Bassisten solidarisiert euch - Ein Aufruf gegen Rassismus in Deutschland und Europa

[Oli Wan]

der zweite weltkrieg ist jetzt 71 jahre her..ich weiss nicht wie das bei anderen ist, aber meine erinnerung an die schlimme zeit ist eher schwach..
den deutschen daher vorzuwerfen, wir müssten es besser wissen,während die paarweniger gut gebildeten in liechtenstein das ja nicht besser wissen könnten, ist
doch ein wenig einfach! dummheit gibts überall, in einem grösseren land mit mehr einwohnern halt mehr davon, nach meiner erfahrung ist dummheit
der absolut demokratischte faktor, denn sie ist über alle länder und ethnien gleich gut verteilt! und "gut" findet immer noch niemand, wie das damals gelaufen ist,
sie sehen nur den zusammenhang gar nicht!
die aktionen mit der begrüssung waren übrigens eine reaktion auf die andere seite, die ablehnung und fremdenfeindlichkeit, nicht nur der deutschen!
das hat mit rosaroter brille gar nichts zu tun, mit ein wenig recherche und nachdenken kommt man da auch drauf. in jedem fall besser als die reaktionen in
anderen ländern, also bestenfalls schnauze halten.

Da wo ich wohne (Liechtenstein) haben wir sehr wenige Flüchtlinge aus den aktuellen Krisengebieten. Dennoch ist ein Flüchtlingswohnheim vorhanden und wird auch von paar Flüchtlingsfamilien genutzt. Ich kann jetzt nicht sagen wie viele es tatsächlich sind, schätze aber, dass es weniger als hundert Personen sind... könnten aber auch mehr sein.
Im allgemeinen ist bei uns so was wie Rassismus total verpönt und absolut nicht akzeptiert! Ist aber auch kein Wunder, denn die meisten Einwohner haben schlichtweg aufgrund der Grösse des Landes Ausländische Wurzeln oder zumindest Ausländische Familienangehörige (Ehepartner, Schwager, usw.). Trotzdem bildet sich allmählich eine immer grösser werdende Gruppe von Rechtsgerichteten Leuten wobei manche sicher auch als "extrem" eingestuft werden können. Die müssen sogar über Geld verfügen, denn immer mal wieder landen in allen Briefkästen Propaganda Flyer mit sehr fragwürdigen Inhalten und es werden dazu immer mal wieder Plakate aufgehängt welche aber zum Glück sofort von Anwohnern wieder runtergerissen werden... sogar die Polizei entfernt diese! Auch existiert bei uns keine rechts gerichtete Partei, die Schweizer haben es da bedeutend schlechter, da sind rechts Parteien immer mehr im kommen und werden stärker und einflussreicher... Wir waren ja auch in der Zeit des 2ten Weltkrieges von den ganzen Konflikten verschont und besassen schon damals keine Armee wodurch wir natürlich neutral waren. Somit besteht bei uns weniger diese furcht vor Krieg wie sie zum Beispiel in Deutschland verständlicherweise existiert. Deshalb denke ich, dass es fast normal ist wenn paar weniger gut gebildete Leute auf die rechte Schiene aufspringen... denn sie wissen es einfach nicht besser... Aber, dass in Deutschland trotz dem ganzen Leid und Zerstörung der Krieg hervorgerufen hat dennoch Leute existieren die das "gut" finden und solches Gedankengut weiterhin beschönigen und jegliche schlimmen Sachen leugnen oder auf andere verschieben finde ich doch sehr extrem! Ich denke, jede Familie in Deutschland hat zumindest Ahnenseitig Angehörige welche durch den Krieg Familienmitglieder und oder Freunde verloren hat... und trotzdem wird das von manchen (leider mittlerweile einem grösseren Teil) zumindest indirekt als gut empfunden... wie kann man nur so blöd sein... das werde ich wohl nie verstehen... einfach krank ist so was! Trotzdem bin ich aber auch der Meinung, dass man nicht unbedingt bei einem ankommenden Flüchtlingsstrom mit "Welcome" Plakaten da stehen muss... das ist einfach etwas übertrieben... Man muss eben auch nicht immer alles aus der Rosa Brille sehen und alles beschönigen... Ich denke, ein normales und vernünftiges helfen ist angebracht und vernünftig. Man muss ja nicht gleich bei jedem einfahrenden Zug unter Jubel die Luftballons steigen lassen... Ich hoffe einfach, das die Momentanen Konflikte auf der Welt langsam zurückgehen und die allgemeine Wirtschaftslage in den Europäischen Ländern welche auch Flüchtlinge aufnehmen und unterstützen (was auch richtig und wichtig ist) das ganze wirtschaftlich auch überstehen!
Michiagi ist gegen rechts und gegen jegliche Form von Hass und Gewalt gegen Ausländer und Fremde!!!

 

[Gast74883]

Das war jetzt nicht besserwisserisch von mir gemeint Es ist rein meine Meinung als aussenstehender....
Natürlich kann man den Deutschen auch nach all den Jahren nicht vorwerfen der Übeltäter zu sein, und deswegen jemanden zu verbieten eine rechts eingestellte Person zu sein... trotzdem ist es für mich unverständlich, dass ein Deutscher aufgrund der Geschichte so was Gut heissen kann... bei all dem Schlamassel der damals angerichtet wurde... und die Probleme sind auch nach 71 Jahren noch fast tagtäglich seh- und spürbar... nur wenn mal ein Bauaushub in einer Stadt gemacht wird stossen die ja nach 71 Jahren immer noch auf Blindgänger und anderem Zeugs... vermutlich liegen auch noch in manchen Gebieten Mienen vergraben... und manche Leute wünschen sich doch tatsächlich ein solches Regime zurück??? einfach krank!

 

[jam_bass]

Ich weiss garnicht mal, ob Dummheit wirklich gleichmäßig verteilt ist. Zur Zeit kommt sie mir in manchen Gebieten ganz besonders grassierend vor.
Geschichte prägt, das ist mal klar. Nur was da manche an Erkenntnissen draus ziehen, lässt einem tatsächlich die Haare zu Berge stehen. Aber das ist neben dem Intellijens-Faktor auch eine Frage von Kompensation, Verdrängung und Übertragung.
Andere Völker haben all das nun mal nicht nötig und sind somit mit gesünderem Karma auf die Welt gekommen.

 

[Gast20213]

Das Internet hat den Menschen in dieser Frage zumindest sehr weiter geholfen.

Immer mehr Menschen wissen heute, dass sie selbst auf keinen Fall dumm sind,
aber die anderen ganz sicher.

Damit ist der Kreis der Verdächtigen wenigstens schon mal grob umrissen. .

 

[Basserismus]

Wie sah denn die Entnazifizierung in de DDR aus?

Ich kann Dir bei Bedarf eine sehr lange Liste von ehemaligen Nazifunktionären schicken, die nach dem Zweiten Weltkrieg
entscheidende Führungspositionen in der Bundesrepublik innehatten.
Das gab es in Gleichem Umfang auf der anderen Seite so nicht.
Die Ursachen, warum es in ganz Osteuropa heutzutage einen stärkeren Rechtspopulismus gibt, liegen meiner Meinung nach nicht an einer
zu schwachen Entnazifizierung nach dem zweiten Weltkrieg, sondern haben soziale Vorbedingungen.

 

[alice d.]

Das war jetzt nicht besserwisserisch von mir gemeint Es ist rein meine Meinung als aussenstehender....
Natürlich kann man den Deutschen auch nach all den Jahren nicht vorwerfen der Übeltäter zu sein, und deswegen jemanden zu verbieten eine rechts eingestellte Person zu sein... trotzdem ist es für mich unverständlich, dass ein Deutscher aufgrund der Geschichte so was Gut heissen kann... bei all dem Schlamassel der damals angerichtet wurde... und die Probleme sind auch nach 71 Jahren noch fast tagtäglich seh- und spürbar... nur wenn mal ein Bauaushub in einer Stadt gemacht wird stossen die ja nach 71 Jahren immer noch auf Blindgänger und anderem Zeugs... vermutlich liegen auch noch in manchen Gebieten Mienen vergraben... und manche Leute wünschen sich doch tatsächlich ein solches Regime zurück??? einfach krank!

ich hab das gefühl, da ist eine art pupertäre anti-haltung am werken. wir haben ein sehr diffiziles system an dos und don'ts, daß aus unserer geschichte stammt, dazu gehört ein system von political correctness. mit blogs wie politically incorrect wurde dagegen protestiert. es gibt missstände, die mit ausländern irgendwie zusammenhängen. adressieren darf man die aber so kaum, auch in der presse gibt es einen codex, der die nennung der nationalität von straftätern verbietet. das stößt auf. gefühlt sind nämlich bestimmte straftaten mit bestimmten nationalitäten oder religionen verbunden. gefühlt wird der deutsche michel um die korrekte wahrnehmung der realität im lande betrogen.
was nun das thema "regime" angeht: ich denke, keiner der "protestwähler", der afd-ler und pegidisten möchte den adolf zurück haben. das gefühl ist ein diffuses "irgendetwas läuft schief im land", angelehnt an ein "früher (aber immer noch nach 1950) war alles besser". die leute haben etwas gegen ausländer, den euro, die bestehende konsensregierung, politiker allgemein... aber sie sind keine nazis. oh nein... sie belegen rechte positionen, fühlen sich aber nicht als rechte sondern agieren nach einem gefühlten "gesunden menschenverstand".
es werden in einer breiten schicht denkverbote abgelegt, die lange gegolten haben und dabei wird pupertär übers ziel hinausgeschossen. die demokratie abschaffen oder einen führer installieren will aber keiner wirklich.
für viele hat die politik einiges vermasselt. real gesehen hat die politik es versäumt, über viele änderungen der letzten jahre transparent zu informieren. da geht vieles am wollen der bürger vorbei:

• die sache mit dem euro und der teuerung. viele haben - warum auch immer - weniger geld in der tasche.
  
• ach, eigentlich mit europa allgemein. fehlende transparenz bei ttip, der für viele leute unverständliche vorgang der beitrittsgespräche mit der türkei (die für die meisten weder geographisch, kulturell, religiös, von den werten her... zu europa gehört), die osterweiterung um irgendwelche bettelländer...
• die bankenrettung. für alles ist geld da, aber omi muß flaschen sammeln.
• der atomausstieg. klar wollte man das. aber merkels wendehalspolitik damals hat einen bitteren beigeschmack. und windräder will auch keiner.
• hartz 4, jeder kommt gefühlt irgendwann in seinem leben mal in die situation arbeitslosigkeit. und nun ist das mit einem repressiven system verbunden, daß einem richtig stress beschert, rasch eine neue arbeit zu finden.
  
• und so weiter und so fort.

das hat alles nichts mit ausländern zu tun, aber all diese felder werden von der npd und der afd beackert. in der wetterau, wo die rechten ordentlich stimmen bei der kommunalwahl in hessen eingefahren haben, ist die windradthematik oft ebenso relevant wie die angst der leute in den kleinen käffern vor dem asylantenheim, daß da demnächst kommen soll. das ist nur dann wirklich verständlich, wenn man sich bewußt macht, daß man da erst mal eine halbe stunde mit dem auto über die landstraße gurken muß, um zum nächsten dönerladen zu kommen. dagegen ist darmstadt total entspannt. es gibt keine windräder und der dönerladen ist gleich um die ecke. wir sind ausländer gewöhnt und wir haben gelernt, daß die kein problem sind. das ist auf dem land noch ganz anders. da hängen die npd-plakate auf augenhöhe. hier hängen sie wenn überhaupt dann auf vier meter höhe...

das thema ist sehr viel komplexer, je länger ich das betrachte. aus der wetterau und aus sachsen-anhalt habe ich jetzt schon interessante analyseversuche gesehen. das bild ähnelt sich: da wird nicht explizit "rechts" gewählt, es wird protestgewählt oder aber es wird gegen den allgemeinen sündenbock gewählt. man kann für etwas wählen - oder gegen etwas. und die stimmung scheint eher zu sein, daß man gegen etwas wählt. gegen das system merkel, gegen europa, gegen überfremdung, gegen die eigenen ängste. der spagat der afd zwischen "realos" im westen und "nazis" im osten wird jetzt schon teilweise (auch von den eigenen wählern) wahrgenommen und wird der partei in diesem jahr sicher noch eine zerreißprobe beschehren. da haben viele höcke (rechts) gewählt, aber nicht so recht mitbekommen, wie viel lucke (also quasi fdp) noch in der partei steckt. dieser spagat innerhalb der partei wird sicher die klientel ganz rasch wieder zu nichtwählern machen oder ein anderes, neu zu bildendes polit-konstrukt der protestler nach oben spühlen. die pegida hat ja auch mal überlegt, eine partei zu gründen...

 

[Basshole]

Ich kann Dir bei Bedarf eine sehr lange Liste von ehemaligen Nazifunktionären schicken, die nach dem Zweiten Weltkrieg
entscheidende Führungspositionen in der Bundesrepublik innehatten.
Das gab es in Gleichem Umfang auf der anderen Seite so nicht.
Die Ursachen, warum es in ganz Osteuropa heutzutage einen stärkeren Rechtspopulismus gibt, liegen meiner Meinung nach nicht an einer
zu schwachen Entnazifizierung nach dem zweiten Weltkrieg, sondern haben soziale Vorbedingungen.

Vorab – Du sprachst von Entnazifizierung in der DDR. Da musst Du schon was sagen. Dein Schweigen belegt das aber ganz gut. Es gab eben in der DDR keine Entnazifizierung noch eine öffentliche Auseinandersetzung. Im Gegenteil. Da besteht doch auch in Forschung und Lehre Einigkeit.

Hier eine fundierte Betrachtung dieser Thematik unter Heranziehung etlicher wissenschaftlicher Quellen:

http://www.bpb.de/apuz/25428/histor...indlichkeit-in-den-neuen-bundeslaendern?p=all

Die Zahlen von NSDAP Mitgliedern, die in die SED eintraten ist ziemlich gewaltig. Das gibt sich nichts. Darüber hinaus war es ja SED-Programm, dass die neue Weltordnung, die der Faschismus anvisierte, der sogenannte deutsche Sozialismus - nicht durch den Faschismus zu erreichen war, nun aber über den Marxismus endlich machbar sei.

Natürlich waren in der BRD etliche Menschen in öffentlichen Positionen die Schuld trugen. Gar keine Frage. Das aber belegt doch nicht, dass keine Diskussion stattgefunden hätte. Das Thema war virulent und ist es bis zum heutigen Tage. Es gab ab 1945 eine sich entwickelnde und um sich greifende umfassende Diskussion und ein öffentliches Aufarbeiten der Schuldfrage. Allein die Liste der historischen Analysen und Veröffentlichungen seit Kriegsende im Westen. Da ist umfassend historisch recherchiert, akademisch analysiert, journalistisch berichtet und diskutiert worden. Das kann man nicht einfach mit Hinweis auf einige Politiker, die Dreck am Steck hatten zur Seite schieben. Die Frage nach der Verantwortung wurde breit gestellt und intensiviert. Ja - sie war am Anfang schwach. Aber das ist ein normaler Prozess der Aufarbeitung. Kein Aufarbeitungsprozess ist sofort bei kompletter Durchdringung und Auslastung. Das ist doch gerade Wesen einer Aufarbeitung, dass sie sich entwickelt. Es war klar, dass in der Gesellschaft überall Schuld und Verstrickung vorhanden war.

Nicht so in der DDR. Dort wurde die Schuld und Verantwortung einfach durch Parteibeschluss abgelegt. Danach gab es weder in der Presse (welche Presse?) noch in sonstigen Institutionen, Gremien, Universitäten oder anderen Einrichtungen eine Diskussion über das Unrecht und die Verstrickung in NS-Schuld.

In der Gesellschaft der DDR gab es nach 1947 keine Schuld mehr. Es war unisono die SED Botschaft, dass die DDR das antifaschistische gute Bollwerk war. Schuld aus der Nazizeit gab es nur in der BRD. Die DDR beschäftigte sich hauptsächlich mit der Abgrenzung zum Westen - nicht mit der Schuldfrage des NS-Regimes. Darüber hinaus wurde in der DDR ein Großteil des NS-Unrechtstaates strukturell weitergeführt. Unterdrückung der Meinungsfreiheit, Vereine und bürgerliche Zusammenschlüsse waren verboten, die absurden öffentlichen militärischen Masseninszenierungen etc.etc. Nicht zu vergessen das nach SED-Vorstellung so gesunde und fortschrittliche Volkskollektiv war eine schlichte Fortführung der nationalsozialistischen Volksgemeinschaft – einfach nur anders angemalt. Und wer sich gegen das Volkskollektiv widersetze war rechtlos egal ob DDR oder 3. Reich.

 

[Grga]

Hier ein Link zum Thema "Entnazifizierung" der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung:

http://www.politische-bildung-brandenburg.de/node/10255

"Während in der Bundesrepublik ehemalige Nationalsozialisten wie Hans Globke, Hans Filbinger oder Kurt Georg Kiesinger in höchsten Staatsämtern Karriere machten, wurde die Entnazifizierung in der DDR sehr viel umfangreicher durchgeführt. Auch gegen vergleichsweise unbedeutende ehemalige NSDAP-Mitglieder wurden Todesstrafen verhängt.

Nach dem Aufstand vom 17. Juni 1953 wurden unter dem Vorwand der Entnazifizierung jedoch auch Menschen verfolgt, die in Opposition zum Alleinherrschaftsanspruch der SED standen, wie Gewerkschafter und Sozialdemokraten. "

--

Hier die Frankfurter Rundschau zum Thema:

http://www.fr-online.de/zeitgeschic...-gescheiterte-experiment,1477344,2697164.html

"Amerikanische Zone: Die US-Amerikaner tun sich "durch ihren moralischen und zugleich bürokratischen Rigorismus" hervor, sagt (Wolfganz Benz. Die Entnazifizierung ist ein "Grundpfeiler ihrer Besatzungspolitik", so Clemens Vollnhals, und beschränkt sich nicht nur auf die Auswechslung des Personals in Schlüsselstellungen. Etwa 140.000 Personen werden sofort aus ihren Stellungen entlassen. Im Frühjahr 1946 summiert sich die Zahl auf 300.000 Entlassene, die Verwaltungen leiden unter Personalmangel.

Britische Zone: Eher pragmatische Handhabung, vor allem werden die Eliten ausgewechselt.

Französische Zone: Weniger strenge Handhabung, regionale Unterschiede; in erster Linie Auswechslung der Eliten.

Sowjetische Zone: Konsequenteste und rascheste Umsetzung der Entnazifizierung, die eine wichtige Rolle beim Aufbau einer antifaschistischen, sozialistischen Gesellschaftsordnung spielt. Bis zu 520.000 Menschen werden letztendlich entlassen oder nicht wieder eingestellt. Nazis, aber auch Gegner der neuen Ordnung werden in Lagern interniert, in denen etwa 12.000 Menschen sterben."

 

[Basshole]

Aber Grga - es geht doch vor allen Dingen um die öffentliche Diskussion, die nicht stattfand. Die intellektuelle, künstlerische und vor allen Dingen publizistische Auseinandersetzung fand in der DDR nicht statt.

 

[Grga]

Mein Post diente eher einer Relativierung, so denke ich, dass man die sog. Entnazifizierung (historisch zwar unterschiedlich erfahren bezogen auf Besatzungszonen od. Ost-West) nicht mit aktueller politischer od. weltanschaulicher Präferenzen von Bürgern bzw. Wählern heranziehen kann, generationsbedingt alleine schon.

Gruss Grga

 

[Basshole]

Grga - so ganz verstehe ich Deinen Beitrag nicht. Kann man die unterschiedliche Aufarbeitung der NS-Greuel und der Verantwortung heranziehen oder nicht?

Entnazifizierung war ja nur ein unterschiedlich aufgesetzter Prozess der Siegermächte. Viel zentraler ist doch die Frage, wie die Gesellschaft selbst mit der Verstrickung und dem Thema Schuld und Verantwortung umgeht. Was wird den nachfolgenden Generationen vermittelt. Und wie stark sind die Selbstreinigungskräfte (wenn man das so nennen kann) einer Gesellschaft. Und genau das strahlt doch erheblich auf künftige Generationen. Und - es ist evident, dass das Thema der Aufarbeitung noch lange nicht abgeschlossen ist.

Die Frage, die wir uns alle stellen, ist doch wo kommt diese Wahlergebnis her. Offenkundig hängt es mit der Flüchtlingskrise zusammen und offenkundig scheint es im Osten eine stärkere Verdichtung einer Xenophobie zu geben als im Westen.

Ich habe den Eindruck jeder versucht das Wahlergebnis in seine persönliche Wahrnehmung einzupassen.

 

[Basserismus]

Dein Schweigen belegt das aber ganz gut.

Du unterstellst mir zuviel, ohne meine Motivation zu kennen. Die Ebene langweilt mich etwas.


Zum Thema "Entnazifizierung"in der Bundesrepublik möchte ich das Augenmerk mal auf folgende "Persönlichkeiten" lenken:


1. Karl Carstens: NSDAP-Mitglied von 1940 bis 1945. Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland von 1979 bis 1984.

2. Hans Filbinger: 1933 bis 1936 Mitglied des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes (NSDSt und von 1934 bis 1937 Mitglied der SA. 1937 trat Hans Filbinger in die NSDAP ein. Unser Hans hat als NSDAP- Mitglied und Militärrichter noch kurz vor Kriegsende Deserteure zum Tode verurteilt. Nach dem Krieg: Ministerpräsident i. Baden- Württemberg.

3. Karl Maria Hettlage: Herr Hettlage war SS-Hauptsturmführer (SS-Mitgliednummer 276309). Er war Generalreferent der "Mittelbau GmbH", einer Albert Speer unterstehenden Tochtergesellschaft der "Rüstungskontor GmbH", war Finanzfachmann für KZ-Rüstungsprojekte im Rüstungsministerium und Vorstandsmitglied der Commerzbank. Ohne solche Typen hätte das KZ Mittelbau Dohra auch nicht so gut funktioniert. Hettlage war mitverantwortlich für den Tod von mehr als 20 000 KZ-Häftlingen.
1951 war Hettlage wieder im Vorstand der Commerzbank. 1959 Staatssekretär in der Bundesregierung Adenauers. Er bekam 1967 das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband der Bundesrepublik Deutschland.

3. Kurt Georg Kiesinger: Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland von 1966 bis 1969. Kiesinger trat bereits vor 1933 der NSDAP bei und war von 1940 bis 1945 Propaganda-Chef der Rundfunkpolitischen Abteilung im Auswärtigen Amt.

4. Waldemar Kraft: Kraft trat 1943 in die NSDAP ein, war Ehren-Hauptsturmführer der SS. Nach dem Krieg war er stellvertretender Ministerpräsident, Finanzminister und geschäftsführender Justizminister des Landes Schleswig-Holstein. Am 20. Oktober 1953 holte ihn Adenauer in sein Kabinett als Bundesminister für besondere Aufgaben.


5.Theodor Oberländer: Oberländer trat am 1.5.1933 in die NSDAP ein, war SA-Obersturmbannführer in Pommern.

Er war Mitglied und Verbindungsoffizier des ukrainischen Freiwilligenbataillons "Nachtigall". Seine genaue Rolle in dieser verbrecherischen Einheit, die im ukrainischen Lemberg vom 30. Juni bis zum 7. Juli 1941 grauenhafte Massaker an der dortigen jüdischen Bevölkerung verübte, bleibt bis zum heutigen Tage undurchsichtig. Oberländer wird 1960 in Abwesenheit vom obersten Gericht der DDR wegen Kriegsverbrechen zu lebenslanger Haft verurteilt.
1957 beruft ihn Adenauer in sein Kabinett als Bundesminister für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte. Während dieser Zeit als Bundesminister im Kabinett Adenauer unterstützt und fördert er mit erheblichen Summen seine ehemaligen Parteigenossen aus der NSDAP sowie deren Nazi-Organisationen.

Am 18. Juni 1986 verleiht Franz Josef Strauß dem überzeugten Antisemiten und Nazi Oberländer den Bayerischen Verdienstorden als "Zeichen ehrender und dankbarer Anerkennung".



So damit jetzt auch die SPD Ihr Fett wegkriegt.
Bitte sehr:

6. Karl Schiller: Schiller war von Juni 1933 bis 1938 Mitglied der SA. Am 1. Mai 1937 trat Schiller in die NSDAP ein, in der er 1938 Politischer Leiter der Kieler Ortsgruppe "Klaus Groth" wurde.
Im Rahmen seines Studiums und seiner Lehrtätigkeit war Schiller zusätzlich Mitglied folgender NS-Organisationen: Von Juni 1933 bis 1935 Nationalsozialistischer Deutscher Studentenbund, ab 1934 NS- Rechtswahrer Bund, ab 4. Mai 1939 NS- Dozentenbund.
Er war von 1966 bis 1972 Bundesminister für Wirtschaftund von 1971 bis 1972 zusätzlich Bundesminister für Finanzen.

1991 erhielt er den höchsten Orden der Bundesrepublik Deutschland, den Großen Bundesverdienstorden mit Stern und Schulterband.



7. Frank Seiboth: Seit 1939 Mitglied der NSDAP, SS-Hauptsturmführer, Gauhauptstellenleiter, Gauschulungsleiter, Leiter des NS-Schulungslagers, HJ-Gebietsführer im Sudetenland und Mitglied der NSDAP-Gauleitung Reichenberg. 1962 Direktor der Hessischen Lotto-Treuhandgesellschaft, 1967 Eintritt in die SPD, Staatssekretär im Hessischen Wirtschaftsministerium, SPD- Abgeordneter im Deutschen Bundestag


Die o.g. Herren waren ja keine subalternen Leute, die in der Bundesrepublik nichts zu sagen gehabt haben.
Also, wir hatten hier einen Bundeskanzler, einen Ministerpräsidenten, etliche Staatssekretäre und mehrere Bundesminister mit brauner Vergangenheit.
Von den "furchtbaren" Juristen will ich besser gar nicht anfangen.
Natürlich war in der Bundesrepublik der Nachkriegszeit irgendwann nach der "bleiernen Zeit", in der mitnichten über die Verbrechen des Dritten Reiches diskutiert wurde, der Druck groß mal darüber zu sprechen, warum etliche politisch und gesellschaftlich Verantwortliche so sehr nach brauner Scheiße stanken.
Basshole du kannst mir ja gerne jetzt mal irgendein ZK- oder Politbüromitglied präsentieren, das sich vorher schon bei Hitler verdingt hat.

Viel Erfolg dabei

 

[alice d.]

Das aber belegt doch nicht, dass keine Diskussion stattgefunden hätte. Das Thema war virulent und ist es bis zum heutigen Tage.

die 68er hatten als eines ihrer themen die problematik, daß in der brd sehr viele verbrecher aus der ns-zeit nicht nur unbehelligt weiterleben konnten, sondern sogar richtig karriere machten. die fdp war, nachdem das politische betätigungsverbot für einige chargen abgelaufen war, plötzlich ein sammelbecken ehemaliger nsdap-mitglieder, polizei und bundeswehr konnten ohne nazis gar nicht aufgebaut werden... der unmittelbaren kriegsgeneration war das anscheinend egal, der protest kam von den nachgebohrenen!

Kann man die unterschiedliche Aufarbeitung der NS-Greuel und der Verantwortung heranziehen oder nicht?

nein, ich denke nicht. entnazifizierung fand im westen allein aufgrund der masse kaum statt. über die bevölkerung gesehen gab es eine kurze heiße phase direkt nach dem krieg und einige spektakuläre einzelaktionen wie die zwangsarbeit der bevölkerung bei der exhumierung von massengräbern und ordentlichen beerdigung von opfern irgendwelcher kz oder massenerschießungen.
der polizeiapparat beispielsweise wurde aber rasch einfach fortgeführt. beim auschwitzprozess in frankfurt in den 60ern wurden die angeklagten im gerichtssaal von den polizisten mit dem hitlergruß begrüßt... daß es den prozess überhaupt gab, verdanken wir nicht den amis oder einer deutschen behörde sondern dem unbeugsamen willen einzelner personen!

Was wird den nachfolgenden Generationen vermittelt.

das ist das wichtige detail: ist die ost-jugend von der schule ins ehemalige kz gefahren worden und hat gesagt bekommen: hier ist entsetzliches passiert? kamen zeitzeugen in die klassen und haben berichtet?
ich habe im wiedervereinigten deutschland beides erlebt und empfand es als sehr eindrücklich.

was jedoch auch nichts heißen muß. die wenigsten der pegidisten sind wahrscheinlich auf dem aktiven kz-trip. wir erleben mehrheitlich das schleichende, vermeintlich harmlose, was sich in der ns-zeit auch zugetragen hat und einerseits den boden für die kz bereitete als auch deutlich schwerer vermittelbar ist. für einige wäre hitler minus judenverfolgung und krieg wahrscheinlich ein großer deutscher...

ich versuche immer wieder, den spruch "früher war alles besser" oder auch "früher hätte es das nicht gegeben" auseinander zu nehmen. er ist so typisch für grantelnde protestler. "früher" war sicher nicht anno karl der große, für viele sicher auch nicht 33, weil die generation derer, die das erlebt haben, fast ausgestorben ist. zeitzeugen, die bewußt dabei waren, werden rar. ich vermute das seelige "früher" in der bundesrepublik vor 68, als noch alles war wie bei adolf, nur eben ohne adolf. man war jung und es herrschte zucht und ordnung, es gab die d-mark, vollbeschäftigung, wirtschaftswunder, raumfahrt, döner war noch nicht erfunden und man ist mit dem käfer nach italien, was ja voll exotisch war damals.
oder es lag irgendwo in der ära kohl, als alles irgendwie zähflüssig war. damit tue ich mich allerdings irgendwie schwer. für mich war damals nichts gut: ich hab da zu viel umweltbewegung mitbekommen. uns kindern war es klar, daß wir an diesem verseuchten, verstrahlten planeten krepieren würden. aber es war alles irgendwie stabil und verläßlich und die mauer fiel, hurra, und exotische autos mit exotisch sprechenden neuen bundesbürgern kamen zu uns... und danach kam die ganze scheiße, der euro und hartz 4 und die ausländer und der krieg und der bush und der terror und die verkackten kontrollen am flughafen und der islam und so...

und warum ist das wichtig? uns dreht sich die welt zu schnell. und keiner erklärt uns, was sache ist. zumindest nicht richtig. vor allem nicht die merkel...
aus psychologischer und kapitalistischer sicht ist interessant, welche belastungsgrenze für den menschen gilt. zeitgeschichtlich ist interessant, wann sie überschritten wurde. soziologisch ist dann interessant, wer überlastet ist und warum und politisch ist interessant, was der überlastete dann wählt.
schuld ist am ende nicht der überlastete sondern der überlaster.

das ist ein spannendes, multidinensionales problem. antworten bekommen wir nicht. ich denke, die frage ist wichtiger als die antwort.
derzeit überrennen reporter bitterfeld und fragen: "warum sind sie nazi?" darauf bekommen sie antworten wie "ich bin doch kein nazi!" oder "wegen der merkel!" oder "was soll ich denn sonst wählen?" oder, ganz intelligent "ja gügge se sisch do ma üm".
wenn ich postuliere, daß nazis nicht sonderlich helle sind, kann man diese situation auch im behandlungszimmer eines arztes stattfinden lassen:
"was haben sie für eine krankheit?"
"mir duhds do weh!"
"wo tut es ihnen denn weh?"
"jo doh, na eischendlisch iberall..."
das kann von muskelkater bis krebs eigentlich der ganze psyrembel sein und ne aspirin ist erst mal nicht völlig verkehrt. aber es ist krebs und die aspirin hats auf dauer nicht gebracht und warum soll man zum arzt gehen, der hilft einem ja auch nicht und jetzt hat man unaussprechliches zeug und nur aspirin, ja stelle se sich desemol vor und die ridda had gesach, also die ridda, der ihr mann hat des ja aach schoma gehabt und letztenendes isser ja auch da dran stobbe... haste noch son klein, nur son klein, ja, n kirsch, kirsch is gut... also die ridda...

 

[Gast20213]

Ich halte es für einen Fehler, Sachen in diese Leute hinein zu interpretieren, die gar nicht in denen drin sind. Schick` die interviewten Personen aus der Passantenumfrage in Bitterfeld zum Psychologen und Du erhältst Aufschluss darüber, warum sie so denken, so reden, so handeln. Was der Fachmann nicht mal eben so im Vorbeigehen wieder hin bekommt, kriegt auch niemand sonst hin. Weder mit Überzeugungsarbeit, noch mit Informationen oder sonstigen Erhellungsversuchen. Die werden immer so reden. Und sie werden auch so wählen, wenn entsprechende Angebote zur Wahl stehen. Ihre Ablehnung richtet sich gegen Flüchtlinge. Aber sie würden auch anderes ablehnen. Ein Wohnheim voller Deutscher, die in ihre Gegend ziehen und dort problemlos die Dinge schaffen, die sie selbst nicht schaffen, würde garantiert auch angezündet werden.

 

[Basshole]

Basshole du kannst mir ja gerne jetzt mal irgendein ZK- oder Politbüromitglied präsentieren, das sich vorher schon bei Hitler verdingt hat.

Viel Erfolg dabei

Furchtbar gerne - Wikipedia:

NSDAP Parteimitgliedschaften bis 1945 hatten folgende SED Mitglieder>

Adam, Wilhelm 1923-26; 1933 Mitglied des Stahlhelms; SA-Oberscharführer. Träger des Blutordens. NDPD ab 1948; 1950-1952 sächsischer Finanzminister; 1949-63 Abgeordneter der DDR-Volkskammer. Ab 1952 KVP, Oberst. 1968 „Banner der Arbeit“; 7.10.1977 Generalmajor

Bartsch, Karl-Heinz 1940-45 Soldat/Offizier der Waffen-SS; 1949 SED, 1954-60 Mitglied SED-Bezirksleitung Erfurt; 1963 stellv. Landwirtschaftsminister, Vorsitzender des Landwirtschaftsrats beim DDR-Ministerrat, Mitglied des Präsidiums des Ministerrats, Kandidat des Politbüros und Mitglied des ZK; 1981-88 LPG-Vorsitzender eines Färsenaufzuchtbetriebs

Behrend, Werner 1937-45; CDU-Vorsitzender Bezirksverband Suhl, Abgeordneter des Bezirkstages Suhl, Nachfolgekandidat CDU-Hauptvorstand

Beil, Gerhard1944-1945; 1953 SED 1953; 1986-90 Minister für Außenhandel

Bentzien, Hans 1944-45; SED 1946; 1961-65 Minister für Kultur

Blecha, Kurt 1941-43; SED 1946; 1958-89 Leiter des Presseamtes beim Vorsitzenden des Ministerrates

Bock, Siegfried 1944-1945; SED 1946; bis 1984 DDR-Botschafter in Rumänien und anschließend bis 1990 Leiter der Abteilung Rechts- und Vertragswesen im Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten

Briz, Fritz seit 1.4.1932, SA-Führer; DBD, Erster Vorsitzender des Bezirksverbandes Suhl der DBD, Abgeordneter des Bezirkstages Suhl

Dallmann, Siegfried 1934-45, 1934 Gaustudentenführer von Thüringen; NDPD 1946, 1950-90 Abgeordneter der Volkskammer; 1967-89 Fraktionsvorsitzender der NDPD;

Debes, Kurt seit 1.5.1937; NDPD, Abgeordneter der Volkskammer

Dumke, Harry seit 1.12.1932; NDPD Erster Vorsitzender des Bezirksverbandes Cors der NDPD, Mitglied des Hauptausschusses der NDPD

Eckardt, Ernst seit 1.9.1940; CDU stellv. Vorsitzender des CDU-Bezirksverbands Suhl, Abgeordneter des Bezirkstages Suhl

Eichler, Heinz 1944 SED 1946 1971 Sekretär des Staatsrates der DDR; bis 1989 Präsidiumsmitglied der Volkskammer der DDR und Sekretär des Staatsrates.

v. Frankenberg und Proschklitz, Egbert 1931-45, 1932 SS, Legion Condor; NDPD 1949, 1957 Militärpolit. Kommentator des staatl. Komitees für Rundfunk; 1951-90 Hauptausschuss der NDPD; 1952 Präsident der Sektion Motorrennsport, bis 1978 des ADMV der DDR

Gerstner, Karl-Heinz 1933-1945 SED Chefreporter der "Berliner Zeitung"

Gießmann, Ernst-Joachim 1937-1945 SED SED-Staatssekretär für die Hoch- und Fachschulen

Gorzynski, Hans seit 1. Mai 1933 CDU CDU-Funktionär in Weimer, Mitglied des Nationalrats der Nationalen Front, Abgeordneter der Volkskammer

Großmann, Ernst vom 1.10.1938-45 Mitglied der SS (zuletzt Unterscharführer), 1940 inSS-Totenkopf-Verband, Bewacher KZ Sachsenhausen, Mitglied des Sudetendeutschen Freikorps, seit 1.11.1938 Mitglied der NSDAP (Nr. 6855320); SED Mitglied des ZK der SED (1959 ausgeschlossen), weiterhin SED-Mitglied und LPG-Vorsitzender in Merxleben

Heyl, Wolfgang 1939-45; CDU ab 1949 1976–1989 Mitglied des Präsidiums der Volkskammer

Homann, Heinrich 1933-45; NDPD ab 1948 1954-1963 stellv. Präsident der Volkskammer, 1960 stellv. Vorsitzender des Staatsrates der DDR

Kegel, Gerhard 1934-45; 1941 durch Hitler zum Legationssekretär im Auswärtigen Amt befördert; laut Simon Wiesenthal, Leiter des Jüdischen Dokumentationszentrums Wien, hat er für Gestapo gearbeitet; SED 1946, 1950/51 stellv. Chefredakteur "Neues Deutschland", 1967-71 Kandidat des ZK der SED,1973-76 UN-Botschafter in Genf

Lang, Otto seit 1.4.1933; SED Abgeordneter des Bezirkstages Erfurt, Generalintendant des Nationaltheaters Weimar

Lietz, Bruno 1943-45 SED 1982–89 Minister für Land-, Forst- und Nahrungsgüterwirtschaft

Merkel, Curt-Heinz 1938-45; SED Handels- und Versorgungsminister bis 1963; 1969-86 Direktor HO-Bezirksdirektion Berlin; 1959 Verdienstmedaille der DDR, 1977 "Banner der Arbeit" Stufe II, 1980 Vaterländischer Verdienstorden in Silber

Müller, Fritz 1938-45; SED-Abteilungsleiter Kaderfragen im ZK der SED 1960-1990

Nier, Kurt NSDAP-Mitglied im Gau Sudetenland; SED stellv. Außenminister der DDR

Otto, Adolf Dr. 1937-45; LDP-Mitglied des Zentralvorstandes der LDP, Abgeordneter der Volkskammer

Reichelt, Hans 1943-45; DBD ab 1950 1972 stellv. Vorsitzender des DDR-Ministerrates

Schill, Gerhard 1943-45; SED nach 1946 1961 Oberbürgermeister der Stadt Dresden

Schmieder, Werner ab 1944; ab 1946 SED Minister für Finanzen der DDR 1980/1981

Schröder, Wilhelm ab 1940; DBD ab 1948 1952–1953 Minister für Land- und Forstwirtschaft

Steger, Otfried 1944-45; CDU ab 1947, ab 1950 SED 1965-83 Minister für Elektrotechnik und Elektronik

Stechbarth, Horst 1943–45; 1976-89 ZK der SED, 1972-89 stellv. Minister für Nationale Verteidigung und Chef der Landstreitkräfte der NVA

Trappen, Friedel 1942-45; SED, DDR-Botschafter in Chile, stellv. Leiter der Abteilung Internationale Verbindungen im SED-Zentralkomitee, 1984 Träger des Vaterländischen Verdienstordens der DDR in Gold

Uhse, Bodo 1927-30, auch Bund Oberland; SED 1950-54 SED-Volkskammerabgeordneter, 1950-52 Vorsitzender Schriftstellerverband der DDR

Vorthmann, Philipp seit 1.10.1930; NDPD stellv. Vorsitzender des Rates des Bezirkes Suhl, Abgeordneter Bezirkstag Suhl, Erster Vorsitzender der Gesellschaft zur Verbreitung wiss. Kenntnisse des Bezirkes Suhl

Weitz, Hans Jürgen 1942-45, Mitglied der SS; SED, 1981 Botschafter in Ägypten, vorher Irak und Kuwait, führ. Mitarbeiter im DDR-Außenministerium

Weiz, Herbert 1942-45; KPD/SED ab 1945/46; 1958 ZK der SED, 1967 stellv. Vorsitzender des DDR-Ministerrates

Winkler, Werner 1931-45; SED, Minister für chemische Industrie seit 26.11.1955, stellv. Vorsitzender der Staatlichen Plankommission

Die Aufarbeitung ist er erst seit der Wende überhaupt möglich . Es gibt erst in jüngerer Zeit Betrachtungen hins. Aufarbeitung NS-Regime in der DDR.

https://www.neues-deutschland.de/artikel/221237.wie-viele-nazis-in-der-sed.html

http://www.sz-online.de/nachrichten/wie-ehemalige-nazis-in-der-sed-karriere-machten-95706.html

"Der SED hatten sich weit mehr ehemalige Nationalsozialisten angeschlossen als bisher bekannt. 1954 waren 27 Prozent aller Mitglieder der DDR-Regierungspartei zuvor in der NSDAP und deren Gliederungen. Bereits von 1946 an habe die SED demnach Ex-Nazis aufgenommen – als erste deutsche Partei nach dem Krieg. Ein Jahr später befanden die ostdeutschen Innenminister, frühere NSDAP-Mitglieder seien als "gleichberechtigte Bürger" zu behandeln. Alt- Nazis hielten auch Einzug in den DDR-Verwaltungsapparat: Noch 1954 waren 32,2 Prozent aller Angestellten im Öffentlichen Dienst der DDR ehemalige Mitglieder nationalsozialistischer Organisationen."

 

[Grga]

die fdp war, nachdem das politische betätigungsverbot für einige chargen abgelaufen war, plötzlich ein sammelbecken ehemaliger nsdap-mitglieder, polizei und bundeswehr konnten ohne nazis gar nicht aufgebaut werden... der unmittelbaren kriegsgeneration war das anscheinend egal, der protest kam von den nachgebohrenen!

Yo alice, dazu gibt es noch dieses Plakat der FDP (Bundestagswahl 1949):

Wobei ich, wie gesagt, glaube, dass sich die "Denke" heutiger Bürger bzw. Wähler nicht mit gelungener od. eben nicht gelungener Entnazifizierung abbilden lässt.


Gruss Grga

 

[Basshole]

die 68er hatten als eines ihrer themen die problematik, daß in der brd sehr viele verbrecher aus der ns-zeit nicht nur unbehelligt weiterleben konnten, sondern sogar richtig karriere machten. die fdp war, nachdem das politische betätigungsverbot für einige chargen abgelaufen war, plötzlich ein sammelbecken ehemaliger nsdap-mitglieder, polizei und bundeswehr konnten ohne nazis gar nicht aufgebaut werden... der unmittelbaren kriegsgeneration war das anscheinend egal, der protest kam von den nachgebohrenen!...

Mit was für einem Aufsatz "bohrst" Du eigentlich so Kinder?

Du bringst ja hier einen sehr guten Punkt auf. Der öffentliche Diskurs. Es gab neben den Parteien/Politik ja Kultur, Wissenschaft und die allgemeinen durch das GG geschützten Diskussionen hins. Schuld im öffentlichen Raum. Und selbst wenn man annimmt, dass erst die Nachgeborenen die Diskussion und die Fragen stellten (m.E. begann das bereits früher - aber gut) so ist eben festzustellen, dass zumindest seit den 60igern die Diskussion voll entbrannte. Das sind dann 55 Jahre Diskussion und Verarbeitung, die die BRD aufgrund der geschützten Öffentlichkeit zumindest hatte und die DDR nicht. Schau Dir allein die Länge der Listen der Veröffentlichungen in der BRD mit Bezug zum NS-Regime ob Kunst, Literatur, politische Essays oder historische Sachbücher an. Viel Stoff!

Wir hatten in der BRD - zum Teil auch sehr aggressive - Auseinandersetzungen - sowohl politisch als auch außerparlamentarisch zum Thema Schuld. Wir drehten uns intensiv um die Frage der Schuld und der Verstrickungen der älteren Generation. Diese Plattform bot der öffentliche Raum. Die Tatsache, dass wir jetzt verschämt und zurecht mit dem anklagenden Finger auf die Verfilzungen von NS-Größen im Parteinbrei weisen, belegt ja die Transparenz, die erarbeitet wurde. Wir sind im Rahmen der Aufarbeitung 40-50 Jahre weiter als die DDR. Die Annahme, der Westen habe schwer in der NS-Aufarbeitung verfehlt und der Osten vorbildlich verarbeitet, ist ja auch Ergebnis der langjährigen SED-Propaganda. Der Teppich wird erst jetzt langsam historisch gelüftet. Da kommt noch ein großer Schub.

In der DDR gab es keine aktive diskurs-orientierte Öffentlichkeit. Es gab keine öffentlichen Raum eines selbstbestimmten Bürgers. Der Staat bestimmte und lenkte die Diskussion. Es gab nur eine Partei und eine politische Meinung in der Öffentlichkeit. Es gab nicht die Plattform der Aufarbeitung.

http://www.bpb.de/geschichte/zeitgeschichte/geschichte-und-erinnerung/39817/erinnerungskultur-DDR

https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/w/files/aas12/lokale-geschichteinternet.pdf

http://www.lisa.gerda-henkel-stiftu...hr_und_staatlichem_antifaschismus?nav_id=4994

Aber eigentlich verwischt die Diskussion der Entnazifizierung das eigentliche Problem der Xenophobie im Osten. Man kann sicherlich trefflich darüber streiten, ob die öffentliche Meinung sich im Osten oder Westen besser der Schuld gestellt hat. Letztlich ist ja Fremdenhass nur ein Teil im ideologischen Gerüst der NS-Zeit.

Wahrscheinlich ist die Xenophobie im Osten viel stärker über den so geringen Austausch mit Ausländern in der gesamten Nachkriegszeit bis zur Wende geprägt. Ausländer waren für die Obrigkeit der DDR immer auch gefährliche Boten von anderem Denken. Das musste kontroliert sein
Die wenigen Ausländer, die auch die DDR holen musste, wurden kaserniert und von der Bevölkerung abgeschottet. Auslandsreisen und waren aus dem Alltag der DDR verbannt. Nur wenige konnten sich private Urlaubsreisen leisten. Besuche im Westen waren deutlich reduziert. Die Mehrheit der DDR-Bürger reiste einfach nicht. Das bedeutete natürlich auch eine Einschränkung des Erfahrungshorizonts in Bezug auf Fremdes/Fremde. Und wenn es mal zu einem Austausch mit anderen Ländern opder Kulturen kam, so war dies unter staatlicher Kontrolle und institutionalisiert - entmenschlicht.
Eine Gesellschaft/Öffentlichkeit mit selbständiger autonomer - vom Staat losgelöster Struktur wie in der BRD galt es in der DDR zu verhindern.
Kontakte und Umgang außerhalb der staatlich festgelegten Regeln waren nicht vorgesehen - es war verboten. Menschen anderer Staatsangehörigkeiten waren für SED-Schergen einfach nur ein funktionaler Vertreter eines anderen Staatsvolkes - eine Begegnung auf der Ebene von Mensch zu Mensch war nicht vorgesehen.

Du hattest ja bereits sehr gut ausgeführt, dass in der BRD durch das Reisen und natürlich durch die Gastarbeiter bereits ein ganz anderer Austausch mit Ausländern vollzogen wurde. Diese Übung fehlt im Osten.

 

[Basserismus]

Interessante Liste.
Das sind allerdings fast nur einfache NSDAP- Mitglieder.
Fußvolk sozusagen.
Wobei jetzt mal zu klären wäre, ob ehemalige KZ- Kommandanten und Massenmörder sich nach dem Weltkrieg eher in Osteuropa oder im Westen
niedergelassen haben.
Aber erstmal will ich mich hier auch nochmal als Spaßbremse betätigen.
Eine kleine Nazipersonalstandserhebung in der Bundesrepublik/DDR und Österreich ergibt folgendes:

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste...eder,_die_nach_Mai_1945_politisch_tätig_waren

Die Liste ist länger als 15000 Zeichen.
Hier und da sind schon etwas dickere Fische dabei.

 

[Basshole]

Eine kleine Nazipersonalstandserhebung in der Bundesrepublik/DDR und Österreich ergibt folgendes:

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_ehemaliger_NSDAP-Mitglieder,_die_nach_Mai_1945_politisch_tätig_waren

Die Liste ist länger als 15000 Zeichen.
Hier und da sind schon etwas dickere Fische dabei.

Die Liste beinhaltet doch alle Besatzungszonen. Ost und West. Da kommt doch meine Liste her. Musst Du Dir schon vorher anschauen.

 

[Shim]

Yo alice, dazu gibt es noch dieses Plakat der FDP (Bundestagswahl 1949):

Wobei ich, wie gesagt, glaube, dass sich die "Denke" heutiger Bürger bzw. Wähler nicht mit gelungener od. eben nicht gelungener Entnazifizierung abbilden lässt.


Gruss Grga

Ich glaube die FDP von heute hat noch am ehesten Schnittmengen mit der AfD. Abschaffung des Sozialstaates und so.