Das Problem ist, dass die Welt komplizierter ist, als du sie hier darstellst. Diese (medizinisch-fachliche) Betrachtung ist viel zu detailliert und vernachlässigt alle Aspekte, die auf einer gesamtgesellschaftlichen Ebene zählen. So ist z.B. sehr viel Geld in sehr kurzer Zeit in die Entwicklung des Impfstoffes geflossen. Dadurch haben unzählige Labore sich speziell auf die Entwicklung eines Impfstoffes konzentriert und die Arbeit an anderen Impfstoffen unterlassen. Damit sich die Investitionen auszahlen, hat man bereits relativ früh mit dem Testen begonnen, in Brasilien, in Afrika und anderswo. Die Annahme, wir wären "Versuchskaninchen", ist dermassen falsch. Schlimmer: Sie ist verächtlich gegenüber mehreren Millionen Menschen, an denen der Impfstoff wirklich getestet wurde. Testen heisst, sich der Auswirkungen nicht sicher zu sein. Testen heisst eine Annahme zu überprüfen. Wir arbeiten hier aber mit Annahmen, die wir mit weit über 99%er Sicherheit bestätigten können. Bei uns wird der Impfstoff nicht getestet, bei uns wird er angewendet. Und wir sollten uns bewusst sein, dass wir damit im Vergleich mit ärmeren Ländern in einer extrem privilegierten Lage sind.
Ohne dich in eine Ecke stellen zu wollen, erkennt man doch in solchen Diskussionen immer wieder die gleichen Kommunikationsmuster:
- Reframing: Typische Methode, um Informationen politisch gefärbt darzustellen. Beispiel: Kein Impfstoff hat eine reguläre Zulassung. Ist vollkommen richtig, impliziert aber, dass es es möglicherweise Probleme gibt, die eine reguläre Zulassung nicht ermöglicht haben. Dass es eine bedingte Zulassung gibt, die mit Auflagen verbunden ist, auf ein Jahr begrenzt ist, die engmaschiger kontrolliert wird und die genau für den Zweck erteilt wird, "in Krisensituationen gegen eine Bedrohung der öffentlichen Gesundheit" ausgestellt zu werden, ist zweitrangig. Ob ein Medikament per se gefährlich ist oder nicht, hat mit "bedingt" oder "regulär" nichts zu tun.
- Wer fragt, der führt: Man stellt Fragen ohne einfache Antworten oder auf die die anderen Teilnehmenden keine Antworten haben. Ein typisches Merkmal von Podiumsreden insbesondere bei Querdenker- und AFD-Demos. Im Englischen gibt es den Begriff "JAQing off" - man geilt sich sozusagen daran auf, Fragen zu stellen. Bestes Beispiel: Fragen nach langfristigen Auswirkungen für einen Impfstoff, der noch nichtmal ein Jahr existiert.
- Expertendarstellung: Man lenkt das Thema auf ein Detail, das nicht relevant ist und diskutiert das in einer Tiefe, in der kein anderer mehr mitreden kann. Man pflanzt den Gedanken, dass man der Experte ist und das, was man sagt, Gesetz ist. Ich diskutiere ungern mit solchen Personen, denn hier gehts nicht mehr um Denken, sondern um Wissen. Und das überlasse ich lieber anerkannten (und nicht selbst ernannten) Experten.
- Ausnutzung unserer kurzen Aufmerksamkeitsspanne: Man versucht alle Diskussionsteilnehmenden zu überfordern, in dem man z.B. Begriffe durcheinander wirft, die in keinem Zusammenhang miteinander stehen. Im Interner fällt das häufig auf und wenn man sich die Zeit nimmt, bemerkt man das auch. Leider haben die wenigsten Zeit sich zu überlegen, ob man etwas nun "Therapie" oder "Impfstoff" nennen kann. Was bleibt ist das Gefühl ist das flaue Gefühl, weil der Begriff "Gentherapie" nach Dolly und Co. erstmal Angstgefühle hervorruft. Fakt ist, jede Impfung ist eine Therapie und eine Therapie ist kein Impfstoff. Wow, Rocket Science...
- usw.
So, und nun back to topic: Ich sehe hier ganz viele Beiträge von Menschen, die schon proben: Wie gehts euch dabei? Habt ihr viel verlernt? Ich habe unsere Songs schon ewig und drei Tage nicht mehr gespielt...
