Ich bin da bei Dir Basserismus.
Ich finde die von Dir zitierten Abstimmungsthemen gar nicht unspannend, denn sie betreffen die Lebenswirklichkeit der Leute. (Was eine Abstimmung zB über Flüchtlinge hingegen in weiten Teilen Sachsens gar nicht tut. Es gibt schlicht zu wenige.)
Nehmen wir ein Projekt wie den BER oder Stuttgart 21.(Ja, dass sind kommunale / länderspezifische Themen) Die wären sinnvollerweise schneller weg als man Blub sagen kann und das mit gutem Grund, handelt es sich dabei doch um äußerst fragwürdige Subventionsprogramme für immer die selbe hand voll Großunternehmen. Direkter Nutzen für die Bevölkerung gering, Kosten für alle Enorm.
Nehmen wir die Frage der Herdprämie vs Erhöhung von Kindergeld / Kinderfreibetrag. Weshalb endet eigentlich der Anspruch auf kostenfreie Kinderbereuung in der Grundschule? Warum kann man die Kosten der Altersvorsorge und Krankenversicherung nicht in voller Höhe vorab von zu versteuerneden Einkommen / Gewinn abziehen? Wehalb gibt es keine allgemein kostenlose Krankenversicherung für Kinder bis bspw. zum 16. Lebensjahr unabhängig vom Einkommen der Eltern? Wie wäre denn ein Verbot der VErpackung von Lebensmitteln in Plastikfolien bzw. eine Verpackungsrücknahme und Recyclingpflicht der jeweiligen Verwender? Im Bereich Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz würde mir auch der ein oder andere Vorschlag einfallen.
Man muss ja auch sehen dass bei den Meinungsumfragen, auf die sich die Politik jetzt verlässt, auch in erster Line Arbeitslose und Rentner mitmachen und des zudem eine Unverschämtheit ist, wenn man von irgendwelchen Hanseln per Telefon belästigt wird. Die Instrumente der Meinungsfindung sind in unserem System (ob gewollt oder als Folge einer langfen Entwicklung) zumindest so abstrakt. dass mit den Ergebnissen die wenigsten einverstanden wären, sobald sie diese kennen oder gar in ihrer Reichweite überblicken können würden.
Sobald man sich vertieft mit ganz konkreten politischen Fragestellungen auseinadersetzen will erkennt man entweder das Schmierentheater oder man kommt ab einem gewissen Punkt nicht weiter, weil man nicht mehr an die notwendigenINformationen rankommt, um die Entscheidungsfindung bewerten zu können. Daran muss sich etwas ändern. Bei mehr Transparenz wäre mehr direkter Einfluss auch weniger wichtig.
Die Mitbestimmung via Volksabstimmungen erfordern allerdings auch ein breiteres Interesse in der Bevölkerung.
Ich habe selber schon kommunale Volksbefragungen erlebt, bei denen die Mindestquoren nicht erreicht wurden.
Und es lag nicht an einer fehlenden Bekanntmachung der Volksbefragung.
Wenn natürlich in der Bevölkerung kein Interesse besteht über bestimmte Dinge direkt mitzuentscheiden, sondern sie sich lieber auf die "Experten" der von Ihnen gewählten
Gremien verläßt, dann steht man natürlich auf der Stelle.
Demokratie kann eben anstrengend sein, wenn man nicht alles delegiert.
Andererseits konnte ich auch schon mal eine Volksbefragung außerhalb Deutschlands aus der Nähe beobachten, bei der es um die Ausweitung einer Mautzone (Citymaut) ging.
Das Ergebnis der Abstimmung war zwar nicht das, welches ich mir gewünscht hätte, aber ich habe selten so viele Menschen gesehen, die sich ernsthafte Gedanken über das Für und Wider dieser Entscheidung gemacht haben, wie damals.
Und es waren eben nicht die Amateurpolitiker, die sich auch sonst überall zu Wort melden, sondern teilweise ganz einfache bodenständige Menschen, die normalerweise nie etwas sagen würden.
Deswegen hat mich diese Erfahrung ermutigt.
Transparenz ist sicherlich sehr wichtig für die Entscheidungsfindung.
Eigentlich sollten unsere Massenmedien dafür sorgen.
Medienkonzerne und Nachrichtenverkäufer sind allerdings nicht mehr ganz frei durch Manipulationen Ihrer jeweiligen Besitzer.
Allerdings hat es selbst ein Silvio Berlusconi oder ein Rupert Murdoch nicht geschafft die Meinungen der jeweiligen Bevölkerung komplett zu manipulieren.
Schlecht gemachte Propaganda, die mit der Lebenswirklichkeit der Menschen nichts mehr zu tun hat, fliegt irgendwann auf.
Das Internet als Informationsmedium bietet Hin- und wieder ganz brauchbare Tools, um sich eine etwas rundere Meinung zu bilden.