Erinnert mich irgendwie an das Verkehrsschild (
eine Bake), das seit mindestens einem Jahr an einer schmalen Landstraße vor einer Baumwurzel warnt.
Disclaimer regeln alles, auch wenn die Straßenmeisterei es über Jahre nicht schafft, eine in den Straßenrand hineinragende Baumwurzel zu beseitigen oder nach hinten zu schieben.
Aber, wenn etwas passiert, oder sich jemand von der Baumwurzel irgendwie bedroht fühlt,
wir haben ja davor gewarnt!
Ich glaube, bei den Warnhinweisen vor Filmen geht es um anderes, da wird ja nichts verschoben und verschlampt, sondern das sind bewusste Entscheidungen, solche Informationen dazuzugeben.
@1 es ist, entgegen anderslautender Suggestion, definitiv keine Zensur, denn es geht ja gerade darum, den Film (zumindest die jeweilige Schnittfassung) vollständig zu zeigen.
@2 es ist, imho auch anders als bei Deiner Wurzelwarnbake, kein Versuch sich aus einer Verantwortung zu stehlen, denn diese Filme sind samt und sonders ja in keiner Weise irgendwie indiziert, sondern könnten rein rechtlich auch ohne gezeigt werden. (*)
Ich sehe dahinter etwas ganz anderes:
Unsere Gesellschaft wird immer diverser, das bedeutet auch, daß der kulturelle Hintergrund, vor dem filmische Inhalte, Humor, Ironie, Sarkasmus, Provokation verstanden werden unterschiedlicher werden. (Unter Umständen wird es noch nicht mal mehr, aber es wird zunehmend wahr- und ernstgenommen).
Und an der Stelle ist es sinnvoll Hilfe zur Einordnung zu geben. Es geht ja nicht nur um Zuwanderer aus "nicht-christlich-jüdisch-abendländischen Kulturkreisen", auch die kulturelle Basis der Generationen entfernt sich mindestens gefühlt und offensichtlich auch horizontal durch die Gesellschaft.
Evtl. ist das natürlich auch der Grund für das Befremden, um nicht zu sagen Problematisieren
bis hin zum Skandalisieren (Herr Ploss war ja schon länger auffällig unauffällig).
Denn es weist unausweichlich darauf hin, daß diese Gesellschaft eben nicht mehr nur aus Eingeweihten besteht, die "wissen, daß Otto witzig ist", der Hinweis gibt auch dieses Wissen an Nichteingeweihte weiter.
(*) in England werden Filme mit starkem Flackern als gesundheitsschädlich für Menschen mit Empfindlichkeit für photosensitive Epilepsie angesehen und müssen entsprechend Warnhinweise haben. Das ist dort rechtlich relevant, aber was ganz anderes.
P.S.: ich weiß, das klingt alles recht konstruiert, aber das Erstaunen über solche Hinweise finde ich noch viel erstaunlicher.
Ich weiß, nicht alles, was hinkt ist ein Vergleich, aber angenommen vor der nächsten Liveübertragung eines Helene Fischer Konzertes wird folgende Erläuterung eingeblendet:
Die folgende Sendung dokumentiert eine künstlerische Darbietung, das Publikum war völlig freiwillig anwesend, es kamen weder Tiere noch Darsteller zu Schaden.
