Absonderlich, verrückt und nicht erwähnenswert!

Loide, Loide, löst euch mal von euren Stammtisch-Phrasen und dem Teacher Bashing.
Ein Gespräch mit jungen Lehrern (mwd, or whatever) könnte ein Update eurer Ansichten bringen.
Du meinst die jungen Lehrer, die im Referendariat von den alten Lehrern und insbesondere ihrem Ausbilder fertiggemacht werden?


 
Ich will keinesfalls behaupten, dass alle unsere Lehrer toll waren - bei Weitem nicht. Aber Schlüssel-Werfer habe ich nie erlebt.
Ganz ehrlich: Spätestens ab der Mittelstufe wäre der exakt zwei mal geflogen:
Ein mal vom Pult in Richtung Schüler und ein mal zum Fenster raus. Definitiv, zumindest bei mir; und ich war einer von den Braven. 🥷🏻
 
Wir hatten bis kurz vor Schluß fast nur solche. Nach dem Krieg mußten sie die nehmen, die den Krieg überhaupt überlebt hatten. Da waren einige dabei, wenn die keine Lust auf Unterricht hatten, dann erzählten sie die ganze Stunde nur ihre Kriegserlebnisse. Das hatte allerdings auch einen gewissen eigenen Bildungswert, möglicherweise sogar mehr als der Stoff des Lehrplans. Wobei sich die Geschichten natürlich öfters schon mal wiederholten. Da waren auch so einige echte Kommißköppe und auch etliche Nazis dabei wie auch der eine oder andere Psychopath.

Erst gegen Ende meiner Schulzeit (Oberstufe) kamen dann so allmählich neue und jüngere von den Hochschulen. Die waren dann aber auch nicht immer alle gut. Wurden sie ja größtenteils von den alten Knochen ausgebildet. Wobei es natürlich auch unter den alten einige nette Menschen gab, die auch ihr Handwerk verstanden und ihre Arbeit ernst nahmen, und die Schüler auch menschenwürdig behandelten.

Aber im großen Ganzen habe ich keine sonderlich gute Erinnerung an meine Lehrer. Da war nur Notenknüppel, Druck, Einschüchterung, Machtdemonstrationen, Fertigmachen, Strafen, teilweise auch reichlich Gebrüll - Schlagen war ja nicht mehr erlaubt. Und entsprechend war natürlich auch der ständige Widerstand der Schüler. Heute wird das sicher alles subtiler gemacht.


liebe grüße
triona
Unser Geschichtslehrer war auch so jemand, bei ihm war es wirklich super interessant, was er zu erzählen hatte, war selbst im Krieg bei der Marine gelandet. Aber ich denke, kein alter Nazi. Er hat später zum Thema "Göttingen unterm Hakenkreuz" (ich bin aus Göttingen) geforscht und veröffentlicht, und da hat er uns total viel erzählt. Das war eigentlich ganz hervorragend, nur leider sind wir mit Stoff nicht durchgekommen, statt bis zum Kriegsende nur so bis Anfang der vierziger Jahre.
 
Also ich hab Abi 2016 und bei uns gabs noch körpertreffer mit dem Schlüssel.
Aber nur keine Schikane, sondern eher als Spaß für Schüler die ein härteres Feedback abkonnten.
 
Loide, Loide, löst euch mal von euren Stammtisch-Phrasen und dem Teacher Bashing.

bei mir zuckt ja immer die tastatur bei meinem lieblingsthema "schule und andere absurditäten". ich kann nur sagen: das pauschale bashing ist ungefähr so bekloppt wie die aussage, da habe sich generell was (was eigentlich??) geändert, seit der führer die referendare nicht mehr persönlich castet.

es gibt gute schulen, viele mittelmäßige und zu viele beschissene. lehrer*innen: dito. macht mal eine umfrage, sofern ihr lehrer kennt, und fragt nach dem grund für ihre berufswahl. ich kenne die antwort, möchte sie aber nicht vorwegnehmen. o.k.: nicht alle antworten gleich, es gibt ausnahmen.

ob die kinder da was mitnehmen für's leben hat eher was mit zufall zu tun als mit einem guten system. von oben runter liegt der focus auf kostenoptimierung bei der massenbeschulung und arschpudern für die blagen der eliten. ja klar, das ist jetzt viel zu pauschal und übrigens kann man das so nicht sagen bla blubb.

gute ansätze und gute ideen gibt es zuhauf, sie kommen aber nicht, weil zum einen zu teuer und zum anderen dem grundsatz widersprechend, man habe das schon immer so gemacht. wer ein gutes schulsystem etablieren möchte, müsste in schland 3 dinge tun: weg mit der länderhoheit, es muss machbar sein, ohne schulstress von einem bundesland ins nächste zu ziehen; weg mit dem beamtenstatus, schulleiter*innen müssen eigene teams zusammenstellen können, faule schweine muss man loswerden können und dann kann man sich als letztes mal anschauen, wie viel andere gesellschaften in ihre jugend investieren. wir sind da richtig schlecht.
 
Mein älterer Bruder ist Grundschullehrer, und er hat mir mal erzählt, das im Moment das problem ist, dass viele Eltern erwarten, dass die Lehrkräfte die komplette Erziehung der Kinder übernehmen, und die Eltern sie quasi "fertig" von der Schule abholen können...

Wobei er auch meint, das Schüler in dem Alter noch formbar wären, und offen für Ideen...
 

In meiner Schulzeit gab es u.a. eine Ohrfeige vom Deutschlehrer für einen verhaltensoriginellen Schüler, einen bekennenden Nazi als Konrektum, einen Französischlehrer, der Schülerinnen französisch beibrachte, einen Sportlehrer, der es liebte, die Mädels zum Hüpfen zu bringen, eine lesbische Sportlehrerin, die auch darauf stand, und vor allem eine Menge Lehrer, denen wir völlig egal waren und die einem weder etwas beibringen konnten noch wollten.
 
Du meinst die jungen Lehrer, die im Referendariat von den alten Lehrern und insbesondere ihrem Ausbilder fertiggemacht werden?


Das Studium ist sehr schwer. Es werden z.B. viele Mathelehrer/innen gesucht, aber nur 20% schaffen den Abschuss. Und das schon seit 35 Jahren. Und Inklusion heißt auch psychisch gestörte Schüler in den Klassen zu haben,
 
Es behauptet wahrscheinlich niemand hier ernsthaft, daß der Beruf des Lehrers einfach wäre. Der ist eben sehr anspruchsvoll und in der Praxis auch zahlreichen Widersprüchen und gegensätzlichen Interessenslagen ausgesetzt. Und der Knackpunkt ist eben das ganze Bildungssystem, seine mangelhafte Finanzierung und die Lehrerausbildung.

Letzteres umfaßt eben auch das fortlaufende "Coaching" - ich wurde es Fortbildung nennen - von Lehrern, die schon länger im Berufsleben stehen, wie es bisweilen hier schon empfohlen wurde. Das sollte auch als Angebot zur Hilfe zur Bewältigung neuer Anforderungen und Probleme verstanden und gestaltet werden, und nicht als zusätzliche Überwachungsmaßnahme für die Schulaufsicht. Allerdings erfordert auch das zusätzliche Planstellen und Geldmittel.

Von Vorteil wären auch kleinere Klassen und nachhaltige Beseitigung des Lehrermangels. Ein Großteil der Frustration und Berufsmüdigkeit vieler Lehrer kommt nämlich von deren ständiger Überforderung. Finanzierungsprobleme wie oben.


liebe grüße
triona
 
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