Das Basssolo: (Notwendiges) Übel oder Die Große Befreiung

[LaFaro]

Ich bin auch kein Freund von Bass-Soli - positiv formuliert weil man da einfach merkt dass unser Instrument eine Funktion hat die kein anderes Instrument 100% übernehmen kann. Bass-Solo kann zum Technik-Showoff werden, dann finde ich es wirklich unnötig. Und wenn schön melodiös ist - schon besser, aber allzu oft fehlt dann der Groove und ich empfinde es so dass "die Musik weniger wird" (wenn das verständlich ist) wenn das Bass-Solo an der Reihe ist.....

Das müssen wir aber dringend mal Renaud Garcia-Fons mitteilen, dass das ja gar nicht geht, was er da macht...

 

[daphonque]

Das müssen wir aber dringend mal Renaud Garcia-Fons mitteilen, dass das ja gar nicht geht, was er da macht...

Aber nicht daß er dann aufhört!

es gibt einige bassisten die mich mit ihren soli/melodien abholen.
da gehört Garcia-Fons ganz vorn mit dazu! Avishai Cohen und Chris Jennings ebenfalls. (K.

Am E-bass fallen mir Kai Eckhardt (meist, seine slapsoli weniger), Marcus Miller (wenn er melodiös spielt, nicht seine slapattacken), Janek Gwizdala, Mark Egan grad spontan ein.

Sonst geht es mir wohl wie den meisten hier, ein solo nur damit eins gespielt ist muss nicht sein - erst recht keines weil der basser seine neuen licks einbauen muss.


edit: wieso macht das hier wenn ich KB in klammern schreiben will ständig diese weiss-ich-was emoji?

 

[EADG]

Eines der (zu recht!) berühmtesten Soli mit Zeit und Raum und GROOVE ist ja Willie Weeks' Solo auf Everything is Everything. Für mich ist es immer noch eine Benchmark.

Da wuppt die Band aber wunderbar im Hintergrund. Da kann Mr. Weeks natürlich auch schön seine Jokes machen. Klasse Solo!

 

[toko42]

Richard Bona.

da gehört Garcia-Fons ganz vorn mit dazu! Avishai Cohen und Chris Jennings ebenfalls. (K
Am E-bass fallen mir Kai Eckhardt (meist, seine slapsoli weniger), Marcus Miller (wenn er melodiös spielt, nicht seine slapattacken), Janek Gwizdala, Mark Egan grad spontan ein.

 

[Bass@JMB]

Wir spielen u.a. Dean Town von Vulfpeck in einer etwas abgewandelten Version. Das könnte man als einziges Solo betrachten, aber ich würde es nie selbst als solches bezeichnen. Ausgedehnte Melodiestücke oder Slapeinlagen sollten nie zum Selbstzweck verkommen, sondern immer den Song tragen und ihm idealerweise etwas Neues hinzufügen. Dann haben alle daran Freude.

 

[schokomat]

Steve Swallow! Mehr Melodie geht nicht

 

[daphonque]

Richard Bona.

Steve Swallow! Mehr Melodie geht nicht

ja, die mag ich auch sehr!
die liste kann so noch sehr lang werden. was ja auch gut so ist!

edit: Pino Palladino - hier mit P.S.P.

 

[8Miles]

Mal abgesehen von seinen Solo-Ikonen (Portrait of Tracy usw.) mochte ich jaco am liebsten, wenn er kurze "songdienliche" Soli spielte. Ein besonders schönes Beispiel liefert er auf "American Alien Boy" von Ian Hunter. Ohne das Solo ist das Stück fast nix, aber Jaco macht keinen egomanischen Fackelzug daraus, sondern liefert mal so "ganz nebenbei" und unaufdringlich von 1:20 bis 2:01 ein "Best of".

 

[crystalgreen]

Muss es denn immer dasselbe Instrument sein? ...
ich finde die Erfahrung wichtig, auch als Bassist mal den Fokuspunkt für das Publikum bieten zu müssen ...

Ich finde die Frage und Deine Bemerkung interessant. Gerade der Bass klingt in einem melodiösen Solo auch sehr warm, wie ein Cello, oder eben ein Bass, das kann sogar für Zuhörer:innen besonders angenehm und schön sein.

Was ich persönlich nicht so besonders mag, ist dieses Solo-Gefiddel, das schnell wirken soll, aber oft etwas lächerlich klingt -- selbst wenn ich weiß, dass die Musiker natürlich für mich unerreichbare Virtuosen sind. Z.B. ab etwa 3:30 bei diesem ansonsten sehr schönen Musikstück des Avishai Cohen Trios.

Aber ich mag beides, und: du bist Musiker… und egal welches Instrument du spielst, Kreativität sollt Wert sein gehört zu werden. Ich unterscheide nicht zwischen Bass/Drums/Git/Sax/… Solo… nur zwischen Solos die Musik machen und welche die noch üben

In unserer Dreier-Combo werde ich immer mal wieder dazu angehalten, auch zu solieren. Ich denke lange darüber nach, was ich dann spielen könnte, und finde meist eine Bridge, oder eine Melodie, oder wenigstens schöne Töne, und das alles auch nicht zu lang. Ich finde es schön, wenn ich einen Aufhänger, eine Frage finde, die vielleicht eine musikalische Spannung erzeugt, und dann eine Antwort spielen kann, die ein Ziel, einen Hafen findet. Und das eben möglichst nicht so lange, dass die Leute abschalten.

Wenn der Bass dann einen besonderen Sound hat, eine bestimmte Atmosphäre erzeugt ... Man kann mit minimalen Mitteln unglaublich viel Atmosphäre schaffen. Hört euch mal den Schluss von "Tea in the Sahara" an. Das ganze dann sparsam dosiert. ...

So etwas in der Art möchte ich auch können, da bin ich noch überhaupt nicht firm drin. Ich finde es dieses Atmosphärische in Musikstücken auch sehr spannend, oder wenn es an passender Stelle mal ruhig wird, oder innehält, und dann aus einer solchen Stelle wieder ein größerer Klang, also eine Steigerung aufgebaut wird.

Ich finde diese "übliche" Einteilung und "Solo" und "Begleitung" an sich schon ziemlich merkwürdig und obsolet... spannende Musik entsteht dann, wenn Musiker:innen miteinander spielen und kommunizieren und jede einzelne Stimme für sich ein "Solo" ist, das zu den anderen p(b)asst.

Das ist natürlich dann die ganz große Kunst. Aber bis ich da hinkomme, bin ich dankbar, wenn ich begleiten darf, und ab zu mal einen kleinen Solopart bekomme.

Ein Problem ist oft, das viele Musiker gar nicht wissen, wie sie ein Basssolo begleiten sollen und dann gar nicht mehr mitspielen (was auch ok sein kann)

Das beobachte ich in unserem Trio auch. Der Schlagzeuger kann eine ganz andere Stimmung erzeugen, der Pianist Akkorde spielen, oder einzelne Töne, aber organisch ist das noch nicht.

Es könnte eine gute Idee für ein Slapsolo sein, sowas zusammen mit dem Schlagzeug als call&response zu machen. Übrigens finde ich, dass call&response viel zu selten gemacht wird.

+1 -- das versuche ich gelegentlich tatsächlich mit unserem Drummer, beispielsweise für zwei Takte, damit es nicht zu viel wird.

Aber das ist nur meine Meinung. Jazz-affine Menschen werden das vielleicht vollkommen anders sehen.

Ich höre gerne Musik, die dem Jazz nahesteht, und kann Deinem Gedanken viel abgewinnen.

Eines der (zu recht!) berühmtesten Soli mit Zeit und Raum und GROOVE ist ja Willie Weeks' Solo auf Everything is Everything. Für mich ist es immer noch eine Benchmark.

Ist das ein Bass-Solo, oder ist das vielleicht schon ein sparsamer Funk-Groove?

 

[Nick McNoise]

Es gibt Menschen, die können schöne, auf- oder anregende Soli spielen,
weil sie eben die Ideen dazu haben.
Das ist natürlich auf jedem Instrument möglich - auch auf dem Bass.
Ich selbst kann mich nicht entsinnen, jemals ein Bass-Solo im engeren Sinne gespielt zu haben.

Ansonsten:
Willie Weeks wurde erwähnt, dann wären da noch die zwei mal zwei Takte von Entwistle in "My Generation", wobei Entwistle und noch viel krasser James Jamerson meines Erachtens häufiger mal über ganze Songs hinweg Bass-Soli gespielt haben - aber eben songdienliche.
Gibt noch so ein paar ... sowas ist meine Welt, das bewundere ich.

Die Leistungsschauen in Sachen Fingerfertigkeit und Skalen vieler hier genannter und unbestreitbar virtuoser Bassist*innen hingegen geben mir persönlich nichts.
Aber das gilt für alle anderen Instrumente genauso.

 

[Nick McNoise]

... Ist das ein Bass-Solo, oder ist das vielleicht schon ein sparsamer Funk-Groove?

Schliesst das eine das Andere denn Deiner Meinung nach aus?

 

[toko42]

Ach, an den hatte ich schon gar nicht mehr gedacht, auf Quadrophenia und auch sonstwo gibt's noch deutlich mehr, aber vieles im Hintergrund.

dann wären da noch die zwei mal zwei Takte von Entwistle in "My Generation",

 

[crystalgreen]

Schliesst das eine das Andere denn Deiner Meinung nach aus?

Nein, und auch Deine Beispiele mit Entwistle und Jamerson postulieren das ja so. Ich hatte nur das Bedürfnis, eher engere Grenzen zu ziehen, als zu verallgemeinern, um das Bass-Solo enger zu definieren, damit ich klarer denken und diskutieren konnte. Vielleicht hätte ich diese Dinge dann nicht Solo, sondern Improvisation oder Ausschmückung genannt. Im Falle von Willie Weeks ist es ja schon ein Song, der sich fast vollständig auf die groovende Basslinie verlässt.

 

[8Miles]

Ist das ein Bass-Solo, oder ist das vielleicht schon ein sparsamer Funk-Groove?

Hast Du denn das Solo auch bis zum Ende gehört?

 

[crystalgreen]

Ja, sorry, komme jetzt nicht ganz drauf, was Du meinst. Gegen Ende wird doch die Gitarre noch mal dominanter, und der Gesang kulminiert auch noch mal. (Ist auf jeden Fall von allen beteiligten Musikern ein ganz starkes Funk-Musikstück! Und der Bass ist der Star. )

 

[8Miles]

Ich musste schmunzeln über den "sparsamen" Funk-Groove. Ja, Willie baut sein Solo sparsam auf und grooved damit schon wie Hulle. Aber später legt er dann doch ziemlich los – das ist dann auch gar nicht mehr so einfach nachzuspielen…

 

[toko42]

Hier sitze ich und kann nicht anders:

"Ist das ein Bass-Solo oder kann das weg?"

 

[crystalgreen]

Ich musste schmunzeln über den "sparsamen" Funk-Groove. Ja, Willie baut sein Solo sparsam auf und grooved damit schon wie Hulle. Aber später legt er dann doch ziemlich los – das ist dann auch gar nicht mehr so einfach nachzuspielen…

Uups, meine Erklärung war wohl auch etwas sparsam ...

Ich meinte mit "sparsam" nicht den Bass-Groove, den finde ich reich, und der entwickelt sich von Strophe zu Strophe zu einem Höhepunkt. Ich meinte die Instrumentierung. Alle anderen Musiker halten sich lange sehr zurück, nur am Schluss spielt doch die Gitarre nochmal so richtig cooles Wahwah. Ein seltenes Stück mit diesem geduldigen, so gar nicht pompösen Aufbau.

 

[CPerschke]

Und noch eins aus dem Jazz Lager mit vielen Pausen und luftig

 

[Mecki]

Hier ist ja auch (fast) ein Bass-Solo (ab 1:15)...


I like it - mit Udo L. an den Drums...