Notenlesen ist wichtig für Leute, die professionell oder zumindest halbprofessionell Musik machen (wollen). Jemand verteilt einen Satz Noten und die Band spielt los. Es ist toll, wenn man sowas kann. Wenn man Mietmusiker sein will, ist es wahrscheinlich notwendig.
Die meisten hier im Forum dürften aber Hobbyisten sein, nicht wenige von denen dürften, wie ich, einen Horror davor haben, Musik des Geldes wegen machen zu müssen. Die betreiben den Aufwand fürs Lesen lernen dann, wenn sie Lust haben, weil es interessiert, nicht weil sie es brauchen.
Abgesehen davon ist es natürlich völliger Unfug, wenn hier behauptet wird ohne Notenlesen könne man keine Theorie lernen oder verstehen.
Leute, die auf der Bühne vom Blatt spielen, gehören dagegen meiner Meinung nach bestraft, bspw. zu 100 mies bezahlten Hochzeitsauftritten verdonnert. Jedenfalls wenn es um Pop-/Rock-Jazz* usw. geht. Es gibt kaum bessere Möglichkeiten dem Publikum seine Verachtung und die eigene Inkompetenz auszudrücken, als den ganzen Abend aufs Blatt zu glotzen. Wenn es also nur darum geht Stücke zu lernen, bis man sie Auswendig kann, kann man sich auch mit nem Notenblatt hinsetzen und ne halbe Stunde drüber brüten, bis man es rausbekommen hat. Das bekommt, ab einem bestimmten Level, jeder hin. Aber meistens gibt es die Noten ja auch in Tabs, da geht es dann schneller.
*) Ich war mal auf einem klassischen Konzert, u.a. 9. Sinfonie Beethoven, Ode an die Freude, da haben natürlich alle vom Blatt gespielt. Auch die Gesangssolistin, die in dem Stück einen etwa 30-sekündigen Einsatz hatte, hat die Augen nicht vom Blatt weg bekommen. Ich empfand das als wenig souverän. Warum lernt die den kleinen Part nicht auswendig? Die Melodie kenne ja ich sogar auswendig. Warum versteckt sie sich hinter den Noten vorm Publikum, wir waren doch alle ganz nett.