RISIKO? ... mit nur einem Bass zum Gig ... oder nie ohne Back-up?

Hi Leute,

ich hab hier schon mal geschrieben, eine Begebenheit von mir gepostet und erklärt, dass ich (meistens) einen zweiten Bass als Backup dabei habe.

Um Nicht dem Motto: "Es wurde zwar schon alles gesagt, aber noch nicht von jedem" zu verfallen, möchte ich dennoch mal einen Aspekt hinzufügen, den ich bislang in dem Thread noch nicht gelesen habe:

Ich würde mal einen Rollen- bzw. Perspektivwechsel durchführen und mir die Geschichte aus der Sicht des Veranstalters (also der anderen Seite) ansehen und bewerten. Also ich stelle mir vor, dass ich meine Hochzeit organisiere, dazu eine Band gebucht habe, und die sagen mir eine Stunde vor Beginn, dass sie ausfallen, bzw. nicht spielen können. Dann spielt es doch sehr wohl eine Rolle, ob ein Bandmitglied einen Autounfall hatte und mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus kam, oder ob beim Ausladen ein Kabel beschädigt wurde und jetzt der Gitarrist kein Ersatzkabel dabei hat. Zugegeben sind das jetzt genau zwei "Extremszenarien" auf einer Skala. Irgendwo dazwischen wird die Wahrheit liegen.

Wenn ich der Veranstalter bin, und ein Musiker hat sich beim Ausladen die Hand gequetscht und kann nicht spielen, hätte ich wohl Verständnis. Da würde ich keinen Substituten erwarten. Wenn aber dem Gitarristen seine Gitarre runter fällt, der Hals bricht, und der jetzt nicht spielen kann, sähe das anders aus. Da würde ich mir sehr wohl die Frage stellen, ob da nicht ein Ersatzinstrument kurzfristig beschafft werden kann. Es gibt schließlich Bands die haben 8 Gitarren dabei obwohl die nur von zwei Leuten gespielt werden.

Wenn dem Pianisten der Flügel beim Ausladen "auskommt", den Hügel runter rollt und unten zerschellt, dann wäre mir auch als Veranstalter klar, dass der Flügel wohl kein Backup hat und wohl auch so schnell keiner Beschafft werden kann.

Was ich sagen will: Wenn man sich die Frage stellt, wie man das selber als Veranstalter sehen würde, kommt man bestimmt schnell zu einem Ergebnis. Ich gebe allerdings auch zu, dass auch diese Einstellung individuell ist. Also kann ich nur für mich und meine Einstellung sprechen. Die wäre so, dass ich es nicht ganz verstehen würde, wenn die Band an meiner Hochzeit nicht spielen kann, nur weil dem Bassist der Bass umgefallen ist, oder weil der Bass eine "kalte Lötstelle" hat. Ergo nehme ich nen zweiten Backup-Bass mit, zumal der eh vorhanden ist.

Es ist auch so, dass unendlich viele Ereignisse denkbar sind, die zu einem Ausfall der Band führen könnten. Viele der Gründe bzw. Gefahren wird man einfach nicht abdecken können (Höhere Gewalt, Unfall, Meteoriteneinschlag, Brand). Aber die Gefahren, die ich mit leichtem Aufwand von der Gefahrenliste streichen kann, würde ich doch abdecken. Da Bedeutet für mich: zweiter Bass und eine DI-Box. Damit kann ich als "kleinstmögliche" Lösung spielen. Brauchts ein zweites Pedalboard oder einen zweiten Amp? Eher nicht. Wenn da was ausfällt, kann man sich mit ner DI behelfen. Einen defekten Bass kann ich nur mit einem Zweitbass "Lösen". Wenn ein Tornado den Veranstaltungssaal wegfegt, dann ist es halt so.
Nix für ungut.
Guter Punkt, bin da ganz bei dir, wenn ich nen Job mache, ist es eben nen ganz anderes Ding :-)
 
Danke dir. Und natürlich, bei nem Job erst recht.
Aber man kann den Gedanken weiterführen und das nicht nur aus der Sicht des Veranstalters, sondern aus Sicht des Publikums sehen.
Also, angenommen man spielt in einem kleinen Pub vor 50 Zuhöhrern. Die Gage ist ne Bockwurst und drei Bier. Also kein größerer Job. Dann sind da dennoch Leute im Publikum, die wegen der Band da sind. Die haben z.B. extra einen Babysitter organisiert damit sie die Band hören können. Dann sind Leute dabei, die eine andere Verabredung abgesagt haben, weil an dem Tag ein Konzert ist. Wieder andere sind extra 30 oder 50 km gefahren weil genau diese Band mal wieder spielt.

Und dann fällt das aus, weil kein Zweitbass dabei ist? Da krieg ich Bauchweh.

Wenn wir spielen, sind da viele meiner Freunde und Bekannte, die uns gerne zuhören und extra kommen. Da hätte ich echt ein schlechtes Gewissen, wenn aus komischen (leicht behebbaren) Gründen der Gig dann kurzfristig ausfällt.
 
... das sind dann auch die Situationen, in denen sich die Spreu vom Weizen und der Profi vom Amateur trennt. Sobald jemand für meine kulturelle Dienstleistung Geld ausgibt, bin ich dafür verantwortlich, dass die nicht an Kleinigkeiten oder Leichtsinn scheitert. Ich bin dafür verantwortlich, pünktlich da zu sein, ich bin dafür verantwortlich, dass mein Zeugs funktioniert, ich bin dafür verantwortlich, dass ich selber funktioniere (also z.B. nüchtern genug bin), ich bin dafür verantwortlich, dass Absprachen, die mit dem Auftraggeber getroffen wurden, eingehalten werden. Gegen höhere Gewalt ist man recht machtlos, aber man kann durch sinnvolle und gewissenhafte Vorbereitung dafür sorgen, dass diese Gewalt schon ziemlich hoch sein muss, um den Auftritt zu gefährden.

Weil's gerade gut her passt: Für mich unterscheidet sich der Profi vom Amateur nicht dadurch, dass er seinen Lebensunterhalt damit verdient, unter optimalen Bedingungen eine grandiose Show abzuliefern. Profi ist für mich vielmehr der, der unter katastrophalen Bedingungen nicht absäuft, sondern trotzdem abliefert. Das Problem mit dem Reservebass kann man preisgünstig schon im ganz weit unteren dreistelligen Bereich lösen. Man muss halt dann in der Lage sein, auf dem vermeintlich minderwertigeren Instrument trotzdem sein Ding zu machen. Ich habe schon mal, nur um zu sehen, ob das geht, einen Auftritt mit der Bass-Ukulele zu Ende gespielt. Schon allen das Gelächter der Band und des Publikums, so ein winziges Instrument an einem gut 150kg schweren Bassisten hängen zu sehen, hat jeden Ansatz von "Virtuosität", der damit natürlich nicht möglich war, zur Bedeutungslosigkeit degradiert.
 
Weil ja alles schon gesagt worden ist, nur noch nicht von mir, nochmal die andere Seite: Natürlich muss man sein Zeug in Ordnung halten und es passiert in der Regel ja auch nichts. Aber wenn etwas nicht geht, geht's nicht, auch bei Profis. Wenn der 30t Autokran ein Problem mit der Hydraulik hat, hat der Profi nicht unbedingt ein Backup. So ähnlich sehe ich das in meinem Fall. Wenn ich für 250€ irgendwo spiele, kann niemand verlangen, dass ich mit einem Ersatzkontrabass aufkreuze.

Kann ja jeder machen, wie er will. Full Risk oder Vollkasko. Das ist ja auch eine Frage der Mentalität.

Edit: Bevor ich mich aber mit 'ner Bassukulele auf eine Bühne stellen würde, würde ich die Basslinie lieber singen.
:bier:
 
Bevor ich mich aber mit 'ner Bassukulele auf eine Bühne stellen würde, würde ich die Basslinie lieber singen.
Du hast mich noch nicht singen hören :eek:... und ein Ersatzmikrofon für Notfälle war auch nicht da. Ich sage ja auch nicht, dass das jenseits des Gelächters irgendwelche Vorteile gehabt hätte. Man kann halt nur das aus dem Ärmel schütteln, was man vorher hineingesteckt hat.
 
Also dass niemand nen "Ersatzkontrabass" dabei hat bzw. dabei haben kann, sehe ich und auch wohl jeder Veranstalter ein. Ich stelle mir nur die Frage, ob es als Backup für den Kontrabass nicht auch ein E-Bass mit DI-Box täte. Dann wird der Gig halt mit dem E-Bass gespielt.

Und die Idee mit der Bass-Ukulele als Backup für den E-Bass finde ich nicht schlecht. habe ich mir schon selbst angeschaut und überlegt, nachdem es jetzt sogar 5-Saiter Bass Ukulelen gibt.

Wie gesagt, mann braucht es ja eigentlich auch nie. Aber wenns mal soweit ist, und man hat vielleicht eine Bass Ukulele zuhause, warum die dann nicht mitnehmen?
 
Dann wird der Gig halt mit dem E-Bass gespielt.
Das ist nicht das Gleiche. Es geht ja nicht darum, dass die Leute mit Top 40 Hits berieselt werden.
Und die Idee mit der Bass-Ukulele als Backup für den E-Bass finde ich nicht schlecht.
Als Veranstalter würde ich das bemängeln.
Ein Beispiel für den perfekten, professionellen und gleichzeitig unterhaltsamen Umgang mit einer Panne findet man hier:


Die Frau ist professionell. Sie würde nie im Leben ein Keyboard aus dem Auto holen. Erst recht kein Casio.
:bier:
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist nicht das Gleiche. Es geht ja nicht darum, dass die Leute mit Top 40 Hits berieselt werden.

Als Veranstalter würde ich das bemängeln.

Die Frau ist professionell. Sie würde nie im Leben ein Keyboard aus dem Auto holen. Erst recht kein Casio.
:bier:
Naja als Veranstalter würde ich bemängeln wenn der Gig nicht stattfindet. ;-)
Und nicht ob der Bassist jetzt von Kontrabass auf E-Bass oder von E-Bass auf Bass-Ukulele umsteigt. Wenn der Zweck der Veranstaltung danach erfüllt ist, wäre mir das Wumpe.

In dem von dir beschriebenen Fall hätte ich halt die Bass Ukulele dabei. Frei nach dem Motto "haben ist besser als brauchen" (Mein Lieblingsmotto inzwischen). Dann könnte ich den Veranstalter zumindest fragen ob es ihm lieber ist, dass der Bassist mit der Bass Ukulele auftritt oder ob der Gig lieber ausfallen soll. Wenn der dann die Bass-Ukulele tatsächlich bemängelt, ist es halt seine Entscheidung. Kann mir aber nur schwer vorstellen, dass der Betreiber der Kulturbühne, der die Lokale Band wochenlang beworben hat, dann sagen würde: "Nö, dann lassen wir es lieber... Bass Ukulele geht gar nicht". ;-)

Ich glaube halt langsam, dass viele hier immer den "Extremfall" heranzieht, um damit die eigene Einstellung für den "Normal-Fall" zu rechtfertigen.

Jetzt wird ein professionelles, klassisches Klavierkonzert von einer Studierten Musikerin als Beispiel herangezogen. Da ist es klar, dass das nicht mit dem Keyboard der Tochter weiter gespielt wird. Wenn in einem großen klassischen Orchester in der Wiener Staatsoper einer der 5 Kontrabässe ausfällt, wird sich der Musiker im Frack auch nicht mit dem E-Bass dort hin stellen. Zumal die auch völlig anders "abgenommen" sind. Auch wenn in einer Rockerbilly-Show-Band der Kontrabass ausfällt, wirds tricky... (obwohl das bestimmt noch geht). Aber dass sind doch alles nicht die Fälle, über die wir hier reden.

Wir reden über Top40 Bands, Pub-Gigs, Hochzeiten, Festivals (vielleicht auch mal selbst organisiert), Volks- und Stadtfestbühnen. Straßenfeste. Wirtsausroas, Musik-Nächte und Konzerte auf Kulturbühnen, kleinere Tourneen usw. Wenn ich da die Frage stelle ob man einen zweiten E-Bass dabei hat und die Antwort ist, was macht dann ein klassischer Flügelhornspieler in einem Konzertsaal in "Weisstdunichtwo", dann passt das halt auch nicht ganz.

Mann sollte halt gleiches mit gleichen vergleichen ;-)

Wer sagt, ein zweiter E-Bass ist mir zu viel Aufwand, dann ist das auch dessen gutes Recht. Ich will ja niemanden von meiner Einstellung überzeugen. Ich will auch niemanden missionieren. Ich wollte nur meine Einstellung zu der Thematik kundtun. Ich halte es für wenig Aufwand einfach meinen (vorhandenen) zweiten Bass einfach mit ins Auto zu schmeißen.
 

Übrigens habe ich auch noch nicht so viele Verträge gesehen, aber doch schon den einen oder anderen... Und da stand nie drin: Der Bassist hat mit Kontrabass zu spielen und nicht mit Bass-Ukulele.

Aber dass die Band zu spielen hat... das stand schon drin ;-)
 
Ich habe schon einige Verträge gesehen. Die Instrumente stehen da nie drin. Auch keine Ersatzinstrumente. Noch nicht mal die Besetzung. Alleine die Spieldauer. ;-)

Edit...So jetzt ist's aber genug. Der eine hat lieber als er braucht, der andere spielt lieber als er kauft.
:bier:
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich sag es immer wieder:
Kontrabassisten nehmen auch selten mehr als einem mit zum Gig (ich hab auch nur einen dabei), same gilt für E-Bass. Und in über 30 Jahren Bühne hat das immer geklappt. Egal ob Kneipe oder Festival, just for fun oder professionell.

Oder hat euer Drummer immer ein zweites Drumsets im Auto für alle Fälle?
 
Kommt doch auch immer auf die Umstände an.
Ich als noch relativ frisch, 2. als Frau möchte mir nicht erlauben, ohne Ersatzbass oder anderes Material dazustehen und DESHALB abzukacken.
Selbst, wenn das Publikum es verzeiht, wär mir der Spaß verdorben.
Bin ziemlich verrückt, aber ein gewisses Mass an Sicherheit tut mir gut.
Das braucht gewiss nicht jeder, und das ist auch okay
 


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