Bassisten solidarisiert euch - Ein Aufruf gegen Rassismus in Deutschland und Europa

[alice d.]

@Shim
wir verharmlosen nicht. wir differenzieren. unter anderem weil das ein sehr wichtiger unterschied ist zwischen uns und ihnen.
und was sollen wir deiner meinung nach tun? entmenschlichen, ab ins gulag? afd und pegida sind nun mal leider keine stereotypen nazis. die afd hat nicht der npd 1:1 die stimmen weggefangen, die kommen ursprünglich aus ganz anderen lagern. diese leute haben komplexe probleme und fahren auf einfache antworten ab, das ist die schnittmenge zu "die juden sind an allem schuld". aber der wunsch nach einer einfachen welt und nach sicherheit für sich selbst ist nicht verwerflich, den haben wir auch. wir wissen aber im gegensatz zu denen, daß einhörner keine schmetterlinge pupsen.

und wo führt die afd in talkshows die anderen parteien am nasenring durch die manege? in dem, was ich an berichterstattung über diese talkshows (ich hab kein fernsehen...) mitbekommen habe, war das bild eher ein anderes.

 

[Basserismus]

@Basserismus

Was Du da sagst findet 100%ig meine inhaltliche Zustimmung. Aber (korrigier mich) es ist völlig bedeutungslos. Denn hier geht es ja eben gerade NICHT um die Frage: Was ist Gewalt? Sondern um die Frage: Ab welchem Punkt darf/muss/kann man (man=Jack ) bei Gewalt mitmachen, bzw. dagegen sein. Ich denke mal wir sind uns einig, dass wir jetzt nicht über den Käfer auf der Wiese diskutieren.

Also hilf einem Dummen, was möchtest Du sagen?

Oder gehts nur darum?


Ich meine schon die Ärzte sangen: "Gewalt erzeugt Gegengewalt.." Das ist jetzt nicht so neu. Ausserdem sind wir uns glaube ich bei allen Streitereien hier auch im Groben einig (bitte um Widerspruch wenn nötig), dass wirklch Niemand hier ein ausgesprochener Verfechter von Gewalt ist.

Hallo madmanjens,

Also ehrlich gesagt finde ich den Thread im Moment etwas schnell.
Die Entdeckung der Langsamkeit findet wohl woanders statt.

Also, mich interessiert bei der ganzen Diskussion eher woher die Gewalt kommt, die Menschen zu Extremisten macht.
Die Nazis wachsen ja nicht auf den Bäumen nach.
Häufig kommen sie aus der ach so unpolitischen Mitte der Gesellschaft, die in Wahrheit selber immer extremistischer wird (Stichwort: Agenda 2010).
Sie sind Produkte einer sich immer wieder radikalisierenden Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung, die immer aufs Neue ganze Bevölkerungsgruppen und Weltgegenden zu Verlierern abstempelt und dadurch eine extreme Gewaltanwendung predigt und zur Tugend erklärt.
Die Verlierer und Ängstlichen in unserem Kulturkreis gehen dann häufig zu den Nazis, weil die Ihnen einfache Rezepte liefern sich das Selbstbewußtsein auf Kosten von "Untermenschen" sanieren zu lassen.
Im arabischen Kulturkreis besorgen das dann die Salafisten und Dschihadisten für Ihre Leute.
Das ähnelt schon sehr stark.

Aber wir kommen bei dieser Diskussion nicht weiter, wenn wir nur auf Symptome einer Krankheit schauen, die viel fundamentaler ist.
Die Ursache für Faschismus, neue Völkerwanderungen, Umweltzerstörungen (Klimawandel), Freihandelsabkommen, Destabilisierung von Demokratien, ist unsere so
heiß geliebte freie Marktwirtschaft.
Wir haben uns alle Ihr unterworfen und jeder von uns prostituiert sich auf seine individuelle Weise für Sie und wir alle glauben:
Naja, so schlimm wirds nicht werden.
Die Spezialdemokraten und HerzJesu Christen werden schon immer wieder für ein paar Arzneimittel sorgen, damit es nicht zu sehr eskaliert.
Aber nur alleine der Klimawandel könnte allen politischen Notärzten einen sehr großen Strich durch die Rechnung machen.

 

[Shim]

und wo führt die afd in talkshows die anderen parteien am nasenring durch die manege? in dem, was ich an berichterstattung über diese talkshows (ich hab kein fernsehen...) mitbekommen habe, war das bild eher ein anderes.

Frauke Petry spult ihre Tiraden ab, die anderen kriegen ’ne rote Birne, aber mehr kommt nicht. Wenn es mal anders läuft, dann geht das selten von den anderen Polit-Profis aus, sondern vom Moderator.

Ein positives Beispiel in der Hinsicht kam mal ausgerechnet aus Bayern. Da wurde der Vorsitzende der AfD-Bayern konkret nach dem politischen Programm der AfD in Sachen Integration gefragt (vom Moderator Sigmund Gottlieb, den ich nicht gerade links verorten würde). Die Antwort war: "Wir brauchen kein Programm zur Integration. Wir müssen niemanden integrieren." Nachfrage: Wie soll das dann funktionieren? Antwort: "Ganz einfach. Wenn es nach uns ginge, gäbe es in Deutschland keine Flüchtlinge." Da kann ich nur sagen: Schönen Dank für die Klarheit. Von den anderen Anwesenden kam dazu nur Schweigen.

 

[alice d.]

was willst du dazu erwidern? das spricht in seiner geistigen schlichtheit für sich. ich hätte da höchstens gefragt, ob ich das statement mal kurz und knackig zusammenfassen darf: deutschland den deutschen, ausländer raus. irgendwoher kennen wir das doch. was willst du bei so platter realsatire sagen? wenn die schreien "wie sind das volk" kannst du letztlich nur antworten "nein, du bist udo pastörs".

 

[Gast27578]

wir verharmlosen nicht. wir differenzieren.

@alice303 Du vielleicht, aber da kannst Du nicht für alle sprechen. Hier kommen schon teils sehr krude Argumentationen.
Und ehrlich gesagt, kommt es mir so ein bisserl vor als schauen wir live bei einem Gewaltverbrechen zu, und anstatt zu helfen, diskutieren wir darüber wie wir helfen "würden" um dem Täter nicht unnötig weh zu tun. Das ekelt mich schon.

Die Spezialdemokraten und HerzJesu Christen

Sehr hübsch. Gefällt mir.

ber wir kommen bei dieser Diskussion nicht weiter, wenn wir nur auf Symptome einer Krankheit schauen, die viel fundamentaler ist.
Die Ursache für Faschismus, neue Völkerwanderungen, Umweltzerstörungen (Klimawandel), Freihandelsabkommen, Destabilisierung von Demokratien, ist unsere so
heiß geliebte freie Marktwirtschaft.

Danke. Die Verbindung fehlte mir. Da bin ich nun wieder bei Dir. Oder zumindest nicht dagegen. Ob Deine Aufzählung nun in Einzelnen korrekt und erschöpfend ist, will ich nicht bewerten. Ansonsten hast Du imho so was von Recht. Nur wenn Du meinst, wir müssten um die Nazis zu stoppen erstmal dieses System kippen, dann antworte ich mit Live of Brian, was Imperien angeht ist dieses ein ziemlich grosses UND Systemstürze gingen meisst auch nicht zu friedlich von statten. Also inhaltlich hast Du meine Anerkennung. Aber...

 

[alice d.]

Die Ursache für Faschismus, neue Völkerwanderungen, Umweltzerstörungen (Klimawandel), Freihandelsabkommen, Destabilisierung von Demokratien, ist unsere so
heiß geliebte freie Marktwirtschaft.

endlich wettert mal jemand anders gegen karthago...

Und ehrlich gesagt, kommt es mir so ein bisserl vor als schauen wir live bei einem Gewaltverbrechen zu, und anstatt zu helfen, diskutieren wir darüber wie wir helfen "würden" um dem Täter nicht unnötig weh zu tun. Das ekelt mich schon.

wieso? in meiner gegenwart wurde kein ausländer unwiedersprochen beleidigt und erst recht nicht mit gewalt angegangen. ich wohne auch nicht in sachsen oder dresden.

 

[Shim]

realsatire

Das ist ja das Problem. Das wird als Real"satire" aufgefasst und beim Durchzappen vielleicht schon mal mit der "heute-show" verwechselt. Da dreht sich die Spirale der (wahrscheinlich ungewollten) Verharmlosung, weil die Wirklichkeit wie ein Unterhaltungsprogramm daherkommt. Die Betonung muss aber auf "Real" liegen. Das ist bittere Realität. Das ist nicht harmlos, und erst recht nicht mehr, wenn diese Leute erstmal in die Parlamente oder sogar Regierungsverantwortung kommen. Darauf zu hoffen, dass die sich wie die NPD von selbst erledigen oder sich sogar zu wünschen, dass sie frischen Wind in den politischen Alltag bringen, ist für mich nicht nachvollziehbar.

Was man tun kann? Erstmal nicht auf die Idee kommen, die zu wählen. Es gibt zu viele, die sich das in ihrer Gedankenlosigkeit vorstellen können. Seltsamerweise gibt es viele, die eigentlich eher links zu verorten sind, die auf diese Idee kommen. Wie man das verwechseln kann, ist mir schleierhaft. Also in sich gehen und sich selbst klar positionieren: Was wollte ich eigentlich ursprünglich und was will ich auch jetzt? Dann nicht nicht-wählen. Und kommt mir jetzt nicht mit dem beliebten Totschlag-Argument der Untätigen und Gleichgültigen, dass keine Partei wählbar sei. Deswegen haben wir ja dieses verschobene Spektrum. Hier auf dem Lande ist die Wahlbeteilung bei den Konservativen eher höher, weil die pflichtbewusst den Kirchgang mit dem Besuch im Wahllokal verbinden, während der (ehemalige) SPD- und Grünen-Wähler schon mal den Wahl-Sonntag verpennt, um sich nach 18 Uhr über die Hochrechnungen aufzuregen.

Was hat mich das schon bei Bandproben an Wahlsonntagen genervt. Die größten Politik-Meckerer hatten dann immer "vergessen" zur Wahl zu gehen.

 

[Gast27578]

wieso? in meiner gegenwart wurde kein ausländer unwiedersprochen beleidigt und erst recht nicht mit gewalt angegangen. ich wohne auch nicht in sachsen oder dresden.

Alice, nein. Ich meinte die gesamte Situation. Nicht Du als Einzelner. Ich meine im kleinen die Gespräche auf bassic, im grossen die nichtvorhandene Politik dagegen. Nach meinem Empfinden sind die Rechten augenblicklich sehr fleissig. Bisher hat noch Niemand ein sinnvolles Gegenmittel zur Wirkung bringen können. Aber sobald jemand einen Vorschlag macht der helfen könnte, sagt die Mehrheit "Dass das zu hart gegen die Täter" wäre.

Und ich meine halt, das es ein wichtiges Mittel wäre den Gegner erstmal zu erkennen. Für mich sind das Nazis. Genau die gleichen Nazis wie damals. damals waren das auch nicht alles Springer-Glatzen-Totschläger-Hools. Das waren Bäcker und Krämer, genau wie heute. Und sie haben die Verbrechen begangen oder zugesehen, genau wie heute.

Du hast bestimmt Recht wenn Du meinst man darf den Dialog nicht abbrechen, aber benennen sollte man den Gesprächspartner schon.

 

[Shim]

http://www.t-online.de/nachrichten/...3268/nazi-demos-bekommen-ernormen-zulauf.html

 

[Gast20213]

Die Nazis in Deutschland haben es leicht, weil sie lediglich nachplappern müssen, was die Nazis sagen, die in den anderen Ländern auf dem Weg an die Macht sind oder die Macht bereits erlangt haben.

 

[Shim]

Aber wir kommen bei dieser Diskussion nicht weiter, wenn wir nur auf Symptome einer Krankheit schauen, die viel fundamentaler ist. Die Ursache für Faschismus, neue Völkerwanderungen, Umweltzerstörungen (Klimawandel), Freihandelsabkommen, Destabilisierung von Demokratien, ist unsere so heiß geliebte freie Marktwirtschaft.

Die Vermutung ist nicht neu. Aber z.B. mein Irrtum war die Annahme, dass ein Aufbegehren gegen diese Verhältnisse ausschließlich von links kommen würde, weil ja das rechte Spektrum früher nicht so diese Rolle spielte. Außerdem sollte es ja darum gehen, die Verhältnisse zu verbessern. Dass das Aufbegehren aber jetzt von rechts kommt und damit eine Verschlechterung (ich hoffe, da sind wir uns alle einig) der Situation zu befürchten ist, ist für mich eine Ernüchterung und eine erschreckende Erkenntnis. Zumal die Linke und die Mitte wie paralysiert ist, und dem im Moment nicht viel entgegensetzt. Wobei das linke Spektrum ja seit der Wiedervereinigung vollkommen "vermittet" ist.

 

[jam_bass]

Und ich meine halt, das es ein wichtiges Mittel wäre den Gegner erstmal zu erkennen.

Dafür gab's ja mehr als genug Zeit. Aber wir haben lieber blöd gegrinst, wenn der Nachbar eine krude These losgelassen hat und dabei auf Kumpel machte. Es ist tatsächlich so, dass diese Leute, die wir nicht so ernst genommen haben, mehr als genügend Rückhalt in der Bevölkerung haben.
Das sind die ganz normalen spiessigen Kleingeister, die meinen, man würde nicht genug für sie tun.
Was willst du da noch kennenlernen? Da ist nichts dahinter außer Charaktermangel und Herdentrieb.

Die Medien verstehen sie nicht, da diese von Intellektuellen gemacht werden, denen sie unterstellen, die Welt falsch darzustellen, so wie alle Intellektuellen.

 

[Grga]

Und ich meine halt, das es ein wichtiges Mittel wäre den Gegner erstmal zu erkennen. Für mich sind das Nazis. Genau die gleichen Nazis wie damals. damals waren das auch nicht alles Springer-Glatzen-Totschläger-Hools. Das waren Bäcker und Krämer, genau wie heute. Und sie haben die Verbrechen begangen oder zugesehen, genau wie heute.

1) "Adolf" wurde nicht vom demokratisch gewählten Parlament der WR zum Reichskanzler gewählt. Somit auch nichtmal "indirekt" von den Wählern. Das Parlament war damals faktisch "kaltgestellt", aufgrund von Interventionen des "Herren" von Hindenburg. Die NSDAP hatte Stimmenverluste zu beklagen und war schon wieder im Niedergang begriffen, als deutsche Grossindustrielle zusammen mit v. Hindenburg, Hitler zum Reichskanzler machten. Im Grunde war das ein wiederholter Putsch gegen das Parlament (siehe auch die Verwicklungen und Vorgeschichte des Franz von Papen).

2) Kaum einer, welcher die NSDAP mal wählte oder anfangs unterstützte, konnte sich ausmalen, was dann tatsächlich passierte, WK II, Völkermord etc.. und so ist das auch heute, die Menschen haben sich nicht geändert und haben wenig Fantasie bzw. Kenntnis darüber, zu was Menschen fähig sind ("Mein Kampf" wurde doch kaum gelesen, die meisten stellten sich das Buch ungelesen ins Regal, hauptsache "man hatte es").

3) Nachdem sich das Regime "3. Reich" herausgebildet hatte, wurden kritische Menschen auf brutalste Art verfolgt, gefoltert, in Lager gesteckt oder gleich umgebracht. In dieser Situation kann ich "den Bäcker und Krämer" verstehen, welche sich nicht wie "Freiheitskämpfer" gaben und zugesehen haben bzw. mitgelaufen sind. "Wir sitzen hier mit unseren Ärschen im Trockenen" und müssen nicht damit rechnen, dass uns ein Nachbar denunziert und uns die Gestapo abholt.

4) Im Laufe des "3. Reiches" entwickelte sich eine Dynamik, der sich die Menschen schwer entziehen konnten, bspw. in den Krieg zu ziehen.. und was passierte mit denjenigen, welche dazu keinen Bock hatten? Falls sie nicht vorher aus dem "Reich" verschwanden wurden sie ganz einfach eingesperrt oder erschossen.

Will meinen, die Deutschen sind weder heute ein Volk von Nazis, noch waren sie damals ein "Volk von Nazis". Sog. Kollektivschuld gibt es nicht, es gab Räder und Rädchen im System, so wie heute.. der eine hat mehr Anteil an verbrecherischen Handlungen, der andere weniger, der dritte gar keinen. Je naiver Menschen sind, desto mehr folgen sie jenen, die am lautesten sprechen, jenen die ihnen am meisten Versprechungen machen. Und klar, auch wirtschaftlich ging es grossen Teilen der Deutschen nicht gut.. und sahen in "Adolf" ein Art Retter. Nur wie gesagt, er wurde an die Macht geputscht und zwar nicht "vom dummen Nazi Volk", sondern von Grossindustriellen.. deren Nachkommen tlw. auch heute noch die Fäden in Händen halten.

Der Begriff Nazi wird heute dermassen plakativ und inflationär verwendet - macht so für mich keinen Sinn. Die Sachsen sind kein Volk von Nazis, klar gibt es dort Neo-Nazis.. aber eben auch andere "Geister".

m2c

 

[alice d.]

Das ist nicht harmlos, und erst recht nicht mehr, wenn diese Leute erstmal in die Parlamente oder sogar Regierungsverantwortung kommen. Darauf zu hoffen, dass die sich wie die NPD von selbst erledigen oder sich sogar zu wünschen, dass sie frischen Wind in den politischen Alltag bringen, ist für mich nicht nachvollziehbar.

was tun, sprach zeus...
verbieten kann man sie nicht und ihr klientel haben sie auch. ob politik gut oder schlecht ist ist eine frage, die sich am wahlsonntag verbietet. das ist marktwirtschaft: angebot und nachfrage. wir wollen hier auch oft genug eine politk, die auf die bürger hört. aber bitte auf die richtigen. lass die mal machen. eine rechnung hat neulich ergeben, daß eine grenze mit kontrollen für deutschland eine rechnung von 70 milliarden bedeuten würde...
das schöne an den parteien ist ja, die presse entkräftet zuverlässig jedes ihrer argumente und ideen.

Und kommt mir jetzt nicht mit dem beliebten Totschlag-Argument der Untätigen und Gleichgültigen, dass keine Partei wählbar sei.

kennst du eine wählbare partei außer der dkp? und die halte ich auch nur deshalb für wählbar, weil sie nicht über die hürde kommen werden... gut, real mache ich mein kreuz doch wo anders, aber eine gewisse desillusionierung macht sich auch bei einem schon fast zwanghaften wähler wie mir breit.

 

[Shim]

1) "Adolf" wurde nicht vom demokratisch gewählten Parlament der WR zum Reichskanzler gewählt. Somit auch nichtmal "indirekt" von den Wählern. Das Parlament war damals faktisch "kaltgestellt", aufgrund von Interventionen des "Herren" von Hindenburg. Die NSDAP hatte Stimmenverluste zu beklagen und war schon wieder im Niedergang begriffen, als deutsche Grossindustrielle zusammen mit v. Hindenburg, Hitler zum Reichskanzler machten. Im Grunde war das ein wiederholter Putsch gegen das Parlament (siehe auch die Verwicklungen und Vorgeschichte des Franz von Papen).

2) Kaum einer, welcher die NSDAP mal wählte oder anfangs unterstützte, konnte sich ausmalen, was dann tatsächlich passierte, WK II, Völkermord etc.. und so ist das auch heute, die Menschen haben sich nicht geändert und haben wenig Fantasie bzw. Kenntnis darüber, zu was Menschen fähig sind ("Mein Kampf" wurde doch kaum gelesen, die meisten stellten sich das Buch ungelesen ins Regal, hauptsache "man hatte es").

3) Nachdem sich das Regime "3. Reich" herausgebildet hatte, wurden kritische Menschen auf brutalste Art verfolgt, gefoltert, in Lager gesteckt oder gleich umgebracht. In dieser Situation kann ich "den Bäcker und Krämer" verstehen, welche sich nicht wie "Freiheitskäpfer" gaben und zugesehen haben bzw. mitgelaufen sind. "Wir sitzen hier mit unseren Ärschen im Trockenen" und müssen nicht damit rechnen, dass uns ein Nachbar denunziert und uns die Getapo abholt.

4) Im Laufe des "3. Reiches" entwickelte sich eine Dynamik, der sich die Menschen schwer entziehen konnten, bspw. in den Krieg zu ziehen.. und was passierte mit denjenigen, welche dazu keinen Bock hatten? Falls sie nicht vorher aus dem "Reich" verschwanden wurden sie ganz einfach eingesperrt oder erschossen.

Will meinen, die Deutschen sind weder heute ein Volk von Nazis, noch waren sie damals ein "Volk von Nazis". Sog. Kollektivschuld gibt es nicht, es gab Räder und Rädchen im System, so wie heute.. der eine hat mehr Anteil an verbrecherischen Handlungen, der andere weniger, der dritte gar keinen. Je naiver Menschen sind, desto mehr folgen sie jenen, die am lautesten sprechen, jenen die ihnen am meisten Versprechungen machen. Und klar, auch wirtschaftlich ging es grossen Teilen der Deutschen nicht gut.. und sahen in "Adolf" ein Art Retter. Nur wie gesagt, er wurde an die Macht geputscht und zwar nicht "vom dummen Nazi Volk", sondern von Grossindustriellen.. deren Nachkommen tlw. auch heute noch die Fäden in Händen halten.

Der Begriff Nazi wird heute dermassen plakativ und inflationär verwendet - macht so für mich keinen Sinn. Die Sachsen sind kein Volk von Nazis, klar gibt es dort Neo-Nazis.. aber eben auch andere "Geister".

m2c

Aber diese in der Geschichte gemachten Erfahrungen geben einem doch gerade die Gelegenheit, besonders wachsam zu sein und die aktuellen Entwicklungen zu beobachten und frühzeitig gegenzusteuern. Die neuen Nazis zu verharmlosen, weil die alten evtl. noch schlimmer waren, kann nicht der richtige Schluss sein. Auch unter neuen Nazis wird man sich diesen Dingen nicht mehr entziehen können, wenn es erstmal zu spät ist. Und das kann schnell gehen. Siehe Polen. Da wird gewählt und sich plötzlich gewundert, dass z.B. sofort an der Pressefreiheit herumgedreht wird. Als wenn man es nicht hätte vorher wissen müssen.

Ich verstehe nicht, für oder gegen was Dein Beitrag jetzt konkret Argumente liefern soll.

 

[Shim]

kennst du eine wählbare partei außer der dkp? und die halte ich auch nur deshalb für wählbar, weil sie nicht über die hürde kommen werden...

Mit der Logik kannst Du bei der nächsten Wahl getrost zuhause bleiben und Dich mit dem abfinden, was dann kommt.

gut, real mache ich mein kreuz doch wo anders, aber eine gewisse desillusionierung macht sich auch bei einem schon fast zwanghaften wähler wie mir breit.

Desillusionierung macht sich bei mir breit, wenn ich sowas hier lesen muss. Was für ein Trauerspiel.

 

[alice d.]

Ich meine im kleinen die Gespräche auf bassic

die finde ich gut. wir sind hier keine nazis, mir fällt hier niemand als verdächtig auf. aber wer wollte, konnte in den diskussionen sehen, wie die argumente der rattenfänger entkräftet werden können, wir haben uns gemeinsam auf die suche nach ursachen und nach strategien begeben.
es gibt nicht die eine ursache oder die eine maßnahme. aber ich denke, wer will kann hier viel für sich finden, sowohl an persönlichen erlebnissen oder meinungen als auch an informativen artikeln aus zeitungen.
ich finde diese gespräche hier wichtig und der politische ot hier hat mir immer sehr viel gebracht.

Aber sobald jemand einen Vorschlag macht der helfen könnte, sagt die Mehrheit "Dass das zu hart gegen die Täter" wäre.

es geht darum, daß wir nicht den gleichen mist machen wie die, gegen die wir kämpfen. fahr nach sachsen und pack den knüppel aus - ich werde nicht weinen, weil sich da irgendein depp (nicht du) ne beule holt. meine frau arbeitet eng mit flüchtlingen und versucht sich am thema integration. wir alle können nur versuchen, unsere überzeugungen zu leben.
schön, "lass die mal machen" kann auch ne überzeugung sein und die kann man auch leben... in dem fall sollte man das nicht.
was ich nicht mache: zu denen fahren und köpfe grad rücken. dazu hab ich weder zeit noch geld noch bock.
was ich auch nicht mache: zuschauen, wenn die zu mir kommen. und wenn, wie hier argwöhnt wird, das vierte reich dämmert, dann weiß ich auch, was ich zu tun habe.

Und ich meine halt, das es ein wichtiges Mittel wäre den Gegner erstmal zu erkennen. Für mich sind das Nazis. Genau die gleichen Nazis wie damals. damals waren das auch nicht alles Springer-Glatzen-Totschläger-Hools. Das waren Bäcker und Krämer, genau wie heute. Und sie haben die Verbrechen begangen oder zugesehen, genau wie heute.

seh ich ein. aber als nazi wird man nicht gebohren. nazi wird man quasi durch eine infektion mit hitler-bazillen, die es in ländlichen regionen mir vielen dummbeuteln gibt. dagegen kann man sich nur mit döner und bildung impfen. an dem punkt kann man angreifen und beispielsweise mit falaffel und bildung eine therapie einleiten. vielleicht muß man auch ein paar schläge auf den hinterkopf zur erhöhung des denkvermögens applizieren. das kann man im patientengespräch abklären.

Aber z.B. mein Irrtum war die Annahme, dass ein Aufbegehren gegen diese Verhältnisse ausschließlich von links kommen würde, weil ja das rechte Spektrum früher nicht so diese Rolle spielte.

die rechten nennen sich "nationale sozialisten". kommt dir an dem begriff irgendwas bekannt vor?
beide beackern das gleiche feld, den arbeiter mit seinen ihm eigenen problemen. sie haben nur unterschiedliche antworten... so weit sind links und rechts da nicht voneinander entfernt.

 

[alice d.]

Desillusionierung macht sich bei mir breit, wenn ich sowas hier lesen muss. Was für ein Trauerspiel.

wählen macht also nur sinn, wenn die gewählte partei irgendeine chance hat? und verrate mir mal: wofür steht in diesem jahrhundert das "s" in spd? ist die linke wirklich wählbar oder völlig unrealistisch? was ist mit den grünen, haben die ihre ideale nicht auch ein paar mal zu oft verraten?
parteien rechts der spd wähle ich erst, wenn mein blut schwarz ist und mein herz rechts schlägt.
ja, so sieht desillusionierung aus. ich geh trotzdem wählen, denn egal was ich ankreuze, meine stimme drückt die prozente der parteien, die ich nicht will.

 

[Shim]

die rechten nennen sich "nationale sozialisten". kommt dir an dem begriff irgendwas bekannt vor?
beide beackern das gleiche feld, den arbeiter mit seinen ihm eigenen problemen. sie haben nur unterschiedliche antworten... so weit sind links und rechts da nicht voneinander entfernt.

Das ist völliger Mumpitz. Kam das nicht schon von Joachim C. Fest, der die Nazis allen Ernstes als Linke aufgefasst haben wollte? Ich weiß nur, dass Linke wegen ihrer Überzeugungen von den Nazis politisch verfolgt und umgebracht wurden. Dass gleichzeitig Nazis politisch verfolgt und umgebracht wurden, ist mir jetzt eher nicht so geläufig. Es sei denn, man wollte die Befreiung von der Naziherrschaft und vielleicht auch die Nürnberger Prozesse als politische Verfolgung bezeichnen. Was einige Ewiggestrige ja tun.

Hast Du den Augstein-Artikel gelesen, den ich letztens schon mal verlinkt hatte?
http://www.spiegel.de/politik/deuts...-hitler-links-augstein-kolumne-a-1068892.html
Da geht es auch um die Verwechslung von "rinks und lechts".

 

[Shim]

ich geh trotzdem wählen, denn egal was ich ankreuze, meine stimme drückt die prozente der parteien, die ich nicht will.

Das ist doch schon mal besser als nichts.