Ich frage mich immer, was ich in dieser Situation entscheiden würde. Ich meine, auf der einen Seite sterben >400 Menschen am Tag an diesem scheiss Virus, auf der anderen Seite ist der Lockdown ja angeblich genauso schädlich für die Psyche (so sagt man zumindest, besonders viele repräsentative Langzeitstudien gibt es dazu ja nicht wirklich...). Ja, Hygienekonzepte können helfen, aber was wenn nicht? Was, wenn die Öffnung einen massiven Anstieg verursacht? Also, so, wie es nahezu alle Expertinnen und Experten voraussagen und wie es sich auch in der Vergangenheit bestätigt hat? Ich verstehe das mit den Friseuren auch nicht. Aber lieber prüft man an einem kleinen Bereich die Auswirkungen einer Öffnung, als das man eine Massnahme sofort in der Breite für alle ermöglicht. Insofern hat die Öffnung von Friseuren auch durchaus etwas positives.
Natürlich bin ich genauso angepisst. Ich habe zwei Kinder mit 5 Monaten und 3 Jahren zuhause und bin Vollzeit im Homeoffice. Die ganze Familie läuft auf dem Zahnfleisch (und ja, ich möchte mir nicht vorstellen, wie es Alleinerziehende schaffen oder Menschen, die ihren Job verloren haben und kein Einkommen mehr haben). Gleichzeitig habe ich Eltern jenseits 70, Grosseltern jenseits der 90, Nachbarn im gleichen Alter, Arbeitskolleginnen und Kollegen kurz vor der Rente. Und auch in der Band gibt es Menschen, die näher an der 60, als an der 50 sind.
Ich glaube, dass wir uns als Gesellschaft fragen müssen, wie viele Tote uns unsere Freiheit wert ist. Um es persönlicher auszudrücken: Ordne ich unseren - tut mir Leid - verwöhnten Lebensstil mit Parties, Musik und Co. wirklich dem Leben anderer über? Bin ich wirklich so egoistisch?
