Hauptsache in einer Band spielen?

[whitewater]

du zweifelst das an?

Nein, ich brauchte das aber als Vorraussetzung für das Argument persönlicher Disposition. Daher diese Formulierung. Das (und das kann doch wohl als sicher gelten) habe ich halt als einvernehmlich implizit gelassen.

Was mir mehr Kopfzerbrechen macht, ist eine umfassende Formulierung zu den Zuständen, wie ich sie von früher kenne. Da ist...

Alkoholismus respektive gewohnheitsmässigen Alkoholkonsum

doch sehr konstruiert. Du bist ja auch nicht mehr auf der Uni, Du kennst die Zustände, die ich meine. Einerseits ist es heute noch für einen Alkoholkranken überhaupt kein Problem seine Sucht zu entwickeln. Andererseits ist der gesellschaftliche Zwang zum Einstiegskonsum, soweit ich das erlebe, erheblich gesunken. Und es ist auch für trockene Alkoholiker leichter ein trockenes Leben zu führen, ohne sich sozial massiv auszugrenzen, als früher.
Wenn das jetzt nicht zu weit ot führen würde, die ARD Beiträge 50 Jahre 0,8 Promillegrenze, genauer gesagt, das Archivmaterial von vor 50 Jahren hatten wir, meine ich schon im Absonderlichen Fred.

 

[CPerschke]

Und natürlich hilft es nur wirklich völlig abgedreht Genial-Wahnsinnigen bei der Verwirklichung "Ihrer"musikalischen Träume

Stimmt - ich habe es aber bei fast allen Musikern, also "Frustsaufen" kennengelernt - das es in anderen Jobs, die einem zum Hals raushängen, ähnlich ist, glaub ich gerne. Ich beobachte nur, dass es unter Musikern eine Tendenz hin gab, weil man mit großen Träumen starten und dann statt auf der großen Bühne den Jaco zumachen, mit einer PUR Coverband dort steht und von Schülern gequält wird. Einige versenken das in Alkohol.

Ich hab schon das Gefühl: früher war ich ein Alien: nicht geraucht und kein Alkohol - nicht mal gekifft und trotzdem Jazz gespielt...und ich lebe noch
Heute gibts von der Sorte Musiker viele. Aber ich kann's nur aus meinem Umfeld beobachten - und das ist natürlich Subjektiv. Vielleicht wünsch ich's mir nur auch, dass es insgesamt besser wurde

 

[PickNick]

Stimmt - ich habe es aber bei fast allen Musikern, also "Frustsaufen" kennengelernt - das es in anderen Jobs, die einem zum Hals raushängen, ähnlich ist, glaub ich gerne. Ich beobachte nur, dass es unter Musikern eine Tendenz hin gab, weil man mit großen Träumen starten und dann statt auf der großen Bühne den Jaco zumachen, mit einer PUR Coverband dort steht und von Schülern gequält wird. Einige versenken das in Alkohol.

Vielleicht wünsch ich's mir nur auch, dass es insgesamt besser wurde

Besser geworden ist es gefühlt deshalb, weil heute in der Öffentlichkeit offener über psychische Erkrankungen diskutiert wird. Der Begriff "Frustsaufen" ist dagegen ein Relikt vergangener Tage und noch immer eine gern verwendete Hilfsargumentation, um der Konfrontation mit dem eigentlichen Problemen aus dem Weg zugehen. Klartext: wer aus Enttäuschung über sein musikalisches Dasein zur Flasche oder zu Drogen greift, leidet auf jeden Fall unter tiefer liegenden Gründe. Es mag sein, dass dein Fokus auf einen bestimmten Kreis reduziert ist, aber die von dir beschriebenen Musiker würden früher oder später auch durch andere Lebensumstände über ihre limitierte Frustrationschwelle stolpern.
Ergo: zerplatzte Träume sind beliebig austauschbar. Das Künstler generell verstärkt zu Süchten neigen mag ich nicht abstreiten. Das hat aber weniger mit versagtem künstlerischem Erfolg zu tun, als viel mehr mit deren besonderen Sensibilität.

 

[CPerschke]

Da hast du sicher recht, Nick.

 

[whitewater]

Ergo: zerplatzte Träume sind beliebig austauschbar. Das Künstler generell verstärkt zu Süchten neigen mag ich nicht abstreiten. Das hat aber weniger mit versagtem künstlerischem Erfolg zu tun, als viel mehr mit deren besonderen Sensibilität.

Genau so. Wäre es anders müssten ja die erfolgreichen alle clean sein. Passt jetzt nicht ganz so zur tatsächlichen Verteilung.

 

[Bassphalanx]

Genau so. Wäre es anders müssten ja die erfolgreichen alle clean sein. Passt jetzt nicht ganz so zur tatsächlichen Verteilung.

Das man erfolgreich ist, heißt ja nicht zwangsläufig, das man das, was man macht, auch (dauerhaft) gerne macht, oder?
Erfolgreiche sind auch schnell mal ausgebrannt.

Aber die Chance ist vlt. höher...

 

[TomW]

Mein damaliger Lehrer an der "Munich Bass School" hatte meiner Erinnerung nach 2 oder 3 Bands am Laufen, u.a. spielte er mit einer Country- oder Rockband öfter mal auf Isar-Flößen ... außerdem gab's den einen oder anderen Einzelauftrag im Studio ...

In diesem Zusammenhang wurde er auch mal für einen Auftritt in einer Volksmusik-Sendung im TV verpflichtet ... das war wohl das "Schlimmste", was er je mitgemacht hat inklusive Playback-Performance und Trachtenanzug .... aber was sollte der Mann auch machen mit Frau und 2 Kindern daheim?

 

[whitewater]

Mein damaliger Lehrer an der "Munich Bass School" hatte meiner Erinnerung nach 2 oder 3 Bands am Laufen, u.a. spielte er mit einer Country- oder Rockband öfter mal auf Isar-Flößen ... außerdem gab's den einen oder anderen Einzelauftrag im Studio ...

In diesem Zusammenhang wurde er auch mal für einen Auftritt in einer Volksmusik-Sendung im TV verpflichtet ... das war wohl das "Schlimmste", was er je mitgemacht hat inklusive Playback-Performance und Trachtenanzug .... aber was sollte der Mann auch machen mit Frau und 2 Kindern daheim?

Also ganz im Ernst, auch wenn ich aus eigener Erfahrung weiß, daß Fernsehsendungen noch mal ihren ganz besonderen Stress haben, das "Schlimmste" "mal ein Auftritt" ist doch halb so wild. Das kannst Du als Abwechslung und lustig sehen. Wenn Du weißt, Du musst da die nächsten Jahre jeden Abend so raus, dann fang ich an, Mitleid zu haben

 

[tommy_eckel]

Hallo zusammen, suche seit einigen Jahren eine feste Band, idealer Weise mit Latinprogramm.

Letzten Monat hat ich mich mal wieder auf eine Suchanzeige gemeldet.
Der Kollege (Gitarero) am Telefon war wirklich sehr freundlich und auch hocherfreut, das sich endlich mal ein Bassist meldete, der wirklich Lust auf Latin hat.
Aus 40km Anfahrt zur Probe wurde dann doch 75km
Nächste Überraschung war dann, ich sollte einen Anteil für einen Bandcoach und einen Percussioncoach monatlich entrichten
Wir sind so verblieben, das man mir Leadsheets und Audio zuschickt, damit ich mich zum Vorspiel vorbereiten könne.
Knapp ne Woche später kam ne Email mit Link auf PDF Leadsheets und Audio.
Bei den Audiofiles waren auch Proberaumaufnahmen dabei

Vielleicht sehe ich das auch falsch, aber im Son (Salsa) erwarte ich ua. eine sichere und konstante Clave Figur, denn diese ist für mich die Leitfigur.
Auch erwarte ich von allen Leuten in solch einer Band, daß das Timing bei allen eine gelernte Grundvoraussetzung ist, sonst scheppert es nur.
Habe dann sehr zügig abgesagt und dem Kollegen erklärt, das mir der aktuelle Timinglevel in der Band nicht zusagt, was er auch direkt verstand.

Bis dato hatte ich noch keine Berührung mit gecoachten Bands, aber in diesem Fall fühlt sich das für mich eher wie Workshop Charakter an
Ein wenig irretiert bin ich immer noch, denn Üben, Unterricht uä. verstehe ich als meinen Part, damit ich gut vorbereitet bei meiner Band aufschlagen kann!
Habe ich irgendwie die Zeichen der Zeit verpasst?

 

[EADG]

aber in diesem Fall fühlt sich das für mich eher wie Workshop Charakter an

Hört sich für mich auch so an. Das kann okay sein, ist ein bisschen wie in einem Musikverein. Im besten Falle lernt man was.

Aber wenn die anderen von dir lernen, z.B. im Takt spielen, solltest du kein Geld mitbringen müssen.

Aber bei dir in der Gegend sollten sich doch Leute für ne Latinband finden. Zumal das glaube ich eine sehr interessante Nische ist. Da gibt es nicht so viele gute Bands und es gibt ein großes Publikum. Ich drück dir die Daumen.

 

[EADG]

In diesem Zusammenhang wurde er auch mal für einen Auftritt in einer Volksmusik-Sendung im TV verpflichtet ... das war wohl das "Schlimmste", was er je mitgemacht hat inklusive Playback-Performance und Trachtenanzug ..

"...in diesem Zusammenhang wurde er auch für einen Messeauftritt verpflichtet...Das war wohl das "Schlimmste", was er je mitgemacht hat, inklusive Kundenakquise für ein Produkt, hinter dem er nicht stehen konnte, mit Präsentation und Firmenkrawatte..."

Die Armen!

 

[whitewater]

Ok, da scheint das Erwartungsmanagement auf allen Ebenen versagt zu haben
Mit gecoachten Bands habe ich direkt keine eigene Erfahrung, auch wenn wir das in unserer schon mal in Betracht gezogen haben. Aber ich kenne das aus anderen grösseren Ensembles, Kammerorchester, Bigband und Chor.
Insofern, einfache Antwort:

Ein wenig irretiert bin ich immer noch, denn Üben, Unterricht uä. verstehe ich als meinen Part, damit ich gut vorbereitet bei meiner Band aufschlagen kann!

Ja und nein. Es gibt Fertigkeiten, die kann man nicht alleine mitbringen, Zusammenspiel geht nur in der Gruppe. Und ist keine individuelle Fertigkeit, sondern eine kollektive, die auf den individuellen (die mitgebracht werden sollten) aufbaut.
Unsere Chorleiterin z.B. ist mindestens soviel Chor bzw. Vocalensemble Coach wie reine Chorleitung. Da zahlen wir gern und das zahlt sich aus. So kenne ich das auch von früher von den Dirigenten, die Kammerorchester in der Jugendmusikschule, in der ich gelernt habe, geleitet haben. Bei Bigbands habe ich beide Sorten kennengelernt, diejenigen, die gut dirigieren/leiten konnten und die, die das Ensemble auch als entwicklungsfähige Einheit gecoacht haben.

Aber, my 2 cents, wenn ich eine Gruppe suche, würde ich ein Niveau und eine Erfahrung in vergleichbaren Ensembles erwarten, die eine solche Band zumindest funktionable macht. Da kann ein Coaching punktuell den letzten Schliff geben, aber nicht als Dauereinrichtung. Und zwei Coaches permanent? Das ist sicher ein brauchbares Konzept zur betreuten Freizeitgestaltung...es gibt auch Leute, die für ihre Morgengymnastik permanent einen personal trainer engagiert haben. Ich würde mir da auch was anderes suchen.

P.S.: wenn ich mir Deinen Bericht ein zweites Mal durchlese...evtl. machen die Jungs schon alles richtig, es ist nur nicht Dein Niveau

 

[CPerschke]

Vielleicht sehe ich das auch falsch, aber im Son (Salsa) erwarte ich ua. eine sichere und konstante Clave Figur

Naja... JEIN... die Clave ist meist nicht direkt als solche gespielt. Sie ergibt sich meist durch die Summe der verschiedenen Rhythmen, von denen jeder Percussionspieler natürlich weiß, was er tut ... so wie du es beschreibst, ist das da eher nicht so - dann wirds auch lange keine Clave geben Also Pfoten weg

Zumindest die Kubaner und Puertos hatten mich angeschaut wie ein verzaubertes Einhorn, als ich mal leise als Europäer danach fragte .. Und wenns sie sie mal gespielt haben, gabs immer einen gönnnerhaften Blick zu dem weißen Posaunisten

 

[tommy_eckel]

die Clave ist meist nicht direkt als solche gespielt

Das ist schon ziemlich fortgeschritten, wenn die Leitfigur in der Band aufgeteilt und quasi als kollektiver Puls getragen wird.
Hätte ich auch Lust drauf, aber zuerst Grundlagen pauken!
Kannst du die Figur nicht klatschen, dann kannste die meist auch nicht spielen
In besagte Demoaufnahmen wurde deutlich hörbar die Clave gespielt, aber sehr frei in der Time interpretiert

 

[jaco1972]

Kannst du die Figur nicht klatschen, dann kannste die meist auch nicht spielen

So ist es! was du nicht singen (klatschen) kannst, kannst du auch nicht spielen.

Linke Hand Clave schnippen und gleichzeitig rechte Hand den Tumbao und dann dazu singen, das übt ungemein!

 

[tommy_eckel]

P.S.: wenn ich mir Deinen Bericht ein zweites Mal durchlese...evtl. machen die Jungs schon alles richtig, es ist nur nicht Dein Niveau

Ich sehe mich im Cubalatin als Anfänger, denn wenn ich beim Üben über die Cortes/Bridges ein wenig improvisiere, lande ich gerne mal beim folgenden Takt auf der EINS Aber das muss ich halt immer wieder üben und irgendwann sollte das klappen

Bitte nicht falsch verstehen, ich wollte hier keinen auf "pantalones gruesos" machen.
Und ja ich weiss, wenn in einer Suchanzeige "Fortgeschritten" oder "Profi" lese, dann ist das keine absolute und genormte Aussage

 

[jaco1972]

Aber das muss ich halt immer wieder üben und irgendwann sollte das klappen

Als Bassist ist es halt wichtig die 2+ und die 4 zu fühlen.
Viele versuchen sich teilweise mit Alla Breve zählend durchzumogeln.
Finde ich persönlich verheerend! Du kommst so absolut nicht in das Feeling der Musik.

 

[Geosammler]

Als Bassist ist es halt wichtig die 2+ und die 4 zu fühlen.

?

 

[jaco1972]

?

Hier sind zwei super Beispiele!

 

[tommy_eckel]

Aber bei dir in der Gegend sollten sich doch Leute für ne Latinband finden

Lieber Gerd, leider ist im Pott ziemlich Essig mit Latin. Hier wird Stahl produziert und stramm gespielt.
Vielleicht sollte ich mich eher auf Swing konzentrieren, das gibt es hier (Duisburg) ab und zu mal im Angebot.