Saiten und Korpusmaterial

[nemcon]

Hallo,

mich würde interessieren, ob bestimmte Saiten zu bestimmten Bässen passen, weil das Korpusmaterial unterschiedlich ist. Ich beschäftige mich gerade mit dieser Frage, weil ich in naher Zukunft meine Saiten für einen relativ leichten Bass mit Lindenkorpus (Fender AJB-66) suchen werde und mich gerade wunderte, dass zu dem Thema so wenig im Forum zu finden ist. Lustigerweise klingen Fender-Flats auf meinem Pressholz-Marathon viel besser, als auf meinem Yamaha aus Erle. Bei den Chromes ist es genau andersherum. Fender 7250 klingen auf beiden recht ähnlich. Kann das am Holz liegen? Wie sind Eure Erfahrungen?

 

[gaemschbock]

Hallo. Ich habe den AJB-72 (der one Pickguerd). Da habe ich eigentlich immer die DR HiBeams drauf. Stahlsaiten kommen schön auf dem Bass, vor allem der Bridge-PU kommt dann schön knurrig aber tight rüber und wenn beide offen sind, näselt der Bass wunderschön. Auf dem Aerodyne habe ich an die 6-7 Sätze ausprobiert, und nichts kam so gut wie diese.

Grüsse

 

[nemcon]

Hey,

das klingt schonmal nach einer passenden Empfehlung in meinem speziellen Fall. Die werde ich mal antesten. Gibt es auch Saiten, die überhaupt nicht auf den Aerodyne gehören?

 

[gaemschbock]

Meiner Meinung nach jede Art von Flats, weil der Aerodyne ja eher ein moderner Jazz Bass ist. Was in meinen Ohren gar nicht gepasst hat waren Elixirs. Ich hatte früher auch oft die GHS BassBoomers drauf, die klingen dann etwas mittiger, doch für das rockig-mittige verwende ich andere Bässe.

Grüsse

 

[Oli Wan]

meine erfahrungen beschränken sich in der hinsicht auf flats...aber das kann man ja ummünzen.
zu einem ahorn-bass passen chromes zb. gar nicht, wie meinem rick, da fehlen dann einfach die mitten, der growl, la bellas, mit ihren tiefmitten, passen dagegen wie die faust aufs auge. genau andersrum ist es mit pappel (poplar) das einen eher harten, mittigen ton hervorbringt, hier sind die chromes genau richtig, um den bass ausgewogen klingen zu lassen. nicht so gut also die la bellas und kontraindiziert die fender-flats, die ja eher rotzig klingen. auf esche geht mehr oder weniger alles, je nachdem, was man will. soll es mehr funky sein, dann die chromes, soll es fett und warm sein, dann die la bellas, soll es rotzen, fender, soll es eher in richtung akustik (fretless, jazzbass zb.) gehen, dann thomastik jazz flats, schöne mitten, eher schlanker ton, sehr sensibel, weiche saite.
für erle nun, die ja mehr growlt als esche, könnte ich mir gut die chromes vorstellen, wiewohl ich keinen erl habe, nur eben meine vorstellung.
bei rounds kenn ich mich nicht so aus, aber erfahrungsgemäss gehen die d´addario exls auch in die richtung ihrer flachen schwestern, ebenso die thomastik rounds zu den ihren und die fenders und la bellas zu ihren.
rotos eher richtung fender, viel mehr rounds hab ich nicht probiert, bzw. ist schon zu lange her..[]

 

[nemcon]

Dass Erle und Chromes bestens zusammen gehen, kann ich für meinen Yamaha absolut bestätigen. Den Sound möchte ich nicht mehr missen. Daher suchte ich ja auch einen passenden Bass für den brillianteren, knackigeren Klang. Flatwounds habe ich dabei nach meinen Erfahrungen mit Chromes und Fender von vornherein ausgeschlossen - die verlangen für mein Gefühl nach einem schweren, stabilen Bass.

Zu den Rounds kann ich nur insofern etwas sagen, dass Fender Nickle Plated Steel Saiten auf Erle und Presshholz gut funktionieren - die scheinen mir recht gute Allround Roundwounds zu sein, die wohl überall irgendwie funktionieren dürften. Ähnliches hört man ja von D'Addario EXL. Diese und andere Rounds habe ich nur auf meinem Pressholz-Bass ausprobiert und keine Sorte hat mir außer den Fender Saiten wirklich gefallen.

 

[draht vader]

Wenn Dir die Fender Nickel Plated gefallen, dann probiere auch mal die Fender Pure Nickel aus. Die sind so richtig schön knurrig mittig. Am Anfang haben sie noch ein paar Brillanzen, aber wenn das lästige Geklingel ([]) erstmal weg ist haben sie einen mittigen, knurrigen, gefälligen Sound. Ich war sehr begeistert. Im Moment benutze ich die Rotosound pure Nickel. Die sind etwas Outputstärker und haben etwas mehr Bottom. Das ist die Saite die ich Momentan favorisiere. Ich habe sia auch auf meinem Squier Standard Preci (mit der P/J Konfiguration) und sie klingen verdammt gut. Sehr knurrig. Mir gefallen die einfach sehr gut[]

 

[nemcon]

@draht-vader: Ich such ja keine direkte Empfehlung für mich, sondern allgemeinere Infos. Aus Deinen Aussagen kann man eine Empfehlung von Nickel Saiten für Agathis-Bodies ableiten (Ist doch beim Squier Standard das Material, oder?). Insgesamt ziehe ich folgende Zwischenbilanz (+ für Empfehlung, - für Warnung):

Pressholz:
+ Fender Nickel Plated Steel
+ Fender Flats

Erle:
+ Chromes,
+ Fender Nickel Plated Steel
- Fender Flats

Esche:
+ Alle Flats (je nach Geschmack)
+ Nickel

Ahorn:
+ La Bella Flats
+ Nickel
+ Rotosound Stahl
- Chromes

Pappel:
+ Chromes
- La Bella Flats
- Fender Flats

Linde:
+ DR Hi Beam
+ Nickel
- Elixir

Agathis:
+ Nickel


Bislang gibt es eigentlich keine Aussagen, die sich widersprechen. Ich bin gespannt, ob das so bleibt - wie sind Eure Erfahrungen? Versucht mal, Euren Geschmack so weit wie möglich hintan zu stellen und überlegt mal, ob bestimmte Kombinationen nicht auch objektiv gesehen eher passen, als andere.

 

[draht vader]

Ich spiele diese Saiten auf ALLEN meinen Bässen. Also ist das KEINE Empfehlung für eine spezielle Marke, sondern vielmehr für eine bestimmte Art, hier pure Nickel.
Der einzige Bass den ich habe mit der P/J Konfiguration ist eben der Squier Standard Preci und der ist aus Agathis. Diese Art Saiten klingen aber auch auf meinem Jazzbass aus Esche, dem Jazzbass aus Ahorn, dem Preci aus Linde gut und sind für mich daher die Allround Saiten. Ich mag deren Klang und finde sie klingen warm und mittig knurrend.

Aber wenn Du 100 Leuten diese Frage stellst wirst Du auch 100 verschiedene Antworten erhalten. Die Geschmäcker sind dafür einfach zu verschieden.

 

[westone]

Ich glaube, der Pickup hat mindestens so viel Einfluss auf den Sound wie das Holz, die Liste oben funktioniert also nicht so ganz... Man müsste eher eine Tabelle machen. Und natürlich ist Sound auch Geschmackssache, allgemeingültige Infos gibt es da wenig... Ich bin hier zufrieden mit Stahlsaiten (Rotosound) auf einem Bass mit Precision-style Ahorn-Korpus, aktiver Elektronik und einem Splitcoil-Humbucker. Ist aber schon ein ziemlich höhenreicher Sound, mit Plektrum wird es mir ein bißchen zu grell, da drehe ich dann die Höhenblende ein bißchen zu. Am Verstärker habe ich außerdem grundsätzlich die tieferen Bässe ca. 20% des möglichen angehoben. Ich habe allerdings auch ein 4*10-Box, bei einem 15" ist das nicht nötig.

 

[Oli Wan]

der pickup hat eigentlich weniger einfluss als die meisten glauben, die meisten justieren ihre nur nicht richtig, oder wissen gar nicht, wie das geht.
entscheidend sind tatsächlich der einfluss der saite, das ist immer punkt eins! und des bassmaterials, denn der rest ist ja spielerabhängig, wie spielposition, environment, also anlage, raum etc. das alles spielt auch eine grosse roll lässt sich aber nicht vergleichen.
eine relativ neutrale saite wie die d´addarios dürfen gerne als ausgangspunkt herhalten, gut ist, wenn man selber schon verschiedene saiten auf verschiedenen bässen probiert hat (hab ich..) und direkt vergleichen kann (kann ich..) hinzufügen könnte man gut noch den hals, denn ein ebenholzgriffbrett klingt anders als eines aus palisander oder ein solidmapleneck.
das alles kann nur richtungsweisend sein, aber eben hilfreich, und ist durchaus nicht überflüssig, ich finde das schnelle "kann man ja eh nicht vergleichen" nicht so gelungen.

 

[nemcon]

Natürlich gibt es jede Menge zusätzliche Einflüsse auf den Sound und wir glauben ja alle immer viel, wenn es um den Sound geht. Auch eine Tabelle wäre in ihren zwei Dimensionen nicht ausreichend, um die wichtigen Einflüsse auf den Gesamtsound darzustellen.
Ich persönlich glaube, dass es direkte Zusammenhänge zwischen Korpus und Saiten gibt. Genau das möchte ich gerne ein wenig sachlicher betrachten und bestätigen oder widerlegen lassen, je nachdem, welche Erfahrungen gemacht wurden. Leider kann ich mir nicht Bässe aus sämtlichen Materialien und verschiedenste Saiten zum Testen leisten. Also frage ich Euch.

Und noch ein Gedanke: Bestandteile des Sounds rauszunehmen ist ja immer möglich. Was aber ist, wenn bei einer Saiten-Holz-Kombination wichtige Bestandteile eines Basssounds komplett unterbelichtet sind? Die können durch einen EQ nicht einfach ergänzt werden. Es gilt wie so oft "garbage in garbage out", also fang ich mit dem an, was an unserem Instrument in Schwingung versetzt wird: Saiten und Korpus - wenn die nicht zusammen schwingen, klingt es auch nicht wenn tolle PUs, etc. diese Schwingungen elektrifizieren. Und das kann man sogar spüren. Mein BB schwingt spürbar länger, stärker und intensiver mit Chromes, als mit Fender Flats. Und das Fühlen dieser Schwingungen geht einher mit dem daraus entstehenden Sound.