Coverband oder doch was eigenes?

Ich spiele unter anderem in einer Party-/Hochzeits-/Event-Coverband... ich mag das, weil ich neue Impulse bekomme von Material, mit dem ich mich normalerweise nie beschäftigen würde...

Der wesentliche Unterschied im Selbstverständnis zwischen einer Event-Coverband und einer unbekannten Band mit eigenem Material, bzw. einer Band, die z.B. ausschliesslich Zappa Songs aus der frühen Schaffensphase covert, ist, dass man sich einfach als Dienstleister sehen muss, und sich weniger Divenhaftigkeit und Selektion leisten sollte: Man wird nicht gebucht, weil die Leute sich für Deine musikalische Message interessieren, sondern weil sie Spass haben wollen... und wenn sie den haben, dann bekommst Du neue Job - wenn nicht, dann nicht... so einfach ist das...
Nun kann man für sich eine persönliche Grenze ziehen, was man noch mitmacht... ich zum Beispiel habe weniger Problem damit, "Atemlos" (wir spielen das in einer recht rockigen Version, und das gefällt ab und zu auch Leuten, die die Nummer hassen) oder "Er gehört zu mir" (die Bass Line auf den Punkt zu spielen ist übrigens gar nicht mal so ohne!) zu spielen, als Leuten zu "Brenna duats guat" Polonäse tanzen zu sehen... Muss halt jeder selbst wissen...

Ich persönlich freu mich, wenn die Leute Spass haben... und dafür kann ich auch mal über meinen Schatten springen... ich freu mich, wenn nach dem Gig eine verschwitzte, glückliche Mittvierzigerin zu uns kommt und sagt "Also mein Hubsi, der tanzt ja sonst nie - aber Ihr habt's ihm soviel Spass gemacht, dass er heut voll abgegangen ist...!"... dann schaut man ihr über die Schulter und der Typ hat mindestens 18 Halbe im Gesicht... aber was soll's... mal wieder zwei Menschen zumindest nicht unglücklicher gemacht... und ein wenig Geld für mein Hobby wirft es auch ab - so dass ich mir auch leisten kann, Sachen zu machen, an denen mein Herz hängt, ohne draufzuzahlen...

Die grosse Kunst einer Partyband ist es übrigens, die Brücke zu schlagen zwischen der "Atemlos" Fraktion, den "Highway to Hell" Jüngern, und denen, die sich über eine gute Motown oder Soul Nummer aus den 60ern freuen...

Für den Rest gibt's Alkohol...
 
Die grosse Kunst einer Partyband ist es übrigens, die Brücke zu schlagen zwischen der "Atemlos" Fraktion, den "Highway to Hell" Jüngern, und denen, die sich über eine gute Motown oder Soul Nummer aus den 60ern freuen...

Das stimmt allerdings. Aber man muss schon echt hart über seinen Schatten springen. Ich habe das jetzt für ein paar Gigs gemacht in einer Partyband, aber weiter mache ich das (erst mal) nicht, die Band will sich weiter Richtung Schlager ausbauen, da habe ich echt kein Bock drauf:igitt:.
 
Also wir machen es so, dass wir das eine tun ohne das andere zu lassen. Wir legen immer einen Mix von 50:50 eigene Songs zu Coverstücken hin. Wir haben noch nicht die Location gefunden, in der wir komplett unser eigenes Material spielen könnten und durchgängig die Aufmerksamkeit des Publikums zu bekommen. Gestartet sind wir allerdings als Coverband (für nicht ganz ein Jahr) und haben dann angefangen, eigene Sachen reinzumischen. Wir achten darauf, den Spannungsbogen oben zu halten. Bisher hat am Ende immer der Saal getobt. Und so haben wir selbst auf einer Hochzeit mit "Ace of Spades" das Set geschlossen - vor pogender Hochzeitsgesellschaft einschließlich Durchflug des Brautpaares! Man kann ohne weiteres den Sachen einen eigenen Stempel aufdrücken und auch bei der Auswahl der Songs besondere Wege gehen. Niemand wundert sich, dass wir neben Alkohol von Grönemeyer kurze Zeit später Enter Sandman von Metallica spielen. Da kommt Rebel Yell vor und dann wieder Bomber von Motörhead. House of the rising sun und Seek and Destroy. Zwischendrin unsere eigenen Songs von Ballade bis Abrissbirne. Wenn man es aber richtig angeht, schafft man daraus einen homogenen Auftritt, der einem selbst trotz der Coversongs selbst richtig Spaß macht. Und wir schaffen es so, unser eigenes Material an die Leute zu bringen.

Mein Rat also: ruhig in eine Coverband einsteigen und dann langsam die Eigenständigkeit steigern, ohne dass die Kompatibilität zu allgemeinen Veranstaltungen leidet. So kann das enorm Spaß machen!
 
Also wir machen es so, dass wir das eine tun ohne das andere zu lassen. Wir legen immer einen Mix von 50:50 eigene Songs zu Coverstücken hin....
Finde ich persönlich schwierig - zumindest wenn ich mich in die Rolle eines Besuchers oder Veranstalters hineinversetzen müsste ... da würde ich mich fragen, a) "die wissen wohl nicht so recht was sie wollen, trauen ihren eigenen Songs nicht so recht und nehmen aus Sicherheit ein paar Hits ins Programm" und b) wie vermarkte ich die Band, in welche "PR-Schublade" packen ich sie, um die Leute anzulocken? ... dann lieber 2 Bands in einer - 1x Gigs mit Coversongs, 1x Gigs mit eigenem Material ... oder klappt das bei Euch gut mit dem gemischten Set?
 
Finde ich persönlich schwierig - zumindest wenn ich mich in die Rolle eines Besuchers oder Veranstalters hineinversetzen müsste ... da würde ich mich fragen, a) "die wissen wohl nicht so recht was sie wollen, trauen ihren eigenen Songs nicht so recht und nehmen aus Sicherheit ein paar Hits ins Programm" und b) wie vermarkte ich die Band, in welche "PR-Schublade" packen ich sie, um die Leute anzulocken? ... dann lieber 2 Bands in einer - 1x Gigs mit Coversongs, 1x Gigs mit eigenem Material ... oder klappt das bei Euch gut mit dem gemischten Set?

Es klappt ausgezeichnet. Aber klar, dieses Vermarktungs-"Hindernis" gilt es zu vermeiden. Das Set an sich funktioniert einwandfrei. Egal wo wir bisher gespielt haben, sollen wir auch wiederkommen. Ärger gab es nur mal mit einer einzelnen Person in einem zänkischen Bergdorf, für den alles außer Helene Fischer "Dreck" ist. Dass unsere Gäste seine Bratwürste verputzt haben, hat ihn aber nicht gekratzt...

Bei den Veranstaltern müssen wir uns in der Regel über die Coversachen definieren, da die ja unsere eigenen Sachen schlichtweg nicht kennen und selbst beim Reinhören nicht bewerten können, ob und wie es ankommt. Wird aber eine Band gesucht, die rein gar keine Cover spielen soll, können wir das mit ca. 1,5 Stunden Material auch gut abdecken. Und länger wollen wir eh nicht spielen, da wir es lieber richtig scheppern lassen und dann irgendwann bei uns und den Leuten die Luft raus ist. Was nun Deine Frage beantwortet: wir decken einen Abend nie alleine ab, sondern immer mit einer zweiten Band. Über die konkrete Zusammensetzung an dem Abend kann man zusätzlich viel steuern.

Unsere Gigs nehme ich ab und zu vollständig auf und stelle die in unseren Youtube-Channel ein. Den Link siehst Du in der Fußnote. Falls Du mal zu viel Zeit hast... ;-)
 
Als "Coverband sollte man das Thema Marketing nicht vergessen. Eine Coverband mit Standardrepertoire gibt es von gut bis schlecht in mannigfaltiger Ausführung.
Da sind Alleinstellungsmerkmale wichtig. Also kann ich mit was Besonderem das Publikum bedienen.

Meine nun Hauptband wurde als Nebenprojekt vor einem Jahr gegründet. Nun haben wir einen bis 2018 schon gefüllten Terminkalender, eigenen Tourbus und feste Crew.
Weil wir a) ein spezielles Metier (Kölsch) qualitativ hochwertig bedienen und b) von Anbeginn mit einem klaren Band-CI und Konzept gearbeitet haben.

Auch wenn so des Hobby halb zum Beruf ausartet und wir momentan auch noch viel "lernen" müssen, macht es einen wahnsinnigen Spaß. Besonders weil wir eine Crew haben die voll hinter uns steht und alles gibt.:bier:
 
Ich habe ca. 15 Jahre eigenen Kram im Bereich Rock/Funk/Fusion gemacht und ca. 15 Jahre gecovert. Jetzt bin ich wieder mehr im eigenen Bereich gelandet. Ich habe z.T. mit sehr guten Musikern eigenes Material komponiert, aber die Musiker waren viel besser, als die Songs. Ich hatte leider nie das Gefühl, das es für eine Band-Karriere reichen könnte und ich glaube, das sahen die anderen genauso. Im Coverbereich habe ich mich sehr gefreut, wenn wir z.B. Nummern von Mother`s Finest, Level 42 etc. richtig gut hin bekamen. Nachteil für mich waren z.B. Nummern wie Angels von Robbie Williams etc. wo ich mich echt geschämt habe und solche Nummern kamen für meinen Geschmack leider viel zu häufig vor.
Letztendlich habe ich aber auch beim Covern viel gelernt und es bleibt einfach Geschmacksache. Wenn du damit nebenher etwas Geld verdienen willst, ist das mit Covern vermutlich viel leichter zu erreichen, als mit eigenem Material.
 
Postet Euren "Schämsong" im Coverset! Hier meiner: Knocking on heavens door. Da mache ich die LEDs am Bass aus.
 
"Atemlos" (wir spielen das in einer recht rockigen Version, und das gefällt ab und zu auch Leuten, die die Nummer hassen)

gibt es hiervon zufällig eine Aufnahme oder ein Video? Würde ich gerne mal hören... Denke dass gute Musiker aus der Nummer durchaus was anständiges machen können...
 

Ich möchte betonen, dass wir hier nicht Off-Topic sind. Man muss auch die Horrorseiten am Covern klar ansprechen! xx( Wobei bei uns jeder ein absolutes Veto hat, wenn es doch zu viele Schmerzen bereitet. Lemon tree ist bei mir z.B. ein "no go"!
 
Absolute NoGo CoverSongs
-Smoke on the water : Besonders wenn die Mitmusiker völlisch irritiert sind, wenn man die originale Bassline spielt.
- Stairway to heaven
- Knocking on heaven's door
- Verdamp lang her
 
Bei "Bad case of lovin' you", "Here I go again" und "Sharp dressed man" rosten meine Saiten schon innerhalb des ersten Refrains völlig weg. Muss ich zum Glück nur als Sub spielen.
 
Ich war nur einmal Coverbasser, naja, kein ganzer, mehr so'n Drittel. Einer ist ausgefallen und die Band hat's innerhalb einer Woche auf drei lokale Leute verteilt. Ich hab frei saufen und zwei Taxifahrten bezahlt bekommen und hatte Mega-Spaß. Allerdings wohl zuviel Spaß, ich habe fast alle Songs mitgesungen ("meine" und den Rest auch, alles ohne Mikro) heyheyhey-geklatscht und war allgemein 'ne Stimmungskanone ("wie, nur einen Schnapps vorm Gig?"). Ich habe laut Aussagen anderer gut gespielt und auch gut performt, lediglich der Chef der Truppe hat nachher gemeint, ich hätte das Ganze zu wenig ernst genommen, das sei wohl nichts für mich. Auf nem von der Band veranstalteten Rustikalkneipen-Gig mit Stiefelwettsaufen als Pausenfüller.
Was dürft denn Ihr so machen? Wie "ernst" läuft das bei Euch? Ist das bei Euch vom Selbstverständnis mehr ein Band-Gig oder ein lustiger Job? Also jetzt nur die Hobby-Leute, nicht die deren Job das ist.
Auf "Summer of 69" hab ich übrigens bestanden, aber ich hab auch die Platte seit sie rauskam und habe meine Bandkollegen mega geschockt, als ich bei Bryan69 alle Songs mitgesungen habe, als wir mal vor denen gespielt hatten.
 

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