Warum Titebond?

[Sepp Attack]

Warum lest man wenn es darum geht einen Hals einzuleimen immer nur von Titebond als Leim?
Geht der gute alte Ponal nicht auch genau so?

 

[beate]

Dass Fischleim in dieser Hinsicht um einiges gutmütiger ist als Knochenleim. Fischleim wird kalt verarbeitet und hat in etwa die Konsistenz von Ponal. Lässt sich auch ganz gut "anreiben", weil die Anfangshaftung relativ hoch ist. So weit ich weiß, ist die Klebekraft etwas geringer als die von Knochenleim. Aber stärker als Holz ist er trotzdem. Knochenleim kann man durch Zusatz von (ich glaube) Essigsäure so verändern, dass er nicht so schnell geliert.

Die Temperaturen, bei denen die Glutinleime aufgehen, sind so hoch, dass sie auch dem Holz nicht guttun. Vor allem sind auch manche PVA-Leime thermoplastisch und können bei höheren Temperaturen weich werden.

Streichinstrumente werden übrigens komplett mit Glutinleim gebaut, i.d.R Knochenleim oder aber auch Hausenblasenleim. Da passiert es nur selten, dass eine Verbindung mal aufgeht. Bei meiner Violine ist das mal passiert.

 

[orgeloli]

So, das Ergebnis war wie erwartet:
Anhang anzeigen 264442
Bei allen drei Proben brach das Holz - nicht die Leimfuge. Für mich ist klar: Von der Klebekraft her ist es egal, welchen Leim ich verwende. Natürlich muss das Zeug anständig verarbeitet werden. Das ist übrigens auch ein Statement aus dem oben geposteten Film.

Für mich als Schreiner ist also die Verarbeitbarkeit, die Verfügbarkeit und auch der Preis entscheidend. Man muss sich mit einem Leim "wohl fühlen".
Außerdem ist die Verarbeitungs- und die Presszeit ganz wichtig! Wenn ich eine hochkomplizierte Leimung habe (bspw. in der Restauration) nehme ich den langsamsten Leim, den ich kriegen kann. In diesem Fall wäre das der Hautleim; je nach Temperatur kann ich eine halbe Stunde und länger korrigieren, muss dann aber entsprechend lange spannen. Wenn's pressiert (also meistens ) bietet sich der Titebond Original an.
Was mir aufgefallen ist: Der PVAC Weißleim (Ponal) ist wesentlich gutmütiger zu verarbeiten als die zwei Titebonds. Im täglichen Gebastel kann man auch mal ohne zu spannen was in den Leim drücken - das hält. Außerdem ist er von der Viskosität und der Arbeitsgeschwindigkeit für die meisten Anwendungen perfekt. Der Titebond Original ist mir zu flüssig und der Hautleim viel (!) zu zäh.

Ein Thema, das ich bisher noch nicht im Fokus hatte, hat @orgeloli oben angesprochen: Die Härte des abgebundenen Leims.
Im Möbelbau, im Boxenbau und auch sonst bei den meisten Anwendungen ist es absolut unerheblich, dass Weißleim eine gewisse Elastizität hat (könnte sogar ein Vorteil sein), während Titebond (Aliphatisch Harzemulsion...?) sehr hart wird. Dies kann aber im Instrumentenbau den kleinen Unterschied zwischen "sehr gut" und "echt geil" ausmachen. Ich werde also für mein nächstes Basstel-Projekt also Titebond verwenden.

Was in diesem Test und in meiner bisherigen Praxis noch gar keine Relevanz hatte ist das von @beate angesprochene "Kriechen", also das "Nachgeben" einer Leimfuge unter dauerhafter Spannung.
Ich selbst hatte noch nie Probleme in dieser Richtung und stehe diesem Thema skeptisch gegenüber. Ich kann's mir, ehrlich gesagt, nicht vorstellen, dass eine fachmännisch verarbeitete Leimfuge nachgibt - ich habe das noch nie erlebt (Stühle, Regale, Haustüren, Schränke...).
Dennoch werde ich es im Hinterkopf behalten - man kann ja nie wissen
Sobald es wärmer wird (und ich es nicht vergesse) überlege ich mir dazu eine neue Versuchs-Anordnung.

Den titebond hautleim einfach ne halbe Stunde in die Zollstocktasche stecken, dann isser perfekt....

 

[bassilisk]

Zollstocktasche

Mederdäschli!

 

[orgeloli]

Mederdäschli!

Das maßgebliche Maß im Orgelbau ist Fuß. Deshalb der Zollstock

 

[Talisker]

Das maßgebliche Maß im Orgelbau ist Fuß. Deshalb der Zollstock

https://de.wikipedia.org/wiki/Bastonade

 

[bassilisk]

Wusstet ihr, dass ein Zollstock zollfrei ist, wenn man die Zahlen abkratzt?