Hallo in die Runde!
Nachdem hier so schöne Reviews über Oli's Bässen gemacht wurden, habe ich nun auch endlich Zeit gefunden auch ein paar Worte über meinen Lang zu schreiben.
Cadiz„Chucho“ Fretless
Die Geschichte:
Dieser Fretless fand über Umwege zu mir. Ich weiß es nicht mehr genau aber es sind sicher 2 Jahre gewesen, bis ich mich endlich für einen Bass von Oli entscheiden konnte. Die Cadiz haben mir immer gut gefallen, so richtig glücklich war ich abre nicht mit der Form. Also regte ich Oli an, doch eine etwas runderes Shaping zu machen und eine Art 'Cadiz II' anzubieten. Ein weiterer wichtiger Punkt dabei war das untere Cutaway so zu erweitern, dass man problemlos an die hohen Lagen kam. Letztere Idee wurde beim Cadiz umgesetzt und ist heute die Standardform, die runderen Formen mündeten dann in Olis angedachten 'Ideal Standard', der dann Rumo genannt wurde. Für meine damalige Hochschule baute Oli dann einen Rumo Fretless nach meinen Vorgaben, welchen ich im Blick hatte vielleicht auch selber zu behalten. Die Idee war eine Art Jaco+ zu entwerfen, also ein Bass der traditionell nach Jazzbass klingt aber mehr ist als ein Jaco-Clon. Diese Vorgabe setzte Oli wirklich perfekt um und ich hatte den Bass ein halbes Jahr bei mir zu Hause zu spielen. Richtig gefallen hat er mir am Ende aber dann auch nicht, mir fehlte die eigene Stimme, die besondere Note des Instrument (der Hochschul-Deal platze unerwartet und dieser Bass hat in der Zwischenzeit ein sehr passendes zu Hause bei einem Bassisten aus Thüringen bekommen, welcher so einen dominanten Eigenklang hat, das jeder Bass bei ihm gleich gut klingt). Als Oli dann mal bei mir war und wir einige Vergleiche anstellten, kam dieser Cadiz in Spiel.
Der Bass:
Body: Geheimholz
Decke: Amaranth
Hals: Kastanie
Griffbrett: Katalox
Pickups: Delano
Der Sound:
Beim Blindtest machte der Bass durch eine einzigartige Klangfarbe auf sich aufmerksam. Er klang nicht nach einem typischem Fretless Bass sondern deutlich sonorer, quasi wie ein tiefes Cello, sehr speziell und originell. Zuerst hatte ich viel Respekt vor diesem Instrument denn mir war klar, dass so ein Sound nie in der Band untergehen wird, im Gegenteil: Damit ist man immer zu hören und setzt sich durch, man kann sich nicht verstecken. Ich erinnere mich gut wie ich zu Oli etwas in dieser Art sagte:
„Der Bass klingt geil aber ich kann mir den einfach nicht in der Band vorstellen. Wie soll man den einsetzen? Wie soll man mit diesem in der Band begleiten? Ich bin doch Bassist und nicht Solist!“
Oli ermutigte mich aber es zu probieren, also ging der Rumo wieder zurück und der Cadiz blieb. Vom Konzept der Cadiz war grundsätzlich ja überzeugt, die kleine Mensur ist genial und ideal für einen Fretless. Nur jetzt musste ich mich diesem speziellem Sound klar kommen.
Nach vielen Stunden üben traute ich mich dann zum ersten Gig mit dem Instrument. Eine typischer Jazzgig, Standards Swing/Latin mit ein wenig Funk. Ich werde nie die Gesichtsausdrücke meiner Kollegen vergessen, als die ersten Töne erklungen. Alle waren sofort verliebt und die Band spielte einen ihrer besten Gigs seit langem. Der Schlagzeuger meinte damals am Ende nur ganz trocken: „Gib den nie wieder ab.“ Auch bei den nächsten Gelegenheit machte der Bass eine tolle Figur. Im Duo mit Klavier, im Weltmusik-Trio mit Bratsche und Gesang, in der traditionellen Latinband, im Rocktrio oder in der Bluesband - es blieb kein Auge trocken sobald das Kätzchen anfing zu schnurren. Alle lieben den Bass, die Mitmusiker wie das Publikum.
Der Bass füllt den Raum wie kaum ein anderer. Der Hals-Pu macht den Sound fett und wuchtig, bei zugedrehter Höhenblende ein klasse Kontrabassfake. In Mittenstellung wird der Ton definiert und ausgewogen, für rhythmische Sachen sehr gut geeignet. Der hintere Pu klingt typisch nasal und quackig, allerdings mit deutlich mehr Tiefen als der typische Jacoton. Durch die Höhenblende sind viele Facetten in der Klanggestaltung möglich, ich habe meine Einstellungen gefunden und kann diese in sekundenschnelle abrufen.
Dies alles nahm mir den Respekt und die Angst vor der speziellen Klangfarbe dieses außergewöhnlichen Cadiz. Die Kombination aus Geheimholz, Kastanie und Catalox gibt es so wohl nichts sehr häufig, es ist wirklich eine eigene Stimme die ich bekommen habe. Endgültig verliebt habe ich mich in den Bass dann, als ich die alten GHS-Flats von Mikki aufgezogen habe – DAS ist genau mein Sound. Nun passte fast alles, nur noch für das Cutaway brauchte es eine Lösung denn ich spiele die hohen Lagen. Oli und ich fanden hierfür eine sehr eigenwillige, aber in meinen Augen stimmige Lösung. Damit ist dieser Cadiz nun vollkommen custom. Mit der Zeit bekam der Bass auch einen Namen: 'Chucho', benannt nach Chucho Valdez, einem meiner liebsten Pianisten und perfekt passend zum Bass, denn er ist definitiv ein Latin/Jazz-Monster.
Etwas Kritik muss leider auch sein...
Bei all den positiven Aspekten und des Lobes, möchte ich natürlich nicht die unangenehmen Punkte verbergen. So sitzt einmal der Hals des Basses nicht perfekt in seiner Tasche. Er ist zwar vollkommen gerade und beim Spielen ist nichts zu merken, rein optisch betrachtet klafft aber eine kleine Lücke beim Übergang zum Korpus. Dann ging leider vor einiger Zeit der Hals-Pickup von Delano kaputt, etwas für das Oli natürlich nichts kann, mich aber weiteres Geld gekostet hat. Mit den zusätzlichen Kosten ist der Bass am Ende deutlich teurer geworden als geplant. Hier liege ich auch in einem kleinen geschäftlichen Disput mit Oli, weil er wiederum (aus seiner Sicht auch vollkommen Verständlich) auf seinen Preis besteht. Wir sind deswegen auch einmal ordentlich aneinander geraten, im Endeffekt ist es einfach blöd gelaufen. Der Freundschaft hat es aber keinen Abbruch getan, für die Zukunft sind auch weitere Projekte geplant. Am Ende einigten wir uns für auf eine angemessene Ratenzahlung sowie eine zusätzlichen Ramp, welche bei Gelegenheit noch angefertigt wird.
Fazit:
Trotz der kleinen Makel ist dieser Cadiz mit der Zeit zu meinem Hauptbass geworden. In der Regel läuft es so ab: Die meisten meiner Gigs bekomme ich als Kontrabassist. Irgendwann wird aber mal ein E-Bass gebraucht und bevor ich zwei Instrumente mitschleppe, biete ich den Leuten immer an, den Cadiz als Kompromiss mitzubringen. Hatte ich ihn einmal dabei, werde ich nur selten wieder nach dem Kontrabass gefragt, so gut gefällt den Leuten der Sound. Wann ich das letzte mal einen fretted E-Bass beim Gig dabei hatte, kann ich gerade auch nicht wirklich sagen... Aus diesem Grund muss auch mein schöner Lakland gehen – ich brauche ihn einfach nicht mehr weil ich fast nur noch ohne Bünde spiele. Ein paar kleine Veränderungen habe ich am Cadiz noch vor, so soll ja eine Ramp installiert werden, ich will noch einen anderen Satz Saiten probieren und insgesamt soll der Bass ein wenig schwerer werden. Vielleicht bekommt er auch einen Metallring am Ende des Griffbretts zum slappen. Auf einem seiner neuen Bässe hat das Oli installiert und ich fand es ziemlich gut. Da sind aber alles nur Kleinigkeiten, um den Bass voll auf mich anzupassen und hat viel Zeit. 'Chucho' ist fester Bestandteil meiner kleinen Familie!
Viele Grüße Hen
