Gigerlebnis der besonderen Art

[claudio]

Jetzt steh wenigstens dazu und sag die ganze Wahrheit...
Du hast sicher daraufgepisst, daraufgekotzt und im Grande Finale angezunden.

wie gesagt, als Italiener hätte ich durchaus Lust dazu gehabt, geladen genug dazu wäre ich gewesen. Aber trotzdem war ich auch professionell genug, die Kröte zu schlucken. Der Veranstalter hat uns ja in der Situation auch professioniell geholfen.

Na los erzähl!
Du nennst ja keine Namen...

Ne, trau mich nicht. Das war aber auch das einzige Mal, wo ich handgreiflich wurde, denn bei rassistischen A-löchern verliere auch ich die Contenance. Der Veranstalter sah das zum Glück genau so. Mehr sag' ich dazu nicht.

Gruss
claudio

 

[Metalfist]

Ok, das verstehe ich.

 

[alice d.]

professionalität heißt für mich nicht, mich wie ein stück dreck behandeln zu lassen. es gibt drei stufen der eskalation und wer es bis zur dritten schafft (und das hat der typ im beispiel geschafft) ist im bunt blühenden vorgarten körperlicher gewaltandrohung angekommen.
message: benimm dich oder ich erzieh dich, 1850-style. wer so grob anstandsregeln verletzt, hat keinen anstand meinerseits verdient. deine professionalität ist an der grenze zur unterwürfigkeit und das liegt mir nicht. wer meine würde als mensch missbrauchen will, indem er mich als garderobe nutzt, der darf gerne vorher meine preisliste anfragen...

 

[claudio]

Ciao alice,

Du hast natürlich auch recht. Wenn bei der Sakkogeschichte der Veranstalter nicht eingegriffen hätte und der Typ weiter seine Zetershow durchgezogen hätte, weiss ich natürlich auch nicht, was dann passiert wäre, denn den Gig hätten wir so nicht weiterspielen können. Oder vielleicht doch und halt den Typen so lange ignorieren, bis er merkt, dass er nicht der wichtigste Mann im Garten ist (ok, das waren wir ja auch nicht als Hintergrundband)...

@Metalfist wenn der Typ seine Kleidung danach wieder demonstrativ an meinen Chris Larkin gehängt hätte, dann wäre ich von Deinen Vorschlägen durchaus angetan gewesen

In einem ähnlichen Zusammenhang ist es ja ausserdem ein kleiner Unterschied, ob man zur Hintergrundmusik angestellt ist oder konzertant auftritt. Im Hintergrund- Fall darf man sich als Musiker auch nicht darüber beschweren wenn niemand zuhört und alle quasseln, denn man ist da eigentlich ein besserer CD Player. Besser, weil man doch auf die Situation eingehen kann und das Repertoire dahingehend anpassen kann, das Publikum bekommt sowas in der Regel auch mit, auch wenn es das nicht sofort zeigt. Man merkt es dann, wenn die Leute in der Nähe der Band eben nicht mehr quatschen, sondern zuhören, dann ist so ein Gig ein Erfolg. Diese Art von Interaktion ist recht subtil aber ziemlich spannend.

Im Konzert- Fall sollte man im Gegensatz dazu zum Beispiel auch um Ruhe bitten dürfen, wenn es einem für das gerade zu spielende Stück zu laut ist, denn wenn man nicht im Hintergrund spielt, darf man diesen Anspruch an das Publikum durchaus stellen. Aber hier gilt: wenn man das Publikum abholt und das Set richtig aufbaut, hat man in der Regel solche Probleme nicht. Wenn das Set nicht einem Konzept wie zum Beispiel einer Geschichte oder einem chronologischen Ablauf folgt, dann empfiehlt es sich zu überlegen, was man als sein eigener Zuhörer jetzt hören wollen würde, diese Sets funktionieren idR. gut

Bei Tanzmukke muss man noch die Kondition des Publikums beachten, sonst setzen sich nach vier schnellen Nummern alle gleichzeitig wieder an ihren Platz, und ein leerer Tanzboden sieht weniger attraktiv aus, vor allem für nicht so begabte Tänzer, welche sich nicht gerne exponieren.

Gruss
claudio

 

[Mr_Martin]

Wenn ich mir als Zuschauer andere Bands anhöre gehört für die Zeit eines Gigs die Bühne der Band und vielleicht noch dem Roadie, sonst hat da keiner was zu suchen. Wenn ich spiele möchte ich eigentlich unsere Musik und Performance so gut wie möglich rüberbringen, kann ich aber nicht, wenn ich ständig "im Weg" stehe
Wie seht ihr das ?

IGGY POP kann das:

 

[kevster]

Da hol ich den Thread mal aus der Versenkung
Samstag Gig auf Motorradtreffen eines befreundeten MCs gehabt. Haben in einer Art Riesen Carport gespielt, mit Bierbänken drinnen + Aussenbereich mit Bierbänken und Lagerfeuer. Aufbau sehr schnell, Soundcheck gut. 1.Set, 2. Set und 3. Set laufen wie am Schnürchen. Die Leute haben richtig spass! 4. Set in der Mitte spielen wir "Enter Sandman", die Leute flippen vollkommen aus
Wir haben mega Spass, die Leute auch. Song ist vorbei, auf einmal ein tut es einen Schlag, im Aussenbereich 3 Meter neben uns ist ein "angeheiterter Zuschauer" über eine Bierbank geflogen. Der Typ fällt mit dem Hinterkopf auf eine zweite Bank, Platzwunde und bleibt bewusstlos liegen...
Kein Mensch hats bemerkt, bis wir die Leute darauf aufmerksam machten durchs Mikro...
Ab da war der Abend für mich gelaufen. Dann das volle Programm, Abbruch des Sets, Krankenwagen und Notarzt kam. Der Verletze war zum Glück schnell wieder bei bewusstsein.
Ich musste noch mein Auto wegfahren dass der RTW drehen konnte.
Haben zwar noch unser Set mit ordentlich verspätung zu Ende gespielt, aber da hatte ich schon innerlich mit dem Gig abgeschlossen. Hat mich ein wenig geschockt wie die Leute direkt weitergefeiert haben als wäre nichts passiert, gerade weil sich auf dem kleinen Treffen jeder kennt.