Um mal auf die Ursprungsfrage zurück zu kommen: wenn ich "neue" MusikerInnen bzw. Bands entdecke und gut finde, dann recherchiere ich eigentlich immer. Nicht unbedingt eine porentiefe Komplettdurchleuchtung, aber wenigstens mal gucken, was die bisher noch so gemacht haben, mit wem welche Musik usw. Einfach um einen Überblick zu bekommen, was da so musikalisch abgeht. Im Zuge dessen bekommt man dann ja auch unweigerlich mit, wie es mit moralischer, ethischer, politischer und sonstiger Einstellung so bestellt ist. Da geht heute natürlich erheblich einfacher als noch in den 80gern.
Ich kann (und möchte) die Musik (bzw. generell Kunst) nicht von den schaffenden Menschen dahinter trennen. Auch wenn es durchaus Lieder gibt die mir gefallen, "verkneife" ich mir die, wenn ich mit den Künstlern nicht d'accord gehe. Ein Beispiel: als traditioneller Bogenschütze stolpert man irgendwann über den Song "Fred Bear" von Ted Nugent. Der Song gefällt mir, der Künstler sagte mir nichts. Nachdem ich mal geschaut habe, was es von dem sonst noch so gibt und in dem Zuge auch viel über seine Einstellung erfahren habe war der Zug dann auch direkt abgefahren. Auch sonst gibt es diverse Künstler und Bands, die so wieder aus meinem Musik-Kosmos verschwunden oder gar nicht erst reingekommen sind. Mein Boykott besteht dann darin, nichts (mehr) von den Künstlern zu erwerben und Konzerte sind dann natürlich auch außen vor. Betreffende, bereits in meinem Besitz befindliche, Tonträger verschenke ich dann oder verscherbel die auf dem Flohmarkt. Bisher war noch nichts dabei, was moralisch so verwerflich wäre, dass ich es durch den Schredder hätte schieben müssen.
Ich erlaube mir gerne mal den Leuten, die Bands immer sofort politisch einsortieren wollen, den Song "Ülüsü" vorzuspielen - ohne vorher zu sagen, von wem der ist. Nachdem dann das Gewüte losgeht, was ich denn da für ne Nazi-Mucke spielen würde, drücke ich den Leuten dann die dazu gehörige CD-Hülle in die Hand... gibt dann immer große Augen und Gestammel
Der Song ist IMO ein gutes Beispiel dafür, dass Werk und Künstler immer in Relation zueinander stehen und auch so betrachtet werden sollten.
Edit: was mein "d'accord" angeht: ich habe meinen Standpunkt und akzeptiere ein ziemlich weites Spektrum drum herum bei anderen Menschen - leben und leben lassen. Ich definiere nicht für die Menschheit, was "gut" und "Richtig" ist. Allerdings gibt es auch für mich Grenzen. Wenn die überschritten werden, dann bin ich nicht mehr d'accord.
war schon herrlich.
