Es tut sich so Manches in der Welt der Bogenhaltung. Früher war die französische Haltung strikt verboten, wer das ausüben wollte, bekam in keinem deutschen Orchester eine Stelle. Inzwischen tauchen auch hierzulande seriöse Bassgeiger auf, die Obergriff spielen oder beides, weil sie's können. Ich kann es nicht, obwohl ich das auch mal probiert habe, aber wie das so ist: Die Faulheit hat gesiegt und also spiele ich Untergriff, weil mein Lehrer mir das so beigebracht hat. Ich habe das nie hinterfragt.
Nick de Groot ist Kb-Proff an der Folkwang-Uni, er dürfte der erste Bassprofessor in Deutschland gewesen sein, der konsequent französischen Bogen spielt und das auch lehrt. Seine Studenten erhalten von einem zweiten Lehrer spezielle Stunden in deutscher Haltung, damit sich da keiner die Laufbahn versaut. Nick selbst ist das egal.
Francois Rabbath der immer wieder gesagt hat, dass "es das nicht sei", wenn er mit der deutschen Griffweise gespielt hat.
Ich mag Rabbath und seinen Ansatz sehr, aber sollte er diesen Satz gesagt haben, wüsste ich zu entgegnen: Nick de Groot ist an der Stelle weniger engstirnig. Überzeugung ja, Dogma nein ist eher seine Devise.
(ich neige dazu, im Sitzen bei der deutschen Bogenhaltung gegen den Notenständer zu schlagen...).
Jo, das erlebe ich genau so und wenn ich so Zeugs spielen muss, wo dauernd zwischen pizz und arco zu wechseln ist, stehe ich auch lieber, da zickt der deutsche Bogen mir sitzend zu viel.
Wenn ich mich für nur eine entscheiden müsste, vermutlich eher für die deutsche, da ich mehr im Stehen als im Sitzen spiele.
Ich spiele überwiegend sitzend und finde den deutschen Bogen dennoch sehr gut geeignet, man muss da fast nichts mehr machen, der spielt quasi von alleine. Der Französische aber auch.
Mit beiden Bogenhaltungen kann man alles spielen.
So ist es. Dennoch meine Prognose: In 100 Jahren wird die Angleichung des Kontrabasses an die Streichergruppe des Orchesters vollzogen sein: Quintstimmung, Obergriff. Vielleicht sogar mit 2 Instrumenten, wobei zwischen Cello und Bratsche auch noch eins passen würde und trotzdem nicht vorkommt. Im unterhaltungsmusikalischen Bereich wird es aber wohl bei der Nähe zu eBässen und Gitarren bleiben, das macht musikalisch einfach Sinn und funktioniert auch sehr gut.
Jetzt wollte ich gerade schreiben: wir werden sehen. Falsch! Ich auf keinen Fall. In hundert Jahren leben wahrscheinlich noch nicht mal mehr meine Enkel.
