Das kommt von der falschen Vorstellung, für verschiedene Musikstile unterschiedliche Bässe zu brauchen. Daher kommen auch solche Fragen wie "was ist der beste Bass für Metal?"
Ich würde mich mit einem BC Rich Widow oder einem ESP bzw LTD F155DX in einer Latin-, Blues oder Jazzband auch nicht unbedingt wohl fühlen, schon optisch. Das wäre für mich die Motorsäge, mit der ich keine Bässe bauen wollte.
Gerade um auf einem Bass mehrere Stile bzw. Genre abzudecken, gehört spieltechnische Weiterentwicklung dazu. Man kann auf einem "rüpeligen" Precision sehr wohl derben Metal, aber auch Latin, Swing, Blues, was weiss ich was noch, spielen.
Nächstes Beispiel der Jazz Bass. Er wird auf jeder Bühne, in jedem Genre gespielt.
Und wieder: Musicman Stingray. Jazz, Soul, Blues, Rock'n Roll, Latin, Metal in allen Spielarten....
Es gibt diesen Jeroen Paul Thesseling, der mit einem grätenfreien 7-Saiter Warwick einerseits 12-Ton- und Weltmusik, andererseits bei Obscura und Pestilence Metal macht.
Wenn Du denkst, dass man für ein bestimmtes Genre unbedingt einen Ken Smith 6-Saiter braucht, dann bist Du schief gewickelt bzw. frickelst gerne ganz oben herum. Wenn Du das magst, auch gut.
Aber ich bin davon überzeugt bzw. praktiziere es jede Woche wieder, man auch mit anderen Bässen "anspruchsvollere" Musik spielen. Wenn man dann noch das Werkzeug hat, dass diese Vielfalt zulässt, dann liegt man richtig. Wobei ich jetzt schon wieder einen Fehler gemacht habe, denn "was ist anspruchsvolle Musik"? Technical Death Metal gehört da bestimmt auch dazu, ebenso Jazz und noch ein paar Genres.
So ein Ken Smith ist dann schon wieder ein "Spezialwerkzeug", das prima (zum Beispiel) dazu dient, einen Brille zu reparieren.
Wenn ich aber eines habe, mit dem ich einerseits ne Brille reparieren, andererseits aber auch nen Nagel einschlagen und eine alte Mutter sprengen kann, und zwar alles genau gleich überzeugend, dann habe ich das richtige Werkzeug. Dann darf ich auch wunschlos glücklich sein.
Das klingt eher nach einer Frechtfertigung für "massives GAS".
Aber Du hast da natürlich auch irgendwie, bis zu einem bestimmten Punkt, recht. Irgendwann reicht einem der Harley Benton Preci nicht mehr. Dann kauft man sich einen Squier, Edwards, Tokai - oder sogar einen echten Fender. Vielleicht wechselt man auch vom "rüpeligen" Preci auf nen "feiner klingenden" Jazz, vielleicht sogar als 5-Saiter. Oder kauft sich nen Bass mit Humbucker-Bestückung und HiFi-Sound.
Irgendwann brauchts aber keinen "besseren Bass" mehr, um sich weiter zu entwickeln. Denn, mal ganz grundsätzlich: Es ist der Bassist, der den Bass spielt, nicht umgekehrt! Ein "besserer" Bass macht aus einem durchschnittlichen Spieler keinen Markus Miller. Oder ein Musicman Bongo 6-Saiter keinen John Myung. Zum Beispiel.
Ich schaue bei jeder Gelegenheit auf BR Alpha "Jazz oder nie", meisstens Aufnahmen der Jazztage in Burghausen, und besuche Konzerte, wenn ein namhafter Künstler in meine Region kommt. Was sieht man für E-Bässe auf diesen Bühnen? Zu 70 - 80% gewöhnliche "Brot- und Butter - Bässe" wie Fender, Ibanez und Musicman, ein paar Fodera, wenige Smith, wenige Sadovski, ein paar Edelbässe aus den 80ern und 90ern. Etwas weniger 5- als 4-Saiter, recht selten mal nen 6-Saiter. Dazu machen diese Bässe meisst einen recht gut eingespielten Eindruck.
Warum sollen diese wirklich ernsthaften Musiker, die sich durch verschiedene Jobs und Combos dauernd weiterentwickeln, sich einen Bass anschaffen, der vielleicht "noch besser" als die alte Axt ist, mit der er so hervorragend zurecht kommt?
Ich denke einfach, dass Du diesen Bass, den Du den "Deinen" nennen würdest, mit dem Du wirklich zufrieden bist, noch nicht gefunden hast.