Zu viel Bass?

[dumbopop]

Das ist auch so - und auch so, das vor allem größere Konzerte noch nie ein Fest für akzentuierte E-Bass-Sounds waren.
Kann es nicht sein, das man auch schnell einer klassischen Vergangenheitsverklärung aufsitzt?
Größere Konzerte mit richtig gutem E-Bass Sound nach draußen konnte ich auch schon in den 90ern eher an einer Hand abzählen als an Zwei.

Sehe ich auch so. Zumindest ist das ein Aspekt. Dazu kommt, dass glaube ich heute andere Hörgewohnheiten herrschen. Oder viele einfach kein oder ein versautes Ohr haben, um es mal ganz böse zu sagen. Hatte mal die achso tollen Beats-Hörer auf und fand die unsäglich. Viel zu basslastig, keine Bühne, einfach nur grottig. Für Details in der Musik scheint sich kaum noch ne Sau zu interessieren, Hauptsache es drückt und wer braucht Mitten.

Aber wie du sagst: auch früher schon wurde mangelnde Kompetenz (vor und hinterm Pult) gern durch Lautstärke und viel Bass kompensiert. Und je kleiner die Venue, desto differenzierter war oft der Sound. Fähiger Tonie vorausgesetzt.

 

[Mudskipper]

Aber wie du sagst: auch früher schon wurde mangelnde Kompetenz (vor und hinterm Pult) gern durch Lautstärke und viel Bass kompensiert. Und je kleiner die Venue, desto differenzierter war oft der Sound. Fähiger Tonie vorausgesetzt.

Genau das, wobei selbst kleine Locations können versauen wenn der Toni nix kann .

 

[Talisker]

Die Leute, die sich über den undefinierbaren Bass beim Konzert aufregen, sind die gleichen, die zig Tausend ausgeben für Röhrenamps und aus dem Vollen geschnitzte Boxen und dann den Bass direkt über D.I. ans FOH schicken. „Der Toni wird‘s schon richten…“
Der hat aber entweder keine Ahnung, was anders zu tun, einen anderen Musikgeschmack oder alles zusammen.
Idealerweise sollte man dem Mixer das getestete, aufbereitete Signal geben und der alle EQ und Kompressoren auf Null lassen können. Evtl. muss man ihm da mit Nachdruck (Baseballschläger, Klappspaten) einen Hinweis geben…

 

[toko42]

Gibt Leute, die mit den entsprechenden Empfängern ins Konzert gehen und gut klingende Bootlegs aufnehmen...

Vielleicht sollte auch das gesamte Publikum die Musik per Kopfhörer bekommen?

 

[TheBass]

Die Leute, die sich über den undefinierbaren Bass beim Konzert aufregen, sind die gleichen, die zig Tausend ausgeben für Röhrenamps und aus dem Vollen geschnitzte Boxen und dann den Bass direkt über D.I. ans FOH schicken. „Der Toni wird‘s schon richten…“
Der hat aber entweder keine Ahnung, was anders zu tun, einen anderen Musikgeschmack oder alles zusammen.
Idealerweise sollte man dem Mixer das getestete, aufbereitete Signal geben und der alle EQ und Kompressoren auf Null lassen können. Evtl. muss man ihm da mit Nachdruck (Baseballschläger, Klappspaten) einen Hinweis geben…

Oft wird auch schlicht vergessen, dass der Basssound bei kleinen Lautstärken viel mehr Bässe und Höhen braucht um fett zu klingen. Wenn man das Signal dann 1:1 auf die PA gibt, wummert es wie der Teufel. Wenn man laut machen will, muss man vor allem den Mittenbereich anheben. Stichwort: Fletcher-Munson Kurve.

 

[xroads]

Idealerweise sollte man dem Mixer das getestete, aufbereitete Signal geben und der alle EQ und Kompressoren auf Null lassen können. Evtl. muss man ihm da mit Nachdruck (Baseballschläger, Klappspaten) einen Hinweis geben…

Das macht keinen Sinn - der PA Mix muss an den Raum/die location angepasst sein, und das ist der Job des Mischers. Woher weisst Du als Bassist, welche Resonanz links hinten vor dem Klo-Eingang wummert?

 

[Talisker]

Das macht keinen Sinn - der PA Mix muss an den Raum/die location angepasst sein, und das ist der Job des Mischers. Woher weisst Du als Bassist, welche Resonanz links hinten vor dem Klo-Eingang wummert?

Das weiß der Mixxer auch nicht. Der steht am Mischpult und das ist häufig im Sweet spot.
Und wenn er sorgfältig ist und den Raum einmisst, dann gilt das für den Gesamtsound und nicht ein Einzelinstrument.

 

[Chuck]

Dazu kommt, dass glaube ich heute andere Hörgewohnheiten herrschen.

Ich hatte mal ein Interview mit Roger Glover gelesen. Da meinte er, wir hätten heute die Möglichkeit den Bass so aufzunehmen wie noch nie und was machen die Leute? Hören mit irgendwelchen Ohrhörern...

 

[Thaddel]

Du sitzt auf nem Festival und fühlst dich, wie in einem tiefer gelegten Polo. Umpf Umpf Umpf...

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Schalldruck, sowohl was Watt als auch Membranfläche betrifft, ist dank Class-D und Chinaproduktion so transportabel und billig wie nie zuvor, ausgebildetes (Ton-) Personal dagegen abseits der Top-2,7 % nicht mehr bezahlbar. Folgt: Teils bis zur Lächerlichkeit überdimensionierte Ramschanlagen treffen auf prekär beschäftigte Unfähigkeit. So klingt das dann auch. Und die dumpfe Besuchermasse, die ohnehin fast nur noch aus Selfie-Touristen besteht, kennt's gar nicht mehr anders.

Mit KI wird sicher alles besser.

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apb T.

 

[BassPapa]

Ich habe das Gefühl, dass mit der fortschreitenden technischen Entwicklung von Musikbeschallungsanlagen, den tiefen Frequenzen ein überproportional hoher Stellenwert zugemessen wird. Tontechniker auf Festivals liefern sich einen Wettbewerb, wer den besten Bums hinkriegt -ohne sich drum zu scheren, ob der Rest noch wirklich gut klingt- und in meinem Stammcafé, wo neuerdings "Lounge-Musik" gedudelt wird, bekommt man -ohne es zu wollen- ganz subtil das Zwerchfell massiert. Ich habe mir gestern überlegt, nicht mehr hinzugehen. Hier auf Bassic lese ich von problematischen Raummoden im häuslichen Übekeller und bei einer größeren Baustelle, an der ich mitarbeite, ist der Veranstaltungstechniker gerade dabei, der Bauherrin schweineteure Bassfallen für die geplante Bühne zu verkaufen.

Ist das ein bisschen so wie bei der Mafia, Stichwort Schutzgelderpressung oder bei den Sicherheitsdiensten, die von denjenigen betrieben werden, die ich in meiner Jugend als Schlägertypen kennen lernen durfte?

Man schafft ein Problem, um dann für teures Geld die Lösung anzubieten?

Ist das so?

Belehrt mich eines Besseren. Danke.

Das ist auch meine Wahrnehmung.
Habe letztes WE wieder auf einer Bühne gespielt, bei der die Subs unten drunter alles zum Dröhnen gebracht hatten. Keine musikalische Ortbarkeit möglich, halber Blindflug...

 

[licorice]

Ich habe das Gefühl, dass mit der fortschreitenden technischen Entwicklung von Musikbeschallungsanlagen, den tiefen Frequenzen ein überproportional hoher Stellenwert zugemessen wird.

Hi,
Das empfinde ich genauso und mich regt das schon lange auf.
Wenn man dann etwas sagt bekommt man die Antwort, dass das die "Leute" so wollen würden.
Ich denke der Hintergund ist der, dass man meint, man könne durch die vielen Bässe bei den Zuhörern Endorphine oder sonst was ausschütten.
Oder man macht es einfach weil man's kann.
I

 

[Bjoern Rust]

Oder man macht es einfach weil man's kann.
I

So mach ich das auch immer .

 

[Mudskipper]

Wenn man dann etwas sagt bekommt man die Antwort, dass das die "Leute" so wollen würden.

Vor allem geht es ja auch anders:
Letztes Jahr WattnSchlick Festival, fast jede Band die ich gesehen habe hatten einen richtig guten E-Bass Sound. Und bei den Bands wo es auch mal dubbig drücken sollte ging das auch ohne Matsch, muss man einfach nur können und wollen.
Letztes Jahr in Berlin Spezialfall Royal Blood. Auf der Bühne keine Amps, glasklarer Sound nach draußen, schöner Druck. Selbst die "kleine" Vorband Van Holzen hatte einen top Klang.
Schön bratziger Zerrpreci aufs Maul.
Aber, auch ein Teil der Wahrheit: Das waren auch Bands die wohl genau wissen wie sie klingen wollen und sehr exakt spielen - das Mischpult= kein Klärwerk Phänomen.

 

[aBaxxi]

Hm... ich fand ja den Sound früher eigentlich auch einfach nur laut, hat mich vermutlich nicht so genervt, weil ich jung war und Bock hatte. Mittlerweile nervt es mich zunehmend, weil ich nun hauptsächlich wegen der Musik da bin oder gerade deswegen nicht mehr.
Oh tempo'a, oh mo'es

 

[GerdO]

Vielleicht sollte auch das gesamte Publikum die Musik per Kopfhörer bekommen?

jibt es schon.

 

[Kasho]

2022 war ich bei zwei Konzerten des Stuttgarter Jazz Open Festivals:
- Sarah McKenzie / Till Brönner (mit Christian von Kaphengst am K- & E-Bass) im Alten Schloss und dann
- auf dem Schlossplatz bei David Sanborn / Al Di Meola (mit dem Stuttgarter Kammerorchester) / Gregory Porter (mit Jahmal Nichols am K- & E-Bass - und einer sensationell stimmstabilen Hammond B3).

Natürlich kann ich nicht sagen, wie der Sound auf den anderen Plätzen war, aber bei uns - jeweils erste Reihe in der Mitte - war bei beiden Events der Sound sensationell.
Kein Gedröhne, kein aufgeblasener Bass, sondern exzellent abgemischt. Nicht nur der Bass, sondern alle Instrumente und Stimmen.

Es geht also, wenn gute Musiker auf eine gute Anlage und einen fähigen Tonie treffen!
Mein persönliches Negativ-Highlight: Peter Gabriel 2014 in der Mannheimer SAP-Arena. Nur Bass-Matsch - ich bin früher gegangen, weil es nicht auszuhalten war.

 

[Dommbasstisch]

Keine Ahnung zum Thema PA, aber wo ich früher im Discos war war es auch schon Kacke.

...viele einfach kein oder ein versautes Ohr haben

Ich denke eher dass die noch nie vernünfig gehört haben. Bei einer gute Anlage sofort hören was da so gut daran ist ist nicht so einfach.
Da es die Musik her gibt und es entsprechende Lautsprecher gibt, reicht es oft nicht ein paar Boxen irgendwo hin zu stellen.
Wenn es gut werden soll muss man eben an der Akustik arbeiten.

Meine HiFi Anlage hat eine sehr Tiefe untere Grenzfrequenz, richtig eingestellt finden die eigentlich alle langweilig.
Dreh ich dann den Bass auf bis sie es geil finden, geht mir der Bass dann schon lange auf die Nerven.
Hört man entsprechende Musik ist es schon praktisch bis knapp unter 30Hz was zu hören.

 

[EADG]

Vor allem geht es ja auch anders:

Ja klar geht es anders. Die fortschreitende Technologie führt ja nicht zu schlechteren Ergebnissen. Das wäre absurd. Mir geht es auch nicht um ein allgemeines Tontechniker- und Tontechnikerinnenbashing. Meine Erfahrungen als Musiker sind diesbezüglich allergrößtenteils positiv. Wir müssen aber mittlerweile explizit sagen, dass wir keinen neumodischen Bumm-Bumm-Mix wollen, sondern dass wir altmodische Instrumente spielen, die auch genau so klingen sollen. Die Bassdrum ist nicht das Maß aller Dinge und es soll bitte auch ein bisschen leiser sein.

Es sind glaube ich eher die Hörgewohnheiten des breiten Publikums. Die Leute haben halt keine Ahnung und finden das gut, was ihnen als gut verkauft wird. Im privaten Bereich läuft das ja auch so. Man muss sich nur mal die hässlichen Vorgärten und die trostlosen Trampolin- und Grillaufstellflächen hinter'm Haus angucken, von Wohnungseinrichtungen ganz zu schweigen. Entweder stinkelangweilig oder Pipi Langstrumpf auf LSD mit Stilberatung von Harald Glöööööökler. Egal- Ich schweife ab.....

Da es die Musik her gibt und es entsprechende Lautsprecher gibt, reicht es oft nicht ein paar Boxen irgendwo hin zu stellen.
Wenn es gut werden soll muss man eben an der Akustik arbeiten.

Da sind wir wieder bei dem alten Trick. Du willst schneller fahren? Du brauchst bessere Bremsen. Du willst keine Probleme mit Schlägern? Du brauchst einen Schutzservice von Schlägern. Du willst von den tollen Bässen nicht zugedröhnt werden? Du brauchst effektive Bassfallen.

 

[Dommbasstisch]

Du willst von den tollen Bässen nicht zugedröhnt werden?

Naja, gegen Scheiß Musik helfen kein Akustikmaßnahmen.
Wie man gegen Raummoden vorgehen kann war früher™ noch nicht so bekannt, wahrscheinlich waren auch entsprechende Lautsprecher noch eher selten.

 

[ollo]

Ich hatte mal ein Interview mit Roger Glover gelesen. Da meinte er, wir hätten heute die Möglichkeit den Bass so aufzunehmen wie noch nie und was machen die Leute? Hören mit irgendwelchen Ohrhörern...

Oder über billigste Joghurtbecher in Glotze, Soundbar etc. Tonmeister gehört zu den Berufen, die ich zu den mit dem größten Frustpotential zähle.