Das Problem des Basssolos ist der Bass bzw. das was da so rauskommt.
Tiefe Frequenzen eigenen sich meiner Meinung nach nicht wirklich gut um Zuhörer ein Solo spannend finden zu lassen.
Bestes Beispiel ist das hier ausgelobte Willi Weeks Solo. Für 99% der normalen Zuhörer ist das todlangweilig (mich inbegriffen) , das restliche 1% freut sich toller Technik und ausgefuchsten Groove Ideen - die da unbestreitbar zu hören sind.
Das ganze Solo grummelt minutenlang vor sich - und nur der geübte bassaffine Zuhörer hört die Feinheiten. Für alle anderen ist das Schlagzeug und das Keyboard dominierend.
Es ist schlicht und ergreifend mühsam zuzuhören - die Willi Weeks Fans mögen es mir verzeihen aber ich mach hier mal den advocatus diaboli für den Normalhörer.
Willi hat einen sehr dumpfen Basston (liebt wahrscheinlich seine passive Höhenblende) , Obertöne sind kaum zu hören, genau das ist es aber auf was unsere Ohren ansprechen.
Ein Bass hat also per se ein Problem sich solistisch durchzusetzen.
Und im Grunde ist es auch nicht verwunderlich da der Bass im musikalischen Kontext zu 99% die Funktion hat das Fundament zu legen, den Grundton für die Akkordbestimmung zu geben etc...... So gesehen macht man bei einem Basssolo etwas mit einem Instrument für das es eigentlich nicht gedacht ist.
Hat man dann für das Solo die gleiche Einstellung wie bei der Begleitung kommt es zu so einem Mumpf wie bei dem Willi Weeks Solo.
Die Badewanne fürs Slapsolo macht es oft auch nicht besser, da auch hier wieder die erwünscht zu hörenden Frequenzen von der Begleitung (Drums, Keyb. Gitarre) geschluckt werden - der staunende Zuschauer sieht dann zwar die Daumenakrobatik , gehört wird überwiegend aber nur das perkussive Gekloppe...
Ein weiterer Punkt wieso Basssoli oft nicht funktionieren: Bassisten spielen keine langen Töne - der Sologitarrist lässt einen mehr oder weniger verzerrten/bearbeiteten Ton stehen, zieht ihn etc. - beim Basssolo ohne Effekte geht das nicht. Unbearbeitete Töne müßten brutal laut sein um sich gegen die Band durchzusetzen und würden alles zudröhnen .
In Normallautstärke geht das feine Vibrato auf der D-Saite im 7ten Bund schlicht und ergreifend im Getöse der Band unter.
Also werden ganz viele Töne hintereinander gespielt.
Da aber viele Bassisten meinem Empfinden nach sich nicht mit melodiösem Spiel auseinandersetzen (im Gegensatz zu den Gitarristen oder Keyboarder) klingt das sehr schnell langweilig.
Etwas ausnehmen von dieser Einschätzung möchte ich Kontrabassisten im Jazz.
Wenn ich da an Konzerte von Dieter Ilg, dem Tingvall Trio oder Aufnahmen von NHOP denke - da funktioniert das solistische Spiel im klassischen Jazz-Trio, ist spannend und herausragend musikalisch. Da stellen sich aber auch Pianist und Schlagzeuger solodienlich in den Hintergrund. Im Jazz wird eben sowieso viel improvisiert und soliert und so sind es die Mitmusiker gewohnt sich darauf einzustellen.
Rock- Pop etc. Bands scheinen das eher weniger gut zu können , zumindest hab ich es bisher meist so erlebt dass meine Herren Mitmusiker von sich aus nie bereit wären frequenzmäßig dem Bass Platz zu machen. Keyboarder und Gitarristen sind das aber nicht gewohnt, da ihre Soli auch im Getöse gut hörbar sind...............da müßte man sich ja in das Geschehen eines anderen Instrumentes hineindenken......ist vielleicht zu viel verlangt...
Was kann der geneigte Bassist also tun um gut hörbar zu sein?
Er/Sie produziert YT-Videos als Solobasser!
Endlich sind die Störenfriede (Band) aus dem Weg und man kann wirklich hören welches Potential sowohl der Bassist als auch das Instrument haben. Da ist natürlich auch wieder viel Gefuddel und sinnlose Akrobatik dabei - trotzdem macht es mir zumindest viel Spass diesen Musikern zuzuhören/sehen und zu staunen....
schönes Beispiel:
Für mich ist im Übrigen das solistische Präsentieren in YT-Videos einfach eine eigene Form der musikalischen Darstellung die ich als sehr bereichernd empfinde. Das hat genauso seine Berechtigung wie das Live-Konzert etc...
Aber nochmal: Basssolo ja oder nein ?
Was mich selbst betrifft:
Ich würde es gern machen- kann es aber nicht.
Leider habe ich weder die technischen noch die musikalischen Fähigkeiten um meinem Anspruch gerecht zu werden.
Zudem fehlen Mitmusiker mit denen das Spass machen würde - wenn ich es denn könnte.
Ansonsten:
Ja, es gibt klasse Basssoli - aber sie sind selten (aus den ganzen o.g. Gründen)
Für mich ein paar Ausnahmen:
Eric Czar in einer alten Rockpalast Aufnahme mit Bonamassa. Man beachte die Einstellung des Basses : da mumpft nichts und trotz der miesen Videoqualität ist er richtig gut zu hören und alles was er spielt...
Darüberhinaus auch ein geniales Konzert und meines Erachtens auch eines der besten Live Settings die Bonamassa gespielt - auch und gerade wegen der eher ungewöhnlichen Art wie Czar sein Bassspiel einbringt. Er ist da durchaus mindestens auf Augenhöhe mit Bonamassa - vielleicht auch ein Grund weshalb es später diese Konstellation so nicht mehr gab....
Ein weiteres Bespiel ist der Rockpalast Auftritt von Mothers Finest
Das Basssolo von Wyzard ist der Hammer , aber auch weil die Band ihn perfekt unterstützt Und man beachte auch hier dass Bass Nullkommanull mumpft - der Mann weiß wie man tiefe Töne hörbar macht: Respekt
Ab Minute 42.25
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