Absonderlich, verrückt und nicht erwähnenswert!

Angesichts des Überfallkriegs von Russland auf die Ukraine finde ich es noch weniger witzig als sonst, wenn Leute meinen, ihr Recht mit Gewalt durchsetzen zu müssen.

körperliche Gewalt ist nicht mehr und nicht weniger als genau das. Was der Komiker gemacht hatte, ist eben nicht Gewalt, sondern Gemeinheit. Auch verletzend. Aber was der Schauspieler auf größter Bühne gemacht hat, das ist Gewalttätigkeit hoffähig machen. Und das angesichts eines Krieges.
Will Smith hat Chris Rock nicht verletzt und hat im auch keine großen Schmerzen zugefügt. So eine Ohrfeige ist eher eine Demütigung als eine Körperverletzung. Die reflexhafte Empörung über diese Körperlichkeit hat etwas sehr puritanisches und scheinheiliges. Das in Beziehung zu setzen mit einem Krieg ist völlig absurd.

Meiner Wahrnehmung nach ist Will Smiths Reaktion eine sehr menschliche, nämlich ein unvermittelter Ausbruch aus einer als hilflos empfundenen Situation. Gewalt ist das in meinen Augen nicht. Gewalt geht für mich von oben nach unten. Ich meine, Gewalt geht von der stärkeren Seite aus. Dazu braucht es keine Körperlichkeit, dazu reicht es auch, finanziell überlegen zu sein. Gentrifizierung z.B. ist mehr Gewalt und verabscheuungswürdiger als eine gut angebrachte Backpfeife. (Edit: Es gab und gibt tatsächlich Ohrfeigen, die gut und angebracht sind.)

Es ist ein weit verbreitetes Missverständnis, man könne sich für irgendetwas entschuldigen. Man kann sich nicht entschuldigen. Man kann andere höchstens um Entschuldigung bitten.

Entschuldigt bitte, aber ich habe Will Smiths Backpfeife als irgendwie erfrischend für meine alte Cis-Mann-Seele empfunden, genau so wie die Anfangsszene von Quentin Tarantinos Django unchained, als Dr. King Schulz diese beiden Schurken einfach abknallt. So verblüffend wie erfrischend. Wer von euch wünschte sich nicht in der allerdunkelsten Ecke der Seele, das irgendwann einmal genau so machen zu können?
:bier:
 
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Nein, ich bin über Prominente recht unzureichend informiert.

Ich wußte bis gestern früh nicht mal, wer dieser Will Smith überhaupt ist. Und seine Frau und diesen Chris Rock kannte ich genauso wenig. Hatte von denen noch nie etwas gehört oder gesehen. Und wenn ich das hier nicht zufällig gelesen hätte, wäre das womöglich noch lange so geblieben. Auch dieser tolle "Skandal" wäre da wahrscheinlich völlig spurlos an mir vorbei gegangen.

Ich finde es schon bedenklich, dass die Herren sich in dieser Weise Schlagzeilen schnitzen.

Machen die das denn nicht schon immer so? (Und die Damen in diesem Geschäft machen es auch nicht anders.) Operationsziel ist also erreicht. Wieder ein paar mehr, die mal was von ihm gehört haben. :rolleyes:


liebe grüße
triona
 
Ja, wollte nur ein sehr populäres Beispiel nehmen, und wenn der Todesstern gleich bedeutend mit dem russischen Machtapparat ist, würde ich durchaus sehr gerne den roten Knopf drücken.

Die Frage ist: soll man Kinder oder Erwachsene von der Darstellung von echter oder fiktiver Gewalt fernhalten, oder ist es besser, sich mit solchen Darstellungen auf die Realität einzustellen?

Das frage ich mich gerade, wenn ich mir ansähe, wie im Fernsehen – überall hierzulande – über den Ukraine-Krieg berichtet wird. Es ist äußerst selten, dass dort einmal die eigentliche Tragödie dargestellt wird, nämlich dass ein toter Mensch gezeigt wird oder zu sehen ist, wie jemand getötet wird. Genau das ist aber das, was in einem Krieg passiert und deswegen man Kriege vermeiden sollte. In anderen Ländern und auf andere Medien sieht man teilweise drastische Gewaltszenen, die man kaum ertragen kann.

Was ist nun richtig: Macht man das unsichtbar, damit wir alle uns weiterhin nur über Spritpreise und böse Grünen aufregen, die uns das Schnitzel wegnehmen wollen, oder macht man das sichtbar, damit wir ein Gefühl dafür kriegen, was da draussen in der Welt geschieht? Vielleicht würde man hier zu lande mal ein bisschen umdenken und drastische, wirksame Mittel gegen einen Aggressor eher befürworten.
 
Will Smith hat Chris Rock nicht verletzt und hat im auch keine großen Schmerzen zugefügt. So eine Ohrfeige ist eher eine Demütigung als Körperverletzung. Die reflexhafte Empörung über diese Körperlichkeit hat etwas sehr puritanisches und scheinheiliges. Das in Beziehung zu setzen mit einem Krieg ist völlig absurd.

Meiner Wahrnehmung nach ist Will Smith's Reaktion eine sehr menschliche, nämlich ein unvermittelter Ausbruch aus einer als hilflos empfundenen Situation. Gewalt ist das in meinen Augen nicht. Gewalt geht für mich von oben nach unten. Ich meine, Gewalt geht von der stärkeren Seite aus. Dazu braucht es keine Körperlichkeit, dazu reicht es auch, finanziell überlegen zu sein. Gentrifizierung z.B. ist mehr Gewalt und verabscheuungswürdiger als eine gut angebrachte Backpfeife.

Es ist ein weit verbreitetes Missverständnis, man könne sich für irgendetwas entschuldigen. Man kann sich nicht entschuldigen. Man kann andere höchstens um Entschuldigung bitten.

Entschuldigt bitte, aber ich habe Will Smiths Backpfeife als irgendwie erfrischend für meine alte Cis-Mann-Seele empfunden, genau so wie die Anfangsszene von Quentin Tarantinos Django unchained, als Dr. King Schulz diese beiden Schurken einfach abknallt. So verblüffend wie erfrischend. Wer von euch wünschte sich nicht in der allerdunkelsten Ecke der Seele, das irgendwann einmal genau so machen zu können.
:bier:
Ich kann Deiner Argumentation einerseits folgen. Andererseits ist es so einfach auch nicht. Es ist sicher alleine schon eine abendfüllende Diskussion, wie Rock und Smith statusmässig von ihrer Community gesehen werden und sich selber verstehen. Davon würde die Einordnung nach Deinem Kriterium "Gewalt geht ..von oben nach unten" abhängen. Immerhin ist Smith schon nicht irgendwer in Hollywood, und sieht sich auch nicht als irgendwen. Ich habe keine Ahnung, wen er entsprechend respektieren würde, damit dieses Gefälle andersrum dasteht, aber ob er Schwarzenegger oder wen immer, auch so einfach eine gescheuert hätte ist einfach spekulativ.
Insofern ziehe bitte als alternative Erklärung für den "unvermittelten Ausbruch aus einer als hilflos empfundenen Situation" eine explizite Richtigstellung der Hackordnung in Betracht (die ja genauso unvermittelt und impulsiv sein kann).

Was die Frage der körperlichen Gewalt gegenüber anderen Formen angeht, meine ich, da geht eben auch der Rahmen mit ein. Da brauchen wir keine Gentrifizierung, die Community über die wir reden ist ja massiv gewalttätig über die Ausübung struktureller Machtverhältnisse. Der Teil, der sich in sexueller Übergriffigkeit äussert, bzw. in dem Gewaltausübung bedeutet, die Duldung dieser Übergriffigkeit zu erzwingen wird ja seit Jahren heiß umkämpft, ist aber nicht die einzige Ebene. So ich verstehe, daß Du das verstanden haben willst gilt das ja auch für die Aufrechterhaltung struktureller Ungerechtigkeiten, z.b. Ausgrenzung von Minderheiten, Ethnien, Frauen und Diversen.

Das kann man jetzt in zwei Richtungen einordnen: Will Smith zeigt das Haifischbecken Hollywood, wie es wirklich ist, oder damit bricht die letzte zivilisierte Schicht.
 

Ja, wollte nur ein sehr populäres Beispiel nehmen, und wenn der Todesstern gleich bedeutend mit dem russischen Machtapparat ist, würde ich durchaus sehr gerne den roten Knopf drücken.

Die Frage ist: soll man Kinder oder Erwachsene von der Darstellung von echter oder fiktiver Gewalt fernhalten, oder ist es besser, sich mit solchen Darstellungen auf die Realität einzustellen?

Das frage ich mich gerade, wenn ich mir ansähe, wie im Fernsehen – überall hierzulande – über den Ukraine-Krieg berichtet wird. Es ist äußerst selten, dass dort einmal die eigentliche Tragödie dargestellt wird, nämlich dass ein toter Mensch gezeigt wird oder zu sehen ist, wie jemand getötet wird. Genau das ist aber das, was in einem Krieg passiert und deswegen man Kriege vermeiden sollte. In anderen Ländern und auf andere Medien sieht man teilweise drastische Gewaltszenen, die man kaum ertragen kann.

Was ist nun richtig: Macht man das unsichtbar, damit wir alle uns weiterhin nur über Spritpreise und böse Grünen aufregen, die uns das Schnitzel wegnehmen wollen, oder macht man das sichtbar, damit wir ein Gefühl dafür kriegen, was da draussen in der Welt geschieht? Vielleicht würde man hier zu lande mal ein bisschen umdenken und drastische, wirksame Mittel gegen einen Aggressor eher befürworten.
Also wieviel Schrecken man in der Berichterstattung zeigen soll wenn welches Publikum zuschaut, ist noch mal eine ganz andere Frage, die ist auch nicht einfach. Und so beschxxxx es ist, natürlich ist einer nennenswerten Quote in unserer Bevölkerung ihr Schnitzel und ihr voller Tank näher als zerfetzte Menschen in Charkiw. Ob man die bekehrt bekommt, mit Maßnahmen die gleichzeitig schwere Traumata bei potentiell um 20:00 bei der Tagesschau anwesende Kinder riskieren? Überhaupt gar kein Thema für einfache Antworten.

Der fiktionale Bereich ist ja was ganz anderes, und da finde ich eben die Heroisierung bestimmter Patterns hochproblematisch. Das omnipräsente Muster, daß die Welt und die gesellschaftliche Ordnung so schlecht und unfähig ist, daß das gewalttätige Ausscheren des Einzelnen nicht nur gerechtfertigt, sondern auch alternativlos ist, von High Noon und Ein Mann sieht rot, Dirty Harry bis hin zu allen James Bond, heroisiert ja nicht nur denjenigen, der alle Regeln bricht um "gut" zu sein, sondern pflanzt dem Zuschauer ja auch die Vorstellung ein, die Welt sei eben so schlecht. Der Glaube an einen Deep State unter dem failed State geht ja letztlich auf solche Sozialisierungen zurück.
Ich glaube, ich hänge mich nicht weit aus dem Fenster, wenn ich annehme, daß sich jeder "Kaptiolstürmer" wie Dirty Harry oder Paul Kersey fühlte.
Natürlich haben die Amis da auch nochmal eine andere Historie, da ja das "Fehlen staatlicher Autorität" in bestimmten Territorien vor langer Zeit real war. Das gabs hier in Europa eher das letzte Mal im 30 jährigen Krieg.
 
Was ist nun richtig: Macht man das unsichtbar,
Ich weiß nicht, was richtig ist, aber ich halte es für wichtig, immer die Intension zu betrachten, mit der etwas getan oder gelassen wird. Es ist nämlich nicht das Gleiche, wenn 2 Menschen aus verschiedenen Gründen das gleiche tun.

Darstellung von Gewalt finde ich sehr problematisch. Eine Möglichkeit ist die völlig überspitzte Darstellung. Zum Beispiel Zeitlupe in Italo-Western oder besonders gut gefüllte Blutbeutel in Splatterfilmen. Die Grenze zu ziehen zwischen Kunst und Voyeurismus fällt da eigentlich leicht, weil in Italowestern und Splatterfilmen gerade durch die Übertreibung klar wird, dass es Kunst ist. Kunst hier bitte vorrangig im Sinne von künstlich verstehen. Auch eine Altersgrenze in Verbindung mit der Fähigkeit, die Szenen als künstlich einzuordnen halte ich hierbei für wichtig.

Die dokumentarische Darstellung von Gewalt halte ich auf der einen Seite für notwendig, weil ansonsten die Gefahr besteht, dass Gewalt totgeschwiegen wird. Andererseits halte ich die dokumentarische Darstellung von Gewalt zu Unterhaltungszwecken für besonders verabscheuungswürdig.
 
Es ist sicher alleine schon eine abendfüllende Diskussion, wie Rock und Smith statusmässig von ihrer Community gesehen werden und sich selber verstehen. Davon würde die Einordnung nach Deinem Kriterium "Gewalt geht ..von oben nach unten" abhängen.
Ich empfinde das unmittelbarer: Von "Oben nach Unten" wäre für mich in diesem Moment "von der Bühne herunter". Chris Rock hat das Mikrophon, die Kameras, die Aufmerksamkeit. In diesem Moment hat er die Macht. Wer unten sitzt, hat in dem Moment keine Stimme und ist ohnmächtig.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie gesagt, ich kann Dir Deine Empfindung da nicht nehmen, ich tendiere instinktiv im ersten Moment auch dazu. Ich halte sie nur bei längerem Nachdenken nicht für die einzig mögliche.
Chris Rock hat das Mikrophon, die Kameras, die Aufmerksamkeit. In diesem Moment hat er die Macht. Wer unten sitzt hat in dem Moment keine Stimme und ist ohnmächtig.
Das bilden wir jetzt mal auf die Situation ab, wenn Du als Tanzmucker ein Party zahlungskräftiger Geschäftsleute bespaßt. Chris Rock ist da der angeheuerte Ententrainer und Kasper. Will Smith der Ehrengast, für den die Party veranstaltet wird.
Wie gesagt, kein Anspruch auf Wahrheit, just saying.
 
Ich hoffe, Rock hat in dem Moment seine Rolle als "Hofnarr", der auch mal Grenzen überschreiten darf, schlecht interpretiert. Wenn er diese Reaktion bewusst in Kauf genommen hätte, fände ich es wesentlich schlimmer. Aber Hollywood zeigt ja gerne, wohin die Reise gehen wird. Was heutzutage völlig unterschätzt wird ist der schöne altmodische Begriff "Herzensbildung" :bier:
 
Ich hoffe, Rock hat in dem Moment seine Rolle als "Hofnarr", der auch mal Grenzen überschreiten darf, schlecht interpretiert. Wenn er diese Reaktion bewusst in Kauf genommen hätte, fände ich es wesentlich schlimmer. Aber Hollywood zeigt ja gerne, wohin die Reise gehen wird. Was heutzutage völlig unterschätzt wird ist der schöne altmodische Begriff "Herzensbildung" :bier:
Wohl wahr. Was ja auch in beiden Richtungen funktionieren müsste. Wenn man gegenseitig davon ausgehen darf, daß man sich mit Respekt, Rücksichtsnahme und meinetwegen Herzensbildung begegnet, würde man sich auch Fehltritte viel eher als unbeabsichtigte Ausrutscher verzeihen. Wenn der Umgang davon geprägt ist, jede Möglichkeit zu nutzen, sich unter dem Tisch ans Schienenbein zu treten, dann ist ein missglückter Witz halt auch gleich die maximale Beleidigung, oder andersrum, der Job als Pausenclown auch die Chance offene Rechnungen unter dem Deckmantel des Humors zu begleichen.
Wie schon gesagt, ist zu weit von mir weg, als daß ich abschliessend urteilen könnte, was es wirklich war.
 
Leider...
MMn hat Smith richtig gehandelt. Man sollte eben nicht über alles und zu jeder Zeit Witze machen.
Worte sind eben auch spitze Waffen - und da darf man sich nicht wundern, wenn man bei all zu freiem Umgang damit eins in die Fresse kriegt. Sich über das Leid anderer Leute witzig zu machen ist nun mal ein schmaler Grat...
wie herablassend ist diese Aktion denn gegenüber seiner Frau, war sie nicht anwesend? Ist sie denn nicht mündig, nicht zurechnungsfähig? Gibt es keine andere Möglichkeit als auf die Bühne zu gehen und dem Comedian eine zu ballern?
Wenn es also deiner Meinung nach gute Gründe dafür gibt jemandem eine reinzuhauen:
1) wäre das auch ok, wenn der Comedian eine Frau gewesen wäre?
2) wäre es auch ok, wenn Will Smith seiner Ehefrau eine scheuert, weil sie einen Witz über seine Mutter gemacht hat?

Mit dieser Methode der Legitimierung von Gewalt wurden und werden auf der ganzen Welt Frauen und Kinder mishandelt. Gewalt als letztes Mittel der Selbstverteidigung um eigenen körperlichen Schaden abzuwenden, ok. Aber ein geschmackloser, taktloser Scherz, der nicht mal auf eigene Kosten ging? Ich kann über so etwas nur den Kopf schütteln, und nein, ich würde in der gleichen Situation nicht genau so handeln, ich würde meine Stimme erheben und ihn zur Rede stellen, ruhig auch öffentlich. Aber Gewalt, weil Gefühle verletzt wurden? Und alle schrieben "je suis Charly" ...
 

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