Bass bei Aufnahmen - Wann ist das Ergebnis erreicht

Ich verlasse mich eigentlich immer auf den Produzenten und meine Bandkollegen. Wenn die zufrieden sind, lass ich es in der Regel dabei. Ich weiß, dass ich subjektiv mit meinen Bassspuren eigentlich nie zu 100 % zufrieden bin. Ich freue mich lieber über die Passagen, die mir auch nach meiner eigenen Einschätzung gelungen sind.

So handhabe ich es jedenfalls bei Demos, wenn wir sie im Tonstudio aufnehmen. Ich nehme auch eigentlich immer nur über den Line - Out des Amps auf und überlasse den Rest der Nachbearbeitung. Als Grundsatzentscheidung lege ich eigentlich nur den Bass und den Amp fest, das war´s dann für mich. Effektsounds nehme ich nicht auf.

Wichtig ist für mich, dass mein interner Groovedetektor ausschlägt. Bedeutet, dass ich erst dann aufnehme, wenn ich wirklich warm gespielt und den Puls des Stückes präsent fühle. Dazu spiele ich mich ca. 20 Minuten zum Clicktrack oder den Drums ein und nehme dann den Song möglichst in einem Rutsch auf. Wenn ich keinen größeren Fehler eingebaut habe, war es das dann auch. Mehr als drei Aufnahmen mache ich nie hintereinander, weil dann meine Konzentration erheblich nachlässt und es dann auch zu vermehrten Rutschgeräuschen und Unsauberkeiten kommt.

Wenn ich mir dann anschließend das ganze Stück anhören kann, ohne sofort auf die Bassspur zu achten, weiß ich, dass es für mich geklappt hat. :bier: Das kann man natürlich alles viel detailverliebter und akribischer angehen, aber bevor ich mich total verzettele und völlig verkrampfe, schau ich - angesichts meiner - soliden aber keinesfalls überragenden - Skills lieber, dass es so klappt, auch aus Kostengründen...
 
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Klar, wenn mich ein Fehler nervt, kann er nicht bleiben. Ich hatte oben ja geschrieben, dass meine Studioerfahrungen noch aus Tonbandzeiten stammen. Korrigieren war da nicht so leicht drin.

Ich komme ebenfalls aus dieser Zeit und weiß wie das mit Tonbandaufnahmen war. Wir hatten in den 90ern im Proberaum ein kleines Studio und haben unsere Tapes/CDs selbst produziert. Wir hatten viele Jahre mit der Tascam 38/8 aufgenommen und uns im Laufe der Zeit alle Tricks draufgeschafft, die man damit anstellen konnte ;-)Da konnte man auch overdubben und Songteile kopieren, wenn es unbedingt sein musste. Also so schwierig war das auch nicht.
Klar, mit GarageBand & Co. geht das heute einfacher und das ist auch gut so.
 
Wir sind keine Maschinen - für mich wäre wichtig: wenn Du Bass und Drums gemeinsam durchhörst im Rohmix (ein wenig Kompression und EQ) , merkst Du ein groove-Problem, oder klingt das wie gute Musik? Das macht am Ende den Gesamteindruck aus. Wie schon oben geschrieben, macht das oft den Charakter aus.
In einer meiner Bands lässt der Mischermann immer irgendwelche Locking-Algorithmen über Bass/Drum laufen, um alles synchron zu kriegen. Finde ich schrecklich, erzeugt aber einen exakten Ablauf...
 
Ich spiele gelegentlich in umliegenden Studio Tracks ein. Da hört niemand Bass + Drums solo an. Was zählt ist der Gesamtzusammenhang. Einzelne Töne werden da schon mal korrigiert und zurecht gerückt, aber wichtig ist immer dass es mit allem anderen zusammen funktioniert. Wenn ich in meine Spuren einzeln reinhöre bekomme ich auch einen Brechanfall. Im Zusammenhang kann das aber durchaus trotzdem grooven. Wird wohl so sein, sonst würde ich vermutlich nicht mehr angerufen werden. Am Ende muß der Bezahler glücklich sein. Als Musikant muß man das was man da gemacht hat aber auch loslassen können, so wie es ist. Eine Aufnahme ist immer auch eine Momentaufnahme. Habe ich z.B. Stress mit meiner Frau, dann spiele ich auch schlechter. Das hört man. Der Song wird aber nicht besser wenn es dann 100x overgedubt wurde und jede Ungenauigkeit ausgeräumt ist. Ich glaube es ist so ein Mittelweg zwischen allem, der es gut macht.
Ich vermute daß Groove aus den Ungenauigkeiten aller zusammen entsteht und es da einen Sweetspot gibt, in dem sich die Ungenauigkeiten zu Wohlgefühl ergänzen, während zu große Ungenauigkeiten sich in Unwohlsein verwandeln.

Ich kann mich auch dran erinnern bei einer Session einen Song so geil gespielt zu haben, daß ich danach selbst völlig geflasht war. Höre ich mir das heute an muß ich sagen es klingt steril, weil ich da so genau auf allem drauf war, daß es jetzt langweilig ist.
 
Die letzten Aufnahmen sind schon etwas länger her ... Aber wir haben mit der damaligen Funk-Rock-Band Live eingespielt, um es eben lebendiger zu haben. Gesang wurde dann nachträglich aufgenommen.
Wenn man sich die Spuren einzeln angehört hatte , war das schon teilweise .. naja ... Im Kontext higegen war alles an seinem Platz. Ich selbst war da auch immer sehr Määähhh zu mir selbst und hörte erst dann auf Takes zu machen, wenn andere sagten "Der war doch gut, lass den doch". Heute bin ich da etwas entspannter wenn ich den Gesamtkontext wahrnehmen kann. Da geht eh eine Menge unter ... Zugegebener Maßen ist da ein Trio etwas "sensibler", aber auch da gilt für mich der gleiche Grundsatz.
Und eine Spur aus drei Tackes zusammen zu schneiden finde ich nicht besonders verwerflich, solange es zueinander findet.
 

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