hey, was ist bei euch so der Kurs für eine Bassstunde?

[EADG]

Willst du Namen oder eine Zahl?

Ich wollte sagen, dass spätestens seit Filmen wie "fame" alle wissen, dass it is a long way to the top, if you wanna Jazz oder Pop oder so.

 

[Gast83234]

it's a long way to pimper mary .....

 

[Geosammler]

it's a long way to pimper mary .....

Och, als holy spirit geht das ratzfatz...

 

[f_luxus]

Wer studiert denn Jazz oder populäre Musik und geht davon aus, dass er mit Auftritten als freiberuflicher Jazzer oder Popmusiker eine Familie ernähren kann?

Mindestens 50% der Bewerber.
Da ist man ja auch 19 oder 20 rum...
Solange man noch keine Kinder hat, geht das ja auch.
Wenn ich so überlege wieviele meiner ehemaligen Kommilitonen Kinder haben, dann würde ich sagen maximal 20%, eher weniger. Auch irgendwie traurig.

 

[TheBass]

Um das zu vergleichen, muss man die hiesige Szene erst mal in ihre Einzelteile zerlegen. Ich unterscheide da ganz grob 3 Gruppen:

Künstler. Die machen ihr Ding, ob alleine oder im Rudel, und ziehen es durch. Aus Deutschland vielleicht sowas wie Ärzte, Element of Crime, Mark Forster um auch einen Jüngeren dabei zu haben. Da spielt Geld und Geldverdienen ganz lange keine Rolle und eines Tages klappt es oder auch nicht. Wenn die Erfolg haben, müssen sie sich nicht solidarisieren mit den Erfolglosen, die früher oder später sowieso in der Versenkung verschwinden.

Gewerkschaftsnotwendigkeitsfaktor: Null.


Orchestermusiker. Ihnen gelingt der Spagat zwischen künstlerischer Attitüde und öffentlichem Dienst. Viele arbeiten nebenher an der Musikschule, die Arbeitszeiten geben das locker her. Ob das Orchester erfolgreich ist oder nicht, spielt überhaupt keine Rolle, der jeweilige Tarifabschluss ist bindend. Manchmal werden solche Orchester geschlossen. Dann gibt es sehr üppige Sozialpläne oder Versetzungen innerhalb der entsprechenden Strukturen. Tut nicht weh. Die Ehrgeizigen mit künstlerischem Anspruch streben Solistenkarrieren an oder werden Dirigent. Manche wechseln auf Hochschulprofessuren, das ist dann quasi der siebte Himmel mit Zusatzzahl. Muss aber alles nicht sein, man kann da ganz bequem mit der Meute schwimmen, seine Hobbies ausüben und gesund und entspannt in Rente gehen.

Gewerkschaftsnotwendigkeitsfaktor: nicht erforderlich weil sowieso vorhanden.


Mukker. Musician's musician, wie der Amerikaner sagt. Einfach ausgedrückt: musikalische Tagelöhner. Darunter kann sich jeder was vorstellen. Wenn es halbwegs läuft, hängen sie an einem erfolgreichen Künstler so wie Ken Taylor am Maffay oder arbeiten einem öffentlichen Betrieb zu, haben also solvente und zuverlässige Auftraggeber. Viele unterrichten zu haarsträubenden Bedingungen. Die Meisten kloppen sich in ihren mehr oder weniger originellen Coverbands mit der Konkurrenz aus der Amateurliga, die die Preise schon lange platt gemacht hat. Es gibt, Achtung: Plattitüde!! mehr Zahnärzte in Jazzbands als Jazzer mit eigener Zahnarztpraxis. Musik machen darf jeder, Zähne flicken nicht. Irgendwie ist das auch richtig so.

Gewerkschaftsnotwendigkeitsfaktor: Eintausend. Weil aber kaum jemand zugeben mag, wie knapp es auf seinem (Renten)Konto aussieht, wird weiter gespielt. Hat die Kapelle auf der Titanic ja auch so gemacht und absaufen tut man ja noch nicht.


Wenn man sich solche Systeme wie GEMA oder SPOTIFY anschaut wird schnell klar, dass die Großen alles längst so eingerichtet haben, dass der Teufel auf den größten Haufen scheißt. Bands im Aufbau haben gar keine Chance, bei SPOTIFY auf ausreichend Klicks zu kommen. Die Angestellten im Kulturorchester müssen sich auch nur mit sich selbst solidarisieren, die wissen garnicht, was außerhalb läuft. Bleiben die Mukker, die an einem Strang ziehen müssten. Mit welchem Druckmittel? Man könnte ein halbes Jahr lang keine Hochzeiten mehr spielen. Problem: merkt keiner, da kommt sowieso der DJ. Man könnte als Zuarbeiter 2 Tage vor der Premiere zum Intendanten gehen und mehr Geld fordern. Kann man einmal machen. Also 1 x. Ich weiß das aus Erfahrung (war trotzdem lustig).

Die Erkenntnis: Mukker werden nicht mehr gebraucht. Schön, wenn welche da sind, aber der Planet dreht sich auch ohne sie. Ist wie mit dem Bergbau im Ruhrgebiet, mehr als Nostalgie ist nicht übriggeblieben. Zum Zwecke der Dekoration bei entsprechenden Festivitäten genügt es, auf Ehemalige in Frührente oder rollenspielende Amateure zurückzugreifen. Die machen das umsonst und gerne!! Smiley. Just my Einschätzung, muss nicht echt sein.

Wenn das so ist, warum klappt das dann in den USA ? Und sag' mir bitte nicht, dass die Konkurenz dort nicht mindestens genauso heftig wie in D ist. Wenn man in SF, LA, NY etc. durch die Strassen läuft, findet man buchstäblich an jeder Ecke Musiker, bei denen einem die Kinnlade runter fällt. Wieso klappt eine solche Gewrkschaft ausgerechnet im Mutterland des "Hilf-Dir-Selbst-Oder-Stirb" Kapitalismus ?

 

[Geosammler]

Wenn das so ist, warum klappt das dann in den USA ? Und sag' mir bitte nicht, dass die Konkurenz dort nicht mindestens genauso heftig wie in D ist. Wenn man in SF, LA, NY etc. durch die Strassen läuft, findet man buchstäblich an jeder Ecke Musiker, bei denen einem die Kinnlade runter fällt. Wieso klappt eine solche Gewrkschaft ausgerechnet im Mutterland des "Hilf-Dir-Selbst-Oder-Stirb" Kapitalismus ?

Ich glaube, Amis haben ein besonderes Verhältnis zu Gewerkschaften, weil ihnen sonst keiner hilft. Im Falle von Arbeitsproblemen hilft oft nur die Gewerkschaft. Wir Deutschen ticken da anders....

 

[EADG]

warum klappt das dann in den USA

Die haben einfach bessere Lehrerinnen und Lehrer da.

 

[Mudskipper]

Mukker. Musician's musician, wie der Amerikaner sagt. Einfach ausgedrückt: musikalische Tagelöhner. Darunter kann sich jeder was vorstellen. Wenn es halbwegs läuft, hängen sie an einem erfolgreichen Künstler so wie Ken Taylor am Maffay oder arbeiten einem öffentlichen Betrieb zu, haben also solvente und zuverlässige Auftraggeber.

Funny Story von einem mittlerweile langjährigem Mitglied des Künstlerkollektivs Deichkind:
War Schulfreund eines Gründungsmitgliedes ist dann aber statt Hiphopper Sessionbasser geworden.
Schnauze voll hatte er dann in dem Moment als er für hundert Mark einen Playback-Auftritt für Ronan Keating(life is a Rollercoaster, haha) bei Wetten Dass bekommen hat und dort mit dem eigenen Golf II hingeritten ist. Dann hat er sich an Deichkind gehangen und die bzw. seinen alten Freund so lange genervt bis er festes und am Ende auch kreatives und wichtiges Mitglied bei den Deichkindern wurde.
Eine der Wohl sehr wenigen Fälle wo er vom Mucker zum Künstler aufgestiegen ist.

 

[EADG]

Mindestens 50% der Bewerber.
Da ist man ja auch 19 oder 20 rum...

Haben die keine Eltern?

Im Ernst: Viele studieren -und das ist auch richtig so- aus reinem Interesse und nicht wegen der Verdienstmöglichkeiten. Aus meinem Jahrgang haben Leute Biologie studiert, um in Afrika Urmenschen auszugraben. Andere haben Kunst oder Musik studiert. Die Musiker haben Orchesterstellen, beziehungsweise haben sie es als klassische Musiker "geschafft". Geld hat die dabei nicht interessiert.

Wenn es mit dem Einkommen nicht hinkommt und die Kinder einen hungrig angucken, muss man dann umdisponieren. Derjenige, der in Afrika nach Knochen gebuddelt hat, ist jetzt in einem Ingenieurbüro. Der Künstler entwirft und baut Messestände oder macht Werbemaskottchen für irgendwelche Firmen.

 

[bassmansemi]

Die haben einfach bessere Lehrerinnen und Lehrer da.

Vllt, aber evtl liegts (zumindest an Unis) an fehlender Nähe von Lehrenden zur "Industrie"? Ich wage jetzt mal zu behaupten, dass ein Künstler XY auf der Suche nach einem jungen aufstrebendem guten Mucker eher bei der Mannheim Pop sucht als auf ner Uni

 

[Gast83234]

Wieso klappt eine solche Gewrkschaft ausgerechnet im Mutterland des "Hilf-Dir-Selbst-Oder-Stirb" Kapitalismus ?

Weil sie auch dort nur in bestimmten Teilbereichen funktioniert, ganz einfach. Den Kern bildet die Filmindustrie in Hollywood, die ja auch jede Menge Musik produziert. Die Gewerkschaften haben schon vor vielen Jahrzehnten durchgesetzt, dass ein bestimmter Prozentsatz des Budgets für Musik ausgegeben werden MUSS. Wenn das nicht passiert, kommt der Film nicht in die Vermarktung. Also sitzt da ein komplettes Orchester für auch den dusseligsten Jingle, weil die sowieso bezahlt werden müssen. Jetzt kommt's: Warum KLINGEN Hollywood-Produktionen so viel geiler als diese unerträgliche Scheiße, die sich deutsches Kino nennt?? Da sitzt kein WMM-Student mit 'nem Synthie von Tchibo und drückt bei Gefahr zweimal auf Preset 16, da kommt im Zweifelsfall Quincy mit 'nem Stapel Noten unterm Arm und dirigiert, bis es sitzt.

Das wäre dann in etwa so wie bei unseren Kulturorchestern. Und die haben auch nicht Platz für alle.

 

[Mr.Mingus]

Der letzte Lehrer hatte keinerlei pädagogisches Feingefühl und hat ihr effizient das Interesse am Klavier für immer (denke ich) ausgetrieben.

das war auch mit ein grund warum wir den lehrer gewechselt haben. wor waren in der städtischen Musikschule und meine tochter wollte nicht mehr. jetzt zahle ich halt 30€ mehr aber sie hat wieder ihren spass. und da ich sowieso die gebühren bis zum sommer für die städtische noch zahlen muss, gehe ich seit wochen hin und lerne etweas klavier

 

[whitewater]

Du kannst das ab, ohne Feingefühl?

 

[Neophytos]

Wer studiert denn Jazz oder populäre Musik und geht davon aus, dass er mit Auftritten als freiberuflicher Jazzer oder Popmusiker eine Familie ernähren kann?

…

 

[f_luxus]

…

Ist das ein Jazzmusiker, der seine Jahresendabrechnung von den Stadtwerken bekommen hat?

 

[f_luxus]

Ist das ein Jazzmusiker, der seine Jahresendabrechnung von den Stadtwerken bekommen hat?

Nur zur Erklärung, ich lach hier auch über mich selbst...

 

[Neophytos]

Nur zur Erklärung, ich lach hier auch über mich selbst...

Alles gut , with war leider gut ! Aber wenn man gut ist , auch als Studierter Jazzer und Popper , kann man bisschen mehr als die Familie ernähren ! Studium spielt auch nicht immer eine Wichtige Rolle ! Man muss Musik lieben und leben ! Und egal was für stereotypen es gibt , im Endeffekt dieser ganzer „Jazzer“ spielen die schöne foderas und Hammer teuere schöne Kontrabässe

 

[Neophytos]

Nur zur Erklärung, ich lach hier auch über mich selbst...

Und übrigens ich spiele einen Gig für die Stadtwerke Heidelberg am Sonntag , ich hoffe die lassen meine Abrechnung verschwinden

 

[Prof-A.(Lodderleder Inc.)]

Und übrigens ich spiele einen Gig für die Stadtwerke Heidelberg am Sonntag

...hmhm... ...

 

[toko42]

Nur daß dort die Gewerkschaften seit Reagans Zeiten mindestens in den großen/größten Unternehmen nicht mehr viel Bedeutung haben.
Warum sonst gibt es solche Probleme bei Amazon und kann der MuskElon bei Twitter 1000e einfach so kündigen?

Und auch hier in D, wo früher in großen Unternehmen Gewerkschaften stark waren, sind sie das heute nicht mehr...

Ich glaube, Amis haben ein besonderes Verhältnis zu Gewerkschaften, weil ihnen sonst keiner hilft. Im Falle von Arbeitsproblemen hilft oft nur die Gewerkschaft. Wir Deutschen ticken da anders....