so, jetzt werde ich mal einen noch recht frischen Eindruck wieder geben. Zuerst noch einmal vielen Dank für das Treffen, das hat mir sehr gefallen!
Oli & Dave kamen pünktlich am Treffpunkt an. Es handelte sich um einen recht "Underground"-artig gestalteten Übungsraum, was mich an meine Anfangszeiten erinnerte und mir auch sehr gefiel. Alles sehr geräumig, einfach ein toller Übungsraum, auch schon warm(!). Aber zur Sache, nämlich dem Bass:
1. Optik
Alles perfekt. Das Ding kann so direkt an die Wand in Ausstellungsräume gehängt werden. Gut, Warwick trifft nicht meinen Geschmack an Stil. Dennoch muß ich fairerweise sagen, das es hier an nichts gefehlt hat. Keine Kratzer, Schlieren oder unsaubere Ecken am Lack, keine vorstehenden Schrauben, Bünde, keine scharfen Kanten, keine Schlitze, keine Asymmetrien, kurz: das Ding sieht aus wie geleckt: KLASSE Handwerksarbeit!
2. Technik
Hier gibt es Mängel. Kein Drama, aber das würde ich in einer Verkaufs-Variante oder bei einem Kauf als Custom-Instrument anders anfordern wollen. Es gibt einen Druck- und Zugschalter mittels dem man zwischen aktiv und passiv wählen kann. Pluspunkt: der Pegel ändert sich nicht, man muss also nicht am Verstärker die Lautstärke nachregeln. Minuspunkt: das mittlere Potipaar übernimmt wechselseitig die Funktion für Höhen/Bässe. Heißt im aktiv Modus ist einmal das eine Doppelpoti für Höhenregelung (hochstehendes Ende) und für Bass (unterer Ring) zuständig. Im passiv Modus ist das andere Poti dafür zuständig. Ein Poti ist also jeweils ohne Funktion. Eines dieser beiden Potis ist deutlich zu dicht am PickUp-Wahlschalter gebaut. Ein Poti könnte man weglassen, der Aufbau würde luftiger, das Enge-Problem wäre dann auch gleich gelöst.
4. Einstellung
Hoppla, da bin ich immer wieder irritiert, dass ein Instrumentenbauer ein Instrument nicht einstellt. Die Saitenlage war nach meinem Gefühl sehr hoch. Ich hatte wohlweislich meine Inbi (Inbusse? Inbussis?
), äh: Inbus-Schlüssel dabei und habe dann erste einmal die Saitenlage eingestellt. Bei der Brücke handelt es sich um ein sehr aufwändiges Modell mit insgesamt 18(!) Einstellschrauben, die ich auch alle verwenden mußte um ungefähr zur gewünschten Saitenlage zu kommen. Warum ungefähr: erstens war die Zeit begrenzt, wir hatten gerade einmal 1,5 Stunden für 3 Tester zur Verfügung. Zweitens hatte ich den Eindruck, dass der Hals nachgerichtet gehört. Naja, das ist etwas schwach formuliert: ich bin mir sicher. Aber das spricht sogar alles für den Bass, denn er war.....
5. Bespielbarkeit
.... dann schon sehr schön bespielbar. Ich habe ja erst einmal die anderen Jungs (Oli & Dave) spielen lassen, da sie meinten, die hohe Saitenlage wäre für sie nicht Kriegsentscheidend. Auch ich habe erst einmal mit der hohen Saitenlage gespielt und stelle für mich immer wieder fest: für mich IST es kriegsentscheidend. Ich muß jetzt fairerweise sagen, dass ich grundsätzlich Warwick gegenüber sehr skeptisch eingestellt bin. Also bin ich nach diesem Einstieg mit der hohen Saitenlage auch nach dem Einstellen, was ca. 10-15 Minuten unserer Zeit verschlang, irgendwie etwas unwillig ans Werk gegangen. Zusätzlich machen mir 4-Saiter in der Regel etwas zu schaffen wegen des großen String-Spacings. Da funktioniert nicht alles wie gewohnt. Aber nach der Einstellung war es deutlich besser! Ich bin sicher, dass nach einem Pleken das Instrumentes oder auch nach einer umfassenden Überarbeitung (Sattel, Brücke gründlicher als von mir, Halsstab, Bundabschliff) das Ding traumhaft unter den Fingern läuft - jedenfalls für die Freunde der tief liegenden Saiten.
6. Sound
Nun, bei mir ist es so, dass der Sound mich regelrecht inspirieren kann. Die Finger kämpften sich durch die anfängliche Ungemach durch (4-Saiter Spacing, nicht optimale Saitenlage), wurden warm, geschmiert, ja sie fingen plötzlich an munter spazieren zu gehen. Dave meinte dazu : ER sei nicht so deeeer Frickler.... Ok, habs gehört.
Aber bei mir ist das ein gutes Zeichen, wenn ich auf einmal "loslassen" kann, dann ist das Instrument einfach gut für mich! Es läßt MICH machen, ich muß nicht dem Instrument folgen. Und ich muss sagen, das ziemlich die Post abging. In Worten: Slappen, Funky, mal leicht Jazzy, dann DoubleThumbing, Flageolets, Melodielinien, Achteln, a bisserl Lateinamerikanisch, .... gut, einen Wechselbass habe ich nicht gespielt, sonst aber so ziemlich alles, was mein Repertoire hergibt - eben aus SPASS! Das lag vorwiegend an dem Sound den der Bass hergab. Die eine oder andere Einstellung war "nur" OK - was nichts schlechtes bedeutet - aber die meisten waren wirklich ohne Einschränkung TOP! Wirklich wahr, ich bin begeistert. Ein leichtes, ganz leicht durchschimmerndes Minus gibt es, weil einer der OK-Sounds ausgerechnet der begehrte Fender-Sound ist (linker PickUp solo). Aber sonst hat es einfach nur *richtig* Spaß gemacht das Ding klingen zu lassen. Wenn ich es auf ein Wort reduzieren sollte: DRUCK! Oder auch SCHUB! ... hat der Bass. Hat er definitiv!
Gut, die Bass Anlage war ein ziemlich mächtiges Röhren-TOP mit einer 4x12er Box von fmc. Den sound habe ich minimal für mich angepaßt.
Dave hat übrigens noch seinen Fender Preci im Vergleich anklingen lassen und seinen anderen Warwick (Corvette?). Daher war der Vergleich zum Fender-Sound gut zu ziehen. Es zeigte sich, dass eben ein gewisser Charakter im Sound da ist. Und wie das mit Charakter so ist, den mag man oder nicht. Ich fands klasse! Applaus von mir für die Instrumentenbauer von Warwick, jedoch nicht ohne den Tipp nach zu schieben, dass mit einem eingestellten Instrument meiner Meinung nach erheblich besser gepunktet würde. Hätte nicht gedacht, dass die Warwicker mich so überzeugen können. Nochmals Gratulation und schade, dass das Teil wohl nicht als Modell in Serie aufgenommen wird, ER WÄRE ES WERT!
), unser Jörg (die älteren hier erinnern sich sicher
