Weder noch.
Meine Aussage bezieht sich darauf, dass man sich prostituiert, wenn man das spielt, was dem Publikum gefällt, auch wenn man es selbst scheiße findet. Ich glaube nicht, dass dabei Musik entsteht.
Anders ausgedrückt glaube ich nicht, das Verkaufszahlen oder das Publikum ein Kriterium sind, um Musik (Theater, bildende Kunst) zu beurteilen.
So klar kann ich nicht zwischen mir (uns) und dem Publikum trennen. Ein gelungener Gig ist für mich immer ein Miteinander. Spiele ich zu viel Zeug, was ich nicht mag, macht
mir das keinen Spaß und ich bin auch nicht gut, berücksichtige ich nicht die Bedürfnisse derer, für die ich spiele, haben
die keinen Spaß...was ja letzten Endes auch wieder mit mir wechselwirkt.
Die Wahrheit liegt - wie so oft - irgendwo zwischen diesen Polen. Abgesehen davon liegt für mich ein großer Reiz darin, einen Kacksong so zu spielen, dass er Bock macht.
Nehmen wir "Toxic" von Britney Spears. Ein unbedeutendes Popstückchen von einem für mich unbedeutenden Popmädchen.
Das Ding wird bei uns ein Groovemonster und ist in der Regel verbunden mit einem Quiz, bei dem jemand was gewinnen kann, wenn er/sie den Song erkennt. Das ist immer ein Heidenspaß live. Ist das jetzt Prostitution? Nur, weil die Leute Spaß haben und mir der Song in der Originalversion meilenweit am Arsch vorbeigeht?
Ich weiß es nicht...fühlt sich jedenfalls nicht so an.
Wir spielen Robert Palmer (Bad Case...kein Witz)...schräger geht's nicht! Miesestes Zeug, aber die Leite treiben eine Sau nach der anderen durch die Läden, wenn sie den Song hören. Der wird gut und ist ein brachialer Midtempo-Rocker, wenn wir den bringen.
Wir haben mal auf Zuruf "Ace Of Spades" gespielt, obwohl den eigentlich keiner kann und wir den nur mal irgendwann zum Spaß bei einer Probe geschrubbt haben. Lemmy hat sicher im Grab rotiert wie ein Dönerspieß, aber das Publikum und wir haben uns danach klatschnass und mit breitem Grinsen voneinander verabschiedet.
Das macht mich doch nicht zur Puffmutter...das macht mich genau zu dem, der ich in diesem Moment sein möchte. Und ich genieße es, das nicht verkaufen zu
müssen, sondern zu
können.
- aber das wird von uns eben "erwartet"
...
