Hauptsache in einer Band spielen?

[TomW]

So funktionieren Unternehmen und Vereine...

... nicht
Seit wann sind Firmen (und Vereine) basisdemokratisch organisiert?

Was Deinen Vorschlag mit einem unangefochtenen Bandleader betrifft, bin ich zwiegespalten .... es kann nur dann funktionieren, wenn der Chef überragende musikalische und kommunikative Fähigkeiten hat .... wir hatten mal einen Ex-Profi als Sänger/Gitarrist - wirklich ein guter Mann, aber niemand hat sein Konzept verstanden, wie er beim Aufbau eines Repertoires und bei den Proben vorgehen wollte .... als man ihn deswegen kritisiert hat, hat er die Düse gemacht ....

Was aber andererseits auch nicht heißen muss, dass man in einer Band alles bis zum Ende durchdiskutiert ... irgendwann kommt mal der Punkt, an dem es heißt "Pfoten hoch, einfache Mehrheit zählt" .... also besser immer Besetzungen mit ungerader Mitgliederzahl

 

[Bassphalanx]

Im Prinzip hast du die Frage selbst beantwortet.

Ja, aber dann bräuchten wir doch kein bassic

Andere Meinungen hören finde ich prinzipiell immer gut...

 

[Ray Mahogany]

Finde ich ziemlich daneben.
Flexibilität ist bei mir angesagt.
Vorrang hat immer:
1.Gute persönliche "Chemie"
2.Gute persönliche "Chemie" nochmal
3. Akzeptabler Anfahrtsweg zur Probe für alle, alles andere bedeutet stetigen "Personalwechsel"
4. EINIGERMASSEN passender Musikgeschmack
5. Mindestmass an Anarchie (keiner hat die Wahrheit mit Löffeln gefressen, Vorschläge von allen werden zumindest angetestet...)
der Rest ist Spass am Spielen und Probieren.

Yepp, genau SO funktioniert meine Band!
Und das seit Jahren sehr gut.

 

[whitewater]

Also die Diskussion "unangefochtener MD" vs. Demokratie, nieder mit den Autokraten, finde ich ja völlig witzig
Erstmal glaube ich, mit Leuten, die Mitbestimmung und Gleichberechtigung so dogmatisch vor sich hertragen wie hier formuliert, würde ich auch gar erst gar nichts anfangen. Daß es umgekehrt ein Muss ist, daß ein musikalisches Mastermind alles regelt verschenkt auch Möglichkeiten.
Wesentlich ist imho eine halbwegs sozialverträgliche Selbsteinschätzung der einzelnen Leute.
Die wirklich beste Band in der ich je spielte war das Ding des Gitarristen, der hat besetzt, die Songs ausgesucht, gebucht. Aber ich hab nirgends so viel gelernt, so viele Jobs gehabt oder auf ähnlich professionellem Niveau gespielt (über künstlerisches Niveau kann man immer streiten). Und ehrlich, wenn bei Euch jemand anruft, der für Euch musikalisch die Autorität ist, egal obs Miles wäre, Sting, Flea eine Schwangerschaftsvertretung braucht, oder sonstwas, sagt ihr doch auch nicht nein, ich spiele nur basisdemokratisch.
Es geht auch anders, aber daß alle zu allem gleichviel beitragen können und tun ist illusorisch, der eine bucht wie ein Gott, dann darf er auch weiter im Satz tuten. Vielleicht ist der Frontmensch so ein Abräumer, daß man auch drüber wegsieht, daß er sein Mikro trägt, und das wars. Und wenn jemand wirklich ein Händchen dafür hat, für Band Front und Publikum die besten Songs rauszusuchen, darfs auch die Mutti des Drummers sein

 

[lordbasstard]

Wichtig ist doch das es funktioniert. Bestimmte Strukturen bilden sich doch mit der Zeit erst aus. Ich hab da schon ein paar seltsame Sachen erlebt.

Band 1. eigene Songs, der Gitarrist hat beim proben alle Parts die angeschleppt wurden eingesammelt und kam bei der nächsten Probe mit dem fertig arrangierten Song an. 60% der Parts kam vom Gitarristen, 40% von mir und dem 2. Gitarristen. Der Sänger dürfte machen was er wollte.

Band 2. eigene Songs, von allen im Proberaum entwickelt. Hat auch funktioniert, dauerte aber länger. Da aber alle so ziemlich die gleichen Vorstellungen hatte auch wieder nicht so lang wie erwartet.

Band 3. kommerzielle Coverband. Da hab ich mich um nichts gekümmert weil ich eigentlich alles scheisse fand. Am meisten Spaß hat dann das Udo-Jürgens Medley gemacht. Hatte ich nicht erwartet, war also gut das ich nix gesagt hab.

Band 4. der technisch stark limitierte Gitarrist hat die Parts geschrieben, der Sänger hat bestimmt welche Parts wofür genommen werden, Arrangement hatte sich da schon fast von selber ergeben. Sänger hatte das letzte Wort. Die schnellste und effektivste Band in der ich je war, würde jederzeit wieder was mit den Jungs machen.

Band 5. Sänger und Gitarrist hat ca. 70% der Musik und 100% der Texte gemacht, war aber jederzeit offen für Vorschläge bei Parts und Arrangement. Hat auch super funktioniert.

 

[Geosammler]

Am WE habe ich Lickin' Stick spielen sehen, die Band war Alters- und musikmäßig quer Beet, unter anderem auch "Play that funky Music.." Sänger, Gitter, und Basser waren älter, gekleidet wie die Blues Brothers... Blaser, Sängerin und Tastateur waren jünger...

Sie haben geschafft, das die Menge ab den zweiten Lied das Tanzen anfängt...

Und das auf einem Altstadtfest... In Franken...

Will sagen, auch bunt gemischt klappt gut...

 

[Hardrockracer]

In einer Band spielen, nur um des in einer Band spielen Willens, bevor man man nix macht: No Way. Ich muss mich mit der Musik und den Leuten einer Band, in der ich spiele schon zu mindestens, ich sag mal, 70% identifizieren können, damit es mir einigermaßen Spaß macht. Alle Versuche, wo dass nicht mindestens gegeben war, scheiterten. Da daddle ich doch erstmal eine Weile in Cubase vor mich hin, bis sich wieder eine Gelegenheit ergibt, bei der es passt.

 

[Mad Jazz Morales]

Also die Diskussion "unangefochtener MD" vs. Demokratie, nieder mit den Autokraten, finde ich ja völlig witzig
Erstmal glaube ich, mit Leuten, die Mitbestimmung und Gleichberechtigung so dogmatisch vor sich hertragen wie hier formuliert, würde ich auch gar erst gar nichts anfangen. Daß es umgekehrt ein Muss ist, daß ein musikalisches Mastermind alles regelt verschenkt auch Möglichkeiten.
Wesentlich ist imho eine halbwegs sozialverträgliche Selbsteinschätzung der einzelnen Leute.
Die wirklich beste Band in der ich je spielte war das Ding des Gitarristen, der hat besetzt, die Songs ausgesucht, gebucht. Aber ich hab nirgends so viel gelernt, so viele Jobs gehabt oder auf ähnlich professionellem Niveau gespielt (über künstlerisches Niveau kann man immer streiten). Und ehrlich, wenn bei Euch jemand anruft, der für Euch musikalisch die Autorität ist, egal obs Miles wäre, Sting, Flea eine Schwangerschaftsvertretung braucht, oder sonstwas, sagt ihr doch auch nicht nein, ich spiele nur basisdemokratisch.
Es geht auch anders, aber daß alle zu allem gleichviel beitragen können und tun ist illusorisch, der eine bucht wie ein Gott, dann darf er auch weiter im Satz tuten. Vielleicht ist der Frontmensch so ein Abräumer, daß man auch drüber wegsieht, daß er sein Mikro trägt, und das wars. Und wenn jemand wirklich ein Händchen dafür hat, für Band Front und Publikum die besten Songs rauszusuchen, darfs auch die Mutti des Drummers sein

Wenn Miles Davis bei mir klingelt gehe ich erst einmal vor den Spiegel…

 

[Mad Jazz Morales]

Bei den Bands meiner Vergangenheit hatte jeder Musiker ein Vetorecht bei den Songs!

 

[whitewater]

Wenn Miles Davis bei mir klingelt gehe ich erst einmal vor den Spiegel…

Ja, ist gut, war'n Test. Frag mal bei @Prof-A. nach

 

[Gast79265]

... Darauf meldete sich ein Drummer, mit dem ich vor 20 Jahren mal gespielt habe, ...er Typ ist n richtig Guter (Profi) und es hat voll Spaß mit dem gemacht.

...
Er hätte auch ne Super Sängerin & n Gitarristen an der Hand.
..

Machen!

 

[EADG]

Erstmal glaube ich, mit Leuten, die Mitbestimmung und Gleichberechtigung so dogmatisch vor sich hertragen wie hier formuliert, würde ich auch gar erst gar nichts anfangen

Weiß nicht... eine Band ist ja erstmal ein zusammengewürfelter Haufen von Leuten. Natürlich ist es so, dass es da große Unterschiede gibt, was die musikalischen Ambitionen betrifft. Aber das ist auch in einer Fußballmannschaft nicht anders. Mit lauter Ballzauberern gewinnst du nix und mit einem Haufen solider Flachpasskönner auch nicht. Die Mischung macht's. Und es ist ein großes Mißverständnis von Mitbestimmung und Gleichberechtigung, zu denken, alle treffen immer jede Entscheidung gemeinsam. Ich zum Beispiel sage einer Mitmusikerin oder einem Mitmusiker vielleicht: "spiel an dieser Stelle doch mal das und das..." aber ich bin weit davon entfernt, ihr oder ihm vorzuschreiben, was er zu spielen hat. Grundsätzlich ist jede und jeder auf ihrem und seinem Instrument die Spezialistin, der Spezialist. Wenn ich Stücke schreibe, und die voll arrangiert habe, sollen alle bitte erstmal das Arrangement genau so spielen, aber wenn Verbesserungsvorschläge Verbesserungen bringen...her damit! Genau so wenn jemand anders ein Stück geschrieben und arrangiert hat. Dann spiel ich genau das, was da steht. In der Kunst sind Kompromisse tödlich. Vetorecht ein Stück zu canceln hat jede und jeder.

Deshalb unterschreibe ich den folgenden Satz zu 100%:

Wesentlich ist imho eine halbwegs sozialverträgliche Selbsteinschätzung der einzelnen Leute.

aber daß alle zu allem gleichviel beitragen können und tun ist illusorisch,

Ja, aber alle sollten bitte ihren Beitrag leisten. Das kann sehr verschieden sein.

wenn bei Euch jemand anruft, der für Euch musikalisch die Autorität ist, egal obs Miles wäre, Sting, Flea eine Schwangerschaftsvertretung braucht, oder sonstwas, sagt ihr doch auch nicht nein, ich spiele nur basisdemokratisch.

Leider ruft bei mir höchstens mal der Dekanatsmusikobermensch an und fragt, ob ich den Gospelchor begleiten kann. 2 Proben 1 Gig 200,-€. Dann spiele ich genau das, was er hören will, beziehungsweise spiele ich erstmal so wie ich es denke. Oft findet er es gut -deshalb ruft er mich auch an. Wenn er was anderes will, spiel ich das dann genau so, wie er es will. Da bricht mir kein Zacken aus der Krone. Da bin ich musikalischer Dienstleister.

Eine Band ist aber etwas ganz anderes. Ich geb zu, ich bin da auch schon selbstbewusst und lasse mir nichts vorschreiben, was nicht heißt, dass ich nicht für gute Vorschläge offen bin. Aber genau das erwarte ich auch von meinen Mitmusikerinnen und -musikern. Das richtige Selbstbewusstsein an der richtigen Stelle. Chefin/Chef ist, wer bezahlt. Deshalb sind die allermeisten Bands schon basisdemokratisch. Da wird nix bezahlt und deshalb gibt's auch keine Chefin und keinen Chef.


Edit: Zappa hat wohl richtig schlecht bezahlt

 

[Mad Jazz Morales]

Ja, ist gut, war'n Test. Frag mal bei @Prof-A. nach

Bei Sting und Flea gehe ich gar nicht mehr ran. Die sind andauernd schwanger

 

[TheBass]

Ist ja eigentlich nicht Thema des Threads, aber zum Thema Musical Director oder Demokratie erlebe ich Beides. Je grösser die Band, umso schlechter funktioniert die Demokratie.

In meiner 11-M/F/D-Band haben wir schon seit Ewigkeiten einen MD und es funktioniert bestens. Er bestimmt das Repertoire (nach vorherigem Input der gesamten Band), macht alle Arrangements, Stimmen etc. und leitet die Proben. Es gibt allerdings ein Vetorecht, falls jemand ein Stück absolut nicht spielen will. Bisher haben wir es aber nie gebraucht. Die Band funktioniert seit knapp 20 Jahren.

In meinem Jazztrio macht zwar auch der Pianist die musikalische Arbeit. Da spielen wir aber sowieso nach vorhanden Leadsheets und jeder erarbeitet sich seine Stimme selbst. Da kommen die Stücke mehr oder weniger gleichmässig vom Pianisten, Drummer und mir. Die Band funktioniert auch schon seit knapp 10 Jahren.

Beides geht also. Aber die totale Demokratie würde in der grossen RnB Band ebenso scheitern wie der alles bestimmende MD im Trio.

Übringens haben wir in keiner Band aktiv entschieden so oder so machen wir's. Es hat sich einfach so ergeben bzw. jeweils als am effektivsten erwiesen

 

[Slidemaster Dee]

Ich find es auch am besten, wenn ein einzelner das Sagen hat.

Solange ich das bin.

 

[Slidemaster Dee]

On Topic: Ich würd‘s machen. Neue Erfahrungen, auf der Bühne stehen. Aif jeden Fall besser als keine Band. Ich würd aber von Anfang an mit offenen Karten spielen, und sagen, dass das nicht 100% dein Ding ist, und du vielleicht wieder (sauber) aussteigst, wenn sich was anderes ergibt. Dann haben die anderen ne Chance, zu entscheiden, ob sie das wollen.

 

[EADG]

Ich find es auch am besten, wenn ein einzelner das Sagen hat.

Solange ich das bin.

Ganz ehrlich? Mir wäre das zu viel. Musiker auswählen, Songs auswählen, arrangieren, schreiben...Gigs ranschaffen, das Design bestimmen....alles alleine?

Wäre mir zu viel. Ich bin froh, wenn ich Leute an meiner Seite habe.

 

[alexanderjoseph]

alles alleine?

Wäre mir zu viel. Ich bin froh, wenn ich Leute an meiner Seite habe.

@Slidemaster Dee sagt ja nicht, das er alles machen will, nur dass einer das sagen haben soll.

Zum Thema Musical Director. Der muss ja auch kein Despot sein sondern kann seinen Mitmusikern Freiräume geben und Ideen aufnehmen.
Wenn die Pferde in eine gute Richtung laufen braucht es nicht viel Zügel.

 

[whitewater]

Nachdem ich gerade noch mal an @ede65 s "Das wars mal wieder" Faden vorbeikam: Du musst Schlagzeuger, Gitter und Sängerin unbedingt interviewen, daß sie nichts miteinander laufen haben und solches auch nicht planen

 

[Gast79265]

...
Beides geht also. Aber die totale Demokratie würde in der grossen RnB Band ebenso scheitern wie der alles bestimmende MD im Trio.
...

Entspricht auch exakt meiner Erfahrung.

Kleine Band: alle sollten einer Meinung sein (in meinem Punkquartett gilt: wenn einer kein Bock auf ein Stück hat, fliegt das raus, ohne weitere Dislussion)

Große Band: Jemand gibt die musikalische Richtung vor, hält das Konzept zusammen; jemand anderes (oder dieselbe) hält den Laden organisatorisch zusammen; wer nicht mitzieht, darf gehen

Generell: Kunst (Konkrete Idee, Ausdruck, Aussage, Individualität) und Demokratie (Interessensausgleich, Kompromisse) beißen sich.