Studio Bericht, ich habe gelacht

[JimmyZee]

Genau, Black Jack, weil's schnell gehen und billig sein muß. Hier muß schnell und mit wenig Aufwand ausgebildet werden, da muß schnell und billig produziert werden. Diese "Absolventen", die da mit ihren Diplomen wedeln - und das erlebe ich sehr oft - werden bevorzugt im Live-Bereich oder in Studios der Mid/Low-Preis-Kategorie eingesetzt, weil sie nicht so unverschämt hohe Gagen- und Sozial-Forderungen haben, wie wir Alten. Die fahrn dann eben mal früh um Sechs vom Hof, um ab 10 Uhr am VA-Ort die PA aufzubauen. Selbstverständlich haben sie den LKW gesteuert (4h) und weil sie noch jung und kräftig sind, brauchen sie auch keine Hands zum Loadout und Stacking und so. Nach einer 10-Minütigen Rauch- und Brötchen-Ess-Pause ist um 16 Uhr Soundcheck, der sich mit den 4 Bands des Abends bis zum Einlass um 19.30 Uhr hinzieht. Nach einer kurzen Kaffee-Pause geht die VA um 20 Uhr los (Und da soll'n sie auch noch gut mischen, wo nehmen die bloß die Motivation her) - die letzte Band ist um 1.00 Uhr fertig. Danach wird gleich abgebaut, man muß ja schließlich noch nachhause. 3.30 Uhr geht die LKW-Tür zu und sebstverständlich fährt der junge Tontechniker mit Diplom den Laster noch die 4 Stunden bis ins Lager - die nächste Produktion wartet ja schon auf's Material. Alles in allem 25,5 Stunden Arbeit mit 2 viertelstündigen Pausen für 150 Euro . . . brutto, wohlgemerkt! Und das möglichst 2mal am Wochenende.

 

[Gast5650]

Wieso wird hier auf die lütten TTs geschimpft. Afaik waren das Azubis. Also was soll's? Die konnten nicht viel und haben halt rumgeeiert. Ist doch normal. Allerdings habe ich auch die Erfahrung gemacht, dass sich bei der Bassabnahme oftmals die Spreu vom Weizen trennt. Man sollte sich als Bassist nicht mit unzulänglichen Mixes abfinden. Deswegen ist es ja auch so, dass Bassisten überdurchschnittlich bewandert in diesen Dingen sind. Die Unzufriedenheit mit dem Sound der oft produziert wird und oftmals ins Indifferente gemischt wird, treibt einen dazu.

 

[Kleini]

@JimmyZee

Kann ich für den Live Bereich nich wirklich bestätigen. Da sucht man doch eher die Leute mit Praxiserfahrung und Nerven, die auch noch nach 25 Stunden improvisieren können und Defekte schnell beheben. Da scheiden die " mein Onkel hatte mal ein Tonstudio wo ich als Kind drinne gespielt hab " Diplomleutchen in der Regel aus. Studio und Live sind Welten und ich kenne keine Firma die gerne Studioabsolventen für eben solche Livejobs einstellt.

 

[Mike`adelic]

Zitat:Original erstellt von: Tomtom

Deswegen ist es ja auch so, dass Bassisten überdurchschnittlich bewandert in diesen Dingen sind.

Zeig mir die mal, ich kenn nämlich keinen. [][][]

 

[Mike`adelic]

...solche Leute werden Produzenten: "In dem Teil, in dem du schneller wirst..." (die doubletime war gemeint) - nur eines meiner miterlebten Lieblingszitate.

 

[Straycatstrat]

Zitat:Original erstellt von: Black Jack

Zitat:Original erstellt von: lowdown
... Insofern ist die Gefahr die "Spacken" in Kürze in "freier Wildbahn" zu finden, eher gering bis gegen Null.

Immer unter der Prämisse: ich rede von RICHTIGEN Studios und nicht irgendwelchen Kellerverschlägen in denen ein PC mit nem gecrackten Cubase steht.
Gut, hier kann man unter Umständen auch gute Produktionen realisieren (auch wenn ich Raubkopiererei nicht gutheiße), trotzdem würde ich hier immer zweimal hören und nachfragen. ...

also nachdem was hier gelegentlich als Ergebnis von 'Studioarbeit' gepostet wurde, scheint mir die 'Gefahr' durchaus realistisch. []

Sehen wir doch mal genau hin, wie sich 'klassische' Berufbilder aus der Wirtschaft verabschieden zugunsten von sogenannten Dienstleistungen.
Selbstständigkeit gegen Angestelltenstatus...
Und es dürfte wohl kaum ein Feld geben, wo man sich mit so geringem Aufwand so effizient selbstständig machen kann wie in der Tontechnik.
Dazu kommt, dass Musik gerade in jungen Jahren bereits von sich aus stark motiviert und ein paar Mythen und Legenden über 'Producer', Ruhm und Reichtum tragen auch ein wenig zur Popularität bei.

Natürlich hat das nichts mit 'richtigen' Studios zu tun, aber deren Preise sind wohl nur die wenigsten 'Amateure' bereit zu bezahlen.
Bereits die Tagessätze die hier oft genannt werden sind ein relativ eindeutiges Zeichen, wer da (höchstwahrscheinlich) zu Werke geht... []

Ich behaupte keineswegs dass alle Studenten untalentiert sind, aber mir erscheint dein Standpunkt etwas zu optimistisch.
Das Phänomen ist keineswegs Musik-spezifisch, sondern eine völlig normale gesellschaftliche Entwicklung.
In den 70er Jahren wollten alle Medizin studieren, weil man da am besten verdiente, 20 Jahre später hat die sogenannte 'Informatik' diese Rolle übernommen.

Mit welchem Ergebnis ? Gute Lösungen darfst du inzwischen wie die Stecknadel im Heuhaufen suchen.
Die Qualität von Software ist statistisch betrachtet auf einem derart niedrigen Niveau, dass sie nur noch durch GHZ getaktete CPUs überhaupt lauffähig ist...

In der Tontechnik sehe ich da durchaus parallele Entwicklungen...

Aber da sind wir doch schon am eigentlichen Punkt: You get what you pay for....und an meiner Kritik an Mexicolas Posting.
Er hat sich wissentlich auf das Experiment "Studentenproduktion" eingelassen und hätte im Hinterkopf behalten sollen "Kann auch schief gehen", schließlich arbeitet er mit Neulingen, deren Wissensstand er nicht mal ansatzweise kennt, geschweige denn Referenzen, und nicht mit alteingessenen Engineers. Wohlgemerkt, hat Ihn außer seiner Zeit und evtl Sprit für die Anfahrt nichts gekostet! Die Intention von Bands bei diesen Studentenrecordings ist doch immer die, möglichst billig und für umsonst an ein Demo zu kommen. Wenn's klappt ist ja schön, sollte aber nicht der oberste Punkt auf der Agenda sein. Insofern, Haken dran und gut ist. Muss man nicht breittreten.

Hätte er die Erfahrung in einem kommerziellen Mietstudio gemacht, wäre ich der erste, der auf Nachbesserung plädiert.
Ich möchte auch gar nicht eklatante Fehler, z.B. beim Pegeln entschuldigen....würde mir von "meinen" Auszubildenden so was zu Ohren gekommen, dann müsste man da intensiv beigehen und fragen, woran es nun gelegen hat....Prinzip nicht verstanden, mit der Situation überfordert, schlechten Tag gehabt? Was auch immer....

Nur, ich habe am Anfang meiner tontechnischen Laufbahn auch mal den ein oder anderen Bock geschossen (obgleich mein Abschluß auf dem Papier im Einserbereich liegt), wo ich zähneknirschend dann zu meinem Chef und dem Kunden musste....ging dann eben ein Tag auf's Haus, bzw. ich durfte einen Tag für umsonst arbeiten.

Und zu dem Punkt Preise und Amateure.... Qualität kostet Geld...fertisch....aber jede Hinterhofcombo meint, für 80 Euro am Tag (am besten schwarz) könnte man in Kellerverschlägen eine Produktion fahren, die Industriestandard hält.....und dann wird sich groß beschwert, dass es nicht klingt wie bei (hier Lieblingsband einsetzen) und wie doof doch der Tontechniker ist. Komischerweise aber immer nur von Bands, die absolute No-Budget-Produktionen wollen, und denen 500 Euro am Tag (zzgl. Steuer) zu viel sind. Von Profis mit Budget hab ich solche Statements komischerweise noch nicht gelesen[] Statt sich mal zu fragen, ob sich ein Mietstudio mit 80 Euro am Tag überhaupt rechnen kann, und ob das T-Bone-Mikro nur ansatzweise die Qualität eine Neumanns hat, rennt man doch zum billigsten Hansel. Das Behriger Eurodesk nennt man ja auch gemeinhin die SSL des kleinen Mannes. Aber mit dem Auto geht man dann in die Vertragswerkstatt und auch nicht zum öligen Otto.
[]

 

[mexicola]

Zitat:Original erstellt von: Black Jack

Original erstellt von: JimmyZee



Wenn eine Ausbildung nicht taugt, aber das Zertifikat möglicherweise Türen öffnet, dann muss ich mich eben selber auf den *rsch setzen und die Defizite aufarbeiten. Punkt, fertig, aus.
Wir leben nicht mehr in Wirtschafts-Wunder-Deutschland. Schon eine ganze Weile nicht mehr.

Ich bin voll deiner MEinung. Bei vielen dieser Bildungsunternehmen isses wie bei privaten hochschulen. Man kann auch mit wenig fleiß den abschluss erreihen und lernt eben nur die sachen aufn Plan. Wenn man aber hinterfragt, sich auf den hosenboden setzt und einfach auch mal regen austausch stattfinden lässt um auf neue Ideen zu stoßen STUDIERT man erst wirklich und kann viel mehr mitnehmen als die erst genannten. Das ist es was die Spreu vom Weizen trennt, und meine Erfahrung hat sich hierbei bestätigt.

Dass ich meinen Unmut in diesem Forum rauslasse ist natürlich ein zweischneidiges Schwert. Allerdings möchte ich noch erwähnt wissen, dass ich mir bewusst bin, dass man von Studenten nicht zuviel erwarten darf und sich dessen bewusst sein soll, dass es hier nicht um eine von uns n auftrag gegebene Aufnahmesession handelt, sondern um ein Studienprojekt.

Was man dabei erwarten kann ist zumindest der sichere Umgang mit den einfachsten dingen. Und wenn mir ein "Beinahe-Absolvent" die Summe vom Pult aufs Ohr legt und mir beinahe das gehör-wegschiesst, finde ich ist das unter aller würde. Wie gesagt der HiWi hatte ahnung, auf ihn hat jedoch keiner gehört. Derjenige, um dessen Arbeit es ging, war auch ganz okay, hat aber nicht recht aufgepasst was so im Studio so ablief womit er sich von seinem Kumpel (dem dritten im Bunde) das Zepter aus der Hand reisen lassen hat. und genau derjenige hatte die wenigste ahnung. Das ganze hätte für die Jungs besser laufen können, wären sie auf unser angebot sich zu treffen eingegangen. es lag dort vieles im Argen.

 

[Mike`adelic]

Wenn man sich vorher einfach andere Produktionen von den entsprechenden Leuten anhört, hat man dieses Problem auch normalerweise nicht.

Diese "ich hab übrigens ein Studio" oder "ich bin übrigens Mischer"-Typen (als zweiter Satz) schau ich nur noch mit meiner Hinterseite an.