Ich hatte (wie viele hier) diverse erste Male auf der Bühne:
9 Jahre: Wir wollten (oder sollten...) mit der Schulklasse eine Zirkusaufführung auf die Beine stellen. Weil ich wochenlang zu faul war, mir eine eigene Nummer auszudenken und schon immer gut reden konnte, wurde ich schlussendlich der Zirkusdirektor, der alle einzelnen Nummern anmoderiert und durch den Abend führt. Alle andren haben sich (beinahe wörtlich) eingeschissen oder haben geheult (wörtlich) weil sie so aufgeregt waren, ich fands super
11 Jahre: Zum ersten Mal mit Musik auf der Bühne, Carmina Burana mit diversen Chören, u.a. dem Schulchor. Hunderte Leute auf der Bühne, ich als Knirps noch im Sopran
Wir Kiddies haben da sicher nichts verwertbares beitragen können, war aber ein tolles Erlebnis.
14 Jahre: Auftritt mit dem selbst geschriebenen Theaterstück an der Kunstschule. Grausam, einfach furchtbar. Wir waren alle grob gleich alt, entsprechend pubertär war das Stück. Auf der Bühne traf uns alle die Erkenntnis, dass die selbst geschriebenen Witze einfach nur Panne sind, entweder unverständlich fürs Publikum oder derart geschmacklos, dass ganze Passagen während der Aufführung per Blick Kontakt der beteiligten "Schauspieler" gestrichen wurde, was wiederum der Verständlichkeit des Stücks auch nicht zuträglich war. Eine einzige Katastrophe, hat mir die Bühne auch echt für ein paar Jahre verdorben...
18 Jahre: Etwas verspätet mit Kumpels die unvermeidliche "Schülerband" gegründet. Jeder machte das, was er am wenigsten schlecht konnte, also wurde ich nach kurzen Ausflügen an Gitarre und Bass dann eben Sänger. Der erste Auftritt in unserem Juze war die Hölle, wir haben uns einfach nur blamiert. Schlechte Musik, furchtbare Klamotten, keine Show, im Publikum nur mitleidige Freunde und Muttis... Bock hatten wir danach trotzdem. Die Band wurde im Laufe der Jahre leicht umgebaut, hat aber letzten Endes knappe 6 Jahre gelebt. Die Musik hat sich nicht wesentlich verbessert, dafür die Show umso mehr, wir haben live immer ganz gut abgerissen und konnten neben vielen beschissenen auch eine ganze Menge sehr coole Gigs spielen
.
Mit der Band habe ich Lampenfieber verlernt, wir waren mega gut eingespielt und konnten notfalls auch blind und taub das Ding durch zocken.
24 Jahre: Pünktlich zum Ende der Band bin ich in einen Chor eingestiegen, hauptsächlich um nach 6 Jahren RoggnRoll Geschrei mal richtig singen zu lernen. Da der Chor anfangs ziemlich mies war, hatte ich bald die Ehre, einige Songs als Solist zu begleiten. Da hab ich dann nach vielen Jahren auf einmal wieder erlebt, wie es ist, wenn man richtig Bammel vor dem Auftritt hat
Zum ersten Mal konnte ich mich nicht mit Geschrei, Gelaber und Gehampelt retten, sondern musste einfach gut am Mikro abliefern. Hat dann auch ganz gut geklappt, bin mit dem Chor immer noch unterwegs. Inzwischen ist der auch musikalisch richtig fit geworden und wir konnten mit Pop Musik und "modernen Klassikern" schon einige große Hallen in Stuttgart füllen.
30 Jahre (jetzt): Seit wenigen Monaten hatte ich den Bass mal "ernsthaft" in die Hand genommen, war in die Alternative Band eines Chorkollegen eingestiegen und durfte/musste dann ziemlich flott auch mit den Jungs auf die Bühne. Wieder was neues, ich am Bass. Aufgeregt war ich nicht wirklich, ich
wusste ja bereits, was ich alles nicht kann und welche Stellen ich grandios verkacken würde
Das Feedback war erstaunlich gut, einzige Kritik war nur dass ich (Basser-typisch
) wie versteinert in meiner Ecke stand. Macht unglaublich Spaß, hatten seitdem noch zwei weitere Gigs, nach dem letzten war ich sogar einigermaßen zufrieden mit mir, erlange so langsam etwas Sicherheit und kann mich auch mal vom Griffbrett lösen und den Blick ins Publikum richten
Ich hoffe auch noch viele weitere "erste Male"!
) ... sobald der erste Song läuft, ist alles prima
