Der Gig, der in die Hose ging

Zwar kein Gig von mir und eigentlich auch keiner, der in die Hose ging, trotzdem ist er mir als außergewöhnlich in Erinnerung geblieben: Anfang 80er Jazzfestival Moers Auftritt Fred Frith. Besetzung 6(?) E-Gitarren und Schlagzeug. Die Gitarren spielten alle einen anderen Akkord im Ramones-Stil zum Heavy-Rock-Schlagzeug und haben den Akkord nicht gewechselt. Nach 5 Minuten konnte man die erstaunlichsten Obertöne identifizieren. Das Publikum teilte sich dann in zwei Lager: Die Einen fanden es genial und die Anderen fühlten sich verarscht. Es gab regelrechte Tumulte und fast Schlägereien und einen heftigen Streit darum, ob das jetzt gut oder schlecht sei.

Ich fand die Musik und die Situation total faszinierend.

Die beim Jazz sich analysierend den Vollbart kraulenden Cordhosenträger konnten anscheinend mit dem Ramones-Gitarrensound nix anfangen.
:bier:
 
Geosammler schrieb:
Lampenfieber...
Habt ihr schon mal nen Auftritt versaut, deswegen?
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ich hatte umzugsbedingt mal eine längere bandpause von 5-6 jahren und davor auch ne etwas längere phase in der ich mehr studio projekte hatte als gigs... der erste gig mit meiner aktuellen band war dann direkt vorgruppe für fiddlers green... riesen bühne, 500-600 leute im publikum - das hat sich angefühlt wie erstes mal zehn meter brett im freibad an nem kalten herbstmorgen:fear:

während des ersten songs hab ich dann ohne es zu merken das instrumenten kabel aus meinem bodentuner gezogen -> bass weg! da is der puls dann nochmal doppelt so hoch gegangen :D... beim sprint zum ersatzbass am bühnenrand hab ich dann gesehen, dass ich mein, zugegeben mit 1m für diese bühnengröße wohl etwas kurz bemessenes kabel hinter mir hergezogen habe... also mal ganz cool beim drummer gepost (als wäre mein verzweifelter sprint krasse stage action) zurück zum tuner, kurz gebückt, kabel rein und ab da wars dann auch richtig geil :great:...

seitdem hab ich eigentlich kein lampenfieber mehr, dafür aber ein 6 meterkabel mit zugentlastung am effektboard -> egal wie klein die bühne ist!
 
ollo schrieb:
aber normalerweise kann man als Selbständiger gar nichts ablehnen. Als Angestellter kannst du auch nicht sagen "Chef, das mag ich nicht, das soll der Kollege machen".
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Sorry, aber das stimmt nicht. Gerade als Selbstständiger musst du schauen, ob du's kannst, ob es sich rechnet und ob du mit dem Kunden arbeiten willst.
Und als Angestellter muss es möglich sein, mit dem Chef zu reden. Man muss natürlich Argumente haben...
 
Talisker schrieb:
Sorry, aber das stimmt nicht. Gerade als Selbstständiger musst du schauen, ob du's kannst, ob es sich rechnet und ob du mit dem Kunden arbeiten willst.
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ich kenn eigentlich nur leute die sich primär selbständig gemacht um nicht mehr alles machen zu müssen... ist halt die frage in wiefern es im jeweiligen berufszweig möglich ist sich zu spezialisieren....
 
ollo schrieb:
aber normalerweise kann man als Selbständiger gar nichts ablehnen.
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Man kann sehr viel ablehnen. Und wenn man schlau ist, macht man das auch. Es ist besser für die geistige Gesundheit, wenn man frühzeitig lernt und regelmäßig anwendet.
Ja, es kann sein, dass man dann nicht reich wird. Andererseits hat man, wenn man "nicht so netten Kunden" absagt, auch Raum für neue, interessante, nette, gute Kunden.
Man kann / sollte nicht jede "zu schwierige" oder "zu langweilige" Aufgabe ablehnen, aber man sollte nicht mit Arschlöchern arbeiten müssen.

-Andreas
 
Talisker schrieb:
Sorry, aber das stimmt nicht. Gerade als Selbstständiger musst du schauen, ob du's kannst, ob es sich rechnet und ob du mit dem Kunden arbeiten willst.
Und als Angestellter muss es möglich sein, mit dem Chef zu reden. Man muss natürlich Argumente haben...
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Da hast du recht. Es geht auch nicht darum, dass eine Arbeit unzumutbar ist, sondern darum, dass bei einer wie auch immer gelagerten gestaltenden Tätigkeit der persönliche Geschmack des Ausführenden erst mal nicht zählt, sondern der des Auftraggebers. Frag mal einen Architekten über Bauherrenwünsche... ganz zu schweigen vom Finanzbudget. Außer man ist so rennomiert , dass man aufgrund seines Renomees den Auftrag bekommt.

Wer ist in dieser Situation? Die meisten spielen nicht in der Liga von Rem Koolhaas oder Stevie Wonder. Sogar ein Künstler wie Prince hat sich über die Einengung durch seine Plattenfirma beschwert.
:bier:
 
Zuletzt bearbeitet:
Oh, da habe ich mich mal wieder blöd ausgedrückt.

Talisker schrieb:
Gerade als Selbstständiger musst du schauen, ob du's kannst, ob es sich rechnet und ob du mit dem Kunden arbeiten willst.
Und als Angestellter muss es möglich sein, mit dem Chef zu reden. Man muss natürlich Argumente haben...
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Das ist richtig. Das muss man ja auch so machen, sonst kommt man in Teufels Küche. Ich darf ja nichts versprechen was ich nicht halten kann.

clumsybass schrieb:
ich kenn eigentlich nur leute die sich primär selbständig gemacht um nicht mehr alles machen zu müssen... ist halt die frage in wiefern es im jeweiligen berufszweig möglich ist sich zu spezialisieren....
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Das ist halt auch richtig.

anbra schrieb:
Man kann sehr viel ablehnen. Und wenn man schlau ist, macht man das auch. Es ist besser für die geistige Gesundheit, wenn man frühzeitig lernt und regelmäßig anwendet.
Ja, es kann sein, dass man dann nicht reich wird. Andererseits hat man, wenn man "nicht so netten Kunden" absagt, auch Raum für neue, interessante, nette, gute Kunden.
Man kann / sollte nicht jede "zu schwierige" oder "zu langweilige" Aufgabe ablehnen, aber man sollte nicht mit Arschlöchern arbeiten müssen.
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Da wüsste ich nciht zu widersprechen.

EADG schrieb:
Da hast du recht. Es geht auch nicht darum, dass eine Arbeit unzumutbar ist, sondern darum, dass bei einer wie auch immer gelagerten gestaltenden Tätigkeit der persönliche Geschmack des Ausführenden erst mal nicht zählt, sondern der des Auftraggebers. Frag mal einen Architekten über Bauherrenwünsche... ganz zu schweigen vom Finanzbudget. Außer man ist so rennomiert , dass man aufgrund seines Renomees den Auftrag bekommt.

Wer ist in dieser Situation? Die meisten spielen nicht in der Liga von Rem Koolhaas oder Stevie Wonder. Sogar ein Künstler wie Prince hat sich über die Einengung durch seine Plattenfirma beschwert.
:bier:
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… und das eben auch.

Wir sind uns ja einig. Unzumutbares muss man ablehnen, über Schwieriges muss man reden, Unmögliches darf man nicht annehmen. Es bleibt der Grat zwischen ""brauche ich nicht" und "ich brauche das Geld". Von "reich werden" träume ich gar nicht mehr, brauche ich auch nicht. Mir genügt es, wenn ich rumkomme, manchmal dürfte es aber etwas mehr sein. Dienstleistung ist halt von vielen Dingen abhängig. Im Moment (Corona …) kann ich froh sein, dass ich solo arbeite, sonst wäre ich längst insolvent.
 

Da kann ich auch mitreden.

Anfang/Mitte der 90er habe ich in einer Hardcoreband gespielt. So Cro-Mags/New York Style, also kurz und knackig auf´s Maul. Wir hatten dann einen Gig in Solingen und sollte Opener für eine kanadische Hardcoreband machen, soweit ok. Leider war es eine Straight-Edge Truppe, und wir so ungefähr das genaue Gegenteil.

Wir kamen da an, haben uns erstmal über das Fleisch- und alkoholfreie Catering beschwert. Also zu Mäcces ;-) und Bier an der Tanke holen und die Laune des Hauptacts war dann schon leicht im negativen Bereich.

Das Gute war dann, das Publikum war auch komplett straight edge ;-), aber immerhin war die Hütte mit wahrscheinlich 800-1000 Leuten gut gefüllt. Wir haben also saufenderweise unser Programm durchgezogen und bis auf wenige Zwischenrufe kam das auch ganz gut an, weil musikalisch halt voll auf die Mütze. Naja, zumindest bei den 100 Leuten die NICHT rausgegangen sind.

Mir war dann noch schlecht, ich habe hinter mein Fullstack gekotzt und irgendwann haben wir eingepackt.

War jetzt keine komplette Katastrophe, aber auch nicht total geil.
 
87 war ich mit meiner Ausbildung an der Jazzschule München fertig und hatte mit 2 Freunden die Idee ein Jazztrio in kurzer Zeit aus dem Boden zu stampfen. Der größte Fehler war schon das anzugehen wie ein Tanzband-Projekt. So wurde das Ergebnis dann auch und das Publikum quittierte es entsprechend.
Wir hatten 25 Realbook-Stücke hastig eingeübt sodass die irgendwie liefen und an dem Nachmittag wo wir in dem Café spielten, gab es bei den ersten 2,3 Stücken verhaltenes Klatschen von 4, 5 Personen, danach hat man uns nur noch ignoriert.
Während des Gigs fragte mich der Schlagzeuger ob es hier auf der Bühne kein Loch gibt, durch das man verschwinden könnte. ☹️
Hinzu kommt, dass der Laden jahrelang mein Stammlokal war. Die hatten viel Livemusik, aber niemand vor uns - ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern - hat dort so einen Gig abgeliefert. 🙈 War das peinlich….. aber selbst schuld.
 
Zuletzt bearbeitet:
Den übelsten Gig überhaupt hatten wir letztes Wochenende.
Gebucht von einem alten Kumpel und seiner Verlobten für ihren Polterabend.
Draußen, überdacht und ein LKW als Bühne.
Cool!
Zugelassen für 150 Leute, die auch da waren.
Es wurde tonnenweise Porzellan zerdeppert und als wir anfingen zu spielen wurden die Scherben lautstark in einen Container geschüppt.
Aber dieses merkwürdige Publikum zeigte NULL Reaktionen, es wurde nichtmal mit dem Fuß gewippt und niemand gab Applaus.
Eine Frau kam zur Bühne und schrie Andre an, es sei viel zu laut.
Wir machten dann leiser.
Nach dem ersten Set liefen direkt die scheiss Böhsen Onkels, die Hosen und Konsorten, wo dann mitgegröhlt wurde.....
So falsch waren wir noch nie!
Wir haben einfach abgebaut, natürlich bei strömenden Regen und sind gefahren.
Gage gab es auch nicht.

Das trifft einen schon, denn unser Rock'n Roll und Rockabilly kommt eigentlich immer gut an.

Erinnert mich an die Season Open Party eines MC in der Nähe, nur mit dem Unterschied, dass die Jungs und Mädels ihre Emotionen nicht zeigen (dürfen) und hinterher ankamen und sagten wie sehr es ihnen gefallen hat.
 
wir haben mal auf einem Mühlenfest auf zwei hintereinander stehenden landwirtschaftlichen Anhängern als Bühne gespielt. Die waren wie LKWs mit Plane überdacht. Dann fing es an zu regnen und zwischen hinterem und vorderem Anhänger entwickelte sich ein kleiner Wasserfall. Drums und Bass (ich) waren hinten, die Gitten und der Sänger vorn.....und zwischen uns der Wasserfall......
 
Wir hatten mal auf einem Stadtfest in Schongau einen irren Gig. Etwas über 1500 Leute, wir allein auf einer schönen Open Air Bühne, zunächst schönstes Wetter und es lief von Anfang an großartig.
Dann zog ein Gewitter heran, es begann ordentlich zu regnen aber ein Teil der Leute blieb, da es viele Stehtische mit Schirmen gab. Obwohl der Regen schon langsam anfing oben in die Beleuchtung zu tropfen haben wir dann noch so 45 Minuten weiter gespielt und dann erst aufgehört, als der Mischer uns signalisierte, dass jetzt Schluss sein muss.
Nichts ist so geil wie ein Gig mit Flowgefühl. 🙂
 
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