Profi Bassist = möglichst viele stile spielen?

[bass_ron_01]

bin neu hier und am überlegen, ob für mich eine karriere als berufsmusiker in frage kommt.

denkt ihr, dass man wenn man als bassist davon leben möchte, dass man dann möglichst jeden musikstil (jazz, funk, rock, latin......) spielen können muss??

muss man am besten gleich kontrabass und spielen können?

bei manchen der profibassisten die ich auf die schnelle gegoogelt und auf youtube gefunden habe ist das der fall.

der hier z.b. scheint kontrabass und und dazu noch in vielen verschiedenen bands zu spielen:
http://www.youtube.com/watch?v=2vGkD5qSVJU&feature=relmfu
http://www.youtube.com/watch?v=xRhYP38ir6E
http://www.youtube.com/watch?v=aAyzB0w5LTQ


was meint ihr???

lieber auf einen stil spezialisieren oder alleskönner ???


danke für die hilfe

ron

 

[alice d.]

profi bist du nicht, wenn du dich so bezeichnest, sondern wenn andere das tun.
zudem schwingt der aspekt mit, daß man als profi seinen lebensunterhalt damit verdient. was nur geht, wenn andere einen für einen profi halten und entsprechend bezahlen.

was ist ein profi also? ein musiklehrer, ein rockstar, ein studiomusiker? was davon willst du sein? als lehrer reicht es, wenn du bass spielen und das auch anderen vermitteln kannst. aber da solltest du auch noch einiges mehr mitbringen, um das ernsthaft angehen zu können.
als rockstar brauchst du band und nummer 1 hits, um deinen lebensunterhalt zu verdienen oder machst solche ochsentouren mit wie die kölner karnevalslegenden. und was machst du morgen, wenn der hit nicht so gut war und die band sich aufgelöst hat?
und als studiomensch solltest du jeden stil spielen können, und zwar als one take vom blatt. toughe ansage, aber was man so von den echten profis hört, ist es nicht leicht, in der liga mitzumachen.
lies dir in den fachzeitschriften die interviews mit den profis durch, was die an werdegang haben und an referenzen und an tips und können. das ist der maßstab in der liga. irgendwann gab es da ein interview mit pino, da ging es darum, wie er zu the who gekommen ist. sehr aufschlussreich. da steht keine anzeige im berliner tageblättchen "the who suchen profi-bassisten". da ist man entweder so gut, daß man angerufen wird, oder man kauft sich eine konzertkarte und wundert sich, daß der bassist anders aussieht. und sich in ein paar tagen the who so draufzuschaffen, daß es sich zumindest ein bischen nach entwhistle anhört, bringt anscheinend auch profis ins schwitzen. wie wäre das bei dir? kannst du morgen "my generation" a la live at leeds runterfiedeln ohne blatt?
stilistische vielfalt gehört dazu, denn die jobs sind nicht gerade viele und es wäre doch doof, wenn der weltmusikproduzent anruft und du nur anwinken kannst "ich kann nur rock..." die geraden achtel auf dem grundton wird jeder noch so beschissene hobbybassist noch hinbekommen.
das nächste sind musikalisches verständnis und gespür für den richtigen ton. wenn jemand dir ein leadsheed hinlegt und sagt, "das soll ein walzer werden mit weiblichem schmusegesang, zwo drei vier und aufnahme bitte", dann solltest du in der lage sein, etwas zu liefern, was nicht jeder partymukker auch liefern würde, denn sonst hätte man sich das geld für den teuren profi gespart und den billigen tanzmucker genommen.

je mehr stile du beherrschst, je besser du in jeder hinsicht bist, desto eher bist du profi. was genau dich ausmacht, was dein bonus gegenüber anderen ist, solltest du dir gut klar machen. es gibt leute, die werden wegen einer speziellen facette ihres schaffens angerufen. manche, weil sie kontrabass spielen können (was in ein paar stilrichtungen ein muß ist), andere wegen ihres fretless-spiels... und immer wegen ihres sounds.
wenn du keinen "sound" hast, wird es eh schwierig. und wenn du keinen sound imitieren kannst, wohl auch.

 

[allerbässt]

Harte Worte, Alice, aber so isses!

 

[Masl]

Zitat:Original erstellt von: alice303



(...)

wenn du keinen "sound" hast, wird es eh schwierig.

Ich finde, der Punkt gehört nochmal unterstrichen.

Die meisten der Studiomusiker haben einen eigenen Sound und von den richtig guten a lá Palladino, Lee Sklar und dem Typen von Motown sogar jeder einzelne und du kannst sie meistens nur am Sound erkennen! Deswegen werden sie gebucht! Du musst also nicht nur jeden Stil und vom Blatt spielen können... Du braucht (d)einen Sound!

 

[orgeloli]

Da iss eigentlich alles gesagt.
Außer vielleicht Tanzmucker?

OLI

 

[Mudskipper]

Alize bringt es gut auf den Punkt.
Die Profi-Tour ist die Ochsentour. Mein Tipp: schreib mal einen der nationalen Profis an und frag sie, wie es ist(z.B. Setzer, Itt, Lehmann, UFO Walter, hier im Forum Paulito usw). Das sind alles sehr vielseitige Musiker mit mehreren Standbeinen.
Ich gehe sogar soweit zu sagen: wenn Du schon in einem Forum fragst ob es was für Dich ist, ist es nichts für Dich[].

Das soll überhaupt nicht wertend klingen, aber man muss dafür ein Typ sein. Du bist dann Selbständiger in einer kleinen, harten Branche - und dazu musst Du auch noch verdammt gut sein! Also nicht Feierabend-band gut, auch nicht so wie ein Semipro der jedes zweiten WE mit seiner top Top40Band die Bühne entert sonder richtig Schweinegut!

Oder Du wirst mit einer popularmusikalisch angesagten Band zum Profi, dann musst Du nicht so gut sein[] - aber da liegst Du schon im Bereich der Lotto-Wahrscheinlichkeit, was die Chancen angeht davon zu leben.

 

[bass_ron_01]

herzlichen dank mal für die infos und denkanstöße.

wenn ich es richtig verstehe, geht ihr von den top bass-profis aus. aber es kann ja nicht sein, dass nur 50 oder 100 bassisten in deutschland bassisten sind, die das hauptberuflich machen. im fußball gibt es ja auch nicht nur 1. bundesliga spieler sonder auch in der 3. liga kann man scheinbar hauptberuflich fußballer sein - oder nicht?

 

[allerbässt]

Auf welchem Niveau spielt denn - Deiner Meinung nach - ein Bassist der "dritten Liga"?

 

[Mudskipper]

Zitat:Original erstellt von: bass_ron_01
im fußball gibt es ja auch nicht nur 1. bundesliga spieler sonder auch in der 3. liga kann man scheinbar hauptberuflich fußballer sein - oder nicht?

Und wovon leben die 3.Legisten, wenn sie aus dem Alter raus sind?
Auch da musst Du eine Top Leistung bringen.
Es ist ja nicht so, dass die Sportler auch 3.Klassig in dem Sinne sind in den Bundesligen sind es immer sehr gute Leute - die der ersten Liga sind halt die noch etwas Besseren.

Sprich: es kommt nicht auf Dein können am Bass an, in welcher "Liga" Du spielst; auf dem Instrument musst Du richtig gut sein, ob Du willst oder nicht.
Da macht es die Top-Liga aus, ob Du gut Netzwerken kannst, in welche Bereich Du reingehst, wie ist Deine Qualifikation/Vita usw.

Ein wirklicher Top-Gitarrist, den ich aus meiner alten Heimat noch kannte, hat sich jahrelang mehr schlecht als recht mit Unterricht durchgeschlagen. Um 2000 herum ist er dann mit viel Glück an einen Job als Tour-Gitarrist mit Nena gekommen. Ab da wurde es viel besser und er ist seit Jahren fest gebuchter Musicalspieler der Ersten Reihe(We will Rock you) - aber auch hier bleibt das zweite Standbein Unterricht geben.

Wie gesagt, sprich mal mit den Profis.

 

[bassmansemi]

Zitat:Original erstellt von: bass_ron_01

bin neu hier und am überlegen, ob für mich eine karriere als berufsmusiker in frage kommt.

denkt ihr, dass man wenn man als bassist davon leben möchte, dass man dann möglichst jeden musikstil (jazz, funk, rock, latin......) spielen können muss??

muss man am besten gleich kontrabass und spielen können?

bei manchen der profibassisten die ich auf die schnelle gegoogelt und auf youtube gefunden habe ist das der fall.

der hier z.b. scheint kontrabass und und dazu noch in vielen verschiedenen bands zu spielen:
http://www.youtube.com/watch?v=2vGkD5qSVJU&feature=relmfu
http://www.youtube.com/watch?v=xRhYP38ir6E
http://www.youtube.com/watch?v=aAyzB0w5LTQ


was meint ihr???

lieber auf einen stil spezialisieren oder alleskönner ???


danke für die hilfe

ron

kann mich da alice zu 100% anschließen , ich glaub die wichtigsten Zutaten sind Connections und Können, in welcher Reihenfolge egal, spätestens wenn Connections ein Entree waren und das Können fehlt, wirds sich nicht ausgehen []
Klar ein "outstanding" sound kann auch ein Merkmal sein, ebenso wie einfach personality und damit meine ich nicht nur die "innere" personality, sondern auch einfach vom Image her, ich denke auch damit kann man punkten.
@alice ich glaub beim Walzer würde keiner zwo, drei, vier einzählen []

 

[Nymi]

Ich kenne eine Reihe von Musikern, die ausschließlich von der Musik leben. Aber erstens geben die alle Unterricht oder arbeiten z.B. als Musiktherapeut, und zweitens haben alle einen Partner, der einer geregelten Tätigkeit nachgeht. Einige haben dazu ein kleines Studio oder einen PA-Verleih, oder fahren Taxi... []

Aber alle haben auch mehrere Projekte am laufen: mit zwei, drei oder mehr Mann machen die vom Blues-Duo in der Kneipe umme Ecke bis hin zur Gala-Musik auf Kreuzfahrern alles, was sie kriegen können. Und alle leben - mehr oder weniger - von der Hand in den Mund.

Einfach geht anders...
Und bedenke: wer sein Hobby zum Beruf macht, hat kein Hobby mehr. []

 

[bassmansemi]

Zitat:Original erstellt von: Nymi

Ich kenne eine Reihe von Musikern, die ausschließlich von der Musik leben. Aber erstens geben die alle Unterricht oder arbeiten z.B. als Musiktherapeut, und zweitens haben alle einen Partner, der einer geregelten Tätigkeit nachgeht. Einige haben dazu ein kleines Studio oder einen PA-Verleih, oder fahren Taxi... []

Aber alle haben auch mehrere Projekte am laufen: mit zwei, drei oder mehr Mann machen die vom Blues-Duo in der Kneipe umme Ecke bis hin zur Gala-Musik auf Kreuzfahrern alles, was sie kriegen können. Und alle leben - mehr oder weniger - von der Hand in den Mund.

Einfach geht anders...
Und bedenke: wer sein Hobby zum Beruf macht, hat kein Hobby mehr. []

interessant, dass du das ansprichst, weil genau das kenn ich (ok nicht vom Bassspielen), aber genau das ist eine Gefahr, dass man mit dem, was man ehemals (als hobby) geliebt hat, nun auf Teufel komm raus Geld verdienen muss, iwann hat man dann auch keinen Bock mehr auf das geliebte Hobby!!!

 

[Chuck]

Zitat:Original erstellt von: bassmansemi
@alice ich glaub beim Walzer würde keiner zwo, drei, vier einzählen []

bei Alize ihrem Walzer schon...[]

 

[Mudskipper]

Zitat:Original erstellt von: Chuck

Zitat:Original erstellt von: bassmansemi
@alice ich glaub beim Walzer würde keiner zwo, drei, vier einzählen []

bei Alize ihrem Walzer schon...[]

[][]

 

[Korken]

Vielleicht mal meine Meinung: Ich bin jetzt 17-wahrscheinlich so alt wie du-und möchte auch Musik zum Beruf machen, Bassist werden. Seit vier Jahren hab ich E-Bass Unterricht und seit Einem Jahr bin ich mit dem Kontrabass am Start. Mir gefällt eigentlich jede Musik mit gutem Groove, auch wenn ich mich jetzt eher in der für Bassisten typischen Funk-Ecke sehe
Was ich seit ich mit dem E-Bass angefangen habe mache: Ich üb wirklich täglich 1-2 Stunden! Seit zwei Jahrn spiel ich in mehreren Bigbands in Ulm, was sehr gut fürs Sightreading is, dieses Jahr bin ich bei Jugend Musiziert am Start, das nächste Mal in Stuttgart beim Bundesentscheid.
Und was mir bisher von mehren Profis gesagt wurde: Zieh dir alles rein wass geht! Geh auf Konzerte (wenn z.B. Marcus Miller in Europa is) geh auf Workshops, geh-ganz ganz wichtig-auf so viele Sessions wie möglich, einfach weil man da gute Leute trifft und kennenlernt. Viele Musiker spielen in der lokelen Jazzszene ( Köln. München, Berlin,...).

Naja ich lass mich jetzt erst mal beim Bundeswettbewerb überraschen, da wird nämlich der nette Herr Setzer in Jury sitzen. Und für nächstes Jahr gehts dann bei mir mit den Aufnahmeprüfungen los, wobei ne Probestunde bei nem Bassdozenten (mich würde z.B. der Marius Goldhammer brennend interessiern) ganz hilfreich sein kann

Es is nich einfach als Musiker, aber wenns dir immer Spaß machen wird und du gut bist, dann mach das verdammt noch mal!

Gruß
Korken

 

[alice d.]

Zitat:Original erstellt von: Mudskipper

Zitat:Original erstellt von: Chuck

Zitat:Original erstellt von: bassmansemi
@alice ich glaub beim Walzer würde keiner zwo, drei, vier einzählen []

bei Alize ihrem Walzer schon...[]

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ey, mein walzer ist euer funk...

zum thema dritte liga:
ermittle einfach mal den bedarf. wie viele studios gibt es? jedes studio hat so seine drei telefonnummern. die man aber auch nicht jeden tag braucht. und der typ an dritter stelle hat meistens pech. "mit dem müst man mal was machen." müßte, wird aber aus irgendeinem grund nie. günther gebauer hat auf einem workshop mal gesagt, daß es den studiojob wie früher, mit dem er lange jahre sein geld verdient hat, nicht mehr gibt sondern daß er in letzter zeit nicht mehr als bassspieler gebucht wird, sondern als eine art produktionshelfer, der eine basslinie im computer programmieren oder beurteilen soll.
neben den studiojobs gibt es noch shows und veranstaltungen mit einer gewissen regelmäßigkeit. also raabs showband, die bands bei diversen musicals. ich schätze, da sind so zwei dutzend jobs für profis wie dich drin.
dann die musiklehrer, musiktherapheuten.
und am ende noch die stars.

was willst du tun? wie ist überhaupt deine chance in dem bereich?
und dann frag dich, ob du davon leben kannst.

tut mir leid, daß ich immer so pessimistisch bin. aber ein handwerker bekommt immer sein brot. künstler sind in erster linie überlebenskünstler. ich schätze, hinter jeden vom schlage pino oder lee sklar stehen hundert, deren namen man nicht kennt und hinter jedem von denen hundert, die einfach gescheitert sind.

 

[alex_de_luxe]

Sowas ist für mich ein Profi - www.basstracks.de
Der spielt alles so dermassen perfekt und sauber und flowig und hat nen saugeilen Sound.

Jeder der schon mal etwas aufgenommen hat, der weiss wie schnell sich kleine Fehler einschleichen, kleine Ungereimtheiten etc. DAS vermeiden ist für mich ein Profi. Man muss nicht "The Flight Of the Bumblebee" mit 225bpm spielen können, sondern das tight was tight sein muss.

 

[seele]

Zitat:Original erstellt von: alex_de_luxe

Sowas ist für mich ein Profi - www.basstracks.de
Der spielt alles so dermassen perfekt und sauber und flowig und hat nen saugeilen Sound.

Jeder der schon mal etwas aufgenommen hat, der weiss wie schnell sich kleine Fehler einschleichen, kleine Ungereimtheiten etc. DAS vermeiden ist für mich ein Profi. Man muss nicht "The Flight Of the Bumblebee" mit 225bpm spielen können, sondern das tight was tight sein muss.

+1
...im Studio trennt sich die Spreu vom Weizen .

 

[alice d.]

Zitat:Original erstellt von: alex_de_luxe

Sowas ist für mich ein Profi - www.basstracks.de
Der spielt alles so dermassen perfekt und sauber und flowig und hat nen saugeilen Sound.

Jeder der schon mal etwas aufgenommen hat, der weiss wie schnell sich kleine Fehler einschleichen, kleine Ungereimtheiten etc. DAS vermeiden ist für mich ein Profi. Man muss nicht "The Flight Of the Bumblebee" mit 225bpm spielen können, sondern das tight was tight sein muss.

und wenn man sich die tarife dieses profis anschaut, kann man sich auch ausrechnen, wie lange der kerl ackern muß, bis er die miete beisammen hat.
und der hat vorher noch in sein studio investiert und ist trotzdem mit einem stundenlohn dabei, der meinem als armer studi gar nicht so unähnlich ist...

 

[allerbässt]

Zitat:Original erstellt von: alice303

Zitat:Original erstellt von: alex_de_luxe

Sowas ist für mich ein Profi - www.basstracks.de
Der spielt alles so dermassen perfekt und sauber und flowig und hat nen saugeilen Sound.

Jeder der schon mal etwas aufgenommen hat, der weiss wie schnell sich kleine Fehler einschleichen, kleine Ungereimtheiten etc. DAS vermeiden ist für mich ein Profi. Man muss nicht "The Flight Of the Bumblebee" mit 225bpm spielen können, sondern das tight was tight sein muss.

und wenn man sich die tarife dieses profis anschaut, kann man sich auch ausrechnen, wie lange der kerl ackern muß, bis er die miete beisammen hat.
und der hat vorher noch in sein studio investiert und ist trotzdem mit einem stundenlohn dabei, der meinem als armer studi gar nicht so unähnlich ist...

Das sind keine Stundenlöhne, das sind die Kosten für das fertige Stück!
Wer schonmal Aufnahmen gemacht und abgemischt hat, der weiß, dass da schnell mal mehr als eine Stunde vergehen können![]