutlich verbessert. „Nach“ Corona werde ich mal auf die Suche nach einem Basslehrer gehen. Trotz unzähliger ( ja, gibt auch Gute) Videos und Anytune, möchte ich mir mal auf die Finger gucken lassen. Ich brauche keinen Unterricht 1x/Woche, sondern eher alle 2 Wochen und Hausaufgaben, das hatte sich auch beim Saxophon bewährt.

Trotzdem spielt Stanley Clark in so einer Bandkonstellation als Bassist zu viele Noten.

 

[crystalgreen]

Mach es dir doch nicht so schwer, mach es dir bequem beim spielen.
[…] und nicht gucken, wie Jaco P den Bass umhängen hat.

Ja, vollkommen richtig! Aber das ist gerade der Punkt, ich mache es mir dafür für die linke Hand leichter. Die fühlt sich als einziger Körperteil bei dieser Haltung wirklich sauwohl. Ich habe mir das übrigens nicht abgeguckt, sondern beim Vergleichen mit anderen erst gemerkt, dass es Bassisten gibt, die den Bass tiefer tragen, und andere, die ihn wie ich als Linkshänderoptimierer tragen.

Im folgenden Youtube Video erzählt Victor Wooten eine Menge über die Art und Weise, wie er an das Musikmachen herangeht.

Zu genau diesem Thema ist Dein zitiertes Video mit Victor Wooten wahnsinnig interessant. Er sagt, dass der Groove nicht durch das Spielen von richtigen Noten entsteht, sondern durch den Rhythmus, egal ob ich mal falsche Noten spiele. Interessanterweise trägt auch Wooten den Bass relativ hoch, also gut für die linke Hand. Und obwohl der rechte Arm und die rechte Hand nicht locker über dem Bass herabhängen, groovt er wie sau …

 

[Al M. Big]

„ Du musst die Regeln kennen, bevor du sie brechen kannst!„ Miles Davis....oder einer der anderen ganz Großen hat das mal gesagt

Für mich hat Musik keine Regeln!

 

[cwegy]

Was machst du für Musik?

 

[Al M. Big]

War etwas überspitzt ausgedrückt. Hat nichts mit der Musikrichtung zu tun.
Ich weiß halt über Theorie gar nichts, deshalb kenne ich keine Regeln. Ich nehm dann halt die Töne, die sich gut anhören

 

[claudio]

Ciao zäme,

jetzt muss ich mich auch noch einmischen. Ich bin zwar auf meinem Hauptinstrument ausgebildet, aber ich glaube, dass es qualitativ nicht einen Unterschied machen muss, ob man unterrichtet wurde oder ob man Autodidakt ist. Das ist eigentlich bei jedem Handwerk, Beruf oder Hobby so. Es gibt überall Menschen, welche ohne jemals in einer Fertigkeit unterrichtet worden zu sein, zu beeindruckenden Skills kommen und diese Fertigkeit auch zum Beruf machen können. Das ist völlig wertungsfrei, das Eine ist weder besser noch schlechter wie das Andere. Leider sehen das in diesem Zusammenhang viele HR Leute, wenn es um die Auswahl von Bewerbern zu einer Stelle geht anders, aber entsprechende Erfahrung, ob autodidaktisch oder nicht, sollte man in so einem Fall durchaus in die Waagschale werfen.

Aber ich muss sagen, dass für mich persönlich der quantitative Unterschied wichtig war. Ich glaube nicht, dass ich ohne Unterricht und Studium am Erstinstrument Kontrabass die Ausdauer gehabt hätte, dieses und noch weitere Instrumente zu erlernen. Dies ist aber sehr individuell. Um die weiteren Instrumente dann autodidaktisch (ausser Gesang, da nehme ich immer noch hin und wieder Unterricht) zu erlernen, hat mir meiner Meinung nach die erlernte Theorie viel Zeit erspart, aber zwingend notwendig war die Ausbildung dazu nicht.

Ein Einwand, welchen man oft hört, ist dass man mit einer Ausbildung nur auf eingetretenen Pfaden unterwegs ist. Das glaube ich hingegen nicht. Ob man experimentierfreudig ist oder nicht hat mit Ausbildung gar nichts zu tun, das ist eine Einstellungsfrage.

Mein Kontrabasslehrer sagte auch: "Musik macht man hauptsächlich mit den Ohren"... ist abgedroschen aber wahr.

Gruss
claudio

 

[Jost Halenta]

War etwas überspitzt ausgedrückt. Hat nichts mit der Musikrichtung zu tun.
Ich weiß halt über Theorie gar nichts, deshalb kenne ich keine Regeln. Ich nehm dann halt die Töne, die sich gut anhören

Da kannst du mit etwas Geschmack natürlich auch zu sehr guten Ergebnissen kommen. Es ist halt so, als würdest du in einem Feld herumlaufen in dem Tretminen versteckt sind (quasi die falschen Töne). Wenn du vorsichtig genug bist wirst du einen guten und sicheren Weg finden. Du merkst dir dann den Weg, aber wenn du beim nächsten Mal aus einer anderen Richtung kommst, mußt du immer wieder von vorn anfangen (quasi die Try und Error Methode). Da ist es wesentlich einfacher, wenn man einen Plan hat wo die falschen Töne liegen und wo der Weg mit den richtigen Tönen ist und das ist keine Zauberei, sondern normales Handwerk, das zu erlernen.

 

[Al M. Big]

Och, ich komm ganz gut zurecht. Ich weiß ganz gut, wo die gut klingenden Töne sind.

 

[cwegy]

Ich weiß ganz gut, wo die gut klingenden Töne sind.

und schon hast du eine Regel, wenn du jetzt noch in einem Rhythmus spielst die nächste, geschweige denn eine Taktart, womöglich spießige 4/4 ....

Damit, das du nur Töne spielst, die gut klingen, bist du schon Sklave dieser Regel.

wenn du jetzt eine von dir gewohnte Tonfolge spielst und dann mal variierst und etwas ganz gegen deine Gewohnheit spielst, brichst du sc hon diese, deine Regel. Mehr heißt der Satz nicht. Je mehr Regeln du jedoch kennst, desto mehr kannst du brechen und es klingt im Gegensatz zu zufälliger Daddelei immer nach Musik.

 

[Basserismus]

Ich habe auch regelmäßig Schüler, die z.T. seit Jahrzehnten spielen und die auf wichtige Dinge nie gekommen sind. Die meisten von uns kennen das doch, daß man das Gefühl hat zu stagnieren und sich seit geraumer Zeit im Kreis dreht und sich mit "langweiligen" Themen einfach nie beschäftigt hat, obwohl man ahnt, daß es wichtig sein könnte um besser voran zu kommen.

Klar gibt es immer Grenzen, an denen man rumknabbert.
Bislang hab ich das Meiste, wo es um Spielgeschwindigkeiten oder ums saubere Spielen ging, immer alleine gelöst, indem ich mich wirklich konsequent hingesetzt habe und Stunde für Stunde gespielt habe.
Dazu gehört die Disziplin sich selbst entsprechend zu motivieren und dranzubleiben.
Ein Problem, woran ich aber regelmäßig scheitere, ist das Spielen mit Plektrum.
Im Moment experimentiere ich mit einem Daumenplektrum herum.

Trotzdem spielt Stanley Clark in so einer Bandkonstellation als Bassist zu viele Noten.

Ja, äh, also ich mag sogar den Yngwie Malmsteen ganz gerne hören.
Und bei dem winken ja auch ganz viele Guitarreros sofort ab..