Sagt mal, was haltet Ihr von solchen Konditionen?

[TheBass]

Die Leute mögen keine Musik mehr. Da ist sooo.

Das glaubst Du doch selbst nicht. Das ist Quark.

Fakt ist einfach, dass man - übrigens immer schon - Musik spielen muss, die die Leute hören wollen. Wir machen nun mal U-Musik, keine E-Musik. Musik war schon immer ein Generationending. Ich bin Ü50 und mein Publikum ist es mehrheitlich auch. Und was wollen die hören ? Na klar ! Musik aus ihrer Jugendzeit, aus den 60er/70er/80ern, aus der Zeit wo man sich das erste Mal verliebt hat, mit der man schöne Erinnerungen verbindet. Also spielen wir das alte Zeug, wir mögen's ja auch selber. Und wenn dann der Hut rumgeht, kommen auch in der Minikneipe mit 35 Leuten gut 300 Euro, manchmal auch deutlich mehr, bei grösseren Lokationen entsprechend mehr rum. Das Volk will Brot und Spiele, also geben wir's ihm. Das ist unser Job als Musiker.

Mein Tipp an euch: hört auf eure Fans und bringt die Musik, die sie gerne hören. Mit Mitte 20 ist das (hoffentlich) andere Musik, als meine Generation sie mag. Aber hört auf das Publikum ! Wenn es eure Musik nicht mag, dann spielt was Anderes !

 

[Gast27578]

Das glaubst Du doch selbst nicht. Das ist Quark.

Doch! Glaube ich, und ich halte es für Joghurt!

Ich bin Ü50 und mein Publikum ist es mehrheitlich auch.

Sag ich doch!
Die Leute von heute mögen keine Musik mehr. Die Mumien und Untoten, ja die schon. Aber Du bekommst heute Junge Leute (fast) nicht mehr in ein live Konzert echter Musik (Klassik, Jazz, Blues, Rock, R'n'B, Ska, Raeggae, etc. ) Es läuft nur Konserve, Autotune, Rap, Tanz u Style Gewichse. Beim Rap sind hier und da Poesie Perlen dabei, bei den Konserven sind hier und da hübsche Kompositionsansätze dabei, es gibt dabei schon auch Gutes. Aber Live mit Musikern, mit Instrumenten, mit einem Sänger der nicht durch Autotune und Effekte mit sich 12-stimmig im Chor singt, findet (fast) nicht statt.

Es ist zu einfach immer zu sagen, wenn Du gut bist hast Du Publlikum. Ja ich habe auch immer vor "vernünftig" gefüllten Häusern gespielt. Dafür war ich gut genug. Aber es fehlt einfach das Grundinteresse. Wenn ich 10 statistischen JUNGEN Menschen sage, ich mache Musik, will das maximal einer auch nur ansatzweise Probe hören, einer macht selbst Musik, was bedeutet er hat so ein lustiges Brettchen mit vielen Knöppen und Dioden wo hinten in Takte seiner Zuckungen Ambient Sounds rausfallen, acht quatschen mich mit ihrem Sport oder Tattoos zu und zwei weitere versuchen gerade verzweifelt die Addition ganzer Zahlen bis zehn zu begreifen.

Und die Alten? Ja die sind schon super. Ja die tanzen schon beim ersten Song, ja die machen Stimmung wie Sau. Aber die sind alt. Ich bin doch selber alt. Die wollen, können auch nicht jedes WE zu einem Gig. Der Durchschnittsmittfünziger geht doch pro Jahr nicht mehr als zu max. 2 Gigs.

 

[Mr.Mingus]

Mein Tipp an euch: hört auf eure Fans und bringt die Musik, die sie gerne hören

kommt immer drauf an in wie weit man sich prostituieren möchte.
wenn ich meinen freundeskreis ansehe (ich nehme jetzt mal meine 5 bersten kumpels):
der erste = harter metaller
der zweite = herter Hiphop fan
der dritte = hört halt was so im radio kommt
der vierte = macht sich gar nichts aus musik
der fünfte = ganz viel reggae (in all seinen formen)

was soll ich für die zb spielen? vorallem mit meiner Jazz kapelle

 

[Mr.Mingus]

Aber Du bekommst heute Junge Leute (fast) nicht mehr in ein live Konzert echter Musik

aktuell wird auch viel so singer songwriter zeug gehört

 

[basshaegar]

Bei allen interessanten Aspekten hier interessiert mich nun doch:
@Mister Mo : Habt ihr nun gespielt, oder nicht? Wenn ja - wie war´s?

 

[Jack in the green]

was soll ich für die zb spielen? vorallem mit meiner Jazz kapelle

Ich dachte immer, Jazz ist alles auf einmal

 

[Mr.Mingus]

Ich dachte immer, Jazz ist alles auf einmal

hmmmm, da kommen gleich ideen

 

[Mister Mo]

Bei allen interessanten Aspekten hier interessiert mich nun doch:
@Mister Mo : Habt ihr nun gespielt, oder nicht? Wenn ja - wie war´s?

Nö. Ich habe darauf bislang noch nicht mal geantwortet. Wozu auch, wir bekommen 5 Autostunden von unserer Basis entfernt doch kein Schwein in den Laden ohne dass der Laden selbst Werbung macht und Stammkundschaft mobilisiert.

 

[Mister Mo]

 

[EADG]

Die Leute von heute mögen keine Musik mehr. Die Mumien und Untoten, ja die schon. Aber Du bekommst heute Junge Leute (fast) nicht mehr in ein live Konzert echter Musik...

Wenn schon Altersdiskriminierung, dann aber richtig: Am schlimmsten sind die, die mit Dreißig immer noch nicht geschnackelt haben, dass sie nicht mehr zu den Jungen gehören. Und zwischen Dreißig und Mitte Vierzig ist die berufliche Karriere, Nestbau und Brutpflege wichtiger, also nix mit Rock'n Roll. Die über Fünfzigjährigen haben da mehr Ressourcen und einfach den richtigen musikalischen Hintergrund und kommen da noch gut weg, finde ich.

Wenn ich 10 statistischen JUNGEN Menschen sage, ich mache Musik, will das maximal einer auch nur ansatzweise Probe hören

Denke nicht, dass deine Wahrnehmung dem statistischen Durchschnitt entspricht. Und warum sollte ein junger Mensch jemanden Probe hören wollen, der sagt, andere haben "so ein lustiges Brettchen mit vielen Knöppen und Dioden wo hinten in Takte seiner Zuckungen Ambient Sounds rausfallen" , was, wie ich finde, von einer ausgeprägten Ignoranz zeugt.

Durchschnittsmittfünziger geht doch pro Jahr nicht mehr als zu max. 2 Gigs.

Das glaube ich nicht, die Mittfünfziger gehen öfter als die Mittdreißiger und Mittvierziger. Die Gründe stehen oben und sind nachvollziehbar.

Eine Frage @madmanjens : Machst du auch Musik mit Leuten, die nicht zu deiner Altersgruppe gehören?

 

[EADG]

kommt immer drauf an in wie weit man sich prostituieren möchte.

Was ich meine, hat nichts mit Prostitution zu tun. Wenn man Jazz spielt, sollte man die Meinung eines Jazzpublikums schon ernst nehmen. Das gilt für alle Sparten und Stile.

Wenn ich davon spreche, auf das Publikum einzugehen, heißt das nicht, die menschliche Musikbox zu machen, obwohl das auch lustig sein kann, wenn die Musikwünsche okay sind. Am Samstag hab ich ausgewiesener Nichtjazzer zum Beispiel auf Zuruf "freddie the freeloader" gespielt

 

[Mr.Mingus]

Wenn man Jazz spielt, sollte man die Meinung eines Jazzpublikums schon ernst nehmen.

ja das stimmt.
was ich meinte war folgendes: ich habe ein angebot von einer gut gebuchten event/hochzeitsband bekommen, aber ich möchte diesen sound einfach nicht spielen. und nur für die kohle .....

 

[EADG]

Mach ich auch so. Knackpunkt ist das Geld. Ich hab auch schon mal Tanzmukke ausgeholfen. Da bricht man sich keinen Zacken aus der Krone und man bekommt Routine. Man sollte Tanzmukker nie unterschätzen.

 

[Mr.Mingus]

Man sollte Tanzmukker nie unterschätzen.

das tue ich ganz und gar nicht (mein vater war jahrelang als posaunist auf hochzeiten, oktoberfest etc unterwegs). mir geht es allein um die musik...

 

[Gast27578]

@EADG Vielleicht hast Du ja Recht und ich bin nur der Grumpy old man...

Ich glaube aber wir missverstehen uns. Ich rede sarkastisch pauschal über eine Entwicklung und Du legst meine Worte auf die Goldwaage und erklärst, dass meine Überzeichnung naturgemäß nicht exakt die Wahrheit abbildet.

was, wie ich finde, von einer ausgeprägten Ignoranz zeugt.

Ich nicht. Ich kann und werde das hier nicht als Instrument bezeichnen, genausowenig wie ich Garage Band als Komponisten bezeichne.

Das glaube ich nicht, die Mittfünfziger gehen öfter als die Mittdreißiger und Mittvierziger.

Das stimmt wohl. 2mal ist mehr als 0mal. Von mir aus kennst Du andere 50er als ich. Aber die die ich kenne rennen nicht jedes WE in den Club. Klar gehen die bestimmt auch 20mal im Jahr aus, aber in kleine Live-Musik-Schuppen nur sehr selten. Und ich sagte "Durschnitt". Nimm die ganzen Kulturtoten mit ihren 0mal im Leben mit in die Statistik und Du siehst, dass meine 2mal pro Jahr gar nicht so falsch sind.

Eine Frage @madmanjens : Machst du auch Musik mit Leuten, die nicht zu deiner Altersgruppe gehören?

Ab und zu über die Kirche oder so. Aber zugegeben nicht regelmässig. Die meisten mit denen ich spiele sind mein Alter -10/+20, also 30-60.

 

[TheBass]

kommt immer drauf an in wie weit man sich prostituieren möchte.

Wenn ich nicht mein Ding spielen kann, dann prostituiere ich mich direkt ? Und dazwischen gibt es wohl gar nichts mehr ? Konsequenterweise müsste man dann wohl jede Form der Dienstleistung, der bezahlten Arbeit ebenso als Prostitution bezeichnen. Das ist polarisierend.

Ich sehe das etwas anders. Wenn ich Songs spiele zu denen das Publikum richtig ab geht, dann gibt das auch mir etwas zurück, selbst wenn ich das Stück nicht unbedingt mag. Die Leute haben ihren Spaß und am Ende ich auch. Ich sehe das nicht als Prostitution.

 

[Gast27578]

Wenn ich nicht mein Ding spielen kann, dann prostituiere ich mich direkt ?

Wichtigere Frage wäre, "Was macht eine Hure, die Spass hat bei der Arbeit?" Prostituiert die sich dann plötzlich NICHT MEHR?

 

[Mr.Mingus]

das kann ja jeder sehen wie er will. (vielleicht is die die wortwahl der prostitution zu krass, seis drum...)
ich habe lange genug musik gemacht die dem publikum gefällt, mir jedoch nicht. iwann machte mich das einfach nicht glücklich...

Konsequenterweise müsste man dann wohl jede Form der Dienstleistung, der bezahlten Arbeit ebenso als Prostitution bezeichnen

das ist halt lohnarbeit

 

[Mister Mo]

Die Sache mit der Prostitution: wenn ich im "Witz des Tages" etwas posten würde, das möglichst TC gefällt, käme ich mir vor wie eine Crackhure

 

[EADG]

Ich rede sarkastisch pauschal über eine Entwicklung und Du legst meine Worte auf die Goldwaage

Stimmt. Der Grund ist, dass ich den "früher war alles besser" Spruch persönlich für völligen Blödsinn halte. Früher war alles anders und heute ist es anders, als es in 10 Jahren sein wird. Außerdem diskreditiert man sich selbst mit dem "früher war alles besser"- Spruch. Was besser war, ist die körperliche Konstitution. Wenn alles besser war, liegt's an der Wahrnehmung und das zeugt von Abstumpfung.

Ich habe vielleicht Glück in einer Kleinstadt mit einer überschaubaren, aber recht guten Musikszene. Ich bin seit meiner Jugend in einem alten Industriegelände zugange, wo es jede Menge Proberäume und Bands sowie einmal im Jahr ein großes Festival, verschiedene Veranstaltungen und gemeinsame Aktionen gibt. Dadurch kenne ich viele Musiker aus allen Altersgruppen und spiele auch mit Anfang/Mitte Zwanzigjährigen. Deren Musik ist echt bereichernd.
Übrigens... genau diese Diskussion habe ich Anfang der Achziger in meiner ersten Band geführt, wo Jazzrock der heilige Gral war. New Wave, Punk oder Hip Hop wardochkeimussiknet.
Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.