Als langjähriger Holzwurm und Boxenbauer misch ich mich auch mal rein....
Das Thema Schwalbenschwanzverzahnung ist sehr aufwändig und mit Heimwerkergeräten nicht ordentlich realisierbar. Nen fertiges TL606-Gehäuse gibt's übrigentz bei Dirk von Tubetown.de.
Dirk Munzinger ist quasi das für Gitarristen, was Hans für uns Basser ist. So richtig billig ist das Gehäuse nicht, aber dafür extrem stabil und sogar relativ leicht.
Ich habe bei meinen Boxen (Birke-Multiplex 15mm) zur Verstärkung folgendes angewendet. Ich habe das Gehäuse ganz normal stumpf verleimt und habe dann nachher an den ganzen Kanten entlangt im Abstand von ca. 3cm Löcher gebohrt (8mm Durchmesser und 3cm tief, mit Anschlag gebohrt). In diese Löcher kam dann Leim und Holzdübel. Nach dem Aushärten habe ich die Überstände der Dübel weggefräst bzw. geschliffen und es bleibt eine saubere, plane Oberfläche. Da konnte ich dann auch gefahrlos mit dem Halbrundfräser drüberfahren, um die Kanten zu bearbeiten. Alle Verstärkungsbretter wurden auf ähnliche weise armiert. Vorteil: Das Gehäuse besteht nur aus Holz und hat eine absolut glatte Oberfläche, was folgende Lackier- oder Tolexarbeiten deutlich erleichtert.
Zur TL606. Sowas habe ich auch (heisst bei mir nur Mesa Diesel 15"
) Die Box lebt vom EV15L ! Da dieses Chassis selber für einen 5-Saiter völlig ausreichenden knochentrockenen Bass abliefern kann und zudem noch bis knapp 7KHz !!! hochreicht, ist kein weiteres Chassis erforderlich. So hoch kommt mancher 10" nicht!
Der EV15B ist ein reiner Basslautsprecher für den PA-Betrieb. Für Bassgitarre müsste er mit einem Midrange oder Tweeter ergänzt werden und er hat im wichtigen Midbereich auch etwas weniger Wirkungsgrad als der EV15L. Daher also als Breitbänder für E-Bass weniger geeignet.
Zu den Versionen: Der normale EV oder EVM15L hatte seinerzeit eine Nennbelastbarkeit on 200W rms, das spätere ProLine-Modell konnte 400W verkraften, da es eine hitzefestere Schwingspulke aus Nomex besaß, aber ansonsten genau den gleichen Antrieb und Membrane.
Kurzum... Die Wattzahl ist hier völlig belanglos. Die stärkere Version war der aufkommenden "Watteritis" in den späten 80ern geschuldet. In normalen Bassreflexboxen war die 400W-Version weder lauter noch wirkungsgradstärker. Lediglich in den damals noch populären Basshornsystemen konnte die höhere Belastbarkeit sinnvoll genutzt werden, da ein Horn ja die Membranauslenkung stark bedämpft.
Ach ja... Dämpfung...
Was für Hifi-Boxen gilt, muß für Bassgitarrenboxen noch lange nicht gelten.... Die TL606 bzw. die Diesel klingt sogar noch eine ganze Ecke rotziger und spritziger, wenn man sie NICHT bedämpft. Vor wummerndem Midbass muß man keine Angst haben, denn dafür sind die Gehäuse zu klein.
Ist halt Geschmackssache. Die 606 mit dem EV15L ist keine Box, sondern ein Instrument, daß den Sound des Basses im postiven Sinne formt. Gerade passive Bässe profitieren enorm von diesem Frequenzgang, weil halt genau das gepuscht wird, was den Bass in den Vordergrund rückt... nicht mehr, aber auch nicht weniger!
Also denn.. Viel Erfolg mit dem schönen Projekt!
Gruß
Stefan
