Genau, Mr Low, so hab' ich's gemeint. In Verona geht man nicht in die Oper sondern zu einem Event für die ganze Familie. Essen und Trinken gehören dazu.
Was Ähnliches habe ich mal vor vielen Jahren in Sevilla erlebt. Ich hatte Glück und konnte noch Karten für die Biennal de Arte Flamenco ergattern. Stargast des Abends war kein Geringerer als Paco de Lucia. Das Ganze fand statt im Teatro Lope de Vega. Als ich die Karten kaufte wurde ich ermahnt, dass nach Beginn der Veranstaltung kein Einlass mehr sei und dass man die Künstler zu respektieren hätte - vergleichbar also zu unseren Opernveranstaltungen.
Okay, meine Frau und ich also rechtzeitig hin und leise den Konzertsaal betreten. Tja, und wir haben nicht schlecht gestaunt, was nach Konzertbeginn dort abging. In den ersten Reihen vor der Bühne saßen zu 90% Gitanos mit ihren Familien. Was heißt saßen? Das Oberhaupt saß tatsächlich und verhielt sich andächtig, ab und an mal ein sparsamer Applaus. Aber die anderen rannten hin und her, holten sich zu essen und zu trinken, die Kinder spielten in den Gängen. Und niemand, absolut niemand hat sich darüber aufgeregt, weder das teils gediegene Publikum (Männer im Smoking, Frauen in Festrobe), noch die Musiker. Im Gegenteil - die Musiker befanden sich oft in reger musikalisch-non-verbaler Kommunikation mit den anwesenden Gitanos.
Auch ernste Musik muss nicht mit tierischem Ernst "konsumiert" werden.
