Naja, naheliegend wäre, dass es halt grade ein Trend ist und es einen Hype um die Dinger gibt, oder?
Ich möchte mich noch einmal kurz zu der Frage äußern, war die letzten Tage nicht umfassend möglich. Ich probiere jetzt schon seit mehreren Jahren mich durch den Dschungel der (für mich in Frage kommenden) Preamps zu kämpfen. Da ich viele (aus Sicht eines Semi´s) Shows spiele und ca. 90-95% nur mit Preamp ist das für mich halt auch eine wesentliche Komponente. Für viele andere ist sie mindestens nur zweirangig oder noch weiter hinten, wenn z. B. auch Amp oder Box im Spiel sind. Dann ist auch das was man hört noch durch viele andere Komponenten beeinflusst.
Was ist für mich wichtig:
- Sound
- Handling (Funktionen)
Bis vor knapp 3 Jahren war mir Punkt 2 am wichtigsten. Sound war mir sogar fast egal, es hat immer funktinioniert. Ich nutzte damals den EBS Microbass und war glücklich in meinem Universum. Ich spielte auch meinen Yamaha knapp 10 Jahre ohne wirklich Interesse gehabt zu haben mal was anders zu nutzen. "Versaut" wurde ich dann durch meine Mitgliedschaft bei Bassic. Plötzlich öffnete sich für mich quasi ein Universum an Informationen etc. und ich begann mich mit vielen Dingen auseinander zu setzen. Zugegebenermaßen fehlte mir auch aus beruflichen Gründen bis dahin die Zeit. War also ein guter Nährboden für exzessive GAS-anfälle
Naja, und so hat sich einfach einiges angesammelt worüber ich persönlich sehr froh bin, da diese Dinge mir auch meinen Horizont sehr erweitert haben, zu Lasten aber des Geldbeutels.... Naja, ich fang ich irgendwann an mal zu verkaufen...... Später..... morgen..... oder vielleicht übermorgen......
Zurück zu den Preamps: Auch da verschob sich die Handlingsfrage zur Soundfrage. Auch änderte sich mein Monitoring. Bis dahin spielte ich überwiegend mit Kopfhörern bei den Shows. Studiokopfhörer. Live mit Bands meistens pupsige Monitorboxen. Dann kamen neue InEars (recht gute) und so hatte ich meinen Sound quasi permanent in allen Formationen. Und das in bis dahin nicht gekannter Qualität. Und damit hörte ich dann auch wirklich Live die Unterschiede der Preamps sehr deutlich. Ich probierte also extrem viel aus auf den Gigs und fand so irgendwann das für mich passende Setting. Wenn Du meinen Di-Boxen-Shootout gelesen hast, siehst Du etwas das Produkt dieser Phase.
Aber: Genau dieser Thread des DI-Boxen-Shootouts zeigt es sehr deutlich: Es sind Nuancen!!!!! Selbst sehr erfahrene Musiker haben da kaum was richtig geschätzt und das wollte ich eigentlich auch (für mich) damit bezwecken. Mir selbst zu bestätigen, was ich eigentlich aus meinen Tests als Fazit gezogen habe. Der Unterschied in dieser Liga ist zwischen den Geräten nicht gleichzusetzen mit der Preisdifferenz. Den Unterschied zwischen dem Lehle XLR-DI und der Noble sind knapp 900 €. Never passt das zusammen. Was ich wohl gemerkt habe, dass ich mich mit einzelnen Geräten wohler fühle als mit anderen. Und der zweite Aspekt sind die Funktionen. Benötige ich einen Muteschalter, fallen eben gewisse Geräte raus. Benötige ich zwei Kanäle, fallen welche raus. EQ? etc. Ein paar Geräte finden aktuell nicht mehr den Weg auf die Bühne, weil sie mir einfach klanglich nicht mehr genügen. Danach bleiben noch knapp 15 Geräte übrig, die ich in ihrer Häufigkeit dann verwende, wenn ich deren Funktionen benötige. Das Blatt hat sich bei mir noch einmal gewendet, nachdem ich festgestellt habe, dass mir Funktionen im Livebetrieb einfach wichtiger sind als die extrem geringfügigen Klangunterschiede. Und das ist nun mal einfach sehr unterschiedlich was jeder benötigt. Ich hatte den Noble schon lange auf der Wunschliste, aber aufgrund Preis und der nicht vorhandenen Rückgabemöglichkeit gescheut. Dann hatte ich alle die für mich sonst im freien Handel verfügbaren und relevanten Produkte durch und es blieb nur noch der Noble übrig. Jo, der rest ist klar.... Nicht dass ich den Noble schlechtreden will, das in keinem Fall. Aber ich möchte einfach meine Meinung äußern zu Deiner expliziten Frage. Auf der Plus-Seite ist sicherlich die Featuresliste: Stromverteilung für Pedale, LowCut und wirklich extrem Rauschpegel (quasi nicht vorhanden). Zudem kein knacken oder abschalten des Gerätes wenn ich das Instrumentenkabel rausziehe. Das sind so Kleinigkeiten die mich bei anderen einfach extrem stören (Mesa Subway z.B.). Ansonsten die Attribute einer klassischen Röhre. Dynamik und Obertöne. Nicht mehr und nicht weniger. Für Recording oder ähnliche Situationen glaube ich ist das Gerät eine wirkliche Waffe, da es sich sehr stark auf Klangqualität konzentriert. Für mich sind aber mittlerweile bei den Live-Shows gewisse Funktionien wichtiger. Die 2% vielleicht geringere Qualität des Preamps relativiert sich schnell, wenn ich mir über fehlende Features ärgere oder Klimmzüge machen muss. Banales Beispiel: Ich spiele hauptsächlich einen Aktivbass. D. h. Batterie könnte mal ein Thema sein. Ebenso kann es auch mal sein, dass ein Kabel bricht. Hatte ich alles schon. Und dann während der Show keine Möglichkeit zu haben ohne Unterbrechung Kabel zu wechseln oder Batterie zu wechseln geht einfach nicht. Dafür müsste ich die Strecke zum Pult muten können. Klar, ich kann ja was mitnehmen dafür. Tuner oder ähnliches. ABer dann bin ich wieder bei zwei Geräten. Oft machen wir Fahrgemeinschaften, da bin ich um jeden Platz froh, den ich einsparen kann. Klingt alles seltsam wenn man doch immer 100% gibt und sein tolles Equipment spielen könnte. Aber sprichst Du mit Berufsmusikern ist das einfach ein Thema. Faulheit, Logistik, Kosten/Nutzen. Und deshalb wäge ich da ab für das Standardgeschäft. Daneben ist es auch wie gesagt eine Kostenfrage. Ich habe mit einem Projekt im Vergangenen Jahr ein paar Auftritte gehabt, bei denen es a) schnell gehen musste mit dem Umbau und b) es die allerletzten Siffbühnen waren. In den Konstellationen wäre mein Preamp teurer als das verwendete FOH-Pult. Sehe ich also nicht ein..... Naja, jetzt bin ich sehr stark abgeschweift. Aber ich denke so ein paar Gedanken sind nicht verkehrt....
Bei Noble spielt auch das Marketing eine große Rolle. Die Internetseite ist wie aus dem Ei gepellt, Facebook regelmässig Fotos auf Bühnen, dazu bekannte (National oder Internationale) Spieler. Das sind schon gute Zutaten, die mich auch angefixt haben.
Alles in allem finde ich, gibt es für den Preis (oder günstiger) auch Alternativen mit denen Du sicherlich mindestens gleichgute Ergebnisse erzielen kannst. Werde Dir klar, was Du überhaupt damit machen willst. Für die Bühne finde ich es einfach weniger geeignet als beispielsweise im Studio. Aber auch das sehen sicherlich einige anders. Man sieht den Noble ja auch gerade viel auf Pedalboards am Ende der Kette. Ich habe mich aktuell sehr stark auf 3-4 Geräte eingeschossen, die ich überwiegend nutze. Da ist der Noble nicht dabei. Für jede Konstellation habe ich einen anderen Preamp, der mir im Ergebnis (Kosten/Nutzen, Sound, Features) mehr zusagt. Auch sind da Lösungen ohne Röhre dabei, obwohl ich das mittlerweile schon sehr mag.
Ok, ich glaube spätestens jetzt sind die ersten eingenickt beim lesen.... Vielleicht hätte ich Dir besser als PM geschrieben
