Bass Tabs lesen und selbst notieren - Ein Blog- Artikel für Anfänger auf dem Bass

Gerade beim üben.... "Four Brothers" Jimmy Giuffre. Passiert oft, wenn B-Teil von der Form einen "Seitensprung" macht.
Das dumme beim dem Stück - Tempo 200+. Ich denke dass es hier mit den Tabs fast besser ist. Oder man ignoriert die "Line" und spielt einfach nach Akkorden.
Ich versuche mal, meinen Denk- und Spielprozess anhand des Notenbeispiels wiederzugeben. Vorausschicken will ich dabei, dass ich das Stück grundsätzlich kenne und somit einigermaßen im Ohr habe, was da hinten rauskommen soll. Außerdem habe ich mir in etlichen Jahrzehnten einen gewissen Werkzugkasten an Walking Bass Lines erarbeitet, so dass ich manches, was der Arrangeur dort hingeschrieben hat, schlichtweg eher wiedererkenne als dass ich es zum ersten mal sehe.

Die ersten vier Takte: Ich sehe nicht 16 einzelne Viertel, sondern 4 "Wörter", die zusammen einen einigermaßen richtigen Satz ergeben, insofern kein Problem. Das rhythmische Gefrickel in den letzten Takten der ersten Zeile ist auch ein alter Bekannter. Würde ich selber so nicht spielen, aber vielleicht hat es ja Gründe im Bläser-Arrangement und verlangt das so ...

Dass d der B-Teil (zweite Zeile ab Studierzeichen "O" einen ziemlich üppigen Tonartwechsel vornimmt weiß ich, aber der Blick in Blatt sagt mit, dass ich mit beim c# starte, ab dann sind es wieder konventionelle Tanzschritte durch die Linien (Wörter). Ich ertappe mich, solange der Autopilot diese vier Takte abfliegt, bei der Überlegung, ob es nicht sinnvoller gewesen wäre, hier die 4 b von Ab-Dur aufzulösen und neue Vorzeichen für B (H) zu setzen, die Überlegung hält aber maximal zwei Takte an, endet mit "Nee, doch nicht!" und dauert somit allerhöchstens 2 Sekunden ... für einen Bassisten auf Betriebstemperatur ist das ein halbe Ewigkeit.

In den letzten vier Takte vor der Rückkehr zum A-Teil in Ab erkenne ich einen doppelten Turnaround (also nicht nur einzelne Wörter, sondern gleich einen ganzen Satz), die aufgeschriebenen Töne sind schlüssig, kann man so spielen, dann spielen wir sie halt so.

Alles in allem sind das für Bigband-Verhältnisse recht sinnvoll aufgeschriebene Noten, die Basslinien sagen das aus, was ein Walking Bass aussagen soll: "Wo bin ich gerade und wo geht es als nächstes hin?", sind dabei aber überwiegend Linien und nicht wilde Sprünge.
 
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Gerade beim üben.... "Four Brothers" Jimmy Giuffre. Passiert oft, wenn B-Teil von der Form einen "Seitensprung" macht.
Das dumme beim dem Stück - Tempo 200+. Ich denke dass es hier mit den Tabs fast besser ist. Oder man ignoriert die "Line" und spielt einfach nach Akkorden.

Das Beispiel versteh ich nicht. Das ist doch 100% genau so wie es sein soll. *kopf kratz*
. Mir ist da tatsächlich auf einen kurzen Blick nicht klar, warum da Kreuze in einer B-Tonart auftauchen, aber da die Akkorde genauso gehen, könnte das einen Sinn haben.

Na weil wir uns im Jazz befinden... Die Tonart vorne ist da doch nur die "Haupt" Tonart. Der tonale Schwerpunkt ändert sich dauernd und da hast ständig eine neue Tonika / I (oder wie du es nennen magst).
Und jenachdem was da festgelegt wurde, hast du doch dir Vorzeichen... entsprechend dem Chord.

Wenn der Bass ein A7 Akkord spielen soll (z.B vor einem Abmaj7) könntest du dich in Ab Dur befinden, aber das ist ein Ton C# in A7. Es macht ja keinen Sinn A7 drüber zu schreiben und drunter was anderes als "A / C# / E" also z.B " A / Db / E ".. Wir wollen doch brav die Akkorde klar machen, wie wir das gelernt haben. ;-)
 
Wenn der Bass ein A7 Akkord spielen soll (z.B vor einem Abmaj7) könntest du dich in Ab Dur befinden, aber das ist ein Ton C# in A7. Es macht ja keinen Sinn A7 drüber zu schreiben und drunter was anderes als "A / C# / E" also z.B " A / Db / E ".. Wir wollen doch brav die Akkorde klar machen, wie wir das gelernt haben. ;-)
Richtig. Das ist eigentlich genau, was ich oben gemeint habe. Auch in einem Stück mit der Haupttonart Ab-Dur (also 4b) kann ein Teil weit weg modulieren und plötzlich ein A7 fordern. Dann ist das halt ein A7, und ich muss das Ab und Eb nach A und E auflösen sowie das C nach C# erhöhen. Ein grober Foul wäre es hier, unter der Akkordbezeichnung A7 nicht z.B. A-C#-E-G, sondern A-Db-E-G hinzuschreiben. Es käme zwar wohltemperiert aufs gleiche raus, ist aber halt falsch, auch wenn man sich vermeintlich ein Vorzeichen spart.
 
War nur ne Überlegung. Ich kann keine Tabs, bzw. versuche die zu meiden. Ich bin halt etwas "faul" - langsam üben und Finger sortierenmeistens mache ich meine eigene Line, wenn es nicht steht "as Written"
;-)
Sind wir nicht alle im wesentlichen faul? :prost:
Also meine begrenzte Bigband-Erfahrung (ich hab da mehr getrötet als gebasst), sagt dazu zweierlei:
Klar kann man egal nach Noten oder Tabs gerade solche Walking Linien stumpf runterspielen, ohne wirklich mitzubekommen, wie die Form läuft. Problem: fliegst Du raus, bist Du völlig raus. Mindestens bis zum nächsten Doppelstrich.
Denkst Du in der Form, also der Akkordprogression, kannst Du zwischendurch ein Bier aufmachen und steigst trotzdem beim Weiterspielen an der richtigen Stelle ein.

Tempo 200 und eine fiese Akkordsequenz sind halt nicht trivial, da kann man sich nur ehrlich machen und das ganze üben bis es wenigstens ein bisschen im Stammhirn abgelegt ist.
Klar, wer den ganzen Tag nichts anderes macht, tut sich leichter. Und sicher kommt man mit ausreichend Routine auch soweit, daß man solche Progressionen trotz des Tempos beim first sight reading mit versteht und erfasst. Was sollten Leute, die jahrelang studieren und danach jahrelang in dem Gewerbe arbeiten denn sonst noch tun? ;-)
 
Richtig. Das ist eigentlich genau, was ich oben gemeint habe. Auch in einem Stück mit der Haupttonart Ab-Dur (also 4b) kann ein Teil weit weg modulieren und plötzlich ein A7 fordern. Dann ist das halt ein A7, und ich muss das Ab und Eb nach A und E auflösen sowie das C nach C# erhöhen. Ein grober Foul wäre es hier, unter der Akkordbezeichnung A7 nicht z.B. A-C#-E-G, sondern A-Db-E-G hinzuschreiben. Es käme zwar wohltemperiert aufs gleiche raus, ist aber halt falsch, auch wenn man sich vermeintlich ein Vorzeichen spart.
Natürlich ist es alles richtig. Es war eigentlich nur auf "schwer zu lesen" hin gepostet.

Also meine begrenzte Bigband-Erfahrung (ich hab da mehr getrötet als gebasst),
Dito. Über 20 Jahre 2-e Trompete, erst seit letzten 10 Jahren Bass :bier: .
 
Natürlich ist es alles richtig. Es war eigentlich nur auf "schwer zu lesen" hin gepostet.
Genau das finde ich eigentlich nicht. Das plötzliche Auftauchen von Auflösungszeichen und Kreuzen im Notenbild liefert mir genau die Information, die ich in genau diesem Moment an genau dieser Stelle brauche, nämlich dass sich da tonartmäßig was außertourliches tut, das gesteigerte Aufmerksamkeit erfordert. In Tabs würde das völlig untergehen.
 
Klar kann man egal nach Noten oder Tabs gerade solche Walking Linien stumpf runterspielen, ohne wirklich mitzubekommen, wie die Form läuft. Problem: fliegst Du raus, bist Du völlig raus. Mindestens bis zum nächsten Doppelstrich.
Denkst Du in der Form, also der Akkordprogression, kannst Du zwischendurch ein Bier aufmachen und steigst trotzdem beim Weiterspielen an der richtigen Stelle ein.
Stimmt!

Wobei ich in der 20köpfigen Bigband schon eher an den einzelnen Noten hänge, als im Jazzstandard-Trio mit Realbook.
Da hab ich deutlich mehr Freiheit und kann ich mehr herumprobieren, oder anschieben oder zurücknehmen wenn es gerade passt,...

Wenn 19 andere einfach stur die Noten runterspielen, dann sind experimentale Alleingänge für den Gesamtsound selten förderlich.

Somit ist aus meine Sicht immer alles situationsabhängig.
Wichtig ist letztenendes immer der Gesamtsound.
 
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Stimmt!

Wobei ich in der 20köpfigen Bigband schon eher an den einzelnen Noten hänge, als im Jazzstandard-Trio mit Realbook.
Da hab ich deutlich mehr Freiheit und kann ich mehr herumprobieren, oder anschieben oder zurücknehmen wenn es gerade passt,...

Wenn 19 andere einfach stur die Noten runterspielen, dann sind experimentale Alleingänge für den Gesamtsound selten förderlich.
Rischtisch. Alleine schon, weil im Realbook selten Basslinien ausnotiert sind. Höchstens mal markiert, wie in Night in Tunesia.
 
Stimmt!

Wobei ich in der 20köpfigen Bigband schon eher an den einzelnen Noten hänge, als im Jazzstandard-Trio mit Realbook.
Da hab ich deutlich mehr Freiheit und kann ich mehr herumprobieren, oder anschieben oder zurücknehmen wenn es gerade passt,...

Wenn 19 andere einfach stur die Noten runterspielen, dann sind experimentale Alleingänge für den Gesamtsound selten förderlich.

Somit ist aus meine Sicht immer alles situationsabhängig.
Wichtig ist letztenendes immer der Gesamtsound.
Ich hatte mal als Aushilfe die Situation, dass ich eine ausnotierte Basslinie hatte ohne darüber geschriebene Harmonien. Da ging es mir wie Kollege @whitewater oben beschrieben hat: eine kleine Unaufmerksamkeit und ich war völlig draußen. Ich habe mir dann die Harmonien mit Hilfe der Dirigentin drüber geschrieben und es war kein Problem mehr.

Ich neige bei so was aber nicht zu experimentellen Alleingängen, sondern Versuche redlich die Harmonie deutlich zu machen -gerne mit dem Grundton- und wenn ich richtig gut bin, auch die harmonische Bewegung. Ich empfinde die Akkordprogressionen auch als eine eigene Melodie, das was @klabrx oben als Worte und Sätze bezeichnet hat. Das ganze ist dann eine Geschichte.
 
Ich hatte mal als Aushilfe die Situation, dass ich eine ausnotierte Basslinie hatte ohne darüber geschriebene Harmonien. Da ging es mir wie Kollege @whitewater oben beschrieben hat: eine kleine Unaufmerksamkeit und ich war völlig draußen. Ich habe mir dann die Harmonien mit Hilfe der Dirigentin drüber geschrieben und es war kein Problem mehr.

Ich neige bei so was aber nicht zu experimentellen Alleingängen, sondern Versuche redlich die Harmonie deutlich zu machen -gerne mit dem Grundton- und wenn ich richtig gut bin, auch die harmonische Bewegung. Ich empfinde die Akkordprogressionen auch als eine eigene Melodie, das was @klabrx oben als Worte und Sätze bezeichnet hat. Das ganze ist dann eine Geschichte.

Ja, zumal... Arrangeure auch nicht immer die bessern z.B: Walking Bass Linien schreiben, als ein guter Bassist. ;-)

Sowas nur in Noten zu schreiben ist ja auch ein No Go... wenn es keine UniSono Linie mit z.B: Bari ist - aber das wirst du nicht meinen
 
Qualifiziert ausgeschriebene Walking Bass Lines in einem Kontext, in dem die typischerweise vorkommen, sollten ja eigentlich die Chord Changes des jeweiligen Stücks zumindest andeuten. Somit könnte man, Notenkenntnis und Erfahrung vorausgesetzt, aus den Noten erschließen, welche Harmonien da eigentlich stehen sollten.

Ich halte es allerdings für sträfliche Gedankenlosigkeit des Arrangeurs, dem Bassisten die Akkorde nicht zur Verfügung zu stellen, da verschenkt er ein gutes Stück eventuell vorhandenen Knowhows.

Natürlich kann es sein, dass ein Stück, gerade im Anfängerbereich, von Nachwuchskräften gespielt wird, denen die Walking-Routine einfach noch fehlt, und dass deshalb ein halbegs präsentables Ergebnis ausgeschrieben werden soll. Aber wie soll die Nachwuchskraft denn lernen, wozu die ausgeschriebenen Noten denn dienen, wenn der Kontext nicht mitgeliefert wird?

Schon allein, wenn man "versehentlich" die Töne aus dem dritten A-Teil eines AABA-Stückes in den ersten A-Teil spielt und merkt, dass die ja komischerweise eigentlich genausogut passen, ist das eine lehrreiche Erfahrung.
 

Ich frage mich gerade, ob solche Walkingbasslinien auch als Tab existieren und ob irgendjemand so etwas benutzt.

Teaserthese: Tabs gibt es nur für harmonisch schlichte Nummern, wo sich Vieles wiederholt.

Bitte nicht von mir persönlich angegriffen fühlen. Ich möchte nur heftigen Widerspruch hören. :bier:
 
Ich frage mich gerade, ob solche Walkingbasslinien auch als Tab existieren und ob irgendjemand so etwas benutzt.
Ja. Habe ich selber schon gesehen. Wobei der entscheidende Lernprozess beim Walking Bass ja darin besteht, *WAS* man spielt, nicht *WIE* man das spielt. Walking Lines, die man ohne Zuhilfenahme von Tabs nicht aufs Griffbrett bekommt, sind eh schon suspekt. Und zudem kann es speziell beim Walking Bass gut sein, dass den plötzlich jemand tatsächlich mit dem Kontrabass spielen will. Standardstimmung bei E-Bass und Kontrabass vorausgesetzt, würden zwar die Tabs "stimmen", aber trotzdem machen Tabs am KB noch viel weniger Sinn als am Ebass.
 
Zumindest Rhythmisch ists seehr schlicht ;-)
... und genau das zweifle ich an. Auf den ersten Blick mag das sehr übersichtlich aussehen, durch ganze Stücke hindurch nichts als gleichmäßige Viertel zu spielen, aber schon schon allein die passende Phrasierung (in Buchstaben nur sehr unzureichend wiedergegeben mit "Spielt der dub dub dub dub oder spielt der Duummm duummm duummm dummm" macht einen Unterschied wie Tag und Nacht aus.

Teaser-Antithese: Bassdrum und Snare im Speedmetal ... *DAS* ist rhythmisch sehr schlicht. ;-)
 
Walking Bass kommt doch am häufigsten bei Songs mit etwas komplexeren Harmonik vor… und in Combos und den Soloteilen bei BB lebt die Musik ja gerade davon, dass alle aufeinander eingehen und die Walking Line ggf der Intensität der Musik anpassen

Meine These: Walking Bass in Tabs aufzuschreiben ist der Tot der Musik/Interaktion
 
... und genau das zweifle ich an. Auf den ersten Blick mag das sehr übersichtlich aussehen, durch ganze Stücke hindurch nichts als gleichmäßige Viertel zu spielen, aber schon schon allein die passende Phrasierung (in Buchstaben nur sehr unzureichend wiedergegeben mit "Spielt der dub dub dub dub oder spielt der Duummm duummm duummm dummm" macht einen Unterschied wie Tag und Nacht aus.

Teaser-Antithese: Bassdrum und Snare im Speedmetal ... *DAS* ist rhythmisch sehr schlicht. ;-)
Daher der Smiley 😊 aber die Artikulaion hätte auch über Tabs noch Platz
 

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