Warum macht Ihr Musik?

[Smudo]

Mir hat Musik immer gefallen. Der Hype drumherum hat mich fasziniert. Es ist eine internationale Sprache.

Und schon als Kind wollte ich das selbst auch machen. Das gleiche was die Jungs im Radio bei mir bewirken auch bei andern bewirken.
Und Bass war für mich einfach das Instrument, das am meisten Groove ausmacht. Und dafür hatte ich auch das meiste Talent.

Wenn ich nen Gig spiele ist es egal, wie viele dort stehen und zuhören. Wenn ich merke die Leute haben Spass und gehen mit, hab ich mein Ziel erreicht.

 

[Chuck]

Mir gings nicht anders. Ich habs gehört, ich wollt auch. Gitarristen gabs zum Saufuadan (in etwa: es gab soviele davon, dass man sie an die säue verfüttern hätte können) und ich erging mich auch in dem Trugschluß, dass vier Saiten weniger kompliziert sind als sechs. Irgendwann häuften sich so Sprüche wie "Chuck, du hast da letzte Probe so was tolles gespielt an der Stelle!" (Ich? Die muß mich verwechseln) oder "Hey, was spielst du da? Das will ich mit dir unisono spielen!"... Offenbar hab ichs richtig gemacht.

 

[Soulfinger]

"We are ugly but we have the music."
Leonard Cohen, Chelsea Hotel.

 

[Jost Halenta]

Ich war vier Jahre alt und habe beim rumkurbeln am Radio eine Hitparade mit Beatles und Stones erwischt. Ich wollte von diesem Tag an nie wieder Kapitän oder sonstwas werden, ich wollte rocken !!!

 

[Basserismus]

Mmmmh,

Das waren schon mal viele Statements.
Vielen Dank.

Das mit den Blockflöten trifft tatsächlich auch auf mich zu!
Ich mußte nach der 7. Klasse die Schule und auch das Bundesland wechseln.
In der neuen Schule hatten sie im Musikunterricht schon zwei Jahre lang kräftig der Blockflöte zugesetzt.
Bei mir dagegen war der Musikunterricht vorher zwei Jahre in der alten Schule ausgefallen.
Ich hatte keine Ahnung vom Noten lesen und hab die Flöte heftigst überblasen.
Fazit: Ich bekam in Musik die Note 5 im Zeugnis. (Das werde ich Ihnen nie vergeben)

Aber: Trotz, oder vielleicht wegen, dieser Versuche des Musiklehrers mir das Ganze madig zu machen habe ich
ein paar Jahre später die Baßgitarre entdeckt.
Einer meiner besten Schulfreunde hatte zuhause bei sich immer einen alten Fenderbaß rumliegen, auf dem ich dann so rumgeklimpert hab.
Irgendwann wollte ich dann meinen eigenen Baß.
Unterricht hatte ich nie.
Habe mir alles selbst angeeignet.
Vielleicht auch als Reaktion auf den Blockflötenunterricht.

Die Frage nach der Motivation für das Musikmachen ist eine über die ich immer wieder nachdenke.
Wenn man im Laufe der Jahre viele Leute im Musikbereich getroffen hat, fallen einem schon teilweise erhebliche Unterschiede auf.
Man trifft z.B. auf Leute, die selbst dann Musik machen würden, wenn Sie mit Ihrer Kunst keinen Blumenpott gewinnen könnten.
Es ist einfach etwas in Ihnen, was raus muß.
Das sind die Leute, die ich Fanatiker nenne.
Und mit denen macht es am meißten Spaß gemeinsam etwas auf die Bühne zu bringen.
Am anderen Ende des Spektrums gibt es dann die Narzissten und ähnlich gestörte.
Mit denen wird es schon schwieriger, weil für Sie die Musik nur Mittel zum Zweck der eigenen Selbstüberhöhung ist.
Also da geht es letzten Endes nicht um die Musik.

Ich kenne da z.B. eine Band bei der der "Bandchef" sich immer wieder Mitmusiker sucht, die technisch nicht so gut spielen können wie er.
Dadurch kann er live immer im Mittelpunkt stehen und sich "positiv" von den Anderen abheben.
Ähnliche Spielchen gibt es bei der Auswahl von Vorbands, die auf "niedrigeren" Leveln spielen.
Schon kann man wieder besser glänzen im Vergleich.

Meine These ist allerdings, daß wirklich große Kunst nur durch eine positive Kooperation verschiedener Menschen möglich ist, weil gefakte Emotionalität in der Musik eine Lüge mit sehr kurzen Beinen.

Huch, jetzt bin doch schon etwas vom Thema abgekommen.


Schnell auf den Sendeknopf

 

[seppblind]

Einmal, vor einigen jahren, hab ich in einer großen blaskapelle mit dem bei ein paar stücken ausgeholfen.
Die kapelle war auf der suche nach nachwuchs.
Wir spielten in einer hauptschule, alle schüler ca 100-200 waren anwesend.

Der kapellmeister : "Wozu machen wir musik ?
Zu unserer eigenen freude und zur freude unserer zuhörer !"

Dem ist nichts hinzuzufügen

 

[pitsieben]

Zu unserer eigenen freude und zur freude unserer zuhörer !"

Ersteres ist mir immer gelungen...zweiteres nicht so...

 

[beate]

Mhmm, im Kindergarten durfte ich nicht an die Orff-Instrumente, die anderen haben mich genauso zur Seite gedrängt wie sonst überall auch. Daheim aber habe ich Töpfe, Deckel und Kochlöffel ausgeliehen. Irgendwann in der Grundschule hat dann ein Mädel Blockflöte gespielt. Fand ich obercool, wollte ich auch. Meine Mutter hat mir dann die ersten Töne gezeigt, und dann hab ich mich hupend ans Werk gemacht ... Im obligatorischen Schulblockflötenunterricht war ich dann wohl schon gegen den Frust immunisiert...

Dann bis zum Abi und etwas darüber hinaus Violine im Schulorchester gekratzt. Die E-Gitarre musste auch sein, und weil ich keine bekam, baute ich mir halt eine. Bass fand ich damals gruselig, einfach weil mein späterer Schwager, mit dem ich noch nie konnte, zwar total unmusikalisch war, aber in der Band Bass spielen durfte. Sowas prägt, und ich habe lange gebraucht, um diese Hemmung abzubauen (viel zu lang) - obwohl ich auch da schon spürte, dass eigentlich der Bass mein Instrument ist.

 

[bubueye]

Warum Bass? ....komische Frage im Bassforum. Für mich irgendwie selbsterklärend. Weils für mich nix anderes gibt! KEINE Alternativen!
Warum Musik? siehe oben. Du kannst zwar mitm Bass auf jemanden einprügeln um deinen Gefühlen oder Meinung Ausdruck zu verleihen. Aber dat Dingen ist nunmal für Musik gemacht und gehört nicht zweckentfremdet. Mit Musi gehts halt bässer.
Und das mit den Mädels....da war auch noch was.

 

[seppblind]

Warum Bass? ....komische Frage im Bassforum. Für mich irgendwie selbsterklärend. Weils für mich nix anderes gibt! KEINE Alternativen!

Ach, manchesmal nervt es mich schon daß man immer nur einen ton nach dem anderen spielen kann.

Ich wär eigentlich lieber pianist.
Akkorde, ganze klangwelten auf einen schlag... das wär halt was !

 

[bubueye]

Na wer sagt denn das du aufm Bass keine Akkorde spielen darst? Im Moment gehört das zu meinen Hausaufgaben.

 

[jam_bass]

Ich weiss gar nicht, ob ich die Frage gut finde. Und die Antworten finde ich gelinde gesagt teilweise extremst vordergründig und unglaubhaft.
Ich würde dann, bei solchen Motivationen, eher die Muckibude empfehlen, wenn's um's Imponieren geht. Da werden die Basics trainiert.

Macht man sich den Stress mit dem Üben, den Bandkollegen, dem Songmaterial, den Kosten, den Terminen nicht aus eigener, unabhängiger Liebe zur Tätigkeit, sondern wegen einem vermeintlichen Coolnessfaktor, in dem man glänzen möchte, dann lässt man es mMn. besser bleiben. Das entlastet die Ohren.

 

[Gast5650]

Ach, manchesmal nervt es mich schon daß man immer nur einen ton nach dem anderen spielen kann.

Ich wär eigentlich lieber pianist.
Akkorde, ganze klangwelten auf einen schlag... das wär halt was !

Spricht doch nix dagegen. Hau rein in die Tasten.
Habe gehört, man könne das lernen.

 

[beate]

Auf dem Bass Akkorde zu spielen, ohne dass es wummert und matscht, ist doch viel spannender.

 

[alice d.]

eine gänzlich andere erklärung:
musik ist in ihren besten momenten pure magie. der einzige zauber, der heute noch möglich ist. es gibt diese besonderen momente, die nicht mal musikalisch komplex sein müssen, aber die einfach gänsehaut erzeugen, wo man die augen schließt und thaumatische energie fließen sieht. quintessentiell sind die doors. "spanish caravan" oder die "absolutely live" mit "celebration of the lizard king" gehören zu den größten zaubersprüchen unserer zeit. dr. john mit "angola", ein abend mit howling wolf oder son house, nina simone oder patti smith... und sicher auch das ein oder andere stück von incredible string band oder "meet on the ledge" von fairport convention, ohne jeden zweifel ein gutes konzert mit hendrix. manche aufnahme von "nantucket sleightride" von mountain. es gibt diese songs und livemomente, die einfach unglaublich intensiv sind, die mit ihrer geballten emotion götter vom olymp schubsen können. egal was dieses gefühl in dem moment ist, wut, trauer, liebe, melancholie, angst, heimweh, glaube... es ist pur und kraftvoll und unsterblich. wenn götter in der lage wären, solche musik zu spielen, würde es blut regnen und die sterne würden tanzen.

ich weiß, daß es solche musik gibt und ich jage und sammle sie. diese musik macht high wenn man sie hört. wer "die stadt der träumenden bücher" gelesen hat, möge sich an das orm erinnert fühlen. in dem moment wo man sie hört schrumpft das tägliche radioprogramm zu einem schlechten witz zusammen. und ich weiß, wie high man wird, wenn man sie spielt. manchmal, bei zunehmendem mond treffen sich die richtigen menschen zu einem jam, die trommeln werden gerührt, die rassel geschüttelt. gumbo wird gekocht, yage getrunken. und dann passiert es manchmal irgendwann.

seit ich um diesen moment weiß, um seine existenz und seine bedeutung, seitdem renne ich ihm hinterher. es gibt keine bessere droge, kein größeres high... und kaum eine andere möglichkeit, als gott göttern ins gesicht zu blicken.

hier ist so ein moment (ja, es ist gospel, aber nie waren menschen gott näher als in einer gut geölten gospelkapelle!):



deshalb mache ich musik. ich opfere schweiß und elektrizität auf dem röhrenaltar und verdammt, ich würde an der wegkreutzung meine seele verkaufen, wenn der alte dafür meinen bass stimmt.

und warum nun bass? eric clapton konnte mit seinee gitarre frauenstimmen nachmachen, hendrix konnte mit der gitarre wirklich sprechen. egal. seitdem nackte füße den wüstenboden rhythmisch stampften, taten sie es zu anderen klängen. wahnsinn, raserei und entrückung gedeihen auf einem anderen boden. ganz ehrlich: wenn ich nicht bass spielen würde, würde ich im urwald zum gekreisch der affen mit zwei keulen auf einen ausgehöhlten mammutbaum eindreschen.

 

[Soulfinger]

Ich weiss gar nicht, ob ich die Frage gut finde. Und die Antworten finde ich gelinde gesagt teilweise extremst vordergründig und unglaubhaft.
Ich würde dann, bei solchen Motivationen, eher die Muckibude empfehlen, wenn's um's Imponieren geht. Da werden die Basics trainiert.

Macht man sich den Stress mit dem Üben, den Bandkollegen, dem Songmaterial, den Kosten, den Terminen nicht aus eigener, unabhängiger Liebe zur Tätigkeit, sondern wegen einem vermeintlichen Coolnessfaktor, in dem man glänzen möchte, dann lässt man es mMn. besser bleiben. Das entlastet die Ohren.

Du kannst so ein ironiefreier Miesepeter sein, unpackbar. Wie hat mal einer gesagt: Alda, hier is bassic!

 

[dumbopop]

diese vordegründige motivation, die jam bass als sogar unglaubhaft kritisiert, halte ich keineswegs für abwegig. klar gehts bei uns kerlen immer auch etwas um imponiergehabe. egal, ob wir in die muckibude gehen, porsche fahren, oder die kleine weltgeschichte der philosophie im verstaubten bücherregal stehen haben. bei mir wars doch nicht anders. ich wurde gezwungen bass zu spielen. zumindest überredet. bester freund spielt in ner band, band braucht´n basser. machste halt mit. war damals 12 und stark pubertierend. die mädels fanden das cool, auf den ersten konzerten die ersten "groupies", zumindest anerkennung, erfolgserlebnisse beim anderen geschlecht. tut dem selbstwert gut und motiviert. und ich bin sicher, hätte ich nicht zur band gehört, wär da damals für mich deutlich weniger gelaufen. egal, so fings jedenfalls an. später dann div. schüler-und abi-bands, man ist bekannt in den anderen schulen der stadt.

heute sieht das natürlich anders aus, ich muss weder bei den mädels landen, noch brauche ich die anerkennung oder publikum. mit knapp 45 muss ich mir und anderen nix mehr beweisen. ich kann auch nur für mich allein dudeln, mich in trance spielen. musizieren ist heute selbstzweck, meditation, kreativität ausleben usw. vermutlich war es das ab einem gewissen spielerischen level immer. aber ohne die applaudierenden mädels, die anerkennung in der ersten pubertären phase, wäre es vielleicht nie soweit gekommen.

 

[DeadFlowers69]

Auf dem Bass Akkorde zu spielen, ohne dass es wummert und matscht, ist doch viel spannender.

Genau DAS ist doch die Herausvorderung!!!!!
Mir gelingt das NICHT,respektive gehts hier nicht nur um Spieltechniken,sondern auch um spezielle Einstellungen am Instrument.
Warum ich Mugge mache, um zum ursprünglichen Thema zurückzukommen:
Okay,am Anfang, da war ich SCHON 16 Jahre ,ging`s schon darum,die weiblichen Mitglieder der Gesellschaft zu beeindrucken,da gibt`s ja viele Beispiele in meinen Vorrednern.....
Mittlerweile ist das Bassspiel ein essentieller Bestandtteil meines Lebens,
ob ich ne Mugge habe oder nicht, spielt keine Rolle,Ich häng`mir jeden Tag einen von meinen Lieblingen um und spiel so ungefähr ne halbe Stunde...
dann ist die Welt wieder in Ordnung, ich fühl mich einfach gut..
Desweiteren sollte man an dieser Stelle NICHT vergessen,das daß Leben AUSSCHLIEßLICH aus Erinnerungen besteht, da das Hier und Jetzt ja schließlich mit dem Vollzug-GESCHICHTE ist.
Da wir die Zukunft nicht wissen können,und alles, was wir jetzt erleben unweigerlich in die Geschichte unseres Lebens eingeht,also sozusagen "veraltet" ist,besteht das "LEBEN" ausschließlich aus schon ERLEBTEN, bzw. die Erinnerung daran-ja-das ist-befremdlich-aber leider Fakt-darüber sollte man mal nachdenken....

 

[jam_bass]

Ich mach's nicht wegen der Höschen, ich mach's auch nicht wegen irgendwelchen seltenen pseudospirituellen Momenten.
Ich habe erst mit 50 angefangen und bin auch heute noch erstaunt, mit welchem Ernst sich die Beatles schon immer mit der Güte ihrer Arrangements und deren Umsetzung beschäftigt haben.
Der Zirkus drumherum war wohl niemals wirklich ihr Antrieb.

 

[.9r}t3*w-(4x]

diese vordegründige motivation, die jam bass als sogar unglaubhaft kritisiert, halte ich keineswegs für abwegig. klar gehts bei uns kerlen immer auch etwas um imponiergehabe. egal, ob wir in die muckibude gehen, porsche fahren, oder die kleine weltgeschichte der philosophie im verstaubten bücherregal stehen haben.

Das ist keinesfallas abwegig! Gerade bei uns, die wir die Erde auf angenehm-lustvolle Weise erbeben lassen. Musik ist immer auch Reviermarkierung. Musik kann so ziemlich alles sein. So vielfältig sind die Antworten hier.
Es ist ein Aspekt der Frage, wieso es Musik überhaupt gibt, wieso sie entstanden ist, Musikanthropologie. Es hängt mit der Art und Funktion der Musik zusammen. Rockmusik ohne die "sexuelle Befreiung" ab den 1950ern ist nicht vorstellbar. Andere Musik soll von Sex ablenken, Gregorianischer Choral vielleicht.
Musik ist Emotionen, alle, ganz tief in uns. Immer wieder bedenkenswert: Es gibt keine Pornographische Musik (ohne Text oder Gesang, ohne Tanz, also "reine" Musik.) Weil das alles immer mit dabei ist.
Ich kenne keinen Musiker, dem Musik Sex ersetzt oder dem das dann nicht mehr so wichtig war. Eher das Gegenteil, sehr viele Musiker sind da eher aktiv.
Musik drückt nun mal Lebendig sein aus.