Neuer Bass schnarrt etwas beim Spielen

[bassilisk]

Mal was anderes: Die "flacher/tiefer-Fraktion ist hier im Forum ja ziemlich dominant... man getraut sich manchmal kaum, die eigene Saitenlage zu gestehen.
Deshalb hier mein Coming-out: Ich habs gerne höher!
Immer wieder lege ich den Bass tiefer, versuche Mitglied in diesem elitären Club zu werden und scheitere... Mit einer entsprechenden Saitenlage kann ich viel dynamischer spielen - der Soundunterschied zwischen streicheln, zupfen und reißen ist gewaltig! (übrigens gehe ich da d'accord mit einem sehr guten Bassbauer hier aus dem Forum, dessen Bässe man eigentlich auf Ferrari-Niveau tiefer legen könnte...).
Was will ich damit sagen?
Lass es mal ein, zwei Wochen sein und spiel den Bass! Dann drehst du mal wieder dran und spiel den Bass!
Lass dich nicht von irgendwelchen Maßen beendrucken - das sind bestenfalls Richtwerte, sondern spiel den Bass!

 

[Vint]

Ich war bisher immer ein Verfechter der möglichst flachen Saitenlage (Hals fast gerade etc). Nachdem ich hier mehrfach gelesen hatte, dass die tolle Bespielbarkeit auf Kosten des Sounds gehen soll, habe ich kürzlich bei meinem Jazz Bass die Halskrümmung etwas erhöht und die Saitenlage moderater eingestellt, und tatsächlich, der Sound und die Dynamik sind um Einiges besser geworden! Hätte ich nicht gedacht, der Bass klingt nun viel lebendiger, das bleibt jetzt so.

 

[Basspekoe]

Ob eine höhere oder flachere Saitenlage besser ist, hängt vpn mehreren Faktoren ab.
-eigene Vorlieben
-Bandsound
-Beschaffenheit des Halses (z.B. stehende oder liegende Jahresringe)
-usw...

Was passiert denn, wenn ich die Saitenlage erhöhe (und mehr Biegung in den Hals bringe)?
Der Hals wird der Saitenschwingung weniger Widerstand leisten. Das wirkt sich dann so aus, das die Saitenschwingung mehr (!) bedämpft wird. Der Ton wird etwas beschnitten und schwingt weniger gleichmäßig aus.
Deshalb klingt der Bass auch dynamischer, da der Anschlag voll durchkommt, der Ton danach aber leiser ist (Anschlag-"Plopp" kommt lauter rüber). Das lässt den Bass besser ortbar machen. Einen Basshals mit stehenden Jahresringen (also sehr steifer Hals) kann das mehr Leben einhauchen. Ein Hals mit liegenden Jahresringen (also eher nachgiebieg) kann mit einer eher flachen Saitenlage ausgewogener und weniger "stumpf" klingen...

Aber alles eben im Bandkontext sehen... Vintagesounds gelingen nicht, mit Carbonhals (sehr steif) und ultraflacher Saitenlage. Moderne Sounds nicht mit hoher Saitenlage und schwingfreudigem Hals....

...außerdem spielen noch andere Faktoren eine Rolle... (Saiten, Hardware, Hölzer, Spieltechnik, usw).
Bleibt einfach nicht aus, zu probieren was zur eigenen Musik am besten passt. Deshalb macht es ja auch Sinn, wenn man sich damit etwas auskennt, da man sich so einiges an "Ärger" und Ausgaben ersparen kann...

 

[bassilisk]

Was passiert denn, wenn ich die Saitenlage erhöhe

Sehe ich bissi anders als Du
Wenn ich die Saitenlage erhöhe, hat die Saite mehr Platz zum schwingen (Amplitude; wer die Wortähnlichkeit zu Amplifier findet, möge sie bitte zurück geben). Ich habe also viel mehr Möglichkeiten vom Saitenstreicheln bis zum heftigen Anreißen. Das wirkt sich sowohl auf die möglichen Lautstärken (Dynamik-Umfang) als auch auf die klanglichen Möglichkeiten (Transienten, Oberton-Spektrum) aus.
Bei tiefer Saitenlage schepperts bei harter Spielweise, wenn die Saiten nicht absolut parallel zum Griffbrett schwingen.

Bleibt einfach nicht aus, zu probieren was zur eigenen Musik am besten passt.

Jou!

 

[Basspekoe]

Wenn ich die Saitenlage erhöhe, hat die Saite mehr Platz zum schwingen (Amplitude; wer die Wortähnlichkeit zu Amplifier findet, möge sie bitte zurück geben). Ich habe also viel mehr Möglichkeiten vom Saitenstreicheln bis zum heftigen Anreißen. Das wirkt sich sowohl auf die möglichen Lautstärken (Dynamik-Umfang) als auch auf die klanglichen Möglichkeiten (Transienten, Oberton-Spektrum) aus.

...Nö, wenn der Hals vernünftig eingestellt ist, schnarrt der nicht so viel mehr beim festeren Spiel. Ausser vielleicht, du schlägst direkt am Halsende an, oder seeeehr brutal überm Hals-PU. Zwischen den PU's oder (auf jeden Fall) überm Steg-PU schnarrt der Bass eigentlich nicht viel mehr , bei sauber gegriffenen Bünden. Wenn doch, vielleicht den Bass doch nicht optimal eingestellt? (Meine Bässe sind sehr flach eingestellt und bei oben genannten Anschlagpositionen wette ich mit dir, kannst du die nicht so fest anschlagen, das es zu heftig schnarrt...)

(Noch) fester anschlagen bringt erstmal nur einen lauteren Ton und meistens auch einen unsaubereren Ton (zumindest aber unsauberes Spiel)
Der Ton an sich ändert sich durch "mehr Platz zum schwingen" nicht. Den "Mehrplatz" brauchst du auch garnicht, weil die Dynamik auch bei flacher Saitenlage schon mehr als Ausreichend ist und bei "noch fester" angeschlagenen Tönen nur das Spiel unsauberer wird. Was will man denn eigentlich mit der supergroßen Dynamik? Mit Kompressor wieder gerade machen, damit der Bass tragfähiger wird? ...ist also eh überflüssig...

Nein... die Schwingungs-Auslöschungen sind der Grund für den anderen Klang (wie z.B. ein Semi-Akustikbass die Schwingungsübertragung mehr bedämpft, als ein Solidbody-Bass). Ein geraderer Hals wirkt steifer, als ein gekrümmter Hals (Hebelgesetz). Und ein wenig steiferer Hals bedämpft die Schwingungsübertragung verschiedener Frequenzen unterschiedlich mehr und verändert damit den Ton. Deshalb ist der Ton auch anders bei gleich laut gespieltem Bass, als beim sehr geraden Hals (bzw hoher Saitenlage).

Diese Frequenz-Bedämpfung kann im Bandkontext aber sehr gut kommen. Ähnlich wie der Unterschied von durchgehendem Hals zum Schraubhals. Aber wie gesagt, es hängen noch viel mehr Faktoren damit zusammen und meiner Meinung nach sollte die Saitenlage so eingestellt werden, wie man damit spieltechnisch am besten zurecht kommt. Der Ton lässt sich ggf auch anders beeinflussen... (massive oder Blechwinkel-Brücke, Saiten Auswahl, Spieltechnik, usw...)
Ein Preci in der Rockband darf ruhig etwas höhere Saitenlagen haben, als ein 6Saiter auf den viele Akkorde gespielt werden... Und ein guter Slapton ist mit niedriger Saitenlage definitiv einfacher zu erreichen, als mit einer hohen Saitenlage...

Ich kann mich nur wiederholen:
Es gibt kein gut oder schlecht. Nur was einem gut gefällt oder funktioniert ist gut, was nicht gut funktioniert ist schlecht...

 

[bassilisk]

Na dann...

 

[Basspekoe]

Und eines gibt es noch zu bedenken...

Je höher die Saitenlage ist, desto größer musst du den Abstand zu den PU's einstellen. D.h. auch, das du den extra-Druck durch den festeren Anschlag teilweise wieder durch den größeren Abstand verlierst.
Bei normalen oder starken Magnetfeldern macht der leicht größere Abstand vielleicht nicht viel, aber bei PU's mit schwachem Magnetfeld merkt man das schon deutlich. Z.B. bei den aktiven EMG's, die für einen kräftigen starken Ton sehr nahe an die Saiten gedreht werden müssen....

Aber wie auch schon gesagt, könnte der deutlichere Anschlag-plopp so manchen zu "sauber/edel" klingenden Bass zu mehr Durchsetzung verhelfen...

Probieren geht über studieren....

Das alles wirkt sich aber hörbar nur bei sehr unterschiedlichen Saitenhöhen aus. Einen tick höher oder niedriger macht den Kohl nicht fett...

 

[basslife]

Naja Gitarrenbauer ist zwar eine gute Idee, aber auf Dauer also einmal im Jahr ist das auch nix, zumal ich hier wo ich wohne keinen Gitarrenbauer habe. Naja egal. Ich krieg das schon noch hin.

Ich habe auch geschrieben, dass du das nur EINMAL machen solltest. Wenn du gut aufpasst, dann weißt du anschließend, wie es geht und kannst dass dann immer wieder selbst machen.

 

[alice d.]

ach, das ist doch eh alles philosophie...
eine persönlich optimale saitenlage resultiert aus allen faktoren: halskrümmung und saitenhöhe. mehr schwingfreiheit bekomme ich bei geradem hals über die saitenhöhe oder bei geringer saitenhöhe über die halskrümmung. wenn man viel luft braucht ist variante 2 besser. allerdings habe ich mehrfach von gitarrenbauern das credo gehört, daß ein möglichst gerader hals optimal sei...

wenn ich jemandem beibringe, wie er sein instrument vernünftig einstellt, dann trinke ich bier. ich fass weder sein instrument an noch irgendein werkzeug. ich erkläre die handgriffe und ihre auswirkungen, ich weise darauf hin, wann er etwas wie zu testen hat... am ende sollte er seine persönliche besteinstellung herausarbeiten, nicht den bass für meine bedürfnisse einstellen.

beim thema saitenlage gilt allerdings immer: so flach wie individuell möglich.
wer bei geradem hals 7mm am 12. bund braucht (schon erlebt), der wird echte probleme mit der bundreinheit bekommen. da steht die frage im raum, ob man diese extreme saitenlage wirklich braucht oder man einfach nicht in der lage ist, sauber zu spielen. rein konstruktiv ist die antwort aber erst mal: hals krümmen, damit man die saitenreiter runter drehen kann und das instrument insgesammt ergonomischer gestallten kann. der 7mm-patient war ganz überrascht, wie gut er mit auf diese weise halbiertem saitenabstand spielen konnte...