Französisch? Deutsch? Wer hat den Bogen raus?

[basso navo]

Deutsche Bogenhaltung. Vom Basslehrer gelernt. Ich habe auch das Gefühl, das hierbei das Gewicht des Arms besser übertragen werden kann.

 

[Sekundus]

Hallo,
ich spiele deutsche Bogenhaltung, weil mein erster Lehrer mir das so beigebracht hat.
lg, Ralf

 

[wjl]

Ich habe aber nicht verstanden, was deine Gründe sind. Weil Mr. Martin Obergriff spielt? Hast du umgelernt? Hast du von Anfang an Obergriff gelernt?

Wie Thomas sagte: "... I come from an old school... Bottesini..." - so lerne ich das auch, ja. Man lernt ja nie aus...

 

[EADG]

@wjl : Wenn ich dich richtig verstehe, hast du also von Anfang an mit der Bottesini-Bassschule und Obergriff gelernt. Deine Entscheidung? Oder die Entscheidung der Lehrerin oder des Lehrers?

 

[Tillofant]

Früher war die französische Haltung strikt verboten, wer das ausüben wollte, bekam in keinem deutschen Orchester eine Stelle.

Wenn ich mich nicht irre, steht in den meisten Arbeitsverträgen von deutschen Orchestern auch noch "Verpflichtung zum deutschen Bogen" oder sowas. Dass sich diese Dogmen hierzulande irgendwann ändern, daran mag ich nicht so recht glauben..da müsste sich noch so viel anderes ändern, was seit Jahrhunderten in Stein gemeißelt ist (Stichwort Probespielordnung). Aber man soll die Hoffnung ja nie aufgeben!

 

[EADG]

steht in den meisten Arbeitsverträgen von deutschen Orchestern auch noch "Verpflichtung zum deutschen Bogen"

gerade frage ich mich, ob es in Frankreich genau so beziehungsweise umgekehrt ist...also "Verpflichtung zur französischen Bogenhaltung"

 

[Tillofant]

gerade frage ich mich, ob es in Frankreich genau so beziehungsweise umgekehrt ist...also "Verpflichtung zur französischen Bogenhaltung"

Wahrscheinlich geht's ja bei der ganzen Sache gar nicht um spiel- oder soundtechnische Aspekte, sondern darum, dass alles schön militärisch-gleichförmig aussieht also im schlechtesten Sinne deutsch..aber wer weiß, vielleicht sind die Franzosen da auch ähnlich unterwegs

Edit: zur Abstimmung, auch deutsch gelernt, da nichts anderes verfügbar

 

[whitewater]

Wahrscheinlich geht's ja bei der ganzen Sache gar nicht um spiel- oder soundtechnische Aspekte, sondern darum, dass alles schön militärisch-gleichförmig aussieht also im schlechtesten Sinne deutsch..aber wer weiß, vielleicht sind die Franzosen da auch ähnlich unterwegs

Edit: zur Abstimmung, auch deutsch gelernt, da nichts anderes verfügbar

Also, ich denke, Du hörst das in einem wirklich guten Satz schon raus, wenn da einer eine andere Handhaltung praktiziert. Denn

... hierbei das Gewicht des Arms besser übertragen werden kann.

Zumindest sind Ansatz und Tonentwicklung anders.
Ob man da jetzt die "deutsche" oder "französische" Haltung als gemeinsamen Nenner nehmen muss...wäre interessant, ob die Franzosen das auch "französisch" nennen

 

[Gast83234]

wäre interessant, ob die Franzosen das auch "französisch" nennen

mais certainement! Der Rest der Welt übrigens auch: german bow, french bow. In amerikanischen oder englischen Orchestern siehst du beide Varianten, andere Orchester kenne ich nicht. Doch: Österreicher. Die spielen deutschen Bogen, Osteuropa oft auch, aber nicht immer.

Also, ich denke, Du hörst das in einem wirklich guten Satz schon raus, wenn da einer eine andere Handhaltung praktiziert.

Ich höre das nicht raus. Weder in der Orchestergruppe noch beim solistischen Vortrag.

sondern darum, dass alles schön militärisch-gleichförmig aussieht

Davon gehe ich auf jeden Fall aus. So rein stimmungsmäßig ist der Kontrabass die letzte Gambe in der Streichergruppe, die darf dann auch mit Untergriff gespielt werden. Das wird sich aber angleichen, dauert halt alles nen Weilchen.

 

[orgeloli]

Nun ja...auch das mit der Stimmung auf dem Bass war ja Mal so Mal so und von Orchester zu Orchester unterschiedlich.
Zumindest als der Kontrabass noch 3 Saiten hatte, war die Quintstimmung schon in Benutzung.

 

[claudio]

Ciao zusammen,

in der Schweiz werden je nach Orchester teils auch gezielt Deutsch oder Französisch streichende gesucht, denn wie @whitewater geschrieben hat, hört man den Unterschied wohl schon.

Hier wird z.B. in der volkstümlichen Musik der Deutsche Bogen bevorzugt, wohl weil lauter und oft knackiger in der Ansprache.

Im Kammermusikensemble (cl, v, br, clo, b, p) hatte ich mich Französisch wohler gefühlt, weil ich da oft Linien mit der Cellistin zusammen spielte und unser Sound so sehr gut aufeinander abgestimmt war.

Im jetzigen Orchester wo wir zu zweit sind, 1xdt. 1xfrz. (plus beide auch Tuba und manchmal E Bass) wählt der Dirigent nach seinem Gusto jeweils wer welche Linie spielt und auch eventuell auf die Tuba wechselt.

Im Jazz streiche ich zu selten und bin ausserdem idR. der einzige Bass, da spielt es wohl keine wirkliche Rolle.

Gruss
claudio

 

[LaFaro]

Nur mal aus Neugier und „reinem Interesse“…
Hat jemand schon mal von diesen Bögen gehört?

Acacia bows

Great sound, high energy, bows of the future

acaciabows.com

Oder vielleicht sogar Erfahrungen damit?!?!

 

[EADG]

Von den Bögen habe ich noch nichts gehört. Allerdings kenne ich Robinienholz als sehr widerstandsfähiges und hartes, mittlerweile einheimisches Holz. Es könnte eine gute Alternative zu Fernambukholz sein, dessen Bestand wohl stark gefährdet ist.

 

[BoogieCaster]

Gibt es "Umgelernte", die davon berichten können, welche Vorteile die beiden Techniken jeweils haben?

Unterricht hatte ich nie und hab auch keine Ahnung von Noten oder Theorie. ...habe mir nach 30 Jahren EBass die erste Oma geliehen und dann eine gekauft. ...da war ein deutscher mit bei. Bogen hat mich allerdings erst mal null interessiert.
Beim gelegentlichen Ausbrobieren hat mir der Untergriff insbesondere auf der E-Saite so gar nicht gepasst. Ich hab dann schon den deutschen lieber von oben gegriffen. Den deutschen habe ich dann hier per Kleinanzeigen eingetauscht. Für mich greift/fühlt sich der französiche ganz klar und eindeutig richtig an. Ich kann aber auch noch nix mit Bogen ausser nerven

Wenn ich jetzt drüber nachdenke... vielleicht, weil ich zuvor mal einen kleinen Ausflug auf der Geige gewagt habe.

 

[Scriptura]

Hallo zusammen,

bei mir ist es auch die deutsche Bogenhaltung. Mein Lehrer meinte damals die Führung und Kontrolle wäre besser - who knows - da könnte man vielleicht einen Tröt aufmachen, mit welchen Haaren der Bogen bespannt ist - blond oder schwarz oder beides?

 

[f_luxus]

blond oder schwarz oder beides?

Ich hab die Erfahrung gemacht dass vielmehr die Qualität der Bogenhaare entscheidend ist, als deren Farbe.

 

[Inside-Outside]

Jetzt plagen mich Gewissensbisse, weil ich bei was abgestimmt habe, was ich seit 40 Jahren nicht mehr getan habe: Kontrabass spielen.
Kann mich errinneren, dass man abhängig von den Passagen auch ordentlich Kraft braucht on the big Fidel. Und damals hatte ich das mal kurz probiert mit der französischen Haltung, aber da fehlte mir einfach die Kraft, was mit der deutschen Haltung besser gelang.
Wäre ich nochmal jung ... ja zu französischem Essen, nein zu französischer Bogenhaltung

 

[Gast83234]

Kompromissvorschlag: französische Bögen lassen sich auch mit Untergriff spielen. Da hasste dann best of both wörlds oder so.

 

[milo]

Hallo zusammen,

ja, deutsche Bogenhaltung. Musikschule. Begründung meines Lehrers war, dass man eine bessere Kontrolle über den Bogen hat und eine entspanntere Haltung insgesamt hat. Zudem kann das Gewicht des Arms besser genutzt werden. Wer weiß. Französisch habe ich noch nicht probiert.

Zu den Haaren:
- weiß sind gebleicht, also schon strapaziert, bevor sie auf den Bogen kommen,
- dunkel sind meist ungebleicht aber dadurch vermutlich auch etwas unregelmäßiger.

Spiele einen Bogen mit dunklen Haaren und eine Bogen mit weißen Haaren. Der unterschiedliche Ton der dort raus kommt liegt aber weniger an den Haaren, sondern am Bogen selbst. Und an mir. Wenn ich dann mal eine neue Bespannung haben muss, werde ich es mal gemischt versuchen. Soll haltbarer sein, als die Reinform.

Gruß Milo

 

[Frostis]

Ich habe immer deutsche Haltung gespielt. Fühlt sich besser und ist, finde ich, einfacher zu spielen. Als ich den Obergriff ausprobiert habe, hatte ich immer Schmerzen an der Hand. Schlechte Technik, Klar, mit dem deutschen Bogen war das aber nie der Fall.

Hier in Spanien gibt es, bei Orkestern, beide Möglichkeiten. Die Orkester in Bilbao hat aber eine Merheit "Deutsch-ergriffer"

Mikyung Sung spielt "deutsch". Laurence Pierce "französisch". Beiden rocken. Jeder seiner Meinung...