Warum gibts hier so viele Jazz-Hasser?

[mosbeats]

Ich finde jede Musik hat ihre Daseinsberechtigung und allzu schnell fasst man eine Meinung, ohne darüber nachgedacht zu haben, indem man alles über einen Kamm schert.
Ich selbst mag auch Jazz sehr, aber auch nicht alles. Ich mag dieses verkopfte Technikgedudel nicht. Vielleicht, weil ich es nicht verstehe?
Jedenfalls bin ich der Meinung, dass Musik zuerst aus der Seele kommen sollte. Es sollte gefühle transportieren und beim Zuhörer wecken.
Ich find es schade, wenn es nur darum geht, die Spieltechnik an seine Grenzen zu bringen. Und ich denke eine Mischung aus Technik und Feeling ist da wohl das schönste und leider nur sehr wenigen Talenten vorbehalten.
Gruß...
Moritz

 

[Oli Wan]

so klingt das schon ganz anders. es scheint doch recht oft an begrifflichkeiten zu hängen, also das gegenseitige verstehen.
ich würde demnach das wort "verstehen" gerne nicht mehr benutzen, denn es trifft die sache wohl nicht richtig und führt zu missverständnissen.
auch die andere ausführung bedeutet ja, dass besagten musikern schon wichtig ist, dass ihre musik "ankommt", also kein elitäres gehabe, gut!
das meinte ich auch letztlich.
elitär ist demnach eine sache der persönlichkeit, keine der musikrichtung, um das mal so festzuhalten.

 

[Matbas]

Mosbeats hat genau ausgesprochen, um was es mir geht. Ich mache beileibe keine Fahstuhlmusik oder Bar Jazz. Gegen zu seichtes und tausend Mal weichgespueltes Zeug hab ich sogar ne Allergie. Mir gungs nur darum, dass ich das Vorfuehren von reiner Technik um ihrer selbst willen nicht leiden kann.

Aber Moebeta hat ja viel schoener geschrieben, was ich eigentlich sagen wollte. Danke

 

[jam_bass]

Miles Davis hat mMn. spätestens ab den Sechzigern eine Musik betrieben, die ja doch sehr sehr wenig um die Gunst des Publikums buhlte.
Was bei seinen vielen verschiedenen Formationen von ihm selbst an manchmal sehr spärlichen Beiträgen kam, war für meinen Eindruck alles andere als Technikshow, sondern ein enormes Gefühl für den Moment.
Dieses Gefühl nachzuempfinden forderte den Hörer auf einer sensitiven Ebene, die sehr viel Aufmerksamkeit und "Goodwill" verlangte. Ich vermute, ein rein technisch-analytisches Beklatschen war ihm egal - man seht's an seiner Körpersprache zum Publikum.

Wie auch Victor Wooten immer wieder verlautet, ist Musik aus diesem typisch-jazzigen Verständnis heraus Kommunikation zwischen den Musikern. Wer da ZU verkopft auf seinem Gerät argumentiert, hat's unter Umständen schwer und findet nur wenige "Gesprächs"teilnehmer.
Andersherum gesagt ist es auch nicht einfach, zu solchen Leuten einen Zugang zu bekommen, wenn man auf anderer Ebene kommuniziert.
Nochmal anders formuliert gibt's sicherlich auch welche, die sich bewusst weit entfernen mit ihrer Ausdrucksweise und deshalb herablassend wirken.

Allerdings sollte man nicht zu frühzeitig die Schubladen auf - und die Ohren zu machen.

 

[Matbas]

Schoen gesagt Jam Bass. Aber ob du es glaubst oder nicht: Ich versuche immer so sehr wie ueberhaupf moeglich zuzuhoeren, wenn ich auf der Buehne stehe und mit anderen Musik mache. Und wenn ich in diesem Prozess bin, kenne ich keine Schublade und versuche selbst mit dem zu kommunizieren, der Hartnaeckig weghoert oder nicht auf die anderen reagiert. Und ueberhaupt ist mein musikalischer Horizont nicht so klein, wie es vielen wiohl beim Lesen erschien. Denn am meisten Freude mach mir das Spielen immer mit total fremden Leuten. Wenn ich ueberhappt nicht weiss, was der Moment briengen wird. Denn ich leeeebe Ueberraschung und Spontanitaet. Die beiden Quellen meiner Liebe zum Jazz.

 

[jam_bass]

Einen zu kleinen musikalischen Horizont hatte ich bei dir sowieso nicht vermutet; das zeigt ja dein Thema und deine Beiträge.
In ähnlichen Situationen, wie du sie beschreibst, läuft bei meiner Freitags-Jam-Session auch schon mal ein Abend ab - unbekannte Leute etc.
Mir persönlich machen da eher psychische und zwischenmenschliche Knackpunkte Probleme, als rein musik-theoretische.
Da ist erstmal die Frage der Harmonien, die gerade verwendet werden - oft höre ich die nicht raus.
Dann das Problem des gemeinsamen Mikrotimings, das ein rythmisches Zusammenkommen behindern kann.
Die Situation, dass jemand etwas vorgibt, das mir zu verkopft erscheint, kommt auch schonmal vor.
Der eigene Komplex rückt nach vorne, etwas nicht richtig zu verstehen, und die logische Folge: zu zaghaftes Spiel.
Und, was sehr wichtig ist (für mich): Will jemand sein Können demonstrieren und die anderen abhängen?
Das ist dann ein weit verbreitetes Verhaltensmuster, das letztendlich zwar negativ empfunden wird, aber auch die Sache nach vorne reissen kann.
Dem Bassisten entspricht die Rolle des Geduldigen, Abwartenden, Toleranten und Unterstützenden - so gut er kann.

Ausserdem erwartet man von ihm sehr viel: Rhytmische Vorgabe, Betonungen setzen, Konstanz, und - eine Struktur, die tragfähig für die weitere Entwicklung ist.
Manchmal steht man zumindest bei einem dieser Punkte auf dem Schlauch.

 

[Basshole]

Zitat:Original erstellt von: jam_bass


Ausserdem erwartet man von ihm sehr viel: Rhytmische Vorgabe, Betonungen setzen, Konstanz, und - eine Struktur, die tragfähig für die weitere Entwicklung ist.
Manchmal steht man zumindest bei einem dieser Punkte auf dem Schlauch.

Wenns nur einer ist, dann ist man schon ganz schoen gut...

 

[Herr K]

Zitat:Original erstellt von: basshole

Zitat:Original erstellt von: jam_bass


Ausserdem erwartet man von ihm sehr viel: Rhytmische Vorgabe, Betonungen setzen, Konstanz, und - eine Struktur, die tragfähig für die weitere Entwicklung ist.
Manchmal steht man zumindest bei einem dieser Punkte auf dem Schlauch.

Wenns nur einer ist, dann ist man schon ganz schoen gut...

Wenns nicht ausgerechnet gleich die Harmonik ist []

 

[Basshole]

Zitat:Original erstellt von: Herr K

Zitat:Original erstellt von: basshole

Zitat:Original erstellt von: jam_bass


Ausserdem erwartet man von ihm sehr viel: Rhytmische Vorgabe, Betonungen setzen, Konstanz, und - eine Struktur, die tragfähig für die weitere Entwicklung ist.
Manchmal steht man zumindest bei einem dieser Punkte auf dem Schlauch.

Wenns nur einer ist, dann ist man schon ganz schoen gut...

Wenns nicht ausgerechnet gleich die Harmonik ist []

och ..wenn der Kontrabass relativ dumpf im Sound ist... und das Swingen und der Groove passt, macht falsches Tonmaterial garnicht mehr so viel.

 

[Matbas]

@Basshole......dumpfer Kontrabass und das Tonmaterial....der war gut, lache immer noch.

Aber ganz im Todernst: Ich hab bei jams ein ganz anderes Problem: Kann ueberhaupt keine Noten lesen und kann mir die Namen meiner vier Saiten nur durch das Spruechlein Eine alte Dame geht.... merken. mehr brauch ich zum Glueck nicht, weils ja nur vier sind. Weil ich mit den Aebersold Aufnahmen viel zu Klavier vom PC spiele ist mein Gehoer gut geschult und mit dem Hoeren der Harmonien habe ich gottseidank keine Probleme. Aber leider fragen mich manchmal Gitarristen, welche Tonart wir gerade spielen.....und dann kann ich nur sagen, dass der Grundton gerade auf dem fuenften Bund auf der zweiten Saite von oben liegt, wie auch immer der heisst..... und dann gucken die mich immer ganz kariert an.....Jetzt fange ich langsam an, die Namen der Toene auf dem Griffbrett yu lernen, damit ich mich besser verstaendigen kann, wenn mich einer um Hilfe bittet. Aber weil mich das sooooo wenig interessiert, geht das nur zaeh. Keine rechte Lust.

 

[Herr K]

Wenn es dich nicht interessiert bringts nicht so viel, aber probier doch mal folgendes:
Ton spielen und Namen dazu sagen. Kannst du mit Tonleitern machen, aber auch mit Lines, die du spielst!

Es bringt dir auch viel für musikalisches Verständnis. Das kommt einem aber erst danach in den Sinn, wenn man dann den "AHA"-Effekt hat.

 

[Matbas]

Das Stimmt Herr K. Das Verstaendnis fuer das, was ich spiele, wird besser. Ich bin ja sehr froh, dass ich so gut aus dem Bauch raus spielen kann. Aber seit ich anfange, manche Sachen auch zu verstehen, wird mein Spiel auch etwas interessanter. Denn die Grenzen waren bei dem Spiel ohne jede Ahnung dann doch enger gesetzt.....
Den Durchbruch, dass ich mich jetzt genau mit solchen Sachen beschaeftige hat ein Musikworkshop hier in Polen gebracht. Alle Basslehrer, und wir hatten in der Woche fuenf Lehrer, von denen drei als Gaeste fuer einen Tag kamen, haben mich bearbeitet, dass ich die Toene durch Mitsingen oder Sprechen der Notennamen lernen soll. Sie haben mir so schon den Sonderpreis fuer die Bassisten gegben, aber meinten, wenn ich mich jetzt noch etwas mit der Theorie beschaef in der Woche sechs verschiedene, weil Gaeste fuer einen Tag kamen, haben mich bearbeitet, mich mit den Toenen auf dem Griffbrett zu beschaeftigen, sie entweder zu singtige, dann rummsts so richtig...

Habe nur manchmal Schwierigkeiten mich dazu zu disziplinieren......

 

[Rockjaw]

Bitte bleibe im Forum, Matbas !!!
Bin selber Rock'n'Roller, höre aber auch anderes. Chet Baker, Astrud Gilberto, Edvard Grieg, Miles Davis uvm. - Horizonterweiterung -[]
Es gibt nur gute und schlechte Musik. Die Stilrichtungen entsprechen dem individuellen Feeling des Musikers. Die Töne bleiben immer die selben !!![][]

 

[Matbas]

@Rockjaw Dabke, ihr werdet mich so schnell nicht wieder los!!!!! Ich bleibe, weil ich micht trotz der Entfernung nach Polen (oder wegen ihr????) hier wohl fuehle.

Ich hab schon immer den Wechsel zwischen scheinbar verschiedenen Welten geliebt: Habe im Kirchenchor gesungen und bin Motorrad gefahren und weil ich bis 30 gar kein Auto hatte bin ich mit dem Motrorradl zur Chorprobe gefahren. Meine Motorrad kumplels wussten gar nicht, was ein Kirchenchor ist. Und umgelehrt. Jetzt spiele ich Dienstags mit Hardcore Bluesern mit dem Fret-Bass Blues, Freitags funke ich und am Samstag spiele ich mit dem neuen Fretless Jazz.

Und das Ding ist: Das geht nicht nur, sondern ich bin ueberzeugt, dass es gerade deshalb gut geht. Du sagst es: Horizonterweiterung hat noch keinem geschadet!
Und dass ich Bruckner, Wagner und Mahler liebe, hat mir beim Blues Spielen auch noch nie geschadet!

 

[Herr K]

Zitat:Original erstellt von: Matbas


Und dass ich Bruckner, Wagner und Mahler liebe, hat mir beim Blues Spielen auch noch nie geschadet!

Wegen solchen Ar***löchern muss ich auch 5-Saiter Kontrabässe spielen... [):]

 

[Matbas]

Herr K, stimmt, in der Hinsicht haben die von mir erwaehnten Herren Romantiker Unheil angerichtet. Wie schon mehrmals bekannt mag ich persoenlich keine Fuenfsaiter und will sie nicht spielen. Und ausgerechnet meine Lieblingskomponisten mussten solche Musik schreiben, die ohne Fuenfsaiter nicht auskommt!

 

[Matbas]

Jetzt, wo ich nen Fretless habe, bin ich der Liebe yum Jazz noch mehr verfallen. Da kann man so schoen einerseits Kontrabaesse vom Sound her imitieren und trotzdem technisch wegen der vermutlich leichteren Bespielbarkeit und wegen des praeyiseren Daempfens ganz andere Sachen machen!

 

[Herr K]

Zitat:Original erstellt von: Matbas

Jetzt, wo ich nen Fretless habe, bin ich der Liebe yum Jazz noch mehr verfallen. Da kann man so schoen einerseits Kontrabaesse vom Sound her imitieren und trotzdem technisch wegen der vermutlich leichteren Bespielbarkeit und wegen des praeyiseren Daempfens ganz andere Sachen machen!

Wenn du Kontrabasssound magst, dann klemm etwas Schaumstoff vor die Brücke unter die Saiten.
Ich habe da einfach ein Stück von nem Spülschwamm abgeschnitten...

 

[Matbas]

@Herr K! Nee, du steckst dir wirklich ein Stueck Spuelschwamm unter die Saiten und gehst damit unters Volk????? Oder war das ein Witz?????

Sehr gedaempft will ich das gar nicht haben. Beim Legato dieses schoene Singen, und wenn ich die E oder A Saite mal nicht fest genug greife auch mal ein tiefes Schnarren....das ist es, was ich mit Kontrabasig meinte.....
Spuelschwamm vor der Bruecke....du schreckst ja vor gar nichts zurueck. Sag bloss in rosa.......

 

[Herr K]

Nein, in gelb. Und es war kein Spaß. Meine Saiten sind circa 2cm hoch und das Stück Schwamm vielleicht so 2,5cm.
Es drückt also leicht von unten gegen die Saiten und dämpft sie etwas (sauber dämpfen muss man trotzdem, sonst gibts wie immer Gebrummel)
ab, so dass man eben weniger Sustain - sprich mehr Kontrabass hat.
Dazu noch mit dem Daumen spielen und man ist schon ein ganzes Stück näher am Kontrabass.