Ich würde gerne etwas ergänzen zum Thema "Bluetooth-Seitenumblätterer". Nachdem ich mich nicht für Airturn, Firefly usw. erwärmen konnte (mich stört dieses Plastik), bin ich vor knapp drei Wochen in Seattle zufällig über einen kleinen Hersteller namens "Coda Music"
gestolpert, der einen Bluetooth-Pageturner in Metallgehäusen baut. Ohne allzu viele Optionen und Wahlmöglichkeiten, dafür aber unzerstörbar. Ich habe mal ein paar Bilder gemacht:
Das Ding heißt "Stomp", läuft wahlweise mit Netzteil oder 9V-Block und hat im wesentlichen drei Seiten, die man gebrauchen könnte: das Bedienfeld oben, Anschlüsse und Antenne hinten und einen abschraubbaren Deckel an der Unterseite.
Bedienfeld: oben rechts schaltet man ein und aus. In der Mitte wählt man, was die beiden Fußtaster machen sollen (links/rechts, hoch/runter, PgUp/PgDn oder Eingabe/Leerstelle) und wenn man den Knopf oben links mit dem "unendlich"-Symbol drückt, blättert er, wenn man den Fußtaster gedrückt hält, nicht nur einmal um, sondern solange Seite für Seite weiter, bis man den Fuß wieder vom Taster nimmt.
An der Rückseite kann man ein Center Pin Negativ-Netzteil anschließen. Tut man das, lässt sich über die USB-Buchse ein weiteres Gerät mit Strom versorgen. Die außenliegende Antenne soll größere Reichweiten ermöglichen für den Fall, dass man mit dem Gerät nicht nur sein, sondern gleich die Tablets der gesamten Kapelle umblättern möchte und der ein oder andere Kollege weiter wegsitzt.
Die LEDs sind blau. Nicht super-subtil, aber auch nicht so grell, wie sie auf den Fotos wirken. Das ist eher meinem Telefon geschuldet.
Das Ding geht nach 30 Minuten ohne Aktivität aus, ist beim kleinsten Knopfdruck aber sofort wieder da. Wie überhaupt die Paarung extrem schnell läuft. Ich habe das zu Beginn einmal eingestellt. Seitdem ist das Teil in weniger als 2s online, wenn ich den EIN-Knopf drücke.
Die Taster sind wie alles andere aus Metall. Sie verursachen ein Geräusch. Nicht so ein sattes Bodentreter-Einrast-Metallklicken, sondern etwas Schleifend-Dezentes. Schwer zu beschreiben! Wenn man es darauf anlegt, kann man aber auch fast geräuschlos schalten.
Etwas Bedenken hatte ich vor dem Kauf wegen der Höhe des Gehäuses. Airturn und PageFlip sind ja eher flach. Der "Stomp" dagegen misst vom Boden bis zur Gehäuseoberfläche (inkl. der Gumminupsis darunter) 36 mm. Ich könnte mir vorstellen, dass das den ein oder anderen Pianisten abschrecken könnte, der da ständig mit seinem Fuß drauf ist. Mich als Bassisten stört es aber nicht. Ist wirklich nicht zu hoch.
Laut Beschreibung hat das Ding noch eine Funktion, die ich allerdings noch nicht gebraucht habe: so ein BT-Seitenblätterer stellt ja im grunde nichts anderes dar als eine BT-Tastatur, bei der man alle Tasten außer links/rechts, hoch/runter etc. weggelassen hat. Je nach Computer und Software könne das nun zu Problemen führen, wenn die BT-Tastatur aktiv ist, man aber gleichzeitig die Computer- oder Tablet-Tastatur benutzen möchte (z.B. um einen Kommentar innerhalb des Notenblatts einzutippen). Falls es da zu einem Konflikt zwischen den Tatstaturen kommt, kann man BT kurzfristig unterbrechen, indem man beide Fußtaster gleichzeitig drückt. Bei nochmaligem Drücken von irgendwas ist das Ding gleich wieder online.
Wie gesagt, ich habe es noch nicht gebraucht. Bei meinem Reader kann ich ganz normal schreiben, auch wenn der Stomp dranhängt.
Das Teil ist leider nicht super billig. Ich habe in Seattle knapp über hundert Dollar bezahlt. Wenn man aber sieht, wie das Ding gebaut ist, geht das mehr als in Ordnung, finde ich. Auf der HP des Herstellers überfahren sie es spaßeshalber mit ihrem Pickup-Truck und es überlebt.
Der einzige Nachteil, den ich bisher ausgemacht habe: um an den 9V-Block zu kommen, muss das Gehäuse aufgeschraubt, also vier Kreuzschlitzschrauben gelöst werden. Allerdings versucht der Hersteller zu beruhigen, indem er schreibt, dass der Stromverbrauch gering sei und die LED oben in der Mitte (die sonst blau blinkt oder konstant leuchtet, je nach BT-Status) die Farbe auf Rot ändert, wenn die Batterie nachlässt. Und selbst dann wäre immer noch eine mehrstündige Session drin für den Fall, dass man an überhaupt keinen Schraubenzieher kommt.
So, das war aber wirklich alles, was sich zu dem Ding sagen lässt. Vielleicht sucht ja irgendwann nochmal jemand außer mir nach einer Alternative zu den arrivierten BT-Blätterern...
klasse
