Jazz is not dead.....

Ich war nie reiner Jazzer, aber Jazz-Rock mit Bruford (Jeff Berlin am Bass), Al Di Meola (meine erste Jazz- Rock Scheibe mit Jaco Pastorius und Alphonse Mouzon an den Drums, mit dem ich beinah die Ehre einer Session gehabt hätte, wenn er nicht kurz vorher leider verstorben wäre), Allan Holdsworth u.v.a. ist genau mein Ding.
 
cwegy schrieb:
Jazz ist wie eine Fremdsprache, da „muss“ man sich langsam reinhören, dann eröffnet sich aber eine ganz neue, wunderbare Welt
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garotti schrieb:
wer wirklich bei Musik hinhört, kommt am Jazz nicht vorbei
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Das klingt mir ehrlich gesagt ein bisschen zu verkopft. Langsam reinhören müssen, wirklich hinhören.... Ich habe Jazz eher als lustige, freie Musik kennen gelernt. Mein Einstieg war das Freejazz Festival in Moers. Verdorben hat der Jazz es sich mit mir, dadurch, dass seine Protagonisten zumindest hier auf lokaler Ebene Jazz nur als Nachvollziehen möglichst komplizierter Musik betrieben haben. Wenn man so einem Realbook-Player mit sowas kommt, wird das nix:

Das können dann eher Blaskapellen a la Ernst Mosch, der nach Aussage von Eberhard Weber anscheinend ein hervorragender Jazzposaunist war.

Edit tadelt die Autokorrektur: Ernst Mosch ist gemeint.
 
Zuletzt bearbeitet:
Gershwin! Bei mir wars Gershwin, der mich angefixt hat... nicht ganz der "klassiche Jazz-Weg" - aber mein Vater hat gerade die symphonischen Werke bis zur Vergasung gehört... Rhapsody in Blue, An American in Paris, Concerto in F... die sing ich mir heute noch vor, wen nich mal nicht schlafen kann...
Das hat wenig mit Improvisation zu tun, aber nach meinen ersten Schrammelversuchen auf der Gitte wollte ich auch solche Harmonien spielen können...
 
Mein Einstieg war ein netter Abend mit einem guten Kumpel vor dem Radio mit einem Konzert von Helge Schneider im HR. Seine Ansagen waren typisch Helge, aber musikalisch waren er und seine erstklassigen Mitmusiker wahnsinnig gut. Leichte Kost vielleicht, aber nach dem Erlebnis hab ich mir eine Scheibe von Charles Mingus gekauft und eine "Best of" mit älterem Jazz, "Take Fife" und "Take the A-Train" und so. Miles kam auch mal und verstaubt seither im Regal...
Der Zugang fällt mir oft schwer. Es muß entweder gefällig sein, was Miles Davis ab einem gewissen Zeitpunkt einfach nicht mehr ist. Oder es muß eine Geschichte erzählen die ich nachvollziehen kann, wie "Favorit Things" oder viele Sachen von Charles Mingus. Zappa und Jaco gehen beispielsweise gar nicht an mich. Aber wenn ihr mich ins Bett kriegen wollt, gebt mir einen Abend mit Louis Armstrong und/oder Ella Fitzgerald, beide liebe ich abgöttisch, vielleicht weil es streng genommen eher Blues ist. Auch daheim vorhanden: eine größere Sammlung Nina Simone. Ihr "Sinnerman" hat einen ewigen Platz in meinem Herzen, genau wie Satchmos "St. James Infirmary".
Aber für euch hier eins meiner Erweckungsstücke:
 
Ich kenne nicht wenige junge Leute, die den Einstieg zum Jazz durch Zeitgenossen wie Thundercat, BadBadNotGood und Kamasi Washington bekommen haben.
Kamasi war mein Soundtrack beim ersten de Facto Lockdown und er hat für mich ein Gefühl und eine auch gesellschaftliche und politische Wucht in den Jazz reingeholt, wie man es lange nicht mehr gehört hat, Power die einen zu Tränen rührt.


BadBadNotGood hat Jazz wieder zu jungen Leuten die tanzen wollen gebracht, weg von, no offence, Cordhosen Rotweinschwenkern in schwitzige Clubs - so wie früher, scheuen sich aber nicht davor, auch mal Sängerinnen für besinnliche Soulstücke zu engagieren


Und Thundercat jongliert gekonnt mit Soul, Jazz, Funk, HipHop und Funk, singt, komponiert und spielt dabei auch noch völlig irrwitzig auf seinem riesigen Bass


Das 21 Jahrhundert auch auch was zu bieten.
 

Gerade ein witziges Zitat gefunden unter
www.welt.de

Jazz: Ich kann nicht Bass spielen, weiß aber, wie’s geht - WELT

Deutsche Jazz-Legende, Schlaganfall-Patient, kritische Stimme: Bassist Eberhard Weber wird zu seinem 75. Geburtstag hoch geehrt. Und wie man in „Résumé“ lesen kann, nimmt er auch kein Blatt vor den Mund.
www.welt.de www.welt.de

"...Joachim-Ernst Berendt etwa, der deutsche „Jazz-Papst“, brach einmal eine Aufnahmesession mit Weber und dem Pianisten Wolfgang Dauner kurzerhand ab, weil die beiden mitten in einer freien Improvisation angefangen hatten, einigermaßen wohlklingende Akkorde zu spielen. Wütend stürmte Berendt daraufhin in die Aufnahmekabine und ließ die beiden Musiker, seltsamerweise auf Englisch, wissen: „This is a freejazz meeting, you can’t play harmonies. This is not allowed!“..."

Edit: Ich hoffe inständig, dass die neuen Protagonisten des Jazz die Joachim Ernst Berendte dieser Welt hinter sich lassen.

Auch wenn ich mich mit meiner Begeisterung für diese Band wiederhole, noch ein Link von mir:

 
Als Teenie war sonnenklar für mich: Jazz ist absolut unhörbar!! Das wird NIE was bei mir!! ...Und die ersten echten Kontakte mit Jazz waren dann auch regionale Dixieland-Kombos... Find ich bis heute noch nicht soooooo sexy...

Dann fing aber mit Robben Fords "Rugged Road" der erste Song an, mit irgendwas harmonisch anderen zu kicken. Irgendwelche Töne waren da definitiv abseits von allem, was ich bis dahin kannte - und ab da gabs eigentlich schon kein Halten mehr: die Neugierde war geweckt, vieles harmonisch geradlinige wurde flott auch mal langweilig...

Ging dann recht verträglich und fusionlastig über Mike Stern, Markus Müller, später aber auch Mahavishnu Orchestra und und und immer weiter über die Jahre, uber das Wayne Shorter Quartet konnte ich dann irgendwie in diese nochmal eigenen Gefilde finden... Dann kam das Bassen... Dann Online Lernen mit John Patitucci... Und alleine darüber wird jetzt alles noch einmal ganz neu, teils sehr Bebop-intensiv, kostet mich ganz viel Zeit zum reinfinden und hören hören hören und ist einfach eine unvorstellbar schöne und abwechslungsreiche Welt für mich geworden. ..

Irgendwie ist da auch Hörmäßig für mich über die Jahre alles im Fluß, und ganz herrlich finde ich: es ist nie langweilig! Wie gute Bücher lesen... Auch wenn es nur eine sehr begrenzte Zahl an Buchstaben und Wörtern gibt: gute Geschichten, da kann man sicher sein Leben lang Neues entdecken...
 
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