Gebt mir mal einen Tipp: wie lange braucht man, um auf einen Fretless umzuschulen?
Natürlich hängt das, wie der Kollege sagte, davon ab, wie viel Du täglich spielst. Ich würde aber nicht allzu ehrfürchtig vor dem Fretless-Lernen sein. Ich hatte, als ich vor gut drei Jahrzehnten den ersten Fretless anschaffte, den Wunsch danach jahrelang vor mir hergeschoben, weil Basskollegen mir immer wieder sagten: "Neeeein - das ist ein gaaaaanz anderes Instrument! Gar nichts für Anfänger!!". Tatsächlich hatte ich das ganze binnen maximal einem halben Jahr gut in den Fingern - mit einem Fretless mit Lines wohlgemerkt.
Und das ist nicht ganz unwesentlich: Ich würde dringend einen Fretless mit Lines UND Markierungen am oberen Griffbrettrand empfehlen! Ich habe immer wieder erlebt, dass das unter Fretlessbassisten als Sakrileg empfunden wurde ("Nein - mit Lines klingt das viel schlechter!"; "Wenn Du Noten lesen musst, kannst Du eh nicht auf die Lines gucken!"; "Das ist überhaupt kein richtiger Fretless wenn da Lines drauf sind!" etc.) - ich halte das einfach für Quatsch. Ich hab sowohl aus Interviews mit Gary Willis als auch Jimmy Haslip in Erinnerung, das beide Lines als ausgesprochen praktisch empfahlen und sinngemäß sagten nach ein paar Jahrzehnten würden sie's jetzt nicht mehr wirklich brauchen. Und selbst auf Jaco Pastorius' entfrettetem Jazzbass konnte man, wie auf Fotos gut zu sehen ist, die stellen erkennen, auf denen er die Bünde rausgerissen hatte, er hatte also im Prinzip auch eine Art Fretlines. Schämen braucht man sich also glaube ich kaum dafür, und es hat mir damals den Umstieg enorm erleichtert.
Inzwischen ist zumal das Angebot an niedrigpreisigen, aber qualitativ sehr ordentlichen Einsteiger-Instrumenten in der Richtung doch erheblich größer als es vor 30 Jahren noch der Fall war. Man muss sich also nicht zwangsläufig arm machen dafür.
Von Fretless-Effekten halte ich, ähnlich wie manche Vorredner, auch jarnüscht. Über die Jahrzehnte habe ich bis heute keinen einzigen gehört, der hält was er verspricht. Einige Ansätze für verschiedene Fretless/Sitar-mäßig sirrende Bridges gab es (z.B.
https://www.bassprofessor.info/inde...05-test-eyb-bassiq-iv-vintemporary-ddp-bridge ), aber die sind meist nicht ganz billig und benötigen eine fachmännische Modifikation des Instruments - und Fretless-Glissandi kann man damit natürlich auch nicht machen. Den Bass Flatter kannte ich noch nicht, in den Videos klingts super. Ich habe aber drei Bedenken dabei:
1. Höchstwahrscheinlich wird jedes mal, wenn man das Ding einsteckt, eine Neujustierung der Saitenlage und Bundreinheit nötig.
2. Das Teil scheint ja aus Kunststoff zu sein. Interessant wäre, wie hart der Kunststoff ist und wie schnell er von den Saiten abgenutzt wird und man das Ding ersetzen muss - denn abrichten wie bei einem Holzgriffbrett wird vermutlich bei dem Plastikding nicht so ohne weiteres möglich sein?
3. Der Flatter deckt ja nicht das ganze Griffbrett ab, in höheren Lagen kann man da also leider nicht spielen.
Bei 80€ plus Versand plus Zoll plus Mehrwertsteuer ist es außerdem nicht sooo spottbillig. Und Intonation muss man ja auch darauf lernen. Ich glaube, dass man da mit einem günstigen Fretless-Einsteigerbass besser fährt.
